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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

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Der eiserne Rittmeister

nach dreijährigem Besuche der Schule erhält den stolzen Titel oertilloat ä'öwäöL
8SLoväiuröL, obgleich der Unterricht in den drei ersten Jahren die Schülerinnen
kaum zu der Höhe eines höhern Primärunterrichts bringt. Es liegt darin
etwas wie Charlatanerie, Nur solche, die eine öffentliche Sekundärschule be¬
sucht dabei,, können das öffentliche Sekundärschulzeugnis erwerben. Durch
Privatstudien und anderweit erworbene Kenntnisse, welche Höhe sie auch er¬
reichen mögen, erhält man im besten Falle die Berechtigung zur Erwer¬
bung eines höhern Primärschulzeuguisses. Jede Sekundärschule steht unter
einer Direktorin; außerdem sollen mit dem vorgeschriebenen Zeugnis versehene
weibliche und männliche Lehrkräfte um der Schule thätig sein. Es giebt jetzt
etwa fünfzig solcher Schulen im Lande. Zur Heranbildung von weiblichen
Lehrkräften für die Sekundärschule ist eine besondre Normalschule in shores
eingerichtet worden, in der die Schülerinnen auf Staatskosten unterhalten
werden.

Neben den staatlichen Sekundärschulen, wie beispielsweise dem I^oss
Mnvlcm in Paris, giebt es auch freie Sekundärschulen für Mädchen, wie das
LollöM LeviZ'luz ebenda. Erwähnenswert sind auch das von Ludwig XIV.
1686 gegründete Pensionat in Se. Ehre für arme Töchter des Adels, sowie
die Erziehungshäuser der Ehrenlegion in Se. Doris, Eeonen und in den,
Walde von Se. Germain (Iss I^hö), die Napoleon I. eingerichtet hat.

(Schluß f^t>




9er eiserne Rittmeister

ans Hoffmann, der sich bisher mit Novellen einen guten Ruf
als ein anmutiger, geistreicher und vielseitig gebildeter Dichter
mit ungewöhnlichem Formsinn gemacht hat, tritt jetzt mit einem
dreibändigen Roman: Der eiserne Rittmeister (Berlin, Ge¬
brüder Puckel, 1890) von so großer Anlage und so hochstrebenden
dichterischen Absichten hervor, daß man ihn zu den größten Dichtern, nicht
bloß der Gegenwart, rechnen müßte, wenn die Kraft der Ausführung in voll¬
kommenem Einklange mit der Größe des künstlerischen Strebens stünde. Hoff¬
manns Buch will -- das fühlt man beim Lesen heraus -- mit dem größten
Roman der abendländischen Litteratur, mit dem Don Quixote des Cervantes
wetteifern und doch durch und durch ein national-deutsches Werk sein; es hat


Der eiserne Rittmeister

nach dreijährigem Besuche der Schule erhält den stolzen Titel oertilloat ä'öwäöL
8SLoväiuröL, obgleich der Unterricht in den drei ersten Jahren die Schülerinnen
kaum zu der Höhe eines höhern Primärunterrichts bringt. Es liegt darin
etwas wie Charlatanerie, Nur solche, die eine öffentliche Sekundärschule be¬
sucht dabei,, können das öffentliche Sekundärschulzeugnis erwerben. Durch
Privatstudien und anderweit erworbene Kenntnisse, welche Höhe sie auch er¬
reichen mögen, erhält man im besten Falle die Berechtigung zur Erwer¬
bung eines höhern Primärschulzeuguisses. Jede Sekundärschule steht unter
einer Direktorin; außerdem sollen mit dem vorgeschriebenen Zeugnis versehene
weibliche und männliche Lehrkräfte um der Schule thätig sein. Es giebt jetzt
etwa fünfzig solcher Schulen im Lande. Zur Heranbildung von weiblichen
Lehrkräften für die Sekundärschule ist eine besondre Normalschule in shores
eingerichtet worden, in der die Schülerinnen auf Staatskosten unterhalten
werden.

Neben den staatlichen Sekundärschulen, wie beispielsweise dem I^oss
Mnvlcm in Paris, giebt es auch freie Sekundärschulen für Mädchen, wie das
LollöM LeviZ'luz ebenda. Erwähnenswert sind auch das von Ludwig XIV.
1686 gegründete Pensionat in Se. Ehre für arme Töchter des Adels, sowie
die Erziehungshäuser der Ehrenlegion in Se. Doris, Eeonen und in den,
Walde von Se. Germain (Iss I^hö), die Napoleon I. eingerichtet hat.

(Schluß f^t>




9er eiserne Rittmeister

ans Hoffmann, der sich bisher mit Novellen einen guten Ruf
als ein anmutiger, geistreicher und vielseitig gebildeter Dichter
mit ungewöhnlichem Formsinn gemacht hat, tritt jetzt mit einem
dreibändigen Roman: Der eiserne Rittmeister (Berlin, Ge¬
brüder Puckel, 1890) von so großer Anlage und so hochstrebenden
dichterischen Absichten hervor, daß man ihn zu den größten Dichtern, nicht
bloß der Gegenwart, rechnen müßte, wenn die Kraft der Ausführung in voll¬
kommenem Einklange mit der Größe des künstlerischen Strebens stünde. Hoff¬
manns Buch will — das fühlt man beim Lesen heraus — mit dem größten
Roman der abendländischen Litteratur, mit dem Don Quixote des Cervantes
wetteifern und doch durch und durch ein national-deutsches Werk sein; es hat


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[0332] Der eiserne Rittmeister nach dreijährigem Besuche der Schule erhält den stolzen Titel oertilloat ä'öwäöL 8SLoväiuröL, obgleich der Unterricht in den drei ersten Jahren die Schülerinnen kaum zu der Höhe eines höhern Primärunterrichts bringt. Es liegt darin etwas wie Charlatanerie, Nur solche, die eine öffentliche Sekundärschule be¬ sucht dabei,, können das öffentliche Sekundärschulzeugnis erwerben. Durch Privatstudien und anderweit erworbene Kenntnisse, welche Höhe sie auch er¬ reichen mögen, erhält man im besten Falle die Berechtigung zur Erwer¬ bung eines höhern Primärschulzeuguisses. Jede Sekundärschule steht unter einer Direktorin; außerdem sollen mit dem vorgeschriebenen Zeugnis versehene weibliche und männliche Lehrkräfte um der Schule thätig sein. Es giebt jetzt etwa fünfzig solcher Schulen im Lande. Zur Heranbildung von weiblichen Lehrkräften für die Sekundärschule ist eine besondre Normalschule in shores eingerichtet worden, in der die Schülerinnen auf Staatskosten unterhalten werden. Neben den staatlichen Sekundärschulen, wie beispielsweise dem I^oss Mnvlcm in Paris, giebt es auch freie Sekundärschulen für Mädchen, wie das LollöM LeviZ'luz ebenda. Erwähnenswert sind auch das von Ludwig XIV. 1686 gegründete Pensionat in Se. Ehre für arme Töchter des Adels, sowie die Erziehungshäuser der Ehrenlegion in Se. Doris, Eeonen und in den, Walde von Se. Germain (Iss I^hö), die Napoleon I. eingerichtet hat. (Schluß f^t> 9er eiserne Rittmeister ans Hoffmann, der sich bisher mit Novellen einen guten Ruf als ein anmutiger, geistreicher und vielseitig gebildeter Dichter mit ungewöhnlichem Formsinn gemacht hat, tritt jetzt mit einem dreibändigen Roman: Der eiserne Rittmeister (Berlin, Ge¬ brüder Puckel, 1890) von so großer Anlage und so hochstrebenden dichterischen Absichten hervor, daß man ihn zu den größten Dichtern, nicht bloß der Gegenwart, rechnen müßte, wenn die Kraft der Ausführung in voll¬ kommenem Einklange mit der Größe des künstlerischen Strebens stünde. Hoff¬ manns Buch will — das fühlt man beim Lesen heraus — mit dem größten Roman der abendländischen Litteratur, mit dem Don Quixote des Cervantes wetteifern und doch durch und durch ein national-deutsches Werk sein; es hat

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/332>, abgerufen am 27.04.2024.