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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr.

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brüstet sich mit seiner genauen Erkenntnis von allerhand einzelnen Dingen,
und noch soll das erste dieser Dinge außerhalb der menschlichen Einbildungs¬
kraft und außerhalb oder unabhängig vou der Existenz Gottes aufgezeigt
werden!

Welche Thorheit ist es, in der Macht des Einzelnen und in der zusammen¬
geflossenen Macht aller Einzelnen im Staate etwas andres erkennen zu wollen,
als den Ausfluß der einen, ewigen und unendlichen Macht Gottes! Welche
Thorheit also ist es, den Staat von unten herauf und nicht in Gott erkennen,
aus Gott aufbauen zu wollen! Wenn wir uns aber auf Gott besinnen, die
Rechte der Menschen aus ihm bestimmen wollen, so werden wir schnell fertig
werden mit dem Unding Sozialdemokratie, d. i. mit dein Gewerbe einer Hand
voll Leute, die Gott und was aus ihm folgt, leugnen und mit ihren Fieber-
Phcmtasien die unwissenden Massen der Revolution, dem Blutgerüst und dem
Kerker zutreiben.




Die Militärpflicht der Mediziner
Von Robert Mauer

le Studenten der Theologie haben sich dagegen verwahrt, als
man ihnen ihr Recht, Soldat zu werden, nehmen wollte, und sie
thaten ganz recht daran. Kein wehrfähiger deutscher Jüngling
kann für voll angesehen werden, der nicht den Soldatenrock ge¬
tragen hat und der Armee angehört. Daher wäre es zu wünschen
gewesen, daß es mit der Dienstpflicht der Theologen beim Alten ge¬
blieben wäre.

Eine Änderung jedoch, wollte ich, träte in der Militärpflicht der Medi¬
ziner ein, und zwar folgende: 1. daß sie ein Jahr mit der Waffe dienten,
2. daß sie als Neserveuntervffiziere eingezogen würden, daß sie nach dein
Staatsexamen zwei Monate als Unterärzte dienten, 4. daß sie vor der Be¬
förderung zum Reservestabsarzt noch einmal eine Übung machten.

Diese Vorschläge, die manchem, wie ich weiß, ungeheuerlich erscheinen
werden, sollen im Folgenden begründet werden.

t. Durch die Einrichtung der Einjährig-Freiwillige" hat man an ent¬
scheidender Stelle dargethan, daß es möglich ist, fähige junge Leute in einem
Jahre zu brauchbaren Soldaten zu machen, gleichzeitig aber auch -- meiner


brüstet sich mit seiner genauen Erkenntnis von allerhand einzelnen Dingen,
und noch soll das erste dieser Dinge außerhalb der menschlichen Einbildungs¬
kraft und außerhalb oder unabhängig vou der Existenz Gottes aufgezeigt
werden!

Welche Thorheit ist es, in der Macht des Einzelnen und in der zusammen¬
geflossenen Macht aller Einzelnen im Staate etwas andres erkennen zu wollen,
als den Ausfluß der einen, ewigen und unendlichen Macht Gottes! Welche
Thorheit also ist es, den Staat von unten herauf und nicht in Gott erkennen,
aus Gott aufbauen zu wollen! Wenn wir uns aber auf Gott besinnen, die
Rechte der Menschen aus ihm bestimmen wollen, so werden wir schnell fertig
werden mit dem Unding Sozialdemokratie, d. i. mit dein Gewerbe einer Hand
voll Leute, die Gott und was aus ihm folgt, leugnen und mit ihren Fieber-
Phcmtasien die unwissenden Massen der Revolution, dem Blutgerüst und dem
Kerker zutreiben.




Die Militärpflicht der Mediziner
Von Robert Mauer

le Studenten der Theologie haben sich dagegen verwahrt, als
man ihnen ihr Recht, Soldat zu werden, nehmen wollte, und sie
thaten ganz recht daran. Kein wehrfähiger deutscher Jüngling
kann für voll angesehen werden, der nicht den Soldatenrock ge¬
tragen hat und der Armee angehört. Daher wäre es zu wünschen
gewesen, daß es mit der Dienstpflicht der Theologen beim Alten ge¬
blieben wäre.

Eine Änderung jedoch, wollte ich, träte in der Militärpflicht der Medi¬
ziner ein, und zwar folgende: 1. daß sie ein Jahr mit der Waffe dienten,
2. daß sie als Neserveuntervffiziere eingezogen würden, daß sie nach dein
Staatsexamen zwei Monate als Unterärzte dienten, 4. daß sie vor der Be¬
förderung zum Reservestabsarzt noch einmal eine Übung machten.

Diese Vorschläge, die manchem, wie ich weiß, ungeheuerlich erscheinen
werden, sollen im Folgenden begründet werden.

t. Durch die Einrichtung der Einjährig-Freiwillige« hat man an ent¬
scheidender Stelle dargethan, daß es möglich ist, fähige junge Leute in einem
Jahre zu brauchbaren Soldaten zu machen, gleichzeitig aber auch — meiner


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[0557] brüstet sich mit seiner genauen Erkenntnis von allerhand einzelnen Dingen, und noch soll das erste dieser Dinge außerhalb der menschlichen Einbildungs¬ kraft und außerhalb oder unabhängig vou der Existenz Gottes aufgezeigt werden! Welche Thorheit ist es, in der Macht des Einzelnen und in der zusammen¬ geflossenen Macht aller Einzelnen im Staate etwas andres erkennen zu wollen, als den Ausfluß der einen, ewigen und unendlichen Macht Gottes! Welche Thorheit also ist es, den Staat von unten herauf und nicht in Gott erkennen, aus Gott aufbauen zu wollen! Wenn wir uns aber auf Gott besinnen, die Rechte der Menschen aus ihm bestimmen wollen, so werden wir schnell fertig werden mit dem Unding Sozialdemokratie, d. i. mit dein Gewerbe einer Hand voll Leute, die Gott und was aus ihm folgt, leugnen und mit ihren Fieber- Phcmtasien die unwissenden Massen der Revolution, dem Blutgerüst und dem Kerker zutreiben. Die Militärpflicht der Mediziner Von Robert Mauer le Studenten der Theologie haben sich dagegen verwahrt, als man ihnen ihr Recht, Soldat zu werden, nehmen wollte, und sie thaten ganz recht daran. Kein wehrfähiger deutscher Jüngling kann für voll angesehen werden, der nicht den Soldatenrock ge¬ tragen hat und der Armee angehört. Daher wäre es zu wünschen gewesen, daß es mit der Dienstpflicht der Theologen beim Alten ge¬ blieben wäre. Eine Änderung jedoch, wollte ich, träte in der Militärpflicht der Medi¬ ziner ein, und zwar folgende: 1. daß sie ein Jahr mit der Waffe dienten, 2. daß sie als Neserveuntervffiziere eingezogen würden, daß sie nach dein Staatsexamen zwei Monate als Unterärzte dienten, 4. daß sie vor der Be¬ förderung zum Reservestabsarzt noch einmal eine Übung machten. Diese Vorschläge, die manchem, wie ich weiß, ungeheuerlich erscheinen werden, sollen im Folgenden begründet werden. t. Durch die Einrichtung der Einjährig-Freiwillige« hat man an ent¬ scheidender Stelle dargethan, daß es möglich ist, fähige junge Leute in einem Jahre zu brauchbaren Soldaten zu machen, gleichzeitig aber auch — meiner

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_206644/557>, abgerufen am 06.05.2024.