Die Grenzboten. Jg. 46, 1887, Viertes Vierteljahr.Die katholische Kirche und die soziale Frage. Staatshaushalte verpflichtet sei, in den allgemeinen Grenzen der bisherigen Die katholische Kirche und die soziale Frage. cum man sich die Fortschritte, welche die katholische Kirche überall Die katholische Kirche und die soziale Frage. Staatshaushalte verpflichtet sei, in den allgemeinen Grenzen der bisherigen Die katholische Kirche und die soziale Frage. cum man sich die Fortschritte, welche die katholische Kirche überall <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0124" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/201553"/> <fw type="header" place="top"> Die katholische Kirche und die soziale Frage.</fw><lb/> <p xml:id="ID_275" prev="#ID_274"> Staatshaushalte verpflichtet sei, in den allgemeinen Grenzen der bisherigen<lb/> Staatshaushalte für den Fortbestand des Staates zu sorgen. Die Meinung,<lb/> daß man bis zu diesem Punkte entgegenkommen solle, mit dem sich der glän¬<lb/> zende äußere Triumph beinahe in eine innere Niederlage zu verwandeln schien,<lb/> stieß im Ministerrate auf heftigen Widerspruch, gewann jedoch zuletzt die Ober¬<lb/> hand. Ihr Vorkämpfer aber war Bismarck gewesen. Er hatte einst in Avignon<lb/> einen Olivenzweig gepflückt und diesen in Berlin einem oppositionellen Abge¬<lb/> ordneten gezeigt mit der Bemerkung, er habe ihn mitgebracht, um ihn der<lb/> Volkspartei als Friedenszeichen anzubieten, er sehe indes, daß es dazu noch<lb/> nicht Zeit sei. Jetzt war die Zeit gekommen, und die Geschichte wird diesen<lb/> Zweig einst in den Lorberkranz flechten, mit dem sie sein Haupt bereits ge¬<lb/> schmückt hat. Die Unversöhnlichen aber, die Fortschrittsschwätzer von heute,<lb/> werden in ihren Hallen tief unter ihm stehen mit Kränzen aus dem leeren<lb/> Stroh, das sie, wie ihre Vorgänger vor fünfundzwanzig Jahren, zu dreschen<lb/> nicht aufhören.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Die katholische Kirche und die soziale Frage.</head><lb/> <p xml:id="ID_276" next="#ID_277"> cum man sich die Fortschritte, welche die katholische Kirche überall<lb/> macht, recht vergegenwärtigen will, so braucht man nur auf die<lb/> nordamerikanische Union hinzublicken. Diese Staaten, zu welchen<lb/> einst die streng protestantischen „Pilgrimsväter," englische Puri¬<lb/> taner und Quäker, den Grund gelegt haben, sehen zu ihrem eignen<lb/> und der ganzen Welt Erstaunen, infolge der starken irländischen Einwanderung,<lb/> in ihrer Mitte die katholische Kirche mit einem Glänze und einer Macht sich<lb/> erheben, die an die größten Zeiten des Katholizismus, an die ersten Jahr¬<lb/> hunderte des Mittelalters, erinnern, als die Kirche ihren Triumphzug durch die<lb/> Länder Europas hielt und aus den „blondgelockten Barbaren des Nordens"<lb/> ihre treuesten Söhne machte. Schon zählen die Vereinigten Staaten von Nord¬<lb/> amerika unter fünfzig Millionen Einwohnern zehn Millionen Katholiken, und<lb/> es sind dies nicht etwa Anhänger bloß dem Namen nach, die auf einem stati¬<lb/> stischen Blatt eine Ziffer bilden, sondern es sind eifrige Mitglieder ihrer Kirche,<lb/> die ihren Hirten unbedingt ergeben sind und — was im letzten Grunde die<lb/> Hauptprobe des Glaubens ist — für kirchliche Zwecke bereitwillig den Beutel<lb/> ziehen. Überall erheben sich Kathedralen und werden durch die freiwilligen<lb/> Beiträge ihrer Gläubigen unterhalten. Die Stadt Saint-Paul, die vor vierzig</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0124]
Die katholische Kirche und die soziale Frage.
Staatshaushalte verpflichtet sei, in den allgemeinen Grenzen der bisherigen
Staatshaushalte für den Fortbestand des Staates zu sorgen. Die Meinung,
daß man bis zu diesem Punkte entgegenkommen solle, mit dem sich der glän¬
zende äußere Triumph beinahe in eine innere Niederlage zu verwandeln schien,
stieß im Ministerrate auf heftigen Widerspruch, gewann jedoch zuletzt die Ober¬
hand. Ihr Vorkämpfer aber war Bismarck gewesen. Er hatte einst in Avignon
einen Olivenzweig gepflückt und diesen in Berlin einem oppositionellen Abge¬
ordneten gezeigt mit der Bemerkung, er habe ihn mitgebracht, um ihn der
Volkspartei als Friedenszeichen anzubieten, er sehe indes, daß es dazu noch
nicht Zeit sei. Jetzt war die Zeit gekommen, und die Geschichte wird diesen
Zweig einst in den Lorberkranz flechten, mit dem sie sein Haupt bereits ge¬
schmückt hat. Die Unversöhnlichen aber, die Fortschrittsschwätzer von heute,
werden in ihren Hallen tief unter ihm stehen mit Kränzen aus dem leeren
Stroh, das sie, wie ihre Vorgänger vor fünfundzwanzig Jahren, zu dreschen
nicht aufhören.
Die katholische Kirche und die soziale Frage.
cum man sich die Fortschritte, welche die katholische Kirche überall
macht, recht vergegenwärtigen will, so braucht man nur auf die
nordamerikanische Union hinzublicken. Diese Staaten, zu welchen
einst die streng protestantischen „Pilgrimsväter," englische Puri¬
taner und Quäker, den Grund gelegt haben, sehen zu ihrem eignen
und der ganzen Welt Erstaunen, infolge der starken irländischen Einwanderung,
in ihrer Mitte die katholische Kirche mit einem Glänze und einer Macht sich
erheben, die an die größten Zeiten des Katholizismus, an die ersten Jahr¬
hunderte des Mittelalters, erinnern, als die Kirche ihren Triumphzug durch die
Länder Europas hielt und aus den „blondgelockten Barbaren des Nordens"
ihre treuesten Söhne machte. Schon zählen die Vereinigten Staaten von Nord¬
amerika unter fünfzig Millionen Einwohnern zehn Millionen Katholiken, und
es sind dies nicht etwa Anhänger bloß dem Namen nach, die auf einem stati¬
stischen Blatt eine Ziffer bilden, sondern es sind eifrige Mitglieder ihrer Kirche,
die ihren Hirten unbedingt ergeben sind und — was im letzten Grunde die
Hauptprobe des Glaubens ist — für kirchliche Zwecke bereitwillig den Beutel
ziehen. Überall erheben sich Kathedralen und werden durch die freiwilligen
Beiträge ihrer Gläubigen unterhalten. Die Stadt Saint-Paul, die vor vierzig
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |