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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Um eine perle.
Roman von Robert Waldmüller (Ld. Duboc). (Fortsetzung.)

iusevpc Gonzaga teilte Beppo, dessen Anschlägigkeit in solchen
Dingen nichts zu wünschen übrig ließ, seinen Entschluß mit und
gab ihm in Rücksicht auf die Maßnahmen, welche er für die
Entführung Floridas ins Werk setzen wolle, völlig freie Hand.
Nur verlangte er, daß achtundvierzig Stunden für die Ehrung
aller Schwierigkeiten genügen sollten.

Aber Beppo war nicht mehr der rücksichtslose Wagehals, als welchen ihn
sein Herr bisher geschätzt und ausgenutzt hatte. Die Enthaltsamkeit hatte, wie
Beppo selbst meinte, seiner Genialität Abbruch gethan. Auch die Unberechen¬
barkeit seines Herrn war ihm doch in die Glieder gefahren. Dazu das ihm
unbekannte Terrain und endlich die Fricmlerin, an deren vielleicht mißbilligendes
Urteil er öfter dachte, als für die Keckheit des ganzen Unternehmens gut sein
konnte.

So entwarf und verwarf er denn immer neue Pläne und schlich spintisi-
rend umher, bis Giuseppe endlich zornig selbst alle ihm richtig dünkenden An¬
ordnungen traf, die Wachen des nächsten Thores bestach, zwei Sänften außer¬
halb des Thores bereit halten ließ und sich nun, den blanken Degen unter seinem
Mantel tragend, zur Abendandacht nach San Stefano begab.

Enfemia kniete schon in dem abgelegenen Winkel, in welchem sie allabend¬
lich ihm über ihre Herrin Rede gestanden hatte.

Er fragte weniger als die Abende vorher, schloß sich ihr aber an, als sie
heimgehen wollte. Ihr ahnte denn auch nichts Gutes, und sie besann sich plötz¬
lich auf ein wichtiges Stadtgeschäft, das ihr aufgetragen sei und das sie noch
zu einem weiten Umweg nötige.

Du wirst gut thun, es aufzuschieben, sagte er, und sie gewahrte mit Schrecken,
daß er einen entblößten Degen unter dem Mantel trug.




Um eine perle.
Roman von Robert Waldmüller (Ld. Duboc). (Fortsetzung.)

iusevpc Gonzaga teilte Beppo, dessen Anschlägigkeit in solchen
Dingen nichts zu wünschen übrig ließ, seinen Entschluß mit und
gab ihm in Rücksicht auf die Maßnahmen, welche er für die
Entführung Floridas ins Werk setzen wolle, völlig freie Hand.
Nur verlangte er, daß achtundvierzig Stunden für die Ehrung
aller Schwierigkeiten genügen sollten.

Aber Beppo war nicht mehr der rücksichtslose Wagehals, als welchen ihn
sein Herr bisher geschätzt und ausgenutzt hatte. Die Enthaltsamkeit hatte, wie
Beppo selbst meinte, seiner Genialität Abbruch gethan. Auch die Unberechen¬
barkeit seines Herrn war ihm doch in die Glieder gefahren. Dazu das ihm
unbekannte Terrain und endlich die Fricmlerin, an deren vielleicht mißbilligendes
Urteil er öfter dachte, als für die Keckheit des ganzen Unternehmens gut sein
konnte.

So entwarf und verwarf er denn immer neue Pläne und schlich spintisi-
rend umher, bis Giuseppe endlich zornig selbst alle ihm richtig dünkenden An¬
ordnungen traf, die Wachen des nächsten Thores bestach, zwei Sänften außer¬
halb des Thores bereit halten ließ und sich nun, den blanken Degen unter seinem
Mantel tragend, zur Abendandacht nach San Stefano begab.

Enfemia kniete schon in dem abgelegenen Winkel, in welchem sie allabend¬
lich ihm über ihre Herrin Rede gestanden hatte.

Er fragte weniger als die Abende vorher, schloß sich ihr aber an, als sie
heimgehen wollte. Ihr ahnte denn auch nichts Gutes, und sie besann sich plötz¬
lich auf ein wichtiges Stadtgeschäft, das ihr aufgetragen sei und das sie noch
zu einem weiten Umweg nötige.

Du wirst gut thun, es aufzuschieben, sagte er, und sie gewahrte mit Schrecken,
daß er einen entblößten Degen unter dem Mantel trug.


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[0269] [Abbildung] Um eine perle. Roman von Robert Waldmüller (Ld. Duboc). (Fortsetzung.) iusevpc Gonzaga teilte Beppo, dessen Anschlägigkeit in solchen Dingen nichts zu wünschen übrig ließ, seinen Entschluß mit und gab ihm in Rücksicht auf die Maßnahmen, welche er für die Entführung Floridas ins Werk setzen wolle, völlig freie Hand. Nur verlangte er, daß achtundvierzig Stunden für die Ehrung aller Schwierigkeiten genügen sollten. Aber Beppo war nicht mehr der rücksichtslose Wagehals, als welchen ihn sein Herr bisher geschätzt und ausgenutzt hatte. Die Enthaltsamkeit hatte, wie Beppo selbst meinte, seiner Genialität Abbruch gethan. Auch die Unberechen¬ barkeit seines Herrn war ihm doch in die Glieder gefahren. Dazu das ihm unbekannte Terrain und endlich die Fricmlerin, an deren vielleicht mißbilligendes Urteil er öfter dachte, als für die Keckheit des ganzen Unternehmens gut sein konnte. So entwarf und verwarf er denn immer neue Pläne und schlich spintisi- rend umher, bis Giuseppe endlich zornig selbst alle ihm richtig dünkenden An¬ ordnungen traf, die Wachen des nächsten Thores bestach, zwei Sänften außer¬ halb des Thores bereit halten ließ und sich nun, den blanken Degen unter seinem Mantel tragend, zur Abendandacht nach San Stefano begab. Enfemia kniete schon in dem abgelegenen Winkel, in welchem sie allabend¬ lich ihm über ihre Herrin Rede gestanden hatte. Er fragte weniger als die Abende vorher, schloß sich ihr aber an, als sie heimgehen wollte. Ihr ahnte denn auch nichts Gutes, und sie besann sich plötz¬ lich auf ein wichtiges Stadtgeschäft, das ihr aufgetragen sei und das sie noch zu einem weiten Umweg nötige. Du wirst gut thun, es aufzuschieben, sagte er, und sie gewahrte mit Schrecken, daß er einen entblößten Degen unter dem Mantel trug.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/269>, abgerufen am 04.05.2024.