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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

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Die Mac Kinley-Viti
Max Vosberg-Rekcnv von

s ist noch gar nicht lange her, dn erschien in Newyork eine
Zusaimnenstellung der auf die notwendigsten Bedürfnisse gelegten
Zölle, die schilderte, wie der nordnmerikauische Landmann am
Morgen aufsteht, seine mit 40 Prozent besteuerten Hosen und
seine mit 30 Prozent besteuerten Stiefeln anzieht, mit einem zu
200 Prozent des Wertes besteuerten Zündhölzchen ein Licht anzündet n. s. w.,
bis er, getötet durch den Zolltarif, an einem mit 45> Prozent besteuerten Seile
ins Grab hinabgelassen wird. Ja es liegt noch "in eine kürzere Frist zurück,
da hatte der Nevenueausschuß des Kongresses eine Tarifbill ausgearbeitet,
die starke Zollreduktiouen bezweckte, und als die schutzzöllnerischen Zeitungen
diesen Entwurf als ein "rohes, unbefriedigendes und nutzloses Machwerk"
bezeichneten, warnte der "Herald" die Gegner der Bill und meinte, sie würden
sich auf eine noch viel radikalere Maßregel gefaßt machen müssen, wenn dieser
Entwurf geschlagen würde. Und heute steht Amerika hinter und die übrige
Welt vor der Mac Kinley-Bill, hinter und vor dem mächtigen Schutzwalle,
den Handelsinteresse oder Politik um die Bereinigten Staaten aufgetürmt
habe", den einen zum Nutzen, den a"dern zu empfindlichen Schaden. Die
Hoffnungen der ameritainfchen Freihändler sind wie Spre" vor dem Winde
zerstoben.

I" der Presse ist die Behauptung aufgestellt worden, die Bill hätte nur
deshalb zustande kommen können, weil Europa mit denn Rücktritte des Fürsten
Bismarck beschäftigt und dadurch so in Anspruch genommen gewesen sei, daß
die heimtückischen Amerikaner Zeit gewonnen hätten, diesen Handelspolitischeu
Schlag gegen die alte Welt zu führen. Ach meine, das heißt Bismarck zu viel


Grenzboten IV )8KU M


Die Mac Kinley-Viti
Max Vosberg-Rekcnv von

s ist noch gar nicht lange her, dn erschien in Newyork eine
Zusaimnenstellung der auf die notwendigsten Bedürfnisse gelegten
Zölle, die schilderte, wie der nordnmerikauische Landmann am
Morgen aufsteht, seine mit 40 Prozent besteuerten Hosen und
seine mit 30 Prozent besteuerten Stiefeln anzieht, mit einem zu
200 Prozent des Wertes besteuerten Zündhölzchen ein Licht anzündet n. s. w.,
bis er, getötet durch den Zolltarif, an einem mit 45> Prozent besteuerten Seile
ins Grab hinabgelassen wird. Ja es liegt noch »in eine kürzere Frist zurück,
da hatte der Nevenueausschuß des Kongresses eine Tarifbill ausgearbeitet,
die starke Zollreduktiouen bezweckte, und als die schutzzöllnerischen Zeitungen
diesen Entwurf als ein „rohes, unbefriedigendes und nutzloses Machwerk"
bezeichneten, warnte der „Herald" die Gegner der Bill und meinte, sie würden
sich auf eine noch viel radikalere Maßregel gefaßt machen müssen, wenn dieser
Entwurf geschlagen würde. Und heute steht Amerika hinter und die übrige
Welt vor der Mac Kinley-Bill, hinter und vor dem mächtigen Schutzwalle,
den Handelsinteresse oder Politik um die Bereinigten Staaten aufgetürmt
habe», den einen zum Nutzen, den a»dern zu empfindlichen Schaden. Die
Hoffnungen der ameritainfchen Freihändler sind wie Spre» vor dem Winde
zerstoben.

I» der Presse ist die Behauptung aufgestellt worden, die Bill hätte nur
deshalb zustande kommen können, weil Europa mit denn Rücktritte des Fürsten
Bismarck beschäftigt und dadurch so in Anspruch genommen gewesen sei, daß
die heimtückischen Amerikaner Zeit gewonnen hätten, diesen Handelspolitischeu
Schlag gegen die alte Welt zu führen. Ach meine, das heißt Bismarck zu viel


Grenzboten IV )8KU M
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[0305] [Abbildung] Die Mac Kinley-Viti Max Vosberg-Rekcnv von s ist noch gar nicht lange her, dn erschien in Newyork eine Zusaimnenstellung der auf die notwendigsten Bedürfnisse gelegten Zölle, die schilderte, wie der nordnmerikauische Landmann am Morgen aufsteht, seine mit 40 Prozent besteuerten Hosen und seine mit 30 Prozent besteuerten Stiefeln anzieht, mit einem zu 200 Prozent des Wertes besteuerten Zündhölzchen ein Licht anzündet n. s. w., bis er, getötet durch den Zolltarif, an einem mit 45> Prozent besteuerten Seile ins Grab hinabgelassen wird. Ja es liegt noch »in eine kürzere Frist zurück, da hatte der Nevenueausschuß des Kongresses eine Tarifbill ausgearbeitet, die starke Zollreduktiouen bezweckte, und als die schutzzöllnerischen Zeitungen diesen Entwurf als ein „rohes, unbefriedigendes und nutzloses Machwerk" bezeichneten, warnte der „Herald" die Gegner der Bill und meinte, sie würden sich auf eine noch viel radikalere Maßregel gefaßt machen müssen, wenn dieser Entwurf geschlagen würde. Und heute steht Amerika hinter und die übrige Welt vor der Mac Kinley-Bill, hinter und vor dem mächtigen Schutzwalle, den Handelsinteresse oder Politik um die Bereinigten Staaten aufgetürmt habe», den einen zum Nutzen, den a»dern zu empfindlichen Schaden. Die Hoffnungen der ameritainfchen Freihändler sind wie Spre» vor dem Winde zerstoben. I» der Presse ist die Behauptung aufgestellt worden, die Bill hätte nur deshalb zustande kommen können, weil Europa mit denn Rücktritte des Fürsten Bismarck beschäftigt und dadurch so in Anspruch genommen gewesen sei, daß die heimtückischen Amerikaner Zeit gewonnen hätten, diesen Handelspolitischeu Schlag gegen die alte Welt zu führen. Ach meine, das heißt Bismarck zu viel Grenzboten IV )8KU M

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/305>, abgerufen am 28.04.2024.