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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal.

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Mit dem nächsten hefte schlicht diese Zeitschrift das z. Guartal ihres 44. Jahr¬
ganges, welches durch alle Buchhandlungen und postanstalten des In- und Auslandes zu
beziehen ist.
preis für das Guartal g Mark. Mr bitten um schleunige Aufgabe des neuen
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Leipzig, im März M5. Die Verlagshandlung.

Die^afghanische Episode.

me Episode und nichts andres war es, was in voriger Woche
mit der von Gladstone im Parlament verkündigten Verstän¬
digung zwischen Rußland sein vorläufiges Ende erreichte, eine
Episode in dem weltgeschichtlichen Vorgänge, den die Historiker
der Zukunft als Einleitung oder Vorspiel des Kampfes um den
Besitz Indiens bezeichnen werden. Einige Zeit sah es an der afghanischen Grenze
zwischen Margab und Herirud recht triib und beängstigend für den Freund des
Weltfriedens aus, trüber vielleicht, als es in Wirklichkeit war. Jetzt giebt es
wieder blauen Himmel -- für die Zeitungen und Börsen, die beide viel vom
Scheine und der momentanen Gestaltung der Dinge leben. Das Wesen der
Sache hat sich durch den Zwischenfall in keiner Weise verändert. Es hat sich
nnr noch einmal wiederholt, was schon oft dagewesen ist: Rußland hat auf
seinem Wege nach Süden Halt gemacht, ist aber keinen Schritt zurückgetreten,
und wird weiter vorgehe", sobald günstige Umstände dies erlauben; England
hat nachgegeben, es hat gute Miene zum bösen Spiele gemacht, es hat bekommen,
was man ihm bis ans weiteres bot, nicht, was es anfänglich beanspruchte.

Nach der Darstellung der englischen Blätter hatten die Russen durch einen
Spezialabgeordneten, den Ingenieur Lessart, in London hinsichtlich der zu ver¬
einbarenden nordwestlichen Grenze Afghanistans unerfüllbare Forderungen stellen
lassen, und zu gleicher Zeit hatten russische Truppen von Punkten und Ge¬
bieten Besitz ergriffen, welche zu Afghanistan gehörten. Sie befanden sich, so
berichteten diese Zeitungen weiter, offenbar auf einem Marsche, dessen Ziel die
Einnahme Hcrats, des "Schlüssels von Indien," war. Der britische General
Lumsden, welcher die Absteckung der Grenzlinie zwischen Rußland und dein


Grenzboten I. 1385. 82


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me Episode und nichts andres war es, was in voriger Woche
mit der von Gladstone im Parlament verkündigten Verstän¬
digung zwischen Rußland sein vorläufiges Ende erreichte, eine
Episode in dem weltgeschichtlichen Vorgänge, den die Historiker
der Zukunft als Einleitung oder Vorspiel des Kampfes um den
Besitz Indiens bezeichnen werden. Einige Zeit sah es an der afghanischen Grenze
zwischen Margab und Herirud recht triib und beängstigend für den Freund des
Weltfriedens aus, trüber vielleicht, als es in Wirklichkeit war. Jetzt giebt es
wieder blauen Himmel — für die Zeitungen und Börsen, die beide viel vom
Scheine und der momentanen Gestaltung der Dinge leben. Das Wesen der
Sache hat sich durch den Zwischenfall in keiner Weise verändert. Es hat sich
nnr noch einmal wiederholt, was schon oft dagewesen ist: Rußland hat auf
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und wird weiter vorgehe», sobald günstige Umstände dies erlauben; England
hat nachgegeben, es hat gute Miene zum bösen Spiele gemacht, es hat bekommen,
was man ihm bis ans weiteres bot, nicht, was es anfänglich beanspruchte.

Nach der Darstellung der englischen Blätter hatten die Russen durch einen
Spezialabgeordneten, den Ingenieur Lessart, in London hinsichtlich der zu ver¬
einbarenden nordwestlichen Grenze Afghanistans unerfüllbare Forderungen stellen
lassen, und zu gleicher Zeit hatten russische Truppen von Punkten und Ge¬
bieten Besitz ergriffen, welche zu Afghanistan gehörten. Sie befanden sich, so
berichteten diese Zeitungen weiter, offenbar auf einem Marsche, dessen Ziel die
Einnahme Hcrats, des „Schlüssels von Indien," war. Der britische General
Lumsden, welcher die Absteckung der Grenzlinie zwischen Rußland und dein


Grenzboten I. 1385. 82
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_194675/661>, abgerufen am 01.05.2024.