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Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Drittes Vierteljahr.

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Goethes Briefe aus Italien.

Ermäßigungen. 3. Wie hoch daneben das Durchschnittseinkommen eines deutschen
Urwalds bei jeder zu 1 erwähnten Klasse insgesamt zu veranschlagen ist. 4. Wie
hoch sich in den einzelnen Vundesstaaten Ausgaben und Einnahmen s,) bei der
streitigen Zivilgerichtsbarkeit, d) bei der Strafgerichtsbarkeit, e) bei der frei¬
willigen Gerichtsbarkeit belaufen.


N?- Aulemann.


Goethes Briefe aus Italien.
von Franz wickhoff.
1.

in September vergangnen Jahres hatten sich in manchen kleinen
Orten Tirols Freunde zusammengethan, um mit heitern, unschul¬
digen Festen die hundertjährige Wiederkehr der Tage zu feiern, an
welchen Goethe auf seiner Reise nach Italien dieses oder jenes
Städtchen berührt hatte. Später stellten die Deutschen in Ve¬
nedig an dem Hause, das er dort bewohnt hatte, eine Erinnerungstafel
auf. Aber schon so bescheidne Veranstaltungen erregten Besorgnisse. Ein¬
flußreiche Tagesblätter brachten Untersuchungen, ob die Durchreise Goethes hier
und dort für ihn, für den Ort, für die Nation von Bedeutung gewesen sei. Jene
Männer und Frauen, die zu Goethes Andenken in fröhlicher Herbstfreude die
Gläser hatten klingen lassen, mußten sich wohlmeinende Zurechtweisungen ge¬
fallen lassen. Es war ein Flüstern hin und her, als ob eine Gefahr drohte,
gegen die mau sich bei Zeiten waffnen müßte.

Die Deutschen haben eine alte Furcht, ihre großen Männer möchten zu
stolz werden. Will sich solcher Übermut wieder offenbaren, dann schleicht mancher
umher, beklommen spähend, wo wohl der beste Platz sei, seinen Knüppel hin¬
zuwerfen, damit der zu hoch gewordene Landsmann stolpere und sich seiner
Menschlichkeit bewußt werde. Solcher nachbarlichen Fürsorge haben sich sonst
nur die Lebenden zu erfreuen; Goethe hat sie während seines langen Lebens
genug erfahren. Unsterblich aber wie er und aus dem Staube sich immer
wieder selbst erzeugend sind auch jene Bekümmerten, die seine bloße Existenz
quält und drückt, denen jede laute Erinnerung an ihn wehe thut.

Vor kurzem fragte mich ein unterrichteter und sonst eben nicht unbillig
denkender Mann, ob ich den Aufsatz gelesen hätte, der den Nachweis führt, daß


Goethes Briefe aus Italien.

Ermäßigungen. 3. Wie hoch daneben das Durchschnittseinkommen eines deutschen
Urwalds bei jeder zu 1 erwähnten Klasse insgesamt zu veranschlagen ist. 4. Wie
hoch sich in den einzelnen Vundesstaaten Ausgaben und Einnahmen s,) bei der
streitigen Zivilgerichtsbarkeit, d) bei der Strafgerichtsbarkeit, e) bei der frei¬
willigen Gerichtsbarkeit belaufen.


N?- Aulemann.


Goethes Briefe aus Italien.
von Franz wickhoff.
1.

in September vergangnen Jahres hatten sich in manchen kleinen
Orten Tirols Freunde zusammengethan, um mit heitern, unschul¬
digen Festen die hundertjährige Wiederkehr der Tage zu feiern, an
welchen Goethe auf seiner Reise nach Italien dieses oder jenes
Städtchen berührt hatte. Später stellten die Deutschen in Ve¬
nedig an dem Hause, das er dort bewohnt hatte, eine Erinnerungstafel
auf. Aber schon so bescheidne Veranstaltungen erregten Besorgnisse. Ein¬
flußreiche Tagesblätter brachten Untersuchungen, ob die Durchreise Goethes hier
und dort für ihn, für den Ort, für die Nation von Bedeutung gewesen sei. Jene
Männer und Frauen, die zu Goethes Andenken in fröhlicher Herbstfreude die
Gläser hatten klingen lassen, mußten sich wohlmeinende Zurechtweisungen ge¬
fallen lassen. Es war ein Flüstern hin und her, als ob eine Gefahr drohte,
gegen die mau sich bei Zeiten waffnen müßte.

Die Deutschen haben eine alte Furcht, ihre großen Männer möchten zu
stolz werden. Will sich solcher Übermut wieder offenbaren, dann schleicht mancher
umher, beklommen spähend, wo wohl der beste Platz sei, seinen Knüppel hin¬
zuwerfen, damit der zu hoch gewordene Landsmann stolpere und sich seiner
Menschlichkeit bewußt werde. Solcher nachbarlichen Fürsorge haben sich sonst
nur die Lebenden zu erfreuen; Goethe hat sie während seines langen Lebens
genug erfahren. Unsterblich aber wie er und aus dem Staube sich immer
wieder selbst erzeugend sind auch jene Bekümmerten, die seine bloße Existenz
quält und drückt, denen jede laute Erinnerung an ihn wehe thut.

Vor kurzem fragte mich ein unterrichteter und sonst eben nicht unbillig
denkender Mann, ob ich den Aufsatz gelesen hätte, der den Nachweis führt, daß


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[0333] Goethes Briefe aus Italien. Ermäßigungen. 3. Wie hoch daneben das Durchschnittseinkommen eines deutschen Urwalds bei jeder zu 1 erwähnten Klasse insgesamt zu veranschlagen ist. 4. Wie hoch sich in den einzelnen Vundesstaaten Ausgaben und Einnahmen s,) bei der streitigen Zivilgerichtsbarkeit, d) bei der Strafgerichtsbarkeit, e) bei der frei¬ willigen Gerichtsbarkeit belaufen. N?- Aulemann. Goethes Briefe aus Italien. von Franz wickhoff. 1. in September vergangnen Jahres hatten sich in manchen kleinen Orten Tirols Freunde zusammengethan, um mit heitern, unschul¬ digen Festen die hundertjährige Wiederkehr der Tage zu feiern, an welchen Goethe auf seiner Reise nach Italien dieses oder jenes Städtchen berührt hatte. Später stellten die Deutschen in Ve¬ nedig an dem Hause, das er dort bewohnt hatte, eine Erinnerungstafel auf. Aber schon so bescheidne Veranstaltungen erregten Besorgnisse. Ein¬ flußreiche Tagesblätter brachten Untersuchungen, ob die Durchreise Goethes hier und dort für ihn, für den Ort, für die Nation von Bedeutung gewesen sei. Jene Männer und Frauen, die zu Goethes Andenken in fröhlicher Herbstfreude die Gläser hatten klingen lassen, mußten sich wohlmeinende Zurechtweisungen ge¬ fallen lassen. Es war ein Flüstern hin und her, als ob eine Gefahr drohte, gegen die mau sich bei Zeiten waffnen müßte. Die Deutschen haben eine alte Furcht, ihre großen Männer möchten zu stolz werden. Will sich solcher Übermut wieder offenbaren, dann schleicht mancher umher, beklommen spähend, wo wohl der beste Platz sei, seinen Knüppel hin¬ zuwerfen, damit der zu hoch gewordene Landsmann stolpere und sich seiner Menschlichkeit bewußt werde. Solcher nachbarlichen Fürsorge haben sich sonst nur die Lebenden zu erfreuen; Goethe hat sie während seines langen Lebens genug erfahren. Unsterblich aber wie er und aus dem Staube sich immer wieder selbst erzeugend sind auch jene Bekümmerten, die seine bloße Existenz quält und drückt, denen jede laute Erinnerung an ihn wehe thut. Vor kurzem fragte mich ein unterrichteter und sonst eben nicht unbillig denkender Mann, ob ich den Aufsatz gelesen hätte, der den Nachweis führt, daß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341845_200778/333>, abgerufen am 29.04.2024.