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Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Zweites Quartal.

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Gordon und das 'Konferenzprozekt.'

Das Werk wurde von allen Rezensenten höchlichst anerkannt. Schwamm schrieb:
Einverstanden, Pflaumet: Einverstanden, Dr. Schmiedefeld: Einverstanden. Nur Post-
sekretär Lämmermeier wünschte wieder einige "stylistische" Änderungen. Etwas
störend war die große Länge der Arbeit. Man proponirte dein Verfasser einige
Kürzungen, wogegen derselbe ernstlich remonstrirte. So wird jedenfalls eine un¬
verkürzte Veröffentlichung erfolge", wiewohl Herr Kleinpaul wiederum im Interesse
der Schlupfwespen protestirt hat.

Nachschrift. Soeben erfahre ich, daß vom Minister, welchem die ersten Nummern
der Zeitschrift zugeschickt worden find, eine sehr verbindliche Antwort eingelaufen ist,
und daß die Absicht besteht, den Präsidenten der so allgemein anerkannten
Gesellschaft als Bibliothekar an die Landesanstalt zu Schwitzach zu berufen. Doktor
Krimper wird, wie er feierlich versichert, ablehnen, aber den Subrektor Siamesen
für die Stelle vorschlagen.


^.


Gordon und das Konferenzprojekt.

neue Woche hat mit keinerlei günstigeren Aussichten in der
ägyptischen Frage begonnen. Nirgends, weder am untern Nil
! noch im Sudan noch um der Seite des Horizonts, hinter welchem
W^^^M Habesch liegt, zeigt sich ein Auseinandergehen der Wolken, ja man
kann sagen, vom vorigen September an bis heute hat sich der
Himmel mit jedem Tage mehr verfinstert, und zwar sowohl über Chartum
als über Kairo. Ersteres ist jetzt hermetisch abgesperrt, Berber zwar noch
nicht von den Scharen des Mcchdi besetzt, aber, nachdem ein Teil der Regierungs¬
truppen zu jenen übergegangen, dem Falle nahe und schon von der größer"
Hälfte seiner Bewohner geräumt. Osman Digma ferner rüstet sich zu einem
Angriffe auf Suakin. Das ist aber nur Fortsetzung, nicht Schluß des Dramas,
das 1881 begann. Aufstünde wachsen, wenn Erfolge sie nähren, und bald wird
der, dessen Fahne der Prophet von Darfur trägt, an der großen Wüste an¬
gelangt sein, welche das eigentliche Ägypten vom Sudan trennt. Zunächst wird
auch der Telegraphendraht, der Chartum mit Dongola verbindet, durchschnitten
werden, und kurz darauf werden wir erfahren, daß der letztere Platz in die
Hände der Insurgenten gefallen ist.

Niemand weiß jetzt noch genau, wie es am Zusammenflusse des weißen
und blauen Nil steht, aber man kann sich die Lage wenigstens ungefähr ver¬
gegenwärtigen. Der gottesfürchtige Kriegsmann, der in Gladstones Auftrag
und zugleich als vom Chedive ernannter Maki hier regiert, hat unter seinen:
Befehl eine Truppenmacht, die aus Weißen und Negern gemischt ist. Als ge-


Gordon und das 'Konferenzprozekt.'

Das Werk wurde von allen Rezensenten höchlichst anerkannt. Schwamm schrieb:
Einverstanden, Pflaumet: Einverstanden, Dr. Schmiedefeld: Einverstanden. Nur Post-
sekretär Lämmermeier wünschte wieder einige „stylistische" Änderungen. Etwas
störend war die große Länge der Arbeit. Man proponirte dein Verfasser einige
Kürzungen, wogegen derselbe ernstlich remonstrirte. So wird jedenfalls eine un¬
verkürzte Veröffentlichung erfolge», wiewohl Herr Kleinpaul wiederum im Interesse
der Schlupfwespen protestirt hat.

Nachschrift. Soeben erfahre ich, daß vom Minister, welchem die ersten Nummern
der Zeitschrift zugeschickt worden find, eine sehr verbindliche Antwort eingelaufen ist,
und daß die Absicht besteht, den Präsidenten der so allgemein anerkannten
Gesellschaft als Bibliothekar an die Landesanstalt zu Schwitzach zu berufen. Doktor
Krimper wird, wie er feierlich versichert, ablehnen, aber den Subrektor Siamesen
für die Stelle vorschlagen.


^.


Gordon und das Konferenzprojekt.

neue Woche hat mit keinerlei günstigeren Aussichten in der
ägyptischen Frage begonnen. Nirgends, weder am untern Nil
! noch im Sudan noch um der Seite des Horizonts, hinter welchem
W^^^M Habesch liegt, zeigt sich ein Auseinandergehen der Wolken, ja man
kann sagen, vom vorigen September an bis heute hat sich der
Himmel mit jedem Tage mehr verfinstert, und zwar sowohl über Chartum
als über Kairo. Ersteres ist jetzt hermetisch abgesperrt, Berber zwar noch
nicht von den Scharen des Mcchdi besetzt, aber, nachdem ein Teil der Regierungs¬
truppen zu jenen übergegangen, dem Falle nahe und schon von der größer»
Hälfte seiner Bewohner geräumt. Osman Digma ferner rüstet sich zu einem
Angriffe auf Suakin. Das ist aber nur Fortsetzung, nicht Schluß des Dramas,
das 1881 begann. Aufstünde wachsen, wenn Erfolge sie nähren, und bald wird
der, dessen Fahne der Prophet von Darfur trägt, an der großen Wüste an¬
gelangt sein, welche das eigentliche Ägypten vom Sudan trennt. Zunächst wird
auch der Telegraphendraht, der Chartum mit Dongola verbindet, durchschnitten
werden, und kurz darauf werden wir erfahren, daß der letztere Platz in die
Hände der Insurgenten gefallen ist.

Niemand weiß jetzt noch genau, wie es am Zusammenflusse des weißen
und blauen Nil steht, aber man kann sich die Lage wenigstens ungefähr ver¬
gegenwärtigen. Der gottesfürchtige Kriegsmann, der in Gladstones Auftrag
und zugleich als vom Chedive ernannter Maki hier regiert, hat unter seinen:
Befehl eine Truppenmacht, die aus Weißen und Negern gemischt ist. Als ge-


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[0351] Gordon und das 'Konferenzprozekt.' Das Werk wurde von allen Rezensenten höchlichst anerkannt. Schwamm schrieb: Einverstanden, Pflaumet: Einverstanden, Dr. Schmiedefeld: Einverstanden. Nur Post- sekretär Lämmermeier wünschte wieder einige „stylistische" Änderungen. Etwas störend war die große Länge der Arbeit. Man proponirte dein Verfasser einige Kürzungen, wogegen derselbe ernstlich remonstrirte. So wird jedenfalls eine un¬ verkürzte Veröffentlichung erfolge», wiewohl Herr Kleinpaul wiederum im Interesse der Schlupfwespen protestirt hat. Nachschrift. Soeben erfahre ich, daß vom Minister, welchem die ersten Nummern der Zeitschrift zugeschickt worden find, eine sehr verbindliche Antwort eingelaufen ist, und daß die Absicht besteht, den Präsidenten der so allgemein anerkannten Gesellschaft als Bibliothekar an die Landesanstalt zu Schwitzach zu berufen. Doktor Krimper wird, wie er feierlich versichert, ablehnen, aber den Subrektor Siamesen für die Stelle vorschlagen. ^. Gordon und das Konferenzprojekt. neue Woche hat mit keinerlei günstigeren Aussichten in der ägyptischen Frage begonnen. Nirgends, weder am untern Nil ! noch im Sudan noch um der Seite des Horizonts, hinter welchem W^^^M Habesch liegt, zeigt sich ein Auseinandergehen der Wolken, ja man kann sagen, vom vorigen September an bis heute hat sich der Himmel mit jedem Tage mehr verfinstert, und zwar sowohl über Chartum als über Kairo. Ersteres ist jetzt hermetisch abgesperrt, Berber zwar noch nicht von den Scharen des Mcchdi besetzt, aber, nachdem ein Teil der Regierungs¬ truppen zu jenen übergegangen, dem Falle nahe und schon von der größer» Hälfte seiner Bewohner geräumt. Osman Digma ferner rüstet sich zu einem Angriffe auf Suakin. Das ist aber nur Fortsetzung, nicht Schluß des Dramas, das 1881 begann. Aufstünde wachsen, wenn Erfolge sie nähren, und bald wird der, dessen Fahne der Prophet von Darfur trägt, an der großen Wüste an¬ gelangt sein, welche das eigentliche Ägypten vom Sudan trennt. Zunächst wird auch der Telegraphendraht, der Chartum mit Dongola verbindet, durchschnitten werden, und kurz darauf werden wir erfahren, daß der letztere Platz in die Hände der Insurgenten gefallen ist. Niemand weiß jetzt noch genau, wie es am Zusammenflusse des weißen und blauen Nil steht, aber man kann sich die Lage wenigstens ungefähr ver¬ gegenwärtigen. Der gottesfürchtige Kriegsmann, der in Gladstones Auftrag und zugleich als vom Chedive ernannter Maki hier regiert, hat unter seinen: Befehl eine Truppenmacht, die aus Weißen und Negern gemischt ist. Als ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 43, 1884, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341839_158166/351>, abgerufen am 02.05.2024.