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Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr.

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Der Verkehr mit wein.

sich an diese knüpfenden regen Forschungseifers war das nur zu erwarten, die
einzelnen Kapitel haben eine andre, verbesserte Form gewonnen, in der gro߬
artigen Erfassung und Durchführung des Ganzen aber ist es ein Werk, wie
das Winckelmanns, von bleibendem Werte. In der Vorrede zum ersten Bande
der "Künstlergeschichte" nimmt Brunn in seiner ihn so außerdentlich kenn¬
zeichnende" bescheidenen Weise nur das Verdienst einer Vorarbeit zur Kunstge¬
schichte in Anspruch, obwohl z, B. seine Geschichte der griechischen Maler die
vollständige und geistreiche Geschichte der griechischen Malerei selbst ist. Sechs-
unddreißig für die Geschichte der Archüolgie ereignisvolle Jahre sind seitdem
verstrichen; in dieser Zeit hat gerade Brunn seine fruchtbarste Thätigkeit ent¬
faltet und durch eine Reihe genialer Entdeckungen die Ecksteine eines Gebäudes
der antiken Kunstgeschichte errichtet. Durch die reichen Funde sind in unserm
Wissen die Tiefen allmählich ausgefüllt, und wie die Wissenschaft immer mehr
ihrem idealen Ziele näher rückt, so hat auch die Erkenntnis des Einzelnen ihre
Jünger sich geklärt nud erweitert. Brunn ist nicht bei der Vorarbeit stehen
geblieben. Wenn auch nähere Einzelheiten bis jetzt noch nicht in die Öffent¬
lichkeit gedrungen sind, so ist doch von ihm die "Kunstgeschichte" noch zu er¬
warten, zu der seine "Künstlergeschichte" die Vorarbeit bilden soll. Wenn auch
in der Einleitung zu den "Denkmälern der griechischen und römischen Skulptur"
versichert wird, das; die Tafeln nicht als Erläuterung zu einer litterarisch durch¬
gearbeiteten Kunstgeschichte dienen sollen, sondern für sich das Bild der Kunst¬
geschichte an unsern Augen vorbeiführen sollen, so kann dadurch weder jene
Hoffnung zu nichte gemacht, uoch verhindert werden, daß man in dem er¬
scheinenden großen Werke die monumentale Grundlage der spätern litterarisch
durchgeführten Darstellung erblickt. Auf ein glückliches Fortschreiten des erstern,
ans eine ebenso glückliche Vollendung beider hoffen wir im Interesse der Wissen¬
schaft und ihrer zahlreichen Jünger.




Der Verkehr mit tVein.
von nark Meisel.

om Bundesrate ist im Spätherbste vorigen Jahres eine Vorlage
über den Verkehr mit Wein an den Reichstag gelangt, der bei
seiner Entstehung und in seinen weitern Schicksalen lebhafte Kämpfe
hervorgerufen hat und der geeignet ist, das Interesse der weitesten
Kreise in Anspruch zu nehmen. Der Weinbau ist für einen großen
Teil unsers Vaterlandes die Quelle des Wohlstandes, der Weinhandel er-


Der Verkehr mit wein.

sich an diese knüpfenden regen Forschungseifers war das nur zu erwarten, die
einzelnen Kapitel haben eine andre, verbesserte Form gewonnen, in der gro߬
artigen Erfassung und Durchführung des Ganzen aber ist es ein Werk, wie
das Winckelmanns, von bleibendem Werte. In der Vorrede zum ersten Bande
der „Künstlergeschichte" nimmt Brunn in seiner ihn so außerdentlich kenn¬
zeichnende» bescheidenen Weise nur das Verdienst einer Vorarbeit zur Kunstge¬
schichte in Anspruch, obwohl z, B. seine Geschichte der griechischen Maler die
vollständige und geistreiche Geschichte der griechischen Malerei selbst ist. Sechs-
unddreißig für die Geschichte der Archüolgie ereignisvolle Jahre sind seitdem
verstrichen; in dieser Zeit hat gerade Brunn seine fruchtbarste Thätigkeit ent¬
faltet und durch eine Reihe genialer Entdeckungen die Ecksteine eines Gebäudes
der antiken Kunstgeschichte errichtet. Durch die reichen Funde sind in unserm
Wissen die Tiefen allmählich ausgefüllt, und wie die Wissenschaft immer mehr
ihrem idealen Ziele näher rückt, so hat auch die Erkenntnis des Einzelnen ihre
Jünger sich geklärt nud erweitert. Brunn ist nicht bei der Vorarbeit stehen
geblieben. Wenn auch nähere Einzelheiten bis jetzt noch nicht in die Öffent¬
lichkeit gedrungen sind, so ist doch von ihm die „Kunstgeschichte" noch zu er¬
warten, zu der seine „Künstlergeschichte" die Vorarbeit bilden soll. Wenn auch
in der Einleitung zu den „Denkmälern der griechischen und römischen Skulptur"
versichert wird, das; die Tafeln nicht als Erläuterung zu einer litterarisch durch¬
gearbeiteten Kunstgeschichte dienen sollen, sondern für sich das Bild der Kunst¬
geschichte an unsern Augen vorbeiführen sollen, so kann dadurch weder jene
Hoffnung zu nichte gemacht, uoch verhindert werden, daß man in dem er¬
scheinenden großen Werke die monumentale Grundlage der spätern litterarisch
durchgeführten Darstellung erblickt. Auf ein glückliches Fortschreiten des erstern,
ans eine ebenso glückliche Vollendung beider hoffen wir im Interesse der Wissen¬
schaft und ihrer zahlreichen Jünger.




Der Verkehr mit tVein.
von nark Meisel.

om Bundesrate ist im Spätherbste vorigen Jahres eine Vorlage
über den Verkehr mit Wein an den Reichstag gelangt, der bei
seiner Entstehung und in seinen weitern Schicksalen lebhafte Kämpfe
hervorgerufen hat und der geeignet ist, das Interesse der weitesten
Kreise in Anspruch zu nehmen. Der Weinbau ist für einen großen
Teil unsers Vaterlandes die Quelle des Wohlstandes, der Weinhandel er-


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[0659] Der Verkehr mit wein. sich an diese knüpfenden regen Forschungseifers war das nur zu erwarten, die einzelnen Kapitel haben eine andre, verbesserte Form gewonnen, in der gro߬ artigen Erfassung und Durchführung des Ganzen aber ist es ein Werk, wie das Winckelmanns, von bleibendem Werte. In der Vorrede zum ersten Bande der „Künstlergeschichte" nimmt Brunn in seiner ihn so außerdentlich kenn¬ zeichnende» bescheidenen Weise nur das Verdienst einer Vorarbeit zur Kunstge¬ schichte in Anspruch, obwohl z, B. seine Geschichte der griechischen Maler die vollständige und geistreiche Geschichte der griechischen Malerei selbst ist. Sechs- unddreißig für die Geschichte der Archüolgie ereignisvolle Jahre sind seitdem verstrichen; in dieser Zeit hat gerade Brunn seine fruchtbarste Thätigkeit ent¬ faltet und durch eine Reihe genialer Entdeckungen die Ecksteine eines Gebäudes der antiken Kunstgeschichte errichtet. Durch die reichen Funde sind in unserm Wissen die Tiefen allmählich ausgefüllt, und wie die Wissenschaft immer mehr ihrem idealen Ziele näher rückt, so hat auch die Erkenntnis des Einzelnen ihre Jünger sich geklärt nud erweitert. Brunn ist nicht bei der Vorarbeit stehen geblieben. Wenn auch nähere Einzelheiten bis jetzt noch nicht in die Öffent¬ lichkeit gedrungen sind, so ist doch von ihm die „Kunstgeschichte" noch zu er¬ warten, zu der seine „Künstlergeschichte" die Vorarbeit bilden soll. Wenn auch in der Einleitung zu den „Denkmälern der griechischen und römischen Skulptur" versichert wird, das; die Tafeln nicht als Erläuterung zu einer litterarisch durch¬ gearbeiteten Kunstgeschichte dienen sollen, sondern für sich das Bild der Kunst¬ geschichte an unsern Augen vorbeiführen sollen, so kann dadurch weder jene Hoffnung zu nichte gemacht, uoch verhindert werden, daß man in dem er¬ scheinenden großen Werke die monumentale Grundlage der spätern litterarisch durchgeführten Darstellung erblickt. Auf ein glückliches Fortschreiten des erstern, ans eine ebenso glückliche Vollendung beider hoffen wir im Interesse der Wissen¬ schaft und ihrer zahlreichen Jünger. Der Verkehr mit tVein. von nark Meisel. om Bundesrate ist im Spätherbste vorigen Jahres eine Vorlage über den Verkehr mit Wein an den Reichstag gelangt, der bei seiner Entstehung und in seinen weitern Schicksalen lebhafte Kämpfe hervorgerufen hat und der geeignet ist, das Interesse der weitesten Kreise in Anspruch zu nehmen. Der Weinbau ist für einen großen Teil unsers Vaterlandes die Quelle des Wohlstandes, der Weinhandel er-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 47, 1888, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341847_202098/659>, abgerufen am 01.05.2024.