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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal.

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Dcis Unwesen der Lotterien.

tum in Turnerweise dick thaten, so wußte Herr von Bismcirck in natürlichster
und feinster Weise den Preußen und den Deutschen, der auf sein Vaterland
stolz ist, mit dem vornehmen Herrn zu verbinden, für den die in der gesamten
Hof- und Diplvmatcnsphäre üblichen Verkehrsformen selbstverständlich sind."

Dergleichen läßt sich nicht lehren und nicht lernen, es muß angeboren sein.
Es war in diesem Falle Äußerung des genialen Instinkts, auf dem Bismarcks
Größe beruht. Es läßt sich nur annähernd nachahmen, und die uneingeschränkte
Nachahmung läuft Gefahr, komisch und damit gefährlich zu werden. Eins schickt
sich nicht für alle, und so gehört unser Beispiel eigentlich nicht oder doch nur
als geschichtliches Faktum in die Diplomatenschule.




Das Unwesen der Lotterien.

or etwa Jahresfrist wiesen wir in diesen Blättern darauf hin,
wie die mit obrigkeitlicher Erlaubnis erfolgende Veranstaltung
von Lotterien dnrch Private für alle möglichen Zwecke zu einem
Mißbrauch ausgeartet sei, der unser Volk sittlich und wirtschaft¬
lich schädige. Fast gleichzeitig wurden im preußischen Abgeord¬
netenhause lebhafte Stimmen lant gegen das Lotteriewesen in Deutschland über¬
haupt. Auch schien es einige Zeit, als ob man obrigkeitlich der Veranstaltung
solcher Lotterien minder geneigt sei. Gegenwärtig steht aber dieses Lotterie¬
wesen wieder in vollster Blüte. Aus wenigen Zeitungen, die uns durch die
Hände laufen, haben wir eine kleine Sammlung von Lotterie-Anzeigen uns
angelegt, die wir hier mitteilen wollen.

1. Große Breslauer Lotterie. Ziehung vom 8. bis 11. Oktober dieses Jahres.
Erster Hauptgewinn: eine Goldsäule im Werte von 30 000 Mark. Zweiter Haupt¬
gewinn: eine Silbersüule, 20 000 Mark. Weitere Gewinne im Werte von 10 000
Mark, 5000 Mark n. s. w. Gesamtwert der 3000 Gewinne: 180 000 Mark.
Loose 3 Mark 15 Pf. Der Generaldebit ist dein Bankhause A. Molling in
Hannover übertragen.

2. Erste Lotterie der großherzoglichen Kreishauptstadt Baden. Hauptgewinne
im Werte von 50000. 20000, 15000, 10000, 5000 Mark u. s. w. Drei
Ziehungen. Zweite Ziehung: 2000 Gewinne zu 53 500 Mark. Dritte Ziehung:
3000 Gewinne zu 127 600 Mark. Loose (für alle Ziehungen) zu 6 Mark 30 Pf.
Generaldebit bei A. Molling in Hannover.

3. Große Lotterie zu Weimar 1884. Hauptgewinn 20 000 Mark. 5000
Gewinne. Ziehung den 10. Dezember. Loose 2 Mark. Generaldebit: A. Mol¬
ling in Hannover.


Dcis Unwesen der Lotterien.

tum in Turnerweise dick thaten, so wußte Herr von Bismcirck in natürlichster
und feinster Weise den Preußen und den Deutschen, der auf sein Vaterland
stolz ist, mit dem vornehmen Herrn zu verbinden, für den die in der gesamten
Hof- und Diplvmatcnsphäre üblichen Verkehrsformen selbstverständlich sind."

Dergleichen läßt sich nicht lehren und nicht lernen, es muß angeboren sein.
Es war in diesem Falle Äußerung des genialen Instinkts, auf dem Bismarcks
Größe beruht. Es läßt sich nur annähernd nachahmen, und die uneingeschränkte
Nachahmung läuft Gefahr, komisch und damit gefährlich zu werden. Eins schickt
sich nicht für alle, und so gehört unser Beispiel eigentlich nicht oder doch nur
als geschichtliches Faktum in die Diplomatenschule.




Das Unwesen der Lotterien.

or etwa Jahresfrist wiesen wir in diesen Blättern darauf hin,
wie die mit obrigkeitlicher Erlaubnis erfolgende Veranstaltung
von Lotterien dnrch Private für alle möglichen Zwecke zu einem
Mißbrauch ausgeartet sei, der unser Volk sittlich und wirtschaft¬
lich schädige. Fast gleichzeitig wurden im preußischen Abgeord¬
netenhause lebhafte Stimmen lant gegen das Lotteriewesen in Deutschland über¬
haupt. Auch schien es einige Zeit, als ob man obrigkeitlich der Veranstaltung
solcher Lotterien minder geneigt sei. Gegenwärtig steht aber dieses Lotterie¬
wesen wieder in vollster Blüte. Aus wenigen Zeitungen, die uns durch die
Hände laufen, haben wir eine kleine Sammlung von Lotterie-Anzeigen uns
angelegt, die wir hier mitteilen wollen.

1. Große Breslauer Lotterie. Ziehung vom 8. bis 11. Oktober dieses Jahres.
Erster Hauptgewinn: eine Goldsäule im Werte von 30 000 Mark. Zweiter Haupt¬
gewinn: eine Silbersüule, 20 000 Mark. Weitere Gewinne im Werte von 10 000
Mark, 5000 Mark n. s. w. Gesamtwert der 3000 Gewinne: 180 000 Mark.
Loose 3 Mark 15 Pf. Der Generaldebit ist dein Bankhause A. Molling in
Hannover übertragen.

2. Erste Lotterie der großherzoglichen Kreishauptstadt Baden. Hauptgewinne
im Werte von 50000. 20000, 15000, 10000, 5000 Mark u. s. w. Drei
Ziehungen. Zweite Ziehung: 2000 Gewinne zu 53 500 Mark. Dritte Ziehung:
3000 Gewinne zu 127 600 Mark. Loose (für alle Ziehungen) zu 6 Mark 30 Pf.
Generaldebit bei A. Molling in Hannover.

3. Große Lotterie zu Weimar 1884. Hauptgewinn 20 000 Mark. 5000
Gewinne. Ziehung den 10. Dezember. Loose 2 Mark. Generaldebit: A. Mol¬
ling in Hannover.


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[0463] Dcis Unwesen der Lotterien. tum in Turnerweise dick thaten, so wußte Herr von Bismcirck in natürlichster und feinster Weise den Preußen und den Deutschen, der auf sein Vaterland stolz ist, mit dem vornehmen Herrn zu verbinden, für den die in der gesamten Hof- und Diplvmatcnsphäre üblichen Verkehrsformen selbstverständlich sind." Dergleichen läßt sich nicht lehren und nicht lernen, es muß angeboren sein. Es war in diesem Falle Äußerung des genialen Instinkts, auf dem Bismarcks Größe beruht. Es läßt sich nur annähernd nachahmen, und die uneingeschränkte Nachahmung läuft Gefahr, komisch und damit gefährlich zu werden. Eins schickt sich nicht für alle, und so gehört unser Beispiel eigentlich nicht oder doch nur als geschichtliches Faktum in die Diplomatenschule. Das Unwesen der Lotterien. or etwa Jahresfrist wiesen wir in diesen Blättern darauf hin, wie die mit obrigkeitlicher Erlaubnis erfolgende Veranstaltung von Lotterien dnrch Private für alle möglichen Zwecke zu einem Mißbrauch ausgeartet sei, der unser Volk sittlich und wirtschaft¬ lich schädige. Fast gleichzeitig wurden im preußischen Abgeord¬ netenhause lebhafte Stimmen lant gegen das Lotteriewesen in Deutschland über¬ haupt. Auch schien es einige Zeit, als ob man obrigkeitlich der Veranstaltung solcher Lotterien minder geneigt sei. Gegenwärtig steht aber dieses Lotterie¬ wesen wieder in vollster Blüte. Aus wenigen Zeitungen, die uns durch die Hände laufen, haben wir eine kleine Sammlung von Lotterie-Anzeigen uns angelegt, die wir hier mitteilen wollen. 1. Große Breslauer Lotterie. Ziehung vom 8. bis 11. Oktober dieses Jahres. Erster Hauptgewinn: eine Goldsäule im Werte von 30 000 Mark. Zweiter Haupt¬ gewinn: eine Silbersüule, 20 000 Mark. Weitere Gewinne im Werte von 10 000 Mark, 5000 Mark n. s. w. Gesamtwert der 3000 Gewinne: 180 000 Mark. Loose 3 Mark 15 Pf. Der Generaldebit ist dein Bankhause A. Molling in Hannover übertragen. 2. Erste Lotterie der großherzoglichen Kreishauptstadt Baden. Hauptgewinne im Werte von 50000. 20000, 15000, 10000, 5000 Mark u. s. w. Drei Ziehungen. Zweite Ziehung: 2000 Gewinne zu 53 500 Mark. Dritte Ziehung: 3000 Gewinne zu 127 600 Mark. Loose (für alle Ziehungen) zu 6 Mark 30 Pf. Generaldebit bei A. Molling in Hannover. 3. Große Lotterie zu Weimar 1884. Hauptgewinn 20 000 Mark. 5000 Gewinne. Ziehung den 10. Dezember. Loose 2 Mark. Generaldebit: A. Mol¬ ling in Hannover.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_156924/463>, abgerufen am 07.05.2024.