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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr.

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Goethe, Schopenhauer und Newton
Was von den Farben der Deutsche gelehrt, ihr wollt es nicht haben;
Siebenfach bricht sich das Licht stets noch in eurer Physik.
Kommt denu niemals die Zeit, wo der Irrtum weichet der Wahrheit?
Hat denn Albions Sohn bei euch, ihr Deutschen, nur Recht?

Ich teile nun die fünf Briefe des Philosophen mit. Sie sind dnrch die
Post gegangen, sodaß auch bei dem einen undatirten das Datum festgestellt
werden kann.

Ich lasse sie, da sie noch nicht an die Öffentlichkeit gebracht worden sind,
in wörtlichen Abdruck folgen.

1

Geehrtester Herr Pfarrer!

Schon diesen Winter haben Sie mich dnrch einige mir sehr schmeichelhafte
Epigramme erfreut, für welche ich Ihnen meinen Dank abstatte. Jetzt bezeugt mir
Ihr werthes Schreiben, daß Sie sich anhaltend und gründlich mit meiner Philo¬
sophie beschäftigen; welches mir zu besonderer Befriedigung gereicht. Ich begreife
sehr wohl, das; Sie, als Geistlicher, meiner Lehre nicht unbedingt beistimmen
können; so sehr auch der ethische Geist derselben mit dem des lichten Christenthums
identisch ist.

Ihre Epigramme sind sehr artig und verdienten wohl, als Anhang zu den
Schiller'schen gleicher Art, in irgend einem Journal xudlioi ,juri8 gemacht zu
werde". -- Meine Fragmente zur Gesch: d. PH. werden wohl in einer 2ten
Auflage, einige Zusätze erhalte", jedoch immer nur Fragmente bleibe".

Mögen meine Schriften auch fernerhin sich Ihres Antheils erfreuen u Sie
veranlassen mit Wohlwollen zu gedenken an


Ihremergebenen Diener
Arthur Schopenhauer.

Frankfurt,
d. 23. Juli
1865.


2

Geehrtester Herr Pfarrer!

Ich werde mit Freuden Ihre Disticha gedruckt sehen, will Ihnen jedoch, ehe
ich solche der Buchhandlung übersende, Folgendes zu bedenken geben.

Fliegende Blätter verlieren und verkrümmelu sich in der Literatur und bringen
nicht leicht ins Publikum; weil der Gewinn des Assvrtimenlshändlers dabei so
gering ist, daß er ihm nicht die Mühe lohnt, auch uur Zettel nach Leipzig, oder
Note", beim Einsender zur Ausicht, zu schreiben.

Daher Untre es viel besser, wenn Sie die Verse irgend einem der vielen
Journale einverleiben könnten- am geeignetsten scheint mir das deutsche Museum
vou Prutz- ich würde rathe", es bei alleu, uach der Reihe, zu versuchen; ehe Sie
es, wie den Moses in der Wiege, dem offenen Strom anvertrauen. -- In letz¬
terem Fall jedoch könnte dein oben berührten Hinderniß einigermaßen dadurch ab¬
geholfen werden, daß es änßerst splendid, groß, ans schönem Papier, nur 3 Epi¬
gramme auf jeder Seite in 12" gedruckt würde, um den Preis zu erhöhen. Sie
können hierauf bestehe", da Sie kein Honorar verlangen.



Goethe, Schopenhauer und Newton
Was von den Farben der Deutsche gelehrt, ihr wollt es nicht haben;
Siebenfach bricht sich das Licht stets noch in eurer Physik.
Kommt denu niemals die Zeit, wo der Irrtum weichet der Wahrheit?
Hat denn Albions Sohn bei euch, ihr Deutschen, nur Recht?

Ich teile nun die fünf Briefe des Philosophen mit. Sie sind dnrch die
Post gegangen, sodaß auch bei dem einen undatirten das Datum festgestellt
werden kann.

Ich lasse sie, da sie noch nicht an die Öffentlichkeit gebracht worden sind,
in wörtlichen Abdruck folgen.

1

Geehrtester Herr Pfarrer!

Schon diesen Winter haben Sie mich dnrch einige mir sehr schmeichelhafte
Epigramme erfreut, für welche ich Ihnen meinen Dank abstatte. Jetzt bezeugt mir
Ihr werthes Schreiben, daß Sie sich anhaltend und gründlich mit meiner Philo¬
sophie beschäftigen; welches mir zu besonderer Befriedigung gereicht. Ich begreife
sehr wohl, das; Sie, als Geistlicher, meiner Lehre nicht unbedingt beistimmen
können; so sehr auch der ethische Geist derselben mit dem des lichten Christenthums
identisch ist.

Ihre Epigramme sind sehr artig und verdienten wohl, als Anhang zu den
Schiller'schen gleicher Art, in irgend einem Journal xudlioi ,juri8 gemacht zu
werde». — Meine Fragmente zur Gesch: d. PH. werden wohl in einer 2ten
Auflage, einige Zusätze erhalte«, jedoch immer nur Fragmente bleibe«.

Mögen meine Schriften auch fernerhin sich Ihres Antheils erfreuen u Sie
veranlassen mit Wohlwollen zu gedenken an


Ihremergebenen Diener
Arthur Schopenhauer.

Frankfurt,
d. 23. Juli
1865.


2

Geehrtester Herr Pfarrer!

Ich werde mit Freuden Ihre Disticha gedruckt sehen, will Ihnen jedoch, ehe
ich solche der Buchhandlung übersende, Folgendes zu bedenken geben.

Fliegende Blätter verlieren und verkrümmelu sich in der Literatur und bringen
nicht leicht ins Publikum; weil der Gewinn des Assvrtimenlshändlers dabei so
gering ist, daß er ihm nicht die Mühe lohnt, auch uur Zettel nach Leipzig, oder
Note», beim Einsender zur Ausicht, zu schreiben.

Daher Untre es viel besser, wenn Sie die Verse irgend einem der vielen
Journale einverleiben könnten- am geeignetsten scheint mir das deutsche Museum
vou Prutz- ich würde rathe«, es bei alleu, uach der Reihe, zu versuchen; ehe Sie
es, wie den Moses in der Wiege, dem offenen Strom anvertrauen. — In letz¬
terem Fall jedoch könnte dein oben berührten Hinderniß einigermaßen dadurch ab¬
geholfen werden, daß es änßerst splendid, groß, ans schönem Papier, nur 3 Epi¬
gramme auf jeder Seite in 12" gedruckt würde, um den Preis zu erhöhen. Sie
können hierauf bestehe», da Sie kein Honorar verlangen.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_207936/511>, abgerufen am 28.04.2024.