Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite

Kulturentwicklung begriffen ist, die wir im übrigen Deutschland längst hinter uns
haben, Noch kämpfen Polentum und Deutschtum, noch kämpft eine gleichsam exten¬
sive, mehr auf die Quantität sehende, und eine auf fortschreitende Verfeinerung
gerichtete, gleichsam intensive Hauswirtschaft miteinander. Kommt keine schwere
Unterbrechung, so ist der schließliche Sieg des deutscheu Wesens sicher.

(Schluß folgt.)




Goethe und Levezow.
Nebst ungedruckten Briefen Goethes, von Lrnst Lister.

le folgenden Mitteilungen werden dnrch einige ungedruckte Briefe
Goethes veranlaßt, deren Veröffentlichung dem Schreiber dieser
Zeilen anvertraut wordeu ist. Dieselben sind an den Berliner
Professor Konrad Levezow gerichtet und befinden sich im Besitze
von dessen Tochter, der Fran Professor Steinhart in Kösen, der
Witwe eines dnrch seine Platonstudieu wohlbekannte" Philologen. Aus dem
Briefwechsel Goethes mit Zelter wußten die Literaturforscher seit längerer Zeit,
daß Levezow im April 1813 einen "schonen Brief" von Goethe erhalten hatte.
Herrn Professor Bernays in München gebührt das Verdienst, fußend ans jener
Kenntnis sich nach der Existenz dieses Briefes erkundigt und dessen Herausgabe
angeregt zu haben.

Jakob Andreas Konrad Levezow ") wurde am 3. September 1770 zu
Stettin geboren; er besuchte das dortige städtische Gymnasium, um dem sein
vielseitig gebildeter Vater Prorektor war, und studirte in Halle Philologie,
worin er durch Friedrich August Wolf die bedeutendsten Förderungen erfuhr.
Nachdem er mehrere Jahre eine Hauslehrerstelle in Pommern eingenommen hatte,
wurde er 1795 außerordentlicher Lehrer am Berlinischen Gymnasium, 1797
ordentlicher Lehrer am Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Berlin, welche Stellung
er bis 1824 inne hatte. Im Jahre 1803 wurde er zum Professor ernannt,
und seit 1804 bekleidete er neben seinem Schulamt eine Professur an der Akademie



') Die Mitteilungen über Levezows Leben sind folgenden Werten entnommen worden-
Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 18, S. S04 f. Neuer Nekrolog der Deutschen, Drei¬
zehnter Jahrgang 183S, 2. Teil, Weimar 1887. (Hitzig,) Gelehrtes Berlin im Jahre 132S,
Berlin 1326.

Kulturentwicklung begriffen ist, die wir im übrigen Deutschland längst hinter uns
haben, Noch kämpfen Polentum und Deutschtum, noch kämpft eine gleichsam exten¬
sive, mehr auf die Quantität sehende, und eine auf fortschreitende Verfeinerung
gerichtete, gleichsam intensive Hauswirtschaft miteinander. Kommt keine schwere
Unterbrechung, so ist der schließliche Sieg des deutscheu Wesens sicher.

(Schluß folgt.)




Goethe und Levezow.
Nebst ungedruckten Briefen Goethes, von Lrnst Lister.

le folgenden Mitteilungen werden dnrch einige ungedruckte Briefe
Goethes veranlaßt, deren Veröffentlichung dem Schreiber dieser
Zeilen anvertraut wordeu ist. Dieselben sind an den Berliner
Professor Konrad Levezow gerichtet und befinden sich im Besitze
von dessen Tochter, der Fran Professor Steinhart in Kösen, der
Witwe eines dnrch seine Platonstudieu wohlbekannte» Philologen. Aus dem
Briefwechsel Goethes mit Zelter wußten die Literaturforscher seit längerer Zeit,
daß Levezow im April 1813 einen „schonen Brief" von Goethe erhalten hatte.
Herrn Professor Bernays in München gebührt das Verdienst, fußend ans jener
Kenntnis sich nach der Existenz dieses Briefes erkundigt und dessen Herausgabe
angeregt zu haben.

Jakob Andreas Konrad Levezow ") wurde am 3. September 1770 zu
Stettin geboren; er besuchte das dortige städtische Gymnasium, um dem sein
vielseitig gebildeter Vater Prorektor war, und studirte in Halle Philologie,
worin er durch Friedrich August Wolf die bedeutendsten Förderungen erfuhr.
Nachdem er mehrere Jahre eine Hauslehrerstelle in Pommern eingenommen hatte,
wurde er 1795 außerordentlicher Lehrer am Berlinischen Gymnasium, 1797
ordentlicher Lehrer am Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Berlin, welche Stellung
er bis 1824 inne hatte. Im Jahre 1803 wurde er zum Professor ernannt,
und seit 1804 bekleidete er neben seinem Schulamt eine Professur an der Akademie



') Die Mitteilungen über Levezows Leben sind folgenden Werten entnommen worden-
Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 18, S. S04 f. Neuer Nekrolog der Deutschen, Drei¬
zehnter Jahrgang 183S, 2. Teil, Weimar 1887. (Hitzig,) Gelehrtes Berlin im Jahre 132S,
Berlin 1326.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0567" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195956"/>
          <fw type="header" place="top"/><lb/>
          <p xml:id="ID_2012" prev="#ID_2011"> Kulturentwicklung begriffen ist, die wir im übrigen Deutschland längst hinter uns<lb/>
haben, Noch kämpfen Polentum und Deutschtum, noch kämpft eine gleichsam exten¬<lb/>
sive, mehr auf die Quantität sehende, und eine auf fortschreitende Verfeinerung<lb/>
gerichtete, gleichsam intensive Hauswirtschaft miteinander. Kommt keine schwere<lb/>
Unterbrechung, so ist der schließliche Sieg des deutscheu Wesens sicher.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2013"> (Schluß folgt.)</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Goethe und Levezow.<lb/>
Nebst ungedruckten Briefen Goethes, <note type="byline"> von Lrnst Lister.</note></head><lb/>
          <p xml:id="ID_2014"> le folgenden Mitteilungen werden dnrch einige ungedruckte Briefe<lb/>
Goethes veranlaßt, deren Veröffentlichung dem Schreiber dieser<lb/>
Zeilen anvertraut wordeu ist. Dieselben sind an den Berliner<lb/>
Professor Konrad Levezow gerichtet und befinden sich im Besitze<lb/>
von dessen Tochter, der Fran Professor Steinhart in Kösen, der<lb/>
Witwe eines dnrch seine Platonstudieu wohlbekannte» Philologen. Aus dem<lb/>
Briefwechsel Goethes mit Zelter wußten die Literaturforscher seit längerer Zeit,<lb/>
daß Levezow im April 1813 einen &#x201E;schonen Brief" von Goethe erhalten hatte.<lb/>
Herrn Professor Bernays in München gebührt das Verdienst, fußend ans jener<lb/>
Kenntnis sich nach der Existenz dieses Briefes erkundigt und dessen Herausgabe<lb/>
angeregt zu haben.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2015" next="#ID_2016"> Jakob Andreas Konrad Levezow ") wurde am 3. September 1770 zu<lb/>
Stettin geboren; er besuchte das dortige städtische Gymnasium, um dem sein<lb/>
vielseitig gebildeter Vater Prorektor war, und studirte in Halle Philologie,<lb/>
worin er durch Friedrich August Wolf die bedeutendsten Förderungen erfuhr.<lb/>
Nachdem er mehrere Jahre eine Hauslehrerstelle in Pommern eingenommen hatte,<lb/>
wurde er 1795 außerordentlicher Lehrer am Berlinischen Gymnasium, 1797<lb/>
ordentlicher Lehrer am Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Berlin, welche Stellung<lb/>
er bis 1824 inne hatte. Im Jahre 1803 wurde er zum Professor ernannt,<lb/>
und seit 1804 bekleidete er neben seinem Schulamt eine Professur an der Akademie</p><lb/>
          <note xml:id="FID_72" place="foot"> ') Die Mitteilungen über Levezows Leben sind folgenden Werten entnommen worden-<lb/>
Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 18, S. S04 f. Neuer Nekrolog der Deutschen, Drei¬<lb/>
zehnter Jahrgang 183S, 2. Teil, Weimar 1887. (Hitzig,) Gelehrtes Berlin im Jahre 132S,<lb/>
Berlin 1326.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0567] Kulturentwicklung begriffen ist, die wir im übrigen Deutschland längst hinter uns haben, Noch kämpfen Polentum und Deutschtum, noch kämpft eine gleichsam exten¬ sive, mehr auf die Quantität sehende, und eine auf fortschreitende Verfeinerung gerichtete, gleichsam intensive Hauswirtschaft miteinander. Kommt keine schwere Unterbrechung, so ist der schließliche Sieg des deutscheu Wesens sicher. (Schluß folgt.) Goethe und Levezow. Nebst ungedruckten Briefen Goethes, von Lrnst Lister. le folgenden Mitteilungen werden dnrch einige ungedruckte Briefe Goethes veranlaßt, deren Veröffentlichung dem Schreiber dieser Zeilen anvertraut wordeu ist. Dieselben sind an den Berliner Professor Konrad Levezow gerichtet und befinden sich im Besitze von dessen Tochter, der Fran Professor Steinhart in Kösen, der Witwe eines dnrch seine Platonstudieu wohlbekannte» Philologen. Aus dem Briefwechsel Goethes mit Zelter wußten die Literaturforscher seit längerer Zeit, daß Levezow im April 1813 einen „schonen Brief" von Goethe erhalten hatte. Herrn Professor Bernays in München gebührt das Verdienst, fußend ans jener Kenntnis sich nach der Existenz dieses Briefes erkundigt und dessen Herausgabe angeregt zu haben. Jakob Andreas Konrad Levezow ") wurde am 3. September 1770 zu Stettin geboren; er besuchte das dortige städtische Gymnasium, um dem sein vielseitig gebildeter Vater Prorektor war, und studirte in Halle Philologie, worin er durch Friedrich August Wolf die bedeutendsten Förderungen erfuhr. Nachdem er mehrere Jahre eine Hauslehrerstelle in Pommern eingenommen hatte, wurde er 1795 außerordentlicher Lehrer am Berlinischen Gymnasium, 1797 ordentlicher Lehrer am Friedrich Wilhelms-Gymnasium in Berlin, welche Stellung er bis 1824 inne hatte. Im Jahre 1803 wurde er zum Professor ernannt, und seit 1804 bekleidete er neben seinem Schulamt eine Professur an der Akademie ') Die Mitteilungen über Levezows Leben sind folgenden Werten entnommen worden- Allgemeine Deutsche Biographie, Bd. 18, S. S04 f. Neuer Nekrolog der Deutschen, Drei¬ zehnter Jahrgang 183S, 2. Teil, Weimar 1887. (Hitzig,) Gelehrtes Berlin im Jahre 132S, Berlin 1326.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/567
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/567>, abgerufen am 03.05.2024.