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Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal.

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Die Ziele der Reform des höhern Schulwesens.

und Peabodybüchsen, später jedoch wurden 16 000 Stück Berdcmgcwehre an¬
geschafft.

Unmittelbar vor der Revolution von Philippvpcl war die Friedensorgani¬
sation der Armee des Fürstentums folgende: 1. Erste oder westliche Division, be¬
stehend aus 2 Brigaden zu je 2 Regimentern von 3 Bataillonen, dem 1. Kavallerie¬
regiment mit 4 Schwadronen und dem 1. Artillerieregiment mit 6 Batterien
zu je 8 Geschützen. 2. Zweite oder östliche Division, gleichfalls 2 Brigaden
Infanterie zu je 2 Regimentern von 3 Bataillonen, mit dem 2. Kavallerie- und
dem 2. Artillericregiment. Außerhalb des Divisionsverbandes waren noch vor¬
handen die Sotnje der fürstlichen Leibgarde, ein Geniebataillon zu 4 und ein
zweites zu 5 Kompagnien, die Fcstuugsartillerie-Kompagnie, das Trainkorps,
2000 Mann, und die Gendarmerie 1600 Mann stark. Nach dem Staatsstreiche
von Philippopel wurde erstens die Stärke der taktischen Einheiten erhöht, das
Jnfanteriebataillon auf 1000, die Schwadron auf 175, die Batterie auf 180,
das Geniebataillon auf 880 Mann. Dann brachte man das Infanterieregiment
auf 4 Bataillone und errichtete ans den 16 Bataillonen der Reserve 4 neue
Regimenter. Die Stärke der regulären Armee wuchs hierdurch ans 56 400
Mann an. Dazu kam noch die vstrmnelische Armee, welche, wie bemerkt, in
Friedenszeiten allerdings nur die Cadres von 12 Bataillonen Infanterie, eine
Schwadron und eine Batterie sowie 880 Gensdarmen zu Fuß und 380 zu
Pferde umfaßte, jetzt aber durch Einberufung der zweiten Milizklasse und durch
Formirung der Reserve in eigne Bataillone mehr als verdoppelt worden war
und mindestens 28 000 Mann zählte. Dadurch erhob sich die Stärke, welche
die gesamte bulgarische Streitmacht hatte, ans ungefähr 84 000 Mann, wobei
der Landsturm, den die beiden Teile Bulgariens stellten und den man auf 20-
bis 22 000 Köpfe anschlug, nicht mitgerechnet ist. Mit den Schaaren der
Freiwilligen, die aus Macedonien kamen, mag das Heer, welches der Fürst
Alexander zuletzt gegen die Serben im Felde hatte, gegen 100 000 Mann ge¬
zählt haben, doch war davon sicher nur etwa die Hälfte als brauchbare Sol¬
daten in unserm Sinne zu bezeichnen, und der Maugel an Offizieren machte
sich sehr fühlbar.




Die Ziele der Reform des höhern Schulwesens.

le Häckelsche Rede auf der letzten Naturforscherversammlung über
die "Ziele der Reform des Höhen, Schulwesens" wird nicht ver¬
fehlen, bei den Gegnern des bestehenden Unterrichtswesens das
sie so glücklich auszeichnende Gefühl des unbedingten Rechtes und
^ der absolute" Unfehlbarkeit bedeutend zu steigern. Die populäre
Presse nicht bloß der radikalen Richtung, die der Bewegung gegen die huma-


Die Ziele der Reform des höhern Schulwesens.

und Peabodybüchsen, später jedoch wurden 16 000 Stück Berdcmgcwehre an¬
geschafft.

Unmittelbar vor der Revolution von Philippvpcl war die Friedensorgani¬
sation der Armee des Fürstentums folgende: 1. Erste oder westliche Division, be¬
stehend aus 2 Brigaden zu je 2 Regimentern von 3 Bataillonen, dem 1. Kavallerie¬
regiment mit 4 Schwadronen und dem 1. Artillerieregiment mit 6 Batterien
zu je 8 Geschützen. 2. Zweite oder östliche Division, gleichfalls 2 Brigaden
Infanterie zu je 2 Regimentern von 3 Bataillonen, mit dem 2. Kavallerie- und
dem 2. Artillericregiment. Außerhalb des Divisionsverbandes waren noch vor¬
handen die Sotnje der fürstlichen Leibgarde, ein Geniebataillon zu 4 und ein
zweites zu 5 Kompagnien, die Fcstuugsartillerie-Kompagnie, das Trainkorps,
2000 Mann, und die Gendarmerie 1600 Mann stark. Nach dem Staatsstreiche
von Philippopel wurde erstens die Stärke der taktischen Einheiten erhöht, das
Jnfanteriebataillon auf 1000, die Schwadron auf 175, die Batterie auf 180,
das Geniebataillon auf 880 Mann. Dann brachte man das Infanterieregiment
auf 4 Bataillone und errichtete ans den 16 Bataillonen der Reserve 4 neue
Regimenter. Die Stärke der regulären Armee wuchs hierdurch ans 56 400
Mann an. Dazu kam noch die vstrmnelische Armee, welche, wie bemerkt, in
Friedenszeiten allerdings nur die Cadres von 12 Bataillonen Infanterie, eine
Schwadron und eine Batterie sowie 880 Gensdarmen zu Fuß und 380 zu
Pferde umfaßte, jetzt aber durch Einberufung der zweiten Milizklasse und durch
Formirung der Reserve in eigne Bataillone mehr als verdoppelt worden war
und mindestens 28 000 Mann zählte. Dadurch erhob sich die Stärke, welche
die gesamte bulgarische Streitmacht hatte, ans ungefähr 84 000 Mann, wobei
der Landsturm, den die beiden Teile Bulgariens stellten und den man auf 20-
bis 22 000 Köpfe anschlug, nicht mitgerechnet ist. Mit den Schaaren der
Freiwilligen, die aus Macedonien kamen, mag das Heer, welches der Fürst
Alexander zuletzt gegen die Serben im Felde hatte, gegen 100 000 Mann ge¬
zählt haben, doch war davon sicher nur etwa die Hälfte als brauchbare Sol¬
daten in unserm Sinne zu bezeichnen, und der Maugel an Offizieren machte
sich sehr fühlbar.




Die Ziele der Reform des höhern Schulwesens.

le Häckelsche Rede auf der letzten Naturforscherversammlung über
die „Ziele der Reform des Höhen, Schulwesens" wird nicht ver¬
fehlen, bei den Gegnern des bestehenden Unterrichtswesens das
sie so glücklich auszeichnende Gefühl des unbedingten Rechtes und
^ der absolute» Unfehlbarkeit bedeutend zu steigern. Die populäre
Presse nicht bloß der radikalen Richtung, die der Bewegung gegen die huma-


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[0221] Die Ziele der Reform des höhern Schulwesens. und Peabodybüchsen, später jedoch wurden 16 000 Stück Berdcmgcwehre an¬ geschafft. Unmittelbar vor der Revolution von Philippvpcl war die Friedensorgani¬ sation der Armee des Fürstentums folgende: 1. Erste oder westliche Division, be¬ stehend aus 2 Brigaden zu je 2 Regimentern von 3 Bataillonen, dem 1. Kavallerie¬ regiment mit 4 Schwadronen und dem 1. Artillerieregiment mit 6 Batterien zu je 8 Geschützen. 2. Zweite oder östliche Division, gleichfalls 2 Brigaden Infanterie zu je 2 Regimentern von 3 Bataillonen, mit dem 2. Kavallerie- und dem 2. Artillericregiment. Außerhalb des Divisionsverbandes waren noch vor¬ handen die Sotnje der fürstlichen Leibgarde, ein Geniebataillon zu 4 und ein zweites zu 5 Kompagnien, die Fcstuugsartillerie-Kompagnie, das Trainkorps, 2000 Mann, und die Gendarmerie 1600 Mann stark. Nach dem Staatsstreiche von Philippopel wurde erstens die Stärke der taktischen Einheiten erhöht, das Jnfanteriebataillon auf 1000, die Schwadron auf 175, die Batterie auf 180, das Geniebataillon auf 880 Mann. Dann brachte man das Infanterieregiment auf 4 Bataillone und errichtete ans den 16 Bataillonen der Reserve 4 neue Regimenter. Die Stärke der regulären Armee wuchs hierdurch ans 56 400 Mann an. Dazu kam noch die vstrmnelische Armee, welche, wie bemerkt, in Friedenszeiten allerdings nur die Cadres von 12 Bataillonen Infanterie, eine Schwadron und eine Batterie sowie 880 Gensdarmen zu Fuß und 380 zu Pferde umfaßte, jetzt aber durch Einberufung der zweiten Milizklasse und durch Formirung der Reserve in eigne Bataillone mehr als verdoppelt worden war und mindestens 28 000 Mann zählte. Dadurch erhob sich die Stärke, welche die gesamte bulgarische Streitmacht hatte, ans ungefähr 84 000 Mann, wobei der Landsturm, den die beiden Teile Bulgariens stellten und den man auf 20- bis 22 000 Köpfe anschlug, nicht mitgerechnet ist. Mit den Schaaren der Freiwilligen, die aus Macedonien kamen, mag das Heer, welches der Fürst Alexander zuletzt gegen die Serben im Felde hatte, gegen 100 000 Mann ge¬ zählt haben, doch war davon sicher nur etwa die Hälfte als brauchbare Sol¬ daten in unserm Sinne zu bezeichnen, und der Maugel an Offizieren machte sich sehr fühlbar. Die Ziele der Reform des höhern Schulwesens. le Häckelsche Rede auf der letzten Naturforscherversammlung über die „Ziele der Reform des Höhen, Schulwesens" wird nicht ver¬ fehlen, bei den Gegnern des bestehenden Unterrichtswesens das sie so glücklich auszeichnende Gefühl des unbedingten Rechtes und ^ der absolute» Unfehlbarkeit bedeutend zu steigern. Die populäre Presse nicht bloß der radikalen Richtung, die der Bewegung gegen die huma-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 45, 1886, Viertes Quartal, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341843_199353/221>, abgerufen am 29.04.2024.