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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Drittes Vierteljahr.

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Literatur.

die strengen Befehle noch einmal einzuschärfen, und es wurde auch besser da¬
durch. Dabei wäre fast ein Konflikt ausgebrochen. Ein betrunkener franzö¬
sischer Offizier verlangte durchaus, daß auf dem Rathause die französische Triko¬
lore aufgezogen würde. Als mau ihn endlich verstand, sagte der Bürgermeister,
eine französische Fahne sei nicht vorhanden, wenn aber der Offizier eine solche
besitze, so ließe sich die Sache schon bewerkstelligen. Dabei geberdete sich der
Betrunkene wie rasend und schoß mehrmals seinen Revolver ab, ohne zu treffen.
Er hatte geglaubt, es sei bei uns wie in Frankreich, wo jede Mairie die Fahne
des Landes zeigt, und sah in dem Fehlen der Trikolore eine Absicht.

(Schluß folgt.)




Literatur.
Karte der Salzburg er Alpen und des Salzkcnnmcrgutes. Von Ludwig Raven-
stein. Frankfurt a. M., Geographische Anstalt von L. Ravenstein, 1887.

Wen die Wanderlust ins Gebiet der Ostalpen zieht, dem sei diese Karte als
ein trefflicher Führer von uns empfohlen. Sie verschafft dem Reisenden im voraus
ein wohlausgeprägtes Bild von den Abstufungen der Berge und Thäler, von den
Spiegeln der Seen, den Adern der Flüsse, die ihn zu sich locken, und an Ort und
Stelle wird er sich mit Hilfe der sorgfältigen, durch verschiedne Farbentöne dem
ersten Blick verständlich gemachten Zeichnung mühelos zurechtfinden. Von den neun
Blättern, welche die Rnvensteinsche Ost-Alpenkarte ausmachen werden, sind sechs
ausgegeben, im Maßstab von 1:250 000. Das uns vorliegende Blatt erstreckt
sich im Westen und Osten vom Tegernsee zum Traunsce, im Norden und Süden
von der Salzach-Mündung zum Zeller See. Nach der Mitte zu thront und
leuchtet die Mozartstadt Salzburg. Wenn wir sagen, daß es ein Genuß für sich
ist, auf dieser Karte mit den Augen zu ruhen, über sie hinzuschweifen, so haben
wir derselben nur ihr Recht angethan. Daß sie das Tiefe sanft vor uns hin¬
breitet, das Flüssige in Bewegung setzt, das Starre höher und höher aufsteigen
läßt, giebt ein Zeugnis von der lebendigen Schilderungskraft, welche ihr innewohnt.


Ueber Kriegspoesie. Ein Beitrag zur Betrachtung des Krieges von der idealen Seite
von Friedrich Teichcr, k. b. Hauptmmm und Jnspektionsoffizier am k. Kadettenkorps.
München, Theodor Ackermann, 1887.

Man wird an dieses wohlgemeinte Büchlein eines Offiziers, der mit berech¬
tigtem Hochgefühl an die ruhmreichen Tage Ves letzten Krieges zurückdenkt, an dem
er teilgenommen hat, keinen strengen Maßstab anlegen. Es ist gewiß erfreulich,
bei einem Soldaten eine so ausgebreitete Belesenheit in der schönen Literatur der
alten und neuen Zeit, ganz besonders in der Poesie, welche das Kriegsjahr 1870
geschaffen hat, zu begegnen. Die gesammelten schönen Stellen hat Hauptmann
Teicher zwanglos geordnet, meist chronologisch, und durch einen Text verbunden,


Literatur.

die strengen Befehle noch einmal einzuschärfen, und es wurde auch besser da¬
durch. Dabei wäre fast ein Konflikt ausgebrochen. Ein betrunkener franzö¬
sischer Offizier verlangte durchaus, daß auf dem Rathause die französische Triko¬
lore aufgezogen würde. Als mau ihn endlich verstand, sagte der Bürgermeister,
eine französische Fahne sei nicht vorhanden, wenn aber der Offizier eine solche
besitze, so ließe sich die Sache schon bewerkstelligen. Dabei geberdete sich der
Betrunkene wie rasend und schoß mehrmals seinen Revolver ab, ohne zu treffen.
Er hatte geglaubt, es sei bei uns wie in Frankreich, wo jede Mairie die Fahne
des Landes zeigt, und sah in dem Fehlen der Trikolore eine Absicht.

(Schluß folgt.)




Literatur.
Karte der Salzburg er Alpen und des Salzkcnnmcrgutes. Von Ludwig Raven-
stein. Frankfurt a. M., Geographische Anstalt von L. Ravenstein, 1887.

Wen die Wanderlust ins Gebiet der Ostalpen zieht, dem sei diese Karte als
ein trefflicher Führer von uns empfohlen. Sie verschafft dem Reisenden im voraus
ein wohlausgeprägtes Bild von den Abstufungen der Berge und Thäler, von den
Spiegeln der Seen, den Adern der Flüsse, die ihn zu sich locken, und an Ort und
Stelle wird er sich mit Hilfe der sorgfältigen, durch verschiedne Farbentöne dem
ersten Blick verständlich gemachten Zeichnung mühelos zurechtfinden. Von den neun
Blättern, welche die Rnvensteinsche Ost-Alpenkarte ausmachen werden, sind sechs
ausgegeben, im Maßstab von 1:250 000. Das uns vorliegende Blatt erstreckt
sich im Westen und Osten vom Tegernsee zum Traunsce, im Norden und Süden
von der Salzach-Mündung zum Zeller See. Nach der Mitte zu thront und
leuchtet die Mozartstadt Salzburg. Wenn wir sagen, daß es ein Genuß für sich
ist, auf dieser Karte mit den Augen zu ruhen, über sie hinzuschweifen, so haben
wir derselben nur ihr Recht angethan. Daß sie das Tiefe sanft vor uns hin¬
breitet, das Flüssige in Bewegung setzt, das Starre höher und höher aufsteigen
läßt, giebt ein Zeugnis von der lebendigen Schilderungskraft, welche ihr innewohnt.


Ueber Kriegspoesie. Ein Beitrag zur Betrachtung des Krieges von der idealen Seite
von Friedrich Teichcr, k. b. Hauptmmm und Jnspektionsoffizier am k. Kadettenkorps.
München, Theodor Ackermann, 1887.

Man wird an dieses wohlgemeinte Büchlein eines Offiziers, der mit berech¬
tigtem Hochgefühl an die ruhmreichen Tage Ves letzten Krieges zurückdenkt, an dem
er teilgenommen hat, keinen strengen Maßstab anlegen. Es ist gewiß erfreulich,
bei einem Soldaten eine so ausgebreitete Belesenheit in der schönen Literatur der
alten und neuen Zeit, ganz besonders in der Poesie, welche das Kriegsjahr 1870
geschaffen hat, zu begegnen. Die gesammelten schönen Stellen hat Hauptmann
Teicher zwanglos geordnet, meist chronologisch, und durch einen Text verbunden,


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[0255] Literatur. die strengen Befehle noch einmal einzuschärfen, und es wurde auch besser da¬ durch. Dabei wäre fast ein Konflikt ausgebrochen. Ein betrunkener franzö¬ sischer Offizier verlangte durchaus, daß auf dem Rathause die französische Triko¬ lore aufgezogen würde. Als mau ihn endlich verstand, sagte der Bürgermeister, eine französische Fahne sei nicht vorhanden, wenn aber der Offizier eine solche besitze, so ließe sich die Sache schon bewerkstelligen. Dabei geberdete sich der Betrunkene wie rasend und schoß mehrmals seinen Revolver ab, ohne zu treffen. Er hatte geglaubt, es sei bei uns wie in Frankreich, wo jede Mairie die Fahne des Landes zeigt, und sah in dem Fehlen der Trikolore eine Absicht. (Schluß folgt.) Literatur. Karte der Salzburg er Alpen und des Salzkcnnmcrgutes. Von Ludwig Raven- stein. Frankfurt a. M., Geographische Anstalt von L. Ravenstein, 1887. Wen die Wanderlust ins Gebiet der Ostalpen zieht, dem sei diese Karte als ein trefflicher Führer von uns empfohlen. Sie verschafft dem Reisenden im voraus ein wohlausgeprägtes Bild von den Abstufungen der Berge und Thäler, von den Spiegeln der Seen, den Adern der Flüsse, die ihn zu sich locken, und an Ort und Stelle wird er sich mit Hilfe der sorgfältigen, durch verschiedne Farbentöne dem ersten Blick verständlich gemachten Zeichnung mühelos zurechtfinden. Von den neun Blättern, welche die Rnvensteinsche Ost-Alpenkarte ausmachen werden, sind sechs ausgegeben, im Maßstab von 1:250 000. Das uns vorliegende Blatt erstreckt sich im Westen und Osten vom Tegernsee zum Traunsce, im Norden und Süden von der Salzach-Mündung zum Zeller See. Nach der Mitte zu thront und leuchtet die Mozartstadt Salzburg. Wenn wir sagen, daß es ein Genuß für sich ist, auf dieser Karte mit den Augen zu ruhen, über sie hinzuschweifen, so haben wir derselben nur ihr Recht angethan. Daß sie das Tiefe sanft vor uns hin¬ breitet, das Flüssige in Bewegung setzt, das Starre höher und höher aufsteigen läßt, giebt ein Zeugnis von der lebendigen Schilderungskraft, welche ihr innewohnt. Ueber Kriegspoesie. Ein Beitrag zur Betrachtung des Krieges von der idealen Seite von Friedrich Teichcr, k. b. Hauptmmm und Jnspektionsoffizier am k. Kadettenkorps. München, Theodor Ackermann, 1887. Man wird an dieses wohlgemeinte Büchlein eines Offiziers, der mit berech¬ tigtem Hochgefühl an die ruhmreichen Tage Ves letzten Krieges zurückdenkt, an dem er teilgenommen hat, keinen strengen Maßstab anlegen. Es ist gewiß erfreulich, bei einem Soldaten eine so ausgebreitete Belesenheit in der schönen Literatur der alten und neuen Zeit, ganz besonders in der Poesie, welche das Kriegsjahr 1870 geschaffen hat, zu begegnen. Die gesammelten schönen Stellen hat Hauptmann Teicher zwanglos geordnet, meist chronologisch, und durch einen Text verbunden,

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_200778/255>, abgerufen am 28.04.2024.