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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Doppelsterne

ursprünglichen Schöpfung übrig bleibe, so gönnt man zwar in der Erinnerung
denk unglücklichen Dichter sein letztes einfach würdevolles Asyl, aber um, atmet,
ans die freie Pnssegiata Margheritn wieder hinaustretend, unwillkürlich bei dem
Gedanken auf, daß kein großer und echter Dichter späterer Tage mehr nach
solchem klösterlichen Asyl begehrt hat.




Doppelsterne

on Dr. H. I. Kleins "Astronomischen Abenden"") ist die dritte
Auflage erschienen. Wir machen darauf aufmerksam, indem
wir kaum nötig haben, empfehlende Worte hinzuzusetzen. Die
überaus klare, anregende und schöne Schreibweise des Verfassers
ist ja in weiten Kreisen bekannt und geschätzt. Der Verfasser
erhebt mit seinen "Astronomischen Abenden" nicht den Anspruch, eine systema¬
tische Darstellung der Astronomie in populärer Form zu geben; vielmehr be¬
absichtigt er in einer mehr freien und möglichst unterhaltenden Form dem
Leser die hauptsächlichsten Errungenschaften der heutigen Sternkunde vorzu¬
führen. Die geschichtliche Entwicklung der Sternkunde schließt sich an die
Lebensgeschichten der hervorragendsten Astronomen an, und zwar so, daß die
Hauptfragen und Hanpterruugenschaften der Sternkunde nach einander auftauchen
und erörtert werden, wie sie in der geschichtlichen Entwicklung der Wissenschaft
angetreten sind. Damit wird die Grundlage gewonnen für weitere Dar¬
stellungen, die sich mit Sonne, Mond, dem Planetensysteme, den Kometen und
Fixsternen in sachlich erörternder Form befassen. Der Hauptzweck des Werkes
ist, eine anregende Lektüre zu sein für solche, die ohne weitere Vorkenntnisse
und Absichten, als die des gebildeten Menschen, sich ans der Sternkunde unter¬
richten möchten. Mit dieser Einschränkung seiner Aufgabe hat der Verfasser
recht. Deal keine Wissenschaft kann den Dilettantismus weniger vertragen
als die Astronomie, keine übt aber anch auf die ferner stehenden Kreise eine so
große und geheimnisvolle Anziehungskraft aus. Wenn der Verfasser der
Astronomie auch sittliche, volksbildeude Kräfte zuschreiben möchte, so hat er
freilich unrecht. Er führt Dieffenbach an und ist mit diesem der Meinung,



^Astronomische Abende. Von I)r. H ermnnn I. Klein. Dritte Anfluge. Leipzig,
H. Meyer, 1S90.
Doppelsterne

ursprünglichen Schöpfung übrig bleibe, so gönnt man zwar in der Erinnerung
denk unglücklichen Dichter sein letztes einfach würdevolles Asyl, aber um, atmet,
ans die freie Pnssegiata Margheritn wieder hinaustretend, unwillkürlich bei dem
Gedanken auf, daß kein großer und echter Dichter späterer Tage mehr nach
solchem klösterlichen Asyl begehrt hat.




Doppelsterne

on Dr. H. I. Kleins „Astronomischen Abenden"") ist die dritte
Auflage erschienen. Wir machen darauf aufmerksam, indem
wir kaum nötig haben, empfehlende Worte hinzuzusetzen. Die
überaus klare, anregende und schöne Schreibweise des Verfassers
ist ja in weiten Kreisen bekannt und geschätzt. Der Verfasser
erhebt mit seinen „Astronomischen Abenden" nicht den Anspruch, eine systema¬
tische Darstellung der Astronomie in populärer Form zu geben; vielmehr be¬
absichtigt er in einer mehr freien und möglichst unterhaltenden Form dem
Leser die hauptsächlichsten Errungenschaften der heutigen Sternkunde vorzu¬
führen. Die geschichtliche Entwicklung der Sternkunde schließt sich an die
Lebensgeschichten der hervorragendsten Astronomen an, und zwar so, daß die
Hauptfragen und Hanpterruugenschaften der Sternkunde nach einander auftauchen
und erörtert werden, wie sie in der geschichtlichen Entwicklung der Wissenschaft
angetreten sind. Damit wird die Grundlage gewonnen für weitere Dar¬
stellungen, die sich mit Sonne, Mond, dem Planetensysteme, den Kometen und
Fixsternen in sachlich erörternder Form befassen. Der Hauptzweck des Werkes
ist, eine anregende Lektüre zu sein für solche, die ohne weitere Vorkenntnisse
und Absichten, als die des gebildeten Menschen, sich ans der Sternkunde unter¬
richten möchten. Mit dieser Einschränkung seiner Aufgabe hat der Verfasser
recht. Deal keine Wissenschaft kann den Dilettantismus weniger vertragen
als die Astronomie, keine übt aber anch auf die ferner stehenden Kreise eine so
große und geheimnisvolle Anziehungskraft aus. Wenn der Verfasser der
Astronomie auch sittliche, volksbildeude Kräfte zuschreiben möchte, so hat er
freilich unrecht. Er führt Dieffenbach an und ist mit diesem der Meinung,



^Astronomische Abende. Von I)r. H ermnnn I. Klein. Dritte Anfluge. Leipzig,
H. Meyer, 1S90.
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[0181] Doppelsterne ursprünglichen Schöpfung übrig bleibe, so gönnt man zwar in der Erinnerung denk unglücklichen Dichter sein letztes einfach würdevolles Asyl, aber um, atmet, ans die freie Pnssegiata Margheritn wieder hinaustretend, unwillkürlich bei dem Gedanken auf, daß kein großer und echter Dichter späterer Tage mehr nach solchem klösterlichen Asyl begehrt hat. Doppelsterne on Dr. H. I. Kleins „Astronomischen Abenden"") ist die dritte Auflage erschienen. Wir machen darauf aufmerksam, indem wir kaum nötig haben, empfehlende Worte hinzuzusetzen. Die überaus klare, anregende und schöne Schreibweise des Verfassers ist ja in weiten Kreisen bekannt und geschätzt. Der Verfasser erhebt mit seinen „Astronomischen Abenden" nicht den Anspruch, eine systema¬ tische Darstellung der Astronomie in populärer Form zu geben; vielmehr be¬ absichtigt er in einer mehr freien und möglichst unterhaltenden Form dem Leser die hauptsächlichsten Errungenschaften der heutigen Sternkunde vorzu¬ führen. Die geschichtliche Entwicklung der Sternkunde schließt sich an die Lebensgeschichten der hervorragendsten Astronomen an, und zwar so, daß die Hauptfragen und Hanpterruugenschaften der Sternkunde nach einander auftauchen und erörtert werden, wie sie in der geschichtlichen Entwicklung der Wissenschaft angetreten sind. Damit wird die Grundlage gewonnen für weitere Dar¬ stellungen, die sich mit Sonne, Mond, dem Planetensysteme, den Kometen und Fixsternen in sachlich erörternder Form befassen. Der Hauptzweck des Werkes ist, eine anregende Lektüre zu sein für solche, die ohne weitere Vorkenntnisse und Absichten, als die des gebildeten Menschen, sich ans der Sternkunde unter¬ richten möchten. Mit dieser Einschränkung seiner Aufgabe hat der Verfasser recht. Deal keine Wissenschaft kann den Dilettantismus weniger vertragen als die Astronomie, keine übt aber anch auf die ferner stehenden Kreise eine so große und geheimnisvolle Anziehungskraft aus. Wenn der Verfasser der Astronomie auch sittliche, volksbildeude Kräfte zuschreiben möchte, so hat er freilich unrecht. Er führt Dieffenbach an und ist mit diesem der Meinung, ^Astronomische Abende. Von I)r. H ermnnn I. Klein. Dritte Anfluge. Leipzig, H. Meyer, 1S90.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/181>, abgerufen am 27.04.2024.