Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal.

Bild:
<< vorherige Seite


Afghanistan und die Afghanen.
i.

le ersten ausführlichen Nachrichten über das vielbesprochne Afgha¬
nistan und feine Bevölkerung hat Alexander Burnes in seinem
Buche Ls-book (1843) geliefert. Ergänzt wurden diese 1862 durch
Bellow, der 1857 in politischer Mission das Land bereist hatte,
und durch Bell, einen dritten Engländer, der 1869 ein Werk
Oxu.8 los IiuZus veröffentlichte. Auch Franzosen wie Ferner und
Langlois haben nach eigner Beobachtung in dankenswerter Weise zur Kunde
des Landes beigetragen. Das Neueste und Beste darüber enthält aber das
soeben in deutscher Übersetzung erschienene Buch des Russen Jaworski: Reise
der Russischen Gesandtschaft in Afghanistan und Buchara in den Jahren
1878 und 1879 (2 Bände, Jena, Costenoble), dessen Verfasser den famosen General
Stoljeteff bei seiner Mission an den Hof von Kabul begleitete und später in
Masari Scherif einige Zeit als Arzt in der Umgebung des Emirs schir Ali
verweilte. Er schildert das Land allerdings nur, soweit ihn der Weg der
Gesandtschaft durch dasselbe und durch die Nachbargegenden führte, hat aber
das, was ihm vor Augen kam, gut beobachtet und weiß es geschickt und
lebensvoll darzustellen. Besondern Wert haben seine Mitteilungen über die
Zustände, die Sitten und die Denkart der obern Klassen der Bevölkerung, mit
denen er vielfach in Berührung kam, über die Politik, die Rußland schir Ali
gegenüber verfolgte, über das afghanische Militär und über das afghanische
Turkestan, um das es sich bei dem gegenwärtigen Streite zunächst handelt.
Auch für Mediziner, Botaniker und Naturforscher überhaupt bringt sein Werk
mancherlei von Interesse, und Strategen und Politiker werden namentlich das


Grenzboten II. 188S. 7S


Afghanistan und die Afghanen.
i.

le ersten ausführlichen Nachrichten über das vielbesprochne Afgha¬
nistan und feine Bevölkerung hat Alexander Burnes in seinem
Buche Ls-book (1843) geliefert. Ergänzt wurden diese 1862 durch
Bellow, der 1857 in politischer Mission das Land bereist hatte,
und durch Bell, einen dritten Engländer, der 1869 ein Werk
Oxu.8 los IiuZus veröffentlichte. Auch Franzosen wie Ferner und
Langlois haben nach eigner Beobachtung in dankenswerter Weise zur Kunde
des Landes beigetragen. Das Neueste und Beste darüber enthält aber das
soeben in deutscher Übersetzung erschienene Buch des Russen Jaworski: Reise
der Russischen Gesandtschaft in Afghanistan und Buchara in den Jahren
1878 und 1879 (2 Bände, Jena, Costenoble), dessen Verfasser den famosen General
Stoljeteff bei seiner Mission an den Hof von Kabul begleitete und später in
Masari Scherif einige Zeit als Arzt in der Umgebung des Emirs schir Ali
verweilte. Er schildert das Land allerdings nur, soweit ihn der Weg der
Gesandtschaft durch dasselbe und durch die Nachbargegenden führte, hat aber
das, was ihm vor Augen kam, gut beobachtet und weiß es geschickt und
lebensvoll darzustellen. Besondern Wert haben seine Mitteilungen über die
Zustände, die Sitten und die Denkart der obern Klassen der Bevölkerung, mit
denen er vielfach in Berührung kam, über die Politik, die Rußland schir Ali
gegenüber verfolgte, über das afghanische Militär und über das afghanische
Turkestan, um das es sich bei dem gegenwärtigen Streite zunächst handelt.
Auch für Mediziner, Botaniker und Naturforscher überhaupt bringt sein Werk
mancherlei von Interesse, und Strategen und Politiker werden namentlich das


Grenzboten II. 188S. 7S
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0598" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/195987"/>
            <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341841_195390/figures/grenzboten_341841_195390_195987_000.jpg"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Afghanistan und die Afghanen.<lb/>
i. </head><lb/>
          <p xml:id="ID_2219" next="#ID_2220"> le ersten ausführlichen Nachrichten über das vielbesprochne Afgha¬<lb/>
nistan und feine Bevölkerung hat Alexander Burnes in seinem<lb/>
Buche Ls-book (1843) geliefert. Ergänzt wurden diese 1862 durch<lb/>
Bellow, der 1857 in politischer Mission das Land bereist hatte,<lb/>
und durch Bell, einen dritten Engländer, der 1869 ein Werk<lb/>
Oxu.8 los IiuZus veröffentlichte. Auch Franzosen wie Ferner und<lb/>
Langlois haben nach eigner Beobachtung in dankenswerter Weise zur Kunde<lb/>
des Landes beigetragen. Das Neueste und Beste darüber enthält aber das<lb/>
soeben in deutscher Übersetzung erschienene Buch des Russen Jaworski: Reise<lb/>
der Russischen Gesandtschaft in Afghanistan und Buchara in den Jahren<lb/>
1878 und 1879 (2 Bände, Jena, Costenoble), dessen Verfasser den famosen General<lb/>
Stoljeteff bei seiner Mission an den Hof von Kabul begleitete und später in<lb/>
Masari Scherif einige Zeit als Arzt in der Umgebung des Emirs schir Ali<lb/>
verweilte. Er schildert das Land allerdings nur, soweit ihn der Weg der<lb/>
Gesandtschaft durch dasselbe und durch die Nachbargegenden führte, hat aber<lb/>
das, was ihm vor Augen kam, gut beobachtet und weiß es geschickt und<lb/>
lebensvoll darzustellen. Besondern Wert haben seine Mitteilungen über die<lb/>
Zustände, die Sitten und die Denkart der obern Klassen der Bevölkerung, mit<lb/>
denen er vielfach in Berührung kam, über die Politik, die Rußland schir Ali<lb/>
gegenüber verfolgte, über das afghanische Militär und über das afghanische<lb/>
Turkestan, um das es sich bei dem gegenwärtigen Streite zunächst handelt.<lb/>
Auch für Mediziner, Botaniker und Naturforscher überhaupt bringt sein Werk<lb/>
mancherlei von Interesse, und Strategen und Politiker werden namentlich das</p><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten II. 188S. 7S</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0598] [Abbildung] Afghanistan und die Afghanen. i. le ersten ausführlichen Nachrichten über das vielbesprochne Afgha¬ nistan und feine Bevölkerung hat Alexander Burnes in seinem Buche Ls-book (1843) geliefert. Ergänzt wurden diese 1862 durch Bellow, der 1857 in politischer Mission das Land bereist hatte, und durch Bell, einen dritten Engländer, der 1869 ein Werk Oxu.8 los IiuZus veröffentlichte. Auch Franzosen wie Ferner und Langlois haben nach eigner Beobachtung in dankenswerter Weise zur Kunde des Landes beigetragen. Das Neueste und Beste darüber enthält aber das soeben in deutscher Übersetzung erschienene Buch des Russen Jaworski: Reise der Russischen Gesandtschaft in Afghanistan und Buchara in den Jahren 1878 und 1879 (2 Bände, Jena, Costenoble), dessen Verfasser den famosen General Stoljeteff bei seiner Mission an den Hof von Kabul begleitete und später in Masari Scherif einige Zeit als Arzt in der Umgebung des Emirs schir Ali verweilte. Er schildert das Land allerdings nur, soweit ihn der Weg der Gesandtschaft durch dasselbe und durch die Nachbargegenden führte, hat aber das, was ihm vor Augen kam, gut beobachtet und weiß es geschickt und lebensvoll darzustellen. Besondern Wert haben seine Mitteilungen über die Zustände, die Sitten und die Denkart der obern Klassen der Bevölkerung, mit denen er vielfach in Berührung kam, über die Politik, die Rußland schir Ali gegenüber verfolgte, über das afghanische Militär und über das afghanische Turkestan, um das es sich bei dem gegenwärtigen Streite zunächst handelt. Auch für Mediziner, Botaniker und Naturforscher überhaupt bringt sein Werk mancherlei von Interesse, und Strategen und Politiker werden namentlich das Grenzboten II. 188S. 7S

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/598
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 44, 1885, Zweites Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341841_195390/598>, abgerufen am 03.05.2024.