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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal.

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Notiz.

Camoens hatte Barretos Hand gedrückt und stürmte jetzt voraus, um der erste
zu sein, der aus dem Munde des Mädchens genaueres erführe. Joana nickte
ihm freundlich zu, antwortete ans seine ungestüme Frage, ob schon eine Dame
mit ihren Dienern von Cintra herauf zu der Strvhhtttte gelangt sei. Nein,
Herr, nnr der gute Pater ist seit gestern Abend bei uns, und betet mit Esmcih;
blickte dabei aber nach Barreto, als wolle sie ihren weitern Bericht durchaus
bis dahin verschieben, wo Senhor Manuel sie hören konnte. Zum Glück war
der wackere Fidalgo so rasch zur Stelle, daß Camoens die absichtliche Zögerung
des Mädchens kaum bemerken konnte. (Fortsetzung folgt.)




Notiz.

Roggen zoll. Die freisinnigen Redner des Reichstages haben mit ihren Trug¬
schlüssen in Fragen des Karnzolles ein so leichtfertiges Spiel getrieben, daß ein Wasser¬
strahl der Wahrheit auf ihre Zahlennngaben wohl angebracht ist. "Wir sind 3 Mark
über dem Weltmarkt -- rief Herr Dr. Barth ins Land hinaus --, hebt den Zoll auf,
damit wir auf das Niveau des Auslandes kommen." Die Wirkung der Zvllaufhebung
scheint er aber nicht überlegt zu haben; die würde notwendig sein, daß das Ans¬
tand auf unsern Preis stiege. Wo bliebe da unser Vorteil? "Die Preisdifferenz
von Roggen zwischen Amsterdam und Berlin, früher uur 8 Mark, ist nunmehr
-- rief Herr Brömel -- auf 34 Mark gestiegen, das ist eine Folge unsers Zolles!"
Den Beweis aber, daß Berlin um die Differenz gestiegen und nicht vielmehr
Amsterdam, wegen unsers Zolles, gefallen sei, ist er schuldig geblieben. Daß in
dem Augenblicke, wo unsre Zollschranke plötzlich aufgehoben würde, die Preise des
Roggens in Amsterdam, in Rußland, also ans dem Weltmarkte, bedeutend, und Wohl
mehr als unser Zoll beträgt, steigen würden, unterliegt für Erfahrene keinem
Zweifel, denn Deutschland ist ein so starker Verbraucher von Roggen, daß unsre
Maßregeln entscheidend auf das Ausland einwirken. Nur infolge unsers Zolles,
nochmals sei es gesagt, sind draußen die Preise gefallen, und so wie der Zoll fällt,
steigt natürlich in Amsterdam der Roggen bis über den Stand von Berlin. Dies
ist praktischen Leuten ganz klar. Alle Folgerungen, welche die Freisinnigen an ihre
Zahlen knüpfen, vom teuern Brot des armen Mannes u. f. w., laufen daher auf
Täuschung hinaus. Nur den einen Beweis liefern sie mit ihren Anführungen,
daß des Reichskanzlers früher von ihnen so bitter verhöhnte Behauptung, das
Ausland zahle deu Zoll, sich bewahrheitet hat. Es giebt eine Preisgrenze nach
unten, über welche hinaus die Erzeugungskosten nicht mehr gedeckt werden; diese
scheint bei manchem Produkt des Ackerbaues erreicht zu sein, die natürliche Folge,
Abnahme der Zufuhr und ein Steigen des Preises, wird nicht ausbleiben.
Teureres Brot hat der Kornzvll nicht gebracht, wenn aber dadurch der Landmann
wieder zum Anbau ermutigt wird, ist der Zoll das Mittel, uns das Brot billig
zu erhalten.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig.
Notiz.

Camoens hatte Barretos Hand gedrückt und stürmte jetzt voraus, um der erste
zu sein, der aus dem Munde des Mädchens genaueres erführe. Joana nickte
ihm freundlich zu, antwortete ans seine ungestüme Frage, ob schon eine Dame
mit ihren Dienern von Cintra herauf zu der Strvhhtttte gelangt sei. Nein,
Herr, nnr der gute Pater ist seit gestern Abend bei uns, und betet mit Esmcih;
blickte dabei aber nach Barreto, als wolle sie ihren weitern Bericht durchaus
bis dahin verschieben, wo Senhor Manuel sie hören konnte. Zum Glück war
der wackere Fidalgo so rasch zur Stelle, daß Camoens die absichtliche Zögerung
des Mädchens kaum bemerken konnte. (Fortsetzung folgt.)




Notiz.

Roggen zoll. Die freisinnigen Redner des Reichstages haben mit ihren Trug¬
schlüssen in Fragen des Karnzolles ein so leichtfertiges Spiel getrieben, daß ein Wasser¬
strahl der Wahrheit auf ihre Zahlennngaben wohl angebracht ist. „Wir sind 3 Mark
über dem Weltmarkt — rief Herr Dr. Barth ins Land hinaus —, hebt den Zoll auf,
damit wir auf das Niveau des Auslandes kommen." Die Wirkung der Zvllaufhebung
scheint er aber nicht überlegt zu haben; die würde notwendig sein, daß das Ans¬
tand auf unsern Preis stiege. Wo bliebe da unser Vorteil? „Die Preisdifferenz
von Roggen zwischen Amsterdam und Berlin, früher uur 8 Mark, ist nunmehr
— rief Herr Brömel — auf 34 Mark gestiegen, das ist eine Folge unsers Zolles!"
Den Beweis aber, daß Berlin um die Differenz gestiegen und nicht vielmehr
Amsterdam, wegen unsers Zolles, gefallen sei, ist er schuldig geblieben. Daß in
dem Augenblicke, wo unsre Zollschranke plötzlich aufgehoben würde, die Preise des
Roggens in Amsterdam, in Rußland, also ans dem Weltmarkte, bedeutend, und Wohl
mehr als unser Zoll beträgt, steigen würden, unterliegt für Erfahrene keinem
Zweifel, denn Deutschland ist ein so starker Verbraucher von Roggen, daß unsre
Maßregeln entscheidend auf das Ausland einwirken. Nur infolge unsers Zolles,
nochmals sei es gesagt, sind draußen die Preise gefallen, und so wie der Zoll fällt,
steigt natürlich in Amsterdam der Roggen bis über den Stand von Berlin. Dies
ist praktischen Leuten ganz klar. Alle Folgerungen, welche die Freisinnigen an ihre
Zahlen knüpfen, vom teuern Brot des armen Mannes u. f. w., laufen daher auf
Täuschung hinaus. Nur den einen Beweis liefern sie mit ihren Anführungen,
daß des Reichskanzlers früher von ihnen so bitter verhöhnte Behauptung, das
Ausland zahle deu Zoll, sich bewahrheitet hat. Es giebt eine Preisgrenze nach
unten, über welche hinaus die Erzeugungskosten nicht mehr gedeckt werden; diese
scheint bei manchem Produkt des Ackerbaues erreicht zu sein, die natürliche Folge,
Abnahme der Zufuhr und ein Steigen des Preises, wird nicht ausbleiben.
Teureres Brot hat der Kornzvll nicht gebracht, wenn aber dadurch der Landmann
wieder zum Anbau ermutigt wird, ist der Zoll das Mittel, uns das Brot billig
zu erhalten.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig.
Verlag von Fr. Will). Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Erstes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_197423/488>, abgerufen am 19.05.2024.