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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Um eine perle.
Roman von Robort Waldmüller (Ld> Duboc). (Fortsetzung.)
Liftes Aapitel.

is die Buonaevlsi-Kavalkade spät abends wieder mit ihren Huf-
schlägen das Echo des stillen Zodiaco-Gäßchens weckte, hatte
Florida schon seit mancher Stunde über Eufemias abermalige
Einmischung in die Herzensangelegenheit ihrer Herrin gezürnt;
denn obschon ohne die Hilfe der Frianlerin, wie Florida recht
wohl einsah, Giuseppe Gonzaga nie Mittel und Wege gefunden haben würde,
um sich ihr, der letzten Buonaeolsi, zu nähern, so hatte, seit dies geschehen
war, sein Bild doch einen so überirdischen Glanz erhalten, daß sie kaum anders
als mit einem Blick gen Himmel an ihn zu denken vermochte. Peinlich war
ihr schon anfangs jedes Wort gewesen, mit welchem Eufemia sich in die
überströmende Gefühlswelt ihrer Herrin zu versetzen bemüht gewesen war,
peinlich hatte sie's auch jetzt berührt, daß hinter ihrem Rücken zwei Personen be¬
flissen gewesen waren, für sie und den Abgott ihrer Seele Brücken zu schlagen,
über welche sie zu einander gelangen sollten.

Aber als die gräberartige Kälte des Zodiaco-Güßchcns sie wieder an die
Jahre eintöniger Öde gemahnte, in der sie hier ihre Jugend verträumt und
vertrauert hatte, da verflüchtigte sich doch jede Verstimmung, wie gerechtfertigt
sie ihr auch bis dahin erschienen war, und Florida nahm die unfreundlichen
Worte zurück, mit denen sie den guten Willen ihrer Begleiterin gelohnt hatte.

Nicht viel glimpflicher als anfangs die Stimmung Floridas gegen Eufemia
gewesen war, fand der abgesetzte Gelegenheitsmacher Giuseppe Gonzagas die
Stimmung des letztern, als Beppo sich seinem Herrn wieder vorstellte. Geh
mir aus den Augen, Unhold, rief Giuseppe; wir sind quitt, es bleibt dabei, ich
mag dich nicht mehr sehen; allzuviele Thorheiten hast du mir mundgerecht




Um eine perle.
Roman von Robort Waldmüller (Ld> Duboc). (Fortsetzung.)
Liftes Aapitel.

is die Buonaevlsi-Kavalkade spät abends wieder mit ihren Huf-
schlägen das Echo des stillen Zodiaco-Gäßchens weckte, hatte
Florida schon seit mancher Stunde über Eufemias abermalige
Einmischung in die Herzensangelegenheit ihrer Herrin gezürnt;
denn obschon ohne die Hilfe der Frianlerin, wie Florida recht
wohl einsah, Giuseppe Gonzaga nie Mittel und Wege gefunden haben würde,
um sich ihr, der letzten Buonaeolsi, zu nähern, so hatte, seit dies geschehen
war, sein Bild doch einen so überirdischen Glanz erhalten, daß sie kaum anders
als mit einem Blick gen Himmel an ihn zu denken vermochte. Peinlich war
ihr schon anfangs jedes Wort gewesen, mit welchem Eufemia sich in die
überströmende Gefühlswelt ihrer Herrin zu versetzen bemüht gewesen war,
peinlich hatte sie's auch jetzt berührt, daß hinter ihrem Rücken zwei Personen be¬
flissen gewesen waren, für sie und den Abgott ihrer Seele Brücken zu schlagen,
über welche sie zu einander gelangen sollten.

Aber als die gräberartige Kälte des Zodiaco-Güßchcns sie wieder an die
Jahre eintöniger Öde gemahnte, in der sie hier ihre Jugend verträumt und
vertrauert hatte, da verflüchtigte sich doch jede Verstimmung, wie gerechtfertigt
sie ihr auch bis dahin erschienen war, und Florida nahm die unfreundlichen
Worte zurück, mit denen sie den guten Willen ihrer Begleiterin gelohnt hatte.

Nicht viel glimpflicher als anfangs die Stimmung Floridas gegen Eufemia
gewesen war, fand der abgesetzte Gelegenheitsmacher Giuseppe Gonzagas die
Stimmung des letztern, als Beppo sich seinem Herrn wieder vorstellte. Geh
mir aus den Augen, Unhold, rief Giuseppe; wir sind quitt, es bleibt dabei, ich
mag dich nicht mehr sehen; allzuviele Thorheiten hast du mir mundgerecht


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[0052] [Abbildung] Um eine perle. Roman von Robort Waldmüller (Ld> Duboc). (Fortsetzung.) Liftes Aapitel. is die Buonaevlsi-Kavalkade spät abends wieder mit ihren Huf- schlägen das Echo des stillen Zodiaco-Gäßchens weckte, hatte Florida schon seit mancher Stunde über Eufemias abermalige Einmischung in die Herzensangelegenheit ihrer Herrin gezürnt; denn obschon ohne die Hilfe der Frianlerin, wie Florida recht wohl einsah, Giuseppe Gonzaga nie Mittel und Wege gefunden haben würde, um sich ihr, der letzten Buonaeolsi, zu nähern, so hatte, seit dies geschehen war, sein Bild doch einen so überirdischen Glanz erhalten, daß sie kaum anders als mit einem Blick gen Himmel an ihn zu denken vermochte. Peinlich war ihr schon anfangs jedes Wort gewesen, mit welchem Eufemia sich in die überströmende Gefühlswelt ihrer Herrin zu versetzen bemüht gewesen war, peinlich hatte sie's auch jetzt berührt, daß hinter ihrem Rücken zwei Personen be¬ flissen gewesen waren, für sie und den Abgott ihrer Seele Brücken zu schlagen, über welche sie zu einander gelangen sollten. Aber als die gräberartige Kälte des Zodiaco-Güßchcns sie wieder an die Jahre eintöniger Öde gemahnte, in der sie hier ihre Jugend verträumt und vertrauert hatte, da verflüchtigte sich doch jede Verstimmung, wie gerechtfertigt sie ihr auch bis dahin erschienen war, und Florida nahm die unfreundlichen Worte zurück, mit denen sie den guten Willen ihrer Begleiterin gelohnt hatte. Nicht viel glimpflicher als anfangs die Stimmung Floridas gegen Eufemia gewesen war, fand der abgesetzte Gelegenheitsmacher Giuseppe Gonzagas die Stimmung des letztern, als Beppo sich seinem Herrn wieder vorstellte. Geh mir aus den Augen, Unhold, rief Giuseppe; wir sind quitt, es bleibt dabei, ich mag dich nicht mehr sehen; allzuviele Thorheiten hast du mir mundgerecht

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/52>, abgerufen am 03.05.2024.