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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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Die Erklärung der Herren von Sybel und Dr. Aoser.

lungsweisc des Herrn von Sybel eine so unerhörte ist, daß es mir wünschenswert
erscheint, die Angelegenheit an einer Stelle aufzubewahren, wo sie besser vor dem
Vergessenwerden geschützt ist als in den schnell verwehten Blättern der Tagespresse.
Herr Professor Koser wolle es nicht als eine UnHöflichkeit betrachten, daß ich
mich allein mit Herrn von Sybel beschäftige. Der Sachverhalt ist folgender.

Als der 22, Band der "Publikationen aus den Königlich Preußischen
Staatsarchiven" erschienen war, wurde mir der Antrag gestellt, die interessanten
Memoiren de Cakes in einer deutschen Übersetzung dem größeren Publikum zu
vermitteln, für welches sie ja in den Archivpublikationen beinahe ebenso ver¬
graben geblieben wären, wie in den Archiven selbst.

Ich war bereit, auf dieses Unternehmen einzugehen, da es mir verdienst¬
lich schien, dem deutscheu Volke diesen Schatz zugänglich zu machen, wandte
mich aber -- obgleich dem Unternehmen rechtlich nichts entgegenstand--, um
mich auch gegen den Vorwurf eines Anstandsvcrsänmnisses zu schützen, am
6. Dezember an den Direktor der preußische" Staatsarchive mit einem Briefe,
in welchem ich ihn von meiner Absicht in Kenntnis setzte und um Mitteilung
bat, ob dem Unternehmen -- wie ich annähme -- nichts im Wege stünde.
Die Absicht meines Briefes war, mich zu vergewissern, ob die Archivdircltivn
"icht selbst etwa einen ähnlichen Plan hege, in welchem Falle ich ohne weiteres
von dem Unternehmen zurückgetreten sein würde. Statt einer derartigen Nachricht
erhielt ich folgendes Schreiben:


Hu I?r. "VV. Kruuov, Verlagshandlung, I>oiMg'.

Ew Wohlgeboren kann ich nur anheimgeben, sich in Sachen der Uebersetzung
i'bsx. Auswahl der Caet'schen Memoiren an den Verleger derselben, Hu L. Ilirxvl
daselbst zu wenden. So weit mir ein Widerspruchsrecht zusteht, muß ich mich
gegen jede ohne meine Zustimmung veranstaltete Uebersetzung verwahren. Auch
die Publication einer "Auswahl" in der Sprache des Originals würde mir als
unstatthafter Nachdruck erscheinen.


Mit größter Hochachtung L)'I)sI.

Auf diesen Brief hatte ich keine andre Antwort, als das Buch ein¬
fach anzukündigen. An Herrn Hirzel mich zu wenden, hatte ich durchaus
keine Veranlassung (ganz abgesehen davon, daß ich von ihm schwerlich eine
liebenswürdigere Antwort erhalten haben würde), denn Herr Hirzel ist zwar der
Verleger der Archivpublikationen, aber nicht der Inhaber irgendeines Rechtes,
die Ausnutzung der zum Nutzen des Volkes veröffentlichten Archivalien als sein
Monopol zu betrachten. Daß die Verweisung an Herrn Hirzel ebenso wie die
Phrase: "soweit mir ein Widcrspruchsrecht zusteht" gleichbedeutend ist mit einer
Verhüllung des Rechtsverhältnisses, wird jedem Unparteiischen klar sein.


Die Erklärung der Herren von Sybel und Dr. Aoser.

lungsweisc des Herrn von Sybel eine so unerhörte ist, daß es mir wünschenswert
erscheint, die Angelegenheit an einer Stelle aufzubewahren, wo sie besser vor dem
Vergessenwerden geschützt ist als in den schnell verwehten Blättern der Tagespresse.
Herr Professor Koser wolle es nicht als eine UnHöflichkeit betrachten, daß ich
mich allein mit Herrn von Sybel beschäftige. Der Sachverhalt ist folgender.

Als der 22, Band der „Publikationen aus den Königlich Preußischen
Staatsarchiven" erschienen war, wurde mir der Antrag gestellt, die interessanten
Memoiren de Cakes in einer deutschen Übersetzung dem größeren Publikum zu
vermitteln, für welches sie ja in den Archivpublikationen beinahe ebenso ver¬
graben geblieben wären, wie in den Archiven selbst.

Ich war bereit, auf dieses Unternehmen einzugehen, da es mir verdienst¬
lich schien, dem deutscheu Volke diesen Schatz zugänglich zu machen, wandte
mich aber — obgleich dem Unternehmen rechtlich nichts entgegenstand—, um
mich auch gegen den Vorwurf eines Anstandsvcrsänmnisses zu schützen, am
6. Dezember an den Direktor der preußische» Staatsarchive mit einem Briefe,
in welchem ich ihn von meiner Absicht in Kenntnis setzte und um Mitteilung
bat, ob dem Unternehmen — wie ich annähme — nichts im Wege stünde.
Die Absicht meines Briefes war, mich zu vergewissern, ob die Archivdircltivn
»icht selbst etwa einen ähnlichen Plan hege, in welchem Falle ich ohne weiteres
von dem Unternehmen zurückgetreten sein würde. Statt einer derartigen Nachricht
erhielt ich folgendes Schreiben:


Hu I?r. "VV. Kruuov, Verlagshandlung, I>oiMg'.

Ew Wohlgeboren kann ich nur anheimgeben, sich in Sachen der Uebersetzung
i'bsx. Auswahl der Caet'schen Memoiren an den Verleger derselben, Hu L. Ilirxvl
daselbst zu wenden. So weit mir ein Widerspruchsrecht zusteht, muß ich mich
gegen jede ohne meine Zustimmung veranstaltete Uebersetzung verwahren. Auch
die Publication einer „Auswahl" in der Sprache des Originals würde mir als
unstatthafter Nachdruck erscheinen.


Mit größter Hochachtung L)'I)sI.

Auf diesen Brief hatte ich keine andre Antwort, als das Buch ein¬
fach anzukündigen. An Herrn Hirzel mich zu wenden, hatte ich durchaus
keine Veranlassung (ganz abgesehen davon, daß ich von ihm schwerlich eine
liebenswürdigere Antwort erhalten haben würde), denn Herr Hirzel ist zwar der
Verleger der Archivpublikationen, aber nicht der Inhaber irgendeines Rechtes,
die Ausnutzung der zum Nutzen des Volkes veröffentlichten Archivalien als sein
Monopol zu betrachten. Daß die Verweisung an Herrn Hirzel ebenso wie die
Phrase: „soweit mir ein Widcrspruchsrecht zusteht" gleichbedeutend ist mit einer
Verhüllung des Rechtsverhältnisses, wird jedem Unparteiischen klar sein.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/547>, abgerufen am 21.05.2024.