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Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Zweites Quartal.

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Nochmals die Innsbrucker Bronzen.

und Pietro de Medici von Verrocchio in der alten Sakristei, sowie die Bronzc-
thüren des Donatello ebenda sind schwarz. 6. Die Bronzcfigur des Täufers
von Donatello in der Tanfknpelle des Doms von Siena ist schlvarz wie Eben¬
holz. 7. Die Statue des H. Petrus in S. Peter zu Rom ist schwarz, soweit
sie nicht glänzend geküßt ist; schwarz sind die Bronzen des A. Pollajuolo ebenda,
soweit sie nicht vergoldet sind.

Die Beispiele aus Italien ließen sich noch beträchtlich vermehren. Doch
mögen jetzt diejenigen folgen, welche ich hier in Innsbruck selbst beobachtet habe.

Im Ferdinaiidcuni befindet sich im Parterrekorridor, rechts vom Treppen¬
aufgang, die bronzene Grabtafcl eines Ferdinand Hvlzl vom Jahre 1545, welche
genau so pechschwarz ist wie die Statuen der Hofkirche. Die Gedenktafel ferner,
die Erzherzog Ferdinand Karl zur Erinnerung an das eigenhändige Aufschlagen
eines Salzbergcs bei Hall im Jahre 1648 widmete und die im Ferdinanden":
neben der ebengenannten Tafel hängt, zeigt eine fast völlige Schwärze, unter
der jedoch an mehreren Stellen, ebenso wie an den meisten Statuen der Hof-
kirche, eine schöne braune Palma durchschimmert. Weiterhin finden sich in der
Pfarrgasse an einem Erker der Wagnerschen Buchdrucker" drei Bronzetafeln
nut Wappen und Inschriften eingelassen, am Hause Ur. 3 der Hofgasse an zwei
Erkern zehn ebensolche Bronzetafcln, welche vollständig dieselbe Schwärze haben
wie die Statuen der Hofkirche.

Wenn man diese schwarzen Bronzen, die sich entweder in geschlossenen
Räumen befinden und meist von jeher befunden haben (zumal in Kirchen), oder
die doch durch architektonische Einrahmungen und Überdachnngeu geschützt sind,
mit dem bald helleren, bald dunkleren grünlichen Tone der in freier Luft
stehenden Bronzekunstwerte vergleicht, so möchte man geneigt sein, jene Schwärze
als einen im Laufe von Jahrhunderten verdichteten Ansatz von Staub und Ruß
in Verbindung mit Temperaturniederschlägen zu betrachten, der sich auch an den
genannten Brvnzctafeln bilden konnte, da sie durch die vortretende architektonische
Umrahmung vor allznhänfigen, vollständigen Abschwemmnngen geschützt sind,
wogegen die ganz freistehenden Statuen, die solchen beständig ausgesetzt sind,
die Bildung einer derartigen homogenen Staub- oder Rnßhüllc nicht zulassen,
dafür aber einer stärkeren Oxydirnng unterworfen sind. Und in der That be¬
findet sich an der Ecke der Hof- und Pfarrgasse zu Innsbruck eine Statue der
Viktoria, welche im Gegensatz zu den daneben befindlichen Reliefs nicht schwarz,
sondern tiefgrün gefärbt ist.

In den meisten Fällen mag diese Erklärung der verschiedenen Färbung
alter Bronzen zutreffend sein, immer jedoch nicht. Bisweilen nehmen much in
freier Luft stehende und von allen Seiten der Witterung ausgesetzte Bronze-
.Statuen einen schwarzen Ton an. Dieser Umstand hat besonders auch in Berlin
zu eingehenden Untersuchungen über die Natur der Palma geführt, da dort das
Standbild Friedrichs des Großen, ferner die Rvsscbündiger vor dem Schloß und


Nochmals die Innsbrucker Bronzen.

und Pietro de Medici von Verrocchio in der alten Sakristei, sowie die Bronzc-
thüren des Donatello ebenda sind schwarz. 6. Die Bronzcfigur des Täufers
von Donatello in der Tanfknpelle des Doms von Siena ist schlvarz wie Eben¬
holz. 7. Die Statue des H. Petrus in S. Peter zu Rom ist schwarz, soweit
sie nicht glänzend geküßt ist; schwarz sind die Bronzen des A. Pollajuolo ebenda,
soweit sie nicht vergoldet sind.

Die Beispiele aus Italien ließen sich noch beträchtlich vermehren. Doch
mögen jetzt diejenigen folgen, welche ich hier in Innsbruck selbst beobachtet habe.

Im Ferdinaiidcuni befindet sich im Parterrekorridor, rechts vom Treppen¬
aufgang, die bronzene Grabtafcl eines Ferdinand Hvlzl vom Jahre 1545, welche
genau so pechschwarz ist wie die Statuen der Hofkirche. Die Gedenktafel ferner,
die Erzherzog Ferdinand Karl zur Erinnerung an das eigenhändige Aufschlagen
eines Salzbergcs bei Hall im Jahre 1648 widmete und die im Ferdinanden«:
neben der ebengenannten Tafel hängt, zeigt eine fast völlige Schwärze, unter
der jedoch an mehreren Stellen, ebenso wie an den meisten Statuen der Hof-
kirche, eine schöne braune Palma durchschimmert. Weiterhin finden sich in der
Pfarrgasse an einem Erker der Wagnerschen Buchdrucker« drei Bronzetafeln
nut Wappen und Inschriften eingelassen, am Hause Ur. 3 der Hofgasse an zwei
Erkern zehn ebensolche Bronzetafcln, welche vollständig dieselbe Schwärze haben
wie die Statuen der Hofkirche.

Wenn man diese schwarzen Bronzen, die sich entweder in geschlossenen
Räumen befinden und meist von jeher befunden haben (zumal in Kirchen), oder
die doch durch architektonische Einrahmungen und Überdachnngeu geschützt sind,
mit dem bald helleren, bald dunkleren grünlichen Tone der in freier Luft
stehenden Bronzekunstwerte vergleicht, so möchte man geneigt sein, jene Schwärze
als einen im Laufe von Jahrhunderten verdichteten Ansatz von Staub und Ruß
in Verbindung mit Temperaturniederschlägen zu betrachten, der sich auch an den
genannten Brvnzctafeln bilden konnte, da sie durch die vortretende architektonische
Umrahmung vor allznhänfigen, vollständigen Abschwemmnngen geschützt sind,
wogegen die ganz freistehenden Statuen, die solchen beständig ausgesetzt sind,
die Bildung einer derartigen homogenen Staub- oder Rnßhüllc nicht zulassen,
dafür aber einer stärkeren Oxydirnng unterworfen sind. Und in der That be¬
findet sich an der Ecke der Hof- und Pfarrgasse zu Innsbruck eine Statue der
Viktoria, welche im Gegensatz zu den daneben befindlichen Reliefs nicht schwarz,
sondern tiefgrün gefärbt ist.

In den meisten Fällen mag diese Erklärung der verschiedenen Färbung
alter Bronzen zutreffend sein, immer jedoch nicht. Bisweilen nehmen much in
freier Luft stehende und von allen Seiten der Witterung ausgesetzte Bronze-
.Statuen einen schwarzen Ton an. Dieser Umstand hat besonders auch in Berlin
zu eingehenden Untersuchungen über die Natur der Palma geführt, da dort das
Standbild Friedrichs des Großen, ferner die Rvsscbündiger vor dem Schloß und


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[0243] Nochmals die Innsbrucker Bronzen. und Pietro de Medici von Verrocchio in der alten Sakristei, sowie die Bronzc- thüren des Donatello ebenda sind schwarz. 6. Die Bronzcfigur des Täufers von Donatello in der Tanfknpelle des Doms von Siena ist schlvarz wie Eben¬ holz. 7. Die Statue des H. Petrus in S. Peter zu Rom ist schwarz, soweit sie nicht glänzend geküßt ist; schwarz sind die Bronzen des A. Pollajuolo ebenda, soweit sie nicht vergoldet sind. Die Beispiele aus Italien ließen sich noch beträchtlich vermehren. Doch mögen jetzt diejenigen folgen, welche ich hier in Innsbruck selbst beobachtet habe. Im Ferdinaiidcuni befindet sich im Parterrekorridor, rechts vom Treppen¬ aufgang, die bronzene Grabtafcl eines Ferdinand Hvlzl vom Jahre 1545, welche genau so pechschwarz ist wie die Statuen der Hofkirche. Die Gedenktafel ferner, die Erzherzog Ferdinand Karl zur Erinnerung an das eigenhändige Aufschlagen eines Salzbergcs bei Hall im Jahre 1648 widmete und die im Ferdinanden«: neben der ebengenannten Tafel hängt, zeigt eine fast völlige Schwärze, unter der jedoch an mehreren Stellen, ebenso wie an den meisten Statuen der Hof- kirche, eine schöne braune Palma durchschimmert. Weiterhin finden sich in der Pfarrgasse an einem Erker der Wagnerschen Buchdrucker« drei Bronzetafeln nut Wappen und Inschriften eingelassen, am Hause Ur. 3 der Hofgasse an zwei Erkern zehn ebensolche Bronzetafcln, welche vollständig dieselbe Schwärze haben wie die Statuen der Hofkirche. Wenn man diese schwarzen Bronzen, die sich entweder in geschlossenen Räumen befinden und meist von jeher befunden haben (zumal in Kirchen), oder die doch durch architektonische Einrahmungen und Überdachnngeu geschützt sind, mit dem bald helleren, bald dunkleren grünlichen Tone der in freier Luft stehenden Bronzekunstwerte vergleicht, so möchte man geneigt sein, jene Schwärze als einen im Laufe von Jahrhunderten verdichteten Ansatz von Staub und Ruß in Verbindung mit Temperaturniederschlägen zu betrachten, der sich auch an den genannten Brvnzctafeln bilden konnte, da sie durch die vortretende architektonische Umrahmung vor allznhänfigen, vollständigen Abschwemmnngen geschützt sind, wogegen die ganz freistehenden Statuen, die solchen beständig ausgesetzt sind, die Bildung einer derartigen homogenen Staub- oder Rnßhüllc nicht zulassen, dafür aber einer stärkeren Oxydirnng unterworfen sind. Und in der That be¬ findet sich an der Ecke der Hof- und Pfarrgasse zu Innsbruck eine Statue der Viktoria, welche im Gegensatz zu den daneben befindlichen Reliefs nicht schwarz, sondern tiefgrün gefärbt ist. In den meisten Fällen mag diese Erklärung der verschiedenen Färbung alter Bronzen zutreffend sein, immer jedoch nicht. Bisweilen nehmen much in freier Luft stehende und von allen Seiten der Witterung ausgesetzte Bronze- .Statuen einen schwarzen Ton an. Dieser Umstand hat besonders auch in Berlin zu eingehenden Untersuchungen über die Natur der Palma geführt, da dort das Standbild Friedrichs des Großen, ferner die Rvsscbündiger vor dem Schloß und

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 41, 1882, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341835_89806/243>, abgerufen am 16.05.2024.