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Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

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Goethe und Lope^vo.

der Künste. 1821 wurde er Aufseher des königliche,? Knnstkabinets und endlich
1828 bei der Gründung des Museums Vorstand des Antiquariums. Er war
Mitglied mehrerer gelehrten Sozietäten und Akademien, so der zu Göttingen (wo
er auch Doktor der Philosophie geworden war), der zu München, Paris,
Livorno, Rom, Kopenhagen, endlich auch der Berliner Akademie. Gestorben ist
er am 13. Oktober 1835.

Levezow hat sich als Archäolog durch zahlreiche gediegene Leistungen einen
geachteten Namen erworben. "Es fehlte ihm, sagt Urlichs in der "Allgemeinen
Deutschen Biographie," zu einer den Fortschritten der Wissenschaft entsprechenden
Behandlung der Archäologie eine umfassendere Kenntnis der Denkmäler: außer
Berlin und Dresden hat er keine Originale gesehen. Aber er besaß eine gute
philologische Bildung, natürlichen Geschmack und ein gesundes Urteil. Vorzüge,
die ihn innerhalb jener Beschränkung Tüchtiges leisten ließen." Wie er mit
wärmster Begeisterung und schönem Erfolge den klassischen Studien oblag, so
war er als Mensch durch strenge Wahrheitsliebe, feste Treue, liebenswürdige
Förderung des jüngern Geschlechts und glühende Vaterlandsliebe ausgezeichnet.
"Besonders alles, was Friedrich den Großen betraf, hatte an ihm einen sichern
Kenner und Bewunderer, und manche Erzählungen von dem großen Könige,
welche ihn? aus seiner Jugend durch die alljährlichen Herbstmanöver desselben
in Stargard bekannt geworden waren, füllten seine Augen mit Thränen der
Bewunderung und Verehrung. Nächstdem hing er nu seinem Vaterlande
Pommern mit seltener Liebe. Pommersche Gegenden, Sitten, Menschen waren
ihm über alles wert" (Neuer Nekrolog). Die Begeisterung für das klassische
Altertum und seine Vaterlandsliebe waren auch die beiden Genien, welche ihn
bei seinen dichterischen und dramaturgischen Arbeiten leiteten, durch die er zu
Goethe wenn anch nicht in persönliche, so doch in briefliche Beziehungen trat.
Diese poetische Thätigkeit, welche erst ans der Universität sich zu entwickeln be¬
gann, erregt unser Interesse, weil Levezow infolge seiner Fortsetzung des
"Epimenides" achtungsvollen Zuspruch des Weimarer Altmeisters erfuhr, und
weil seine Bemühungen für das Berliner Theater nicht ohne Bedeutung für
die Geschichte desselben sind. Auf Grund des reichen Materials ans Levczvws
Nachlaß soll über diese Seite seines Wirkens im folgenden etwas genauer ge¬
handelt werden.')

Goethes erster Brief an Levezow wurde durch zwei Leistungen veranlaßt, die
Levezow dem Dichter aus Anlaß der Berliner Epimenides-Aufführung geboten
hatte. Die erste dieser Leistungen bestand in dem Vorwort, welches Levezow
zum Verständnis des Goethischen Festspieles geschrieben und in das Textbuch
hatte einfügen lassen. Wie bereits G. v. Löpcr in seiner Ausgabe des "Epi¬
menides" (Hampel XI, 1, 101 ff-) bemerkt hat, schließt sich jenes Vorwort aufs



-) Vergl. Gondeln, Grundriß III, S. 16S und 932.
Goethe und Lope^vo.

der Künste. 1821 wurde er Aufseher des königliche,? Knnstkabinets und endlich
1828 bei der Gründung des Museums Vorstand des Antiquariums. Er war
Mitglied mehrerer gelehrten Sozietäten und Akademien, so der zu Göttingen (wo
er auch Doktor der Philosophie geworden war), der zu München, Paris,
Livorno, Rom, Kopenhagen, endlich auch der Berliner Akademie. Gestorben ist
er am 13. Oktober 1835.

Levezow hat sich als Archäolog durch zahlreiche gediegene Leistungen einen
geachteten Namen erworben. „Es fehlte ihm, sagt Urlichs in der »Allgemeinen
Deutschen Biographie,« zu einer den Fortschritten der Wissenschaft entsprechenden
Behandlung der Archäologie eine umfassendere Kenntnis der Denkmäler: außer
Berlin und Dresden hat er keine Originale gesehen. Aber er besaß eine gute
philologische Bildung, natürlichen Geschmack und ein gesundes Urteil. Vorzüge,
die ihn innerhalb jener Beschränkung Tüchtiges leisten ließen." Wie er mit
wärmster Begeisterung und schönem Erfolge den klassischen Studien oblag, so
war er als Mensch durch strenge Wahrheitsliebe, feste Treue, liebenswürdige
Förderung des jüngern Geschlechts und glühende Vaterlandsliebe ausgezeichnet.
„Besonders alles, was Friedrich den Großen betraf, hatte an ihm einen sichern
Kenner und Bewunderer, und manche Erzählungen von dem großen Könige,
welche ihn? aus seiner Jugend durch die alljährlichen Herbstmanöver desselben
in Stargard bekannt geworden waren, füllten seine Augen mit Thränen der
Bewunderung und Verehrung. Nächstdem hing er nu seinem Vaterlande
Pommern mit seltener Liebe. Pommersche Gegenden, Sitten, Menschen waren
ihm über alles wert" (Neuer Nekrolog). Die Begeisterung für das klassische
Altertum und seine Vaterlandsliebe waren auch die beiden Genien, welche ihn
bei seinen dichterischen und dramaturgischen Arbeiten leiteten, durch die er zu
Goethe wenn anch nicht in persönliche, so doch in briefliche Beziehungen trat.
Diese poetische Thätigkeit, welche erst ans der Universität sich zu entwickeln be¬
gann, erregt unser Interesse, weil Levezow infolge seiner Fortsetzung des
„Epimenides" achtungsvollen Zuspruch des Weimarer Altmeisters erfuhr, und
weil seine Bemühungen für das Berliner Theater nicht ohne Bedeutung für
die Geschichte desselben sind. Auf Grund des reichen Materials ans Levczvws
Nachlaß soll über diese Seite seines Wirkens im folgenden etwas genauer ge¬
handelt werden.')

Goethes erster Brief an Levezow wurde durch zwei Leistungen veranlaßt, die
Levezow dem Dichter aus Anlaß der Berliner Epimenides-Aufführung geboten
hatte. Die erste dieser Leistungen bestand in dem Vorwort, welches Levezow
zum Verständnis des Goethischen Festspieles geschrieben und in das Textbuch
hatte einfügen lassen. Wie bereits G. v. Löpcr in seiner Ausgabe des „Epi¬
menides" (Hampel XI, 1, 101 ff-) bemerkt hat, schließt sich jenes Vorwort aufs



-) Vergl. Gondeln, Grundriß III, S. 16S und 932.
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[0568] Goethe und Lope^vo. der Künste. 1821 wurde er Aufseher des königliche,? Knnstkabinets und endlich 1828 bei der Gründung des Museums Vorstand des Antiquariums. Er war Mitglied mehrerer gelehrten Sozietäten und Akademien, so der zu Göttingen (wo er auch Doktor der Philosophie geworden war), der zu München, Paris, Livorno, Rom, Kopenhagen, endlich auch der Berliner Akademie. Gestorben ist er am 13. Oktober 1835. Levezow hat sich als Archäolog durch zahlreiche gediegene Leistungen einen geachteten Namen erworben. „Es fehlte ihm, sagt Urlichs in der »Allgemeinen Deutschen Biographie,« zu einer den Fortschritten der Wissenschaft entsprechenden Behandlung der Archäologie eine umfassendere Kenntnis der Denkmäler: außer Berlin und Dresden hat er keine Originale gesehen. Aber er besaß eine gute philologische Bildung, natürlichen Geschmack und ein gesundes Urteil. Vorzüge, die ihn innerhalb jener Beschränkung Tüchtiges leisten ließen." Wie er mit wärmster Begeisterung und schönem Erfolge den klassischen Studien oblag, so war er als Mensch durch strenge Wahrheitsliebe, feste Treue, liebenswürdige Förderung des jüngern Geschlechts und glühende Vaterlandsliebe ausgezeichnet. „Besonders alles, was Friedrich den Großen betraf, hatte an ihm einen sichern Kenner und Bewunderer, und manche Erzählungen von dem großen Könige, welche ihn? aus seiner Jugend durch die alljährlichen Herbstmanöver desselben in Stargard bekannt geworden waren, füllten seine Augen mit Thränen der Bewunderung und Verehrung. Nächstdem hing er nu seinem Vaterlande Pommern mit seltener Liebe. Pommersche Gegenden, Sitten, Menschen waren ihm über alles wert" (Neuer Nekrolog). Die Begeisterung für das klassische Altertum und seine Vaterlandsliebe waren auch die beiden Genien, welche ihn bei seinen dichterischen und dramaturgischen Arbeiten leiteten, durch die er zu Goethe wenn anch nicht in persönliche, so doch in briefliche Beziehungen trat. Diese poetische Thätigkeit, welche erst ans der Universität sich zu entwickeln be¬ gann, erregt unser Interesse, weil Levezow infolge seiner Fortsetzung des „Epimenides" achtungsvollen Zuspruch des Weimarer Altmeisters erfuhr, und weil seine Bemühungen für das Berliner Theater nicht ohne Bedeutung für die Geschichte desselben sind. Auf Grund des reichen Materials ans Levczvws Nachlaß soll über diese Seite seines Wirkens im folgenden etwas genauer ge¬ handelt werden.') Goethes erster Brief an Levezow wurde durch zwei Leistungen veranlaßt, die Levezow dem Dichter aus Anlaß der Berliner Epimenides-Aufführung geboten hatte. Die erste dieser Leistungen bestand in dem Vorwort, welches Levezow zum Verständnis des Goethischen Festspieles geschrieben und in das Textbuch hatte einfügen lassen. Wie bereits G. v. Löpcr in seiner Ausgabe des „Epi¬ menides" (Hampel XI, 1, 101 ff-) bemerkt hat, schließt sich jenes Vorwort aufs -) Vergl. Gondeln, Grundriß III, S. 16S und 932.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/568>, abgerufen am 21.05.2024.