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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal.

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Bakchen und Thyrsosträger.
R August Niemann ( oman von Goebel).

Das Recht der Überhebung vorbe-
Nachdruck vcrlwm,. (Fortsctzmig.)
Zwölftes Aapitel.
Die Vollblut-Stute.

Warm", o Steuermann, deine" Kiel
Wendest du gerad nach dem Riffe?
Man begriffe nicht der Thore" Ziel,
Wen" man sich nicht selbst begriffe.

null drei Uhr nachmittags stand die schwarze Stute des Prinzen
von Parvliguae, vom Reitknecht geführt, vor der Wohnung des
Grafen vou Hüningen, und der Prinz selbst hatte sich auf seinen
Fuchs ebenfalls eingefunden, um dem ersten Ritt des neuen Be¬
sitzers auf dem schönen Tiere zuzusehen. Außerdem ward der
Doppelpony vorgeführt, den Comtesse Hyazinth zu reiten pflegte -- er ge¬
hörte dem Freiherrn Amadeus von Lovendal, denn der Graf hatte nur Equipage,
aber keine Reitpferde in Berlin -- und der Rittmeister Graf Viktor von Falken¬
fels erschien zur selben Stunde auf einem lichtbraunen Wallach.

Es waren schöne Pferde, die hier vereinigt waren, denn sowohl der Prinz
als auch der Rittmeister waren Reiter ersten Ranges und hätten sich nötigen¬
falls lieber in einem zerrissenen Rock sehen lassen als ^ins einem geringen Gaule,
der Freiherr von Lovendal seinerseits wählte seine Tiere mit Hilfe eines ge¬
wiegten Stallmeisters und eines unergründlichen Geldbeutels aus. Aber mit
der schwarzen Stute konnten sich weder der Fuchs noch der branne Wallach,
noch der Doppelpony oder gar die Pferde der beiden Reitknechte vergleichen.

Als Comtesse Hyazinth mit ihrem Bräutigam vor die Thüre trat und
die beiden Herren begrüßte, welche auf sie warteten, ruhten ihre Augen mit
Entzücken auf dem Tier, dann aber warf sie eilten schnellen besorgten Blick zu


<Umi.;l>vt.'n I. 1882. 78


Bakchen und Thyrsosträger.
R August Niemann ( oman von Goebel).

Das Recht der Überhebung vorbe-
Nachdruck vcrlwm,. (Fortsctzmig.)
Zwölftes Aapitel.
Die Vollblut-Stute.

Warm», o Steuermann, deine» Kiel
Wendest du gerad nach dem Riffe?
Man begriffe nicht der Thore» Ziel,
Wen» man sich nicht selbst begriffe.

null drei Uhr nachmittags stand die schwarze Stute des Prinzen
von Parvliguae, vom Reitknecht geführt, vor der Wohnung des
Grafen vou Hüningen, und der Prinz selbst hatte sich auf seinen
Fuchs ebenfalls eingefunden, um dem ersten Ritt des neuen Be¬
sitzers auf dem schönen Tiere zuzusehen. Außerdem ward der
Doppelpony vorgeführt, den Comtesse Hyazinth zu reiten pflegte — er ge¬
hörte dem Freiherrn Amadeus von Lovendal, denn der Graf hatte nur Equipage,
aber keine Reitpferde in Berlin — und der Rittmeister Graf Viktor von Falken¬
fels erschien zur selben Stunde auf einem lichtbraunen Wallach.

Es waren schöne Pferde, die hier vereinigt waren, denn sowohl der Prinz
als auch der Rittmeister waren Reiter ersten Ranges und hätten sich nötigen¬
falls lieber in einem zerrissenen Rock sehen lassen als ^ins einem geringen Gaule,
der Freiherr von Lovendal seinerseits wählte seine Tiere mit Hilfe eines ge¬
wiegten Stallmeisters und eines unergründlichen Geldbeutels aus. Aber mit
der schwarzen Stute konnten sich weder der Fuchs noch der branne Wallach,
noch der Doppelpony oder gar die Pferde der beiden Reitknechte vergleichen.

Als Comtesse Hyazinth mit ihrem Bräutigam vor die Thüre trat und
die beiden Herren begrüßte, welche auf sie warteten, ruhten ihre Augen mit
Entzücken auf dem Tier, dann aber warf sie eilten schnellen besorgten Blick zu


<Umi.;l>vt.'n I. 1882. 78
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[0625] [Abbildung] Bakchen und Thyrsosträger. R August Niemann ( oman von Goebel). Das Recht der Überhebung vorbe- Nachdruck vcrlwm,. (Fortsctzmig.) Zwölftes Aapitel. Die Vollblut-Stute. Warm», o Steuermann, deine» Kiel Wendest du gerad nach dem Riffe? Man begriffe nicht der Thore» Ziel, Wen» man sich nicht selbst begriffe. null drei Uhr nachmittags stand die schwarze Stute des Prinzen von Parvliguae, vom Reitknecht geführt, vor der Wohnung des Grafen vou Hüningen, und der Prinz selbst hatte sich auf seinen Fuchs ebenfalls eingefunden, um dem ersten Ritt des neuen Be¬ sitzers auf dem schönen Tiere zuzusehen. Außerdem ward der Doppelpony vorgeführt, den Comtesse Hyazinth zu reiten pflegte — er ge¬ hörte dem Freiherrn Amadeus von Lovendal, denn der Graf hatte nur Equipage, aber keine Reitpferde in Berlin — und der Rittmeister Graf Viktor von Falken¬ fels erschien zur selben Stunde auf einem lichtbraunen Wallach. Es waren schöne Pferde, die hier vereinigt waren, denn sowohl der Prinz als auch der Rittmeister waren Reiter ersten Ranges und hätten sich nötigen¬ falls lieber in einem zerrissenen Rock sehen lassen als ^ins einem geringen Gaule, der Freiherr von Lovendal seinerseits wählte seine Tiere mit Hilfe eines ge¬ wiegten Stallmeisters und eines unergründlichen Geldbeutels aus. Aber mit der schwarzen Stute konnten sich weder der Fuchs noch der branne Wallach, noch der Doppelpony oder gar die Pferde der beiden Reitknechte vergleichen. Als Comtesse Hyazinth mit ihrem Bräutigam vor die Thüre trat und die beiden Herren begrüßte, welche auf sie warteten, ruhten ihre Augen mit Entzücken auf dem Tier, dann aber warf sie eilten schnellen besorgten Blick zu <Umi.;l>vt.'n I. 1882. 78

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89804/625>, abgerufen am 06.05.2024.