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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Zweites Quartal.

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Politische Briefe.

der Löwenkämpfer am neuen Museum mit einem -- allerdings rauhen stumpf¬
schwarzen -- Überzug bedeckt sind (nicht wie die Vrvnzefigurcn des Maxdenk¬
mals und die meisten der angeführten Bronzen mit einem glänzend schwarzen),
während das Denkmal des großen Kurfürsten eine schöne Palma zeigt. Die Analyse
des Professor Weber daselbst ergab das Resultat, daß eine stark zinkhaltige
Bronze jenen stumpfschwarzen Überzug bilde, während eine mehr Zinn enthaltende
eine schöne Palma erzeuge.

Bei der Bildung des schwarzen Überzuges der Innsbrucker Statuen müssen
wir aber jedenfalls den zuerst genannten Faktor, nämlich das Ansetzen von Staub
und Ruß, als den entscheidenden ansehen, da sie aus den verschiedensten Metall-
legirnngen bestehen und trotzdem, in höherem oder geringerem Grade, alle mit
jenem Überzug bedeckt sind, der nur hier, wie gesagt, glänzend ist.

Es liegt mir bei diesem Versuch, einen Beitrag zur Erklärung der Schwärzung
alter Bronzen zu liefern, durchaus fern, in die Kompetenz des Chemikers hinüber¬
greifen zu wollen. Ich begnüge mich damit, nachgewiesen zu haben, daß zahl¬
reiche Beispiele eine Bildung derselben auch ohne Anstrich zeigen, sowie daß
an den Innsbrucker Statuen thatsächlich kein Anstrich stattgefunden hat.

Es erübrigt nur noch zu bemerken, daß ebenso wie Lübke die Annahme
eines Anstriches entschieden verwarf, so auch verschiedene andere Kunstkenner,
wie Bildhauer Natter und Dr. Wilhelm Schmidt, der Direktor der Münchener
Kupferstichsammlung, welche die Statuen jüngst besichtigten, diese Annahme
absolut unbegründet fanden. Ja letzterer, der in die ganze Streitfrage noch
wenig eingeweiht war, zeigte sich sogar sehr befremdet, als er erfuhr, daß eine
solche Ansicht bei verschiedenen Fachleuten habe auftauchen und den Anlaß zu
einer Reinigung habe bieten können.


H. Semper.


politische Briefe.
3. Die wirtschaftlichen Bedenken gegen das Tabaksmonopol.

le Nachteile des Tnbaksmonopols pflegen reihenweise aufgezählt
zu werden und so, daß jedes Glied der Reihe eine neue Gattung
bildet; immer aber werden die politischen Nachteile an die Spitze
gestellt. Man pflegt jedoch bei der Angabe derselben nicht aus¬
führlich zu sein und sich mit der allgemeinen Behauptung ihres
sichern Eintritts zu begnügen. So war denn Veranlassung gegeben, diese Nach¬
teile zuerst von allen zu beleuchten, und zu untersuchen, worin sie nach den


Politische Briefe.

der Löwenkämpfer am neuen Museum mit einem — allerdings rauhen stumpf¬
schwarzen — Überzug bedeckt sind (nicht wie die Vrvnzefigurcn des Maxdenk¬
mals und die meisten der angeführten Bronzen mit einem glänzend schwarzen),
während das Denkmal des großen Kurfürsten eine schöne Palma zeigt. Die Analyse
des Professor Weber daselbst ergab das Resultat, daß eine stark zinkhaltige
Bronze jenen stumpfschwarzen Überzug bilde, während eine mehr Zinn enthaltende
eine schöne Palma erzeuge.

Bei der Bildung des schwarzen Überzuges der Innsbrucker Statuen müssen
wir aber jedenfalls den zuerst genannten Faktor, nämlich das Ansetzen von Staub
und Ruß, als den entscheidenden ansehen, da sie aus den verschiedensten Metall-
legirnngen bestehen und trotzdem, in höherem oder geringerem Grade, alle mit
jenem Überzug bedeckt sind, der nur hier, wie gesagt, glänzend ist.

Es liegt mir bei diesem Versuch, einen Beitrag zur Erklärung der Schwärzung
alter Bronzen zu liefern, durchaus fern, in die Kompetenz des Chemikers hinüber¬
greifen zu wollen. Ich begnüge mich damit, nachgewiesen zu haben, daß zahl¬
reiche Beispiele eine Bildung derselben auch ohne Anstrich zeigen, sowie daß
an den Innsbrucker Statuen thatsächlich kein Anstrich stattgefunden hat.

Es erübrigt nur noch zu bemerken, daß ebenso wie Lübke die Annahme
eines Anstriches entschieden verwarf, so auch verschiedene andere Kunstkenner,
wie Bildhauer Natter und Dr. Wilhelm Schmidt, der Direktor der Münchener
Kupferstichsammlung, welche die Statuen jüngst besichtigten, diese Annahme
absolut unbegründet fanden. Ja letzterer, der in die ganze Streitfrage noch
wenig eingeweiht war, zeigte sich sogar sehr befremdet, als er erfuhr, daß eine
solche Ansicht bei verschiedenen Fachleuten habe auftauchen und den Anlaß zu
einer Reinigung habe bieten können.


H. Semper.


politische Briefe.
3. Die wirtschaftlichen Bedenken gegen das Tabaksmonopol.

le Nachteile des Tnbaksmonopols pflegen reihenweise aufgezählt
zu werden und so, daß jedes Glied der Reihe eine neue Gattung
bildet; immer aber werden die politischen Nachteile an die Spitze
gestellt. Man pflegt jedoch bei der Angabe derselben nicht aus¬
führlich zu sein und sich mit der allgemeinen Behauptung ihres
sichern Eintritts zu begnügen. So war denn Veranlassung gegeben, diese Nach¬
teile zuerst von allen zu beleuchten, und zu untersuchen, worin sie nach den


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[0244] Politische Briefe. der Löwenkämpfer am neuen Museum mit einem — allerdings rauhen stumpf¬ schwarzen — Überzug bedeckt sind (nicht wie die Vrvnzefigurcn des Maxdenk¬ mals und die meisten der angeführten Bronzen mit einem glänzend schwarzen), während das Denkmal des großen Kurfürsten eine schöne Palma zeigt. Die Analyse des Professor Weber daselbst ergab das Resultat, daß eine stark zinkhaltige Bronze jenen stumpfschwarzen Überzug bilde, während eine mehr Zinn enthaltende eine schöne Palma erzeuge. Bei der Bildung des schwarzen Überzuges der Innsbrucker Statuen müssen wir aber jedenfalls den zuerst genannten Faktor, nämlich das Ansetzen von Staub und Ruß, als den entscheidenden ansehen, da sie aus den verschiedensten Metall- legirnngen bestehen und trotzdem, in höherem oder geringerem Grade, alle mit jenem Überzug bedeckt sind, der nur hier, wie gesagt, glänzend ist. Es liegt mir bei diesem Versuch, einen Beitrag zur Erklärung der Schwärzung alter Bronzen zu liefern, durchaus fern, in die Kompetenz des Chemikers hinüber¬ greifen zu wollen. Ich begnüge mich damit, nachgewiesen zu haben, daß zahl¬ reiche Beispiele eine Bildung derselben auch ohne Anstrich zeigen, sowie daß an den Innsbrucker Statuen thatsächlich kein Anstrich stattgefunden hat. Es erübrigt nur noch zu bemerken, daß ebenso wie Lübke die Annahme eines Anstriches entschieden verwarf, so auch verschiedene andere Kunstkenner, wie Bildhauer Natter und Dr. Wilhelm Schmidt, der Direktor der Münchener Kupferstichsammlung, welche die Statuen jüngst besichtigten, diese Annahme absolut unbegründet fanden. Ja letzterer, der in die ganze Streitfrage noch wenig eingeweiht war, zeigte sich sogar sehr befremdet, als er erfuhr, daß eine solche Ansicht bei verschiedenen Fachleuten habe auftauchen und den Anlaß zu einer Reinigung habe bieten können. H. Semper. politische Briefe. 3. Die wirtschaftlichen Bedenken gegen das Tabaksmonopol. le Nachteile des Tnbaksmonopols pflegen reihenweise aufgezählt zu werden und so, daß jedes Glied der Reihe eine neue Gattung bildet; immer aber werden die politischen Nachteile an die Spitze gestellt. Man pflegt jedoch bei der Angabe derselben nicht aus¬ führlich zu sein und sich mit der allgemeinen Behauptung ihres sichern Eintritts zu begnügen. So war denn Veranlassung gegeben, diese Nach¬ teile zuerst von allen zu beleuchten, und zu untersuchen, worin sie nach den

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89806/244>, abgerufen am 01.05.2024.