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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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und lebendig, aber hie und da etwas pretiös und mit Beziehungen über¬
laden. Die Schilderungen wie die Erörterungen in den "Gastfahrten" wirken
frischer, unmittelbarer und einfacher, sie gehören zu dem Besten, dessen wir uns
in neuerer Zeit auf diesem Gebiete erfreut haben. Eine größere kunsthistorische
Arbeit, mit welcher Noßmann seit Jahren beschäftigt war, scheint so wenig zum
Abschlüsse gelangt zu sein wie sein historisches Hauptwerk. Immerhin genügen
die vorhandenen Schriften des in bester Manneskraft Dahingerafften, um seinem
literarischen Streben in engern und weitern Freundeskreisen ein rühmliches
Andenken zu sichern. Noßmanns ganze Persönlichkeit war darnach angethan,
zahlreiche Freunde zu erwerben. Von stattlicher Erscheinung, mit einem sprechenden
Auge und einem klangvollen Organ begabt, eine gewisse Vornehmheit und Würde
der Lebensform mit bescheidener und ruhiger Zurückhaltung verbindend, vielseitig
unterrichtet und darum den verschiedensten geistigen Bestrebungen verständnis¬
volles Interesse bezeigend und bewahrend, war er jedem Lebenskreise willkommen
und zählte Freunde in allen. Die Krankheit, der Tod lind die prunklose Be¬
stattung Roßmanns gaben für die Freunde Anlaß, ihre Teilnahme an den Tag
zu legen. Noch besser und nachhaltiger werden sie diese Teilnahme erweisen
können, wenn sie dafür sorgen helfen, daß ein ernstes, pflichtvolles und pflicht¬
treues, edeln Aufgaben dienendes Leben nicht in den Schlamm geringschätziger
Gleichgiltigkeit und frivoler Nichtachtung versenkt wird, welche die Losung eines
Geschlechtes sind, bei dem, in anderen Sinne als es der Dichter meinte, nur
der Lebende Recht hat.




Die Erklärung
der Herren von ^>ybel und Dr. Roher
die Gespräche Friedrichs des Großen mit de (Lade betreffend.

es habe geschwankt, ob ich auf die vor einigen Tagen von einer
Anzahl deutscher Zeitungen abgedruckte "Erklärung" der Herren
von Sybel und or. Koser mich mit einer Gegenerklärung an die
betreffenden Zeitungen allein wenden oder den gegen mich, be¬
ziehentlich gegen meine Firma gerichteten Angriffen an dieser Stelle
entgegentreten sollte. Da ich Herrn von Sybel nicht mit wenig Worten zurück¬
weisen kann und befürchten muß, daß die Zeitungen einer längeren Antwort
nicht so willfährig ihre Spalten öffnen möchten wie der "Erklärung" des Herrn
Archivdirektors, so habe ich das letztere vorgezogen, umsomehr, als die Hand-


und lebendig, aber hie und da etwas pretiös und mit Beziehungen über¬
laden. Die Schilderungen wie die Erörterungen in den „Gastfahrten" wirken
frischer, unmittelbarer und einfacher, sie gehören zu dem Besten, dessen wir uns
in neuerer Zeit auf diesem Gebiete erfreut haben. Eine größere kunsthistorische
Arbeit, mit welcher Noßmann seit Jahren beschäftigt war, scheint so wenig zum
Abschlüsse gelangt zu sein wie sein historisches Hauptwerk. Immerhin genügen
die vorhandenen Schriften des in bester Manneskraft Dahingerafften, um seinem
literarischen Streben in engern und weitern Freundeskreisen ein rühmliches
Andenken zu sichern. Noßmanns ganze Persönlichkeit war darnach angethan,
zahlreiche Freunde zu erwerben. Von stattlicher Erscheinung, mit einem sprechenden
Auge und einem klangvollen Organ begabt, eine gewisse Vornehmheit und Würde
der Lebensform mit bescheidener und ruhiger Zurückhaltung verbindend, vielseitig
unterrichtet und darum den verschiedensten geistigen Bestrebungen verständnis¬
volles Interesse bezeigend und bewahrend, war er jedem Lebenskreise willkommen
und zählte Freunde in allen. Die Krankheit, der Tod lind die prunklose Be¬
stattung Roßmanns gaben für die Freunde Anlaß, ihre Teilnahme an den Tag
zu legen. Noch besser und nachhaltiger werden sie diese Teilnahme erweisen
können, wenn sie dafür sorgen helfen, daß ein ernstes, pflichtvolles und pflicht¬
treues, edeln Aufgaben dienendes Leben nicht in den Schlamm geringschätziger
Gleichgiltigkeit und frivoler Nichtachtung versenkt wird, welche die Losung eines
Geschlechtes sind, bei dem, in anderen Sinne als es der Dichter meinte, nur
der Lebende Recht hat.




Die Erklärung
der Herren von ^>ybel und Dr. Roher
die Gespräche Friedrichs des Großen mit de (Lade betreffend.

es habe geschwankt, ob ich auf die vor einigen Tagen von einer
Anzahl deutscher Zeitungen abgedruckte „Erklärung" der Herren
von Sybel und or. Koser mich mit einer Gegenerklärung an die
betreffenden Zeitungen allein wenden oder den gegen mich, be¬
ziehentlich gegen meine Firma gerichteten Angriffen an dieser Stelle
entgegentreten sollte. Da ich Herrn von Sybel nicht mit wenig Worten zurück¬
weisen kann und befürchten muß, daß die Zeitungen einer längeren Antwort
nicht so willfährig ihre Spalten öffnen möchten wie der „Erklärung" des Herrn
Archivdirektors, so habe ich das letztere vorgezogen, umsomehr, als die Hand-


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[0546] und lebendig, aber hie und da etwas pretiös und mit Beziehungen über¬ laden. Die Schilderungen wie die Erörterungen in den „Gastfahrten" wirken frischer, unmittelbarer und einfacher, sie gehören zu dem Besten, dessen wir uns in neuerer Zeit auf diesem Gebiete erfreut haben. Eine größere kunsthistorische Arbeit, mit welcher Noßmann seit Jahren beschäftigt war, scheint so wenig zum Abschlüsse gelangt zu sein wie sein historisches Hauptwerk. Immerhin genügen die vorhandenen Schriften des in bester Manneskraft Dahingerafften, um seinem literarischen Streben in engern und weitern Freundeskreisen ein rühmliches Andenken zu sichern. Noßmanns ganze Persönlichkeit war darnach angethan, zahlreiche Freunde zu erwerben. Von stattlicher Erscheinung, mit einem sprechenden Auge und einem klangvollen Organ begabt, eine gewisse Vornehmheit und Würde der Lebensform mit bescheidener und ruhiger Zurückhaltung verbindend, vielseitig unterrichtet und darum den verschiedensten geistigen Bestrebungen verständnis¬ volles Interesse bezeigend und bewahrend, war er jedem Lebenskreise willkommen und zählte Freunde in allen. Die Krankheit, der Tod lind die prunklose Be¬ stattung Roßmanns gaben für die Freunde Anlaß, ihre Teilnahme an den Tag zu legen. Noch besser und nachhaltiger werden sie diese Teilnahme erweisen können, wenn sie dafür sorgen helfen, daß ein ernstes, pflichtvolles und pflicht¬ treues, edeln Aufgaben dienendes Leben nicht in den Schlamm geringschätziger Gleichgiltigkeit und frivoler Nichtachtung versenkt wird, welche die Losung eines Geschlechtes sind, bei dem, in anderen Sinne als es der Dichter meinte, nur der Lebende Recht hat. Die Erklärung der Herren von ^>ybel und Dr. Roher die Gespräche Friedrichs des Großen mit de (Lade betreffend. es habe geschwankt, ob ich auf die vor einigen Tagen von einer Anzahl deutscher Zeitungen abgedruckte „Erklärung" der Herren von Sybel und or. Koser mich mit einer Gegenerklärung an die betreffenden Zeitungen allein wenden oder den gegen mich, be¬ ziehentlich gegen meine Firma gerichteten Angriffen an dieser Stelle entgegentreten sollte. Da ich Herrn von Sybel nicht mit wenig Worten zurück¬ weisen kann und befürchten muß, daß die Zeitungen einer längeren Antwort nicht so willfährig ihre Spalten öffnen möchten wie der „Erklärung" des Herrn Archivdirektors, so habe ich das letztere vorgezogen, umsomehr, als die Hand-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/546>, abgerufen am 01.05.2024.