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Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr.

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working der Frage handelt, ob diese Bezeichnung schon sei oder nicht. Einen, der
einen Vortrag hält, wird kein Mensch einen "Bortrnger" nennen, ebenso wenig einen,
der einen Antrag stellt, einen "Anträger." Warum nicht? Ja, warum nicht --
das ist leicht gefragt. Grammatisch ist nichts dagegen einzuwenden, aber es ist
eben nicht üblich. Man spricht wohl von Briefträgern, Kofferträgern, Wasserträgern,
aber nicht von Borträgern, Anträgern und Beiträgern. Möchte doch diese Geschmack¬
losigkeit, die so wenig Sprachgefühl verrät, bald wieder verschwinden!




Litteratur
Nationale und internationale Fabrikgesetzgebung. Von Paul Dehn in Wien.
Herausgegeben von dein Berein Concordia in Mainz. Druck von Carl Wallan in Mainz

Paul Dehn berichtet, mit dem Schweizer Projekt beginnend, über die An¬
läufe zu einer internationalen Arbeitsschutzgesetzgebung, um sie zu bekämpfen. Er
hält eine internationale Regelung des Arbeiterschutzes für praktisch unausführbar,
und die darauf gerichteten Unternehmungen für bedauerlich aus nationalen Rück¬
sichten. Das Gefühl der internationalen Solidarität der Arbeiter sei dadurch
merklich gestärkt worden. "Aufgabe künftiger nationaler Sozialpolitik wird eS
sein, die sozialdemokratische Bewegung gerade an ihrer internationalen Seite zu
bekämpfen. . . . Mächtiger als je ist in der Gegenwart der nationale Gedanke. Er
erscheint als ein sozusagen elementares Gefühl, begründet ans Überlieferung,
Familie und Heimat. Erst der nationale Gedanke bringt in den Einzelnen alle
Tugenden und in der Gemeinsamkeit alle Kräfte zur Entwicklung. Diesen Ge¬
danken zu Pflegen, wird in allen Beziehungen die oberste Aufgabe der modernen
Staatsmänner sein, auch gegenüber den sozialen Fragen."


Volkswvhlschriften, herausgegeben von Dr. Viktor Böhmert und Dr. Wilhelm
Bode. Heft S. Die Reform der Geselligkeit und der Wirtshäuser. Bon Dr.
Viktor Böhmert. Preis 40 Pf. Leipzig, Duncker u. Humblot, 1890

Zur Heilung der viel beklagten Gebrechen unsrer deutschen Geselligkeit:
Schwerfälligkeit, Kostspieligkeit, UnHäuslichkeit und Alkoholismus, werden in dem
Schriftchen beachtenswerte Vorschläge gemacht. Namentlich empfiehlt der Verfasser
die Nachahmung der englischen Vvlkspaläste, nach deren Vorbilde ja auch schon die
Vereine sür Volkswohl zu Leipzig, Halle und Dresden, sowie einige deutsche Gro߬
industrielle ähnliche Anstalten gegründet haben; von einer Reform der Volksgesellig¬
keit auf diesem Wege erwartet er eine günstige Rückwirkung auf die Geselligkeit der
Mittelklassen.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
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working der Frage handelt, ob diese Bezeichnung schon sei oder nicht. Einen, der
einen Vortrag hält, wird kein Mensch einen „Bortrnger" nennen, ebenso wenig einen,
der einen Antrag stellt, einen „Anträger." Warum nicht? Ja, warum nicht —
das ist leicht gefragt. Grammatisch ist nichts dagegen einzuwenden, aber es ist
eben nicht üblich. Man spricht wohl von Briefträgern, Kofferträgern, Wasserträgern,
aber nicht von Borträgern, Anträgern und Beiträgern. Möchte doch diese Geschmack¬
losigkeit, die so wenig Sprachgefühl verrät, bald wieder verschwinden!




Litteratur
Nationale und internationale Fabrikgesetzgebung. Von Paul Dehn in Wien.
Herausgegeben von dein Berein Concordia in Mainz. Druck von Carl Wallan in Mainz

Paul Dehn berichtet, mit dem Schweizer Projekt beginnend, über die An¬
läufe zu einer internationalen Arbeitsschutzgesetzgebung, um sie zu bekämpfen. Er
hält eine internationale Regelung des Arbeiterschutzes für praktisch unausführbar,
und die darauf gerichteten Unternehmungen für bedauerlich aus nationalen Rück¬
sichten. Das Gefühl der internationalen Solidarität der Arbeiter sei dadurch
merklich gestärkt worden. „Aufgabe künftiger nationaler Sozialpolitik wird eS
sein, die sozialdemokratische Bewegung gerade an ihrer internationalen Seite zu
bekämpfen. . . . Mächtiger als je ist in der Gegenwart der nationale Gedanke. Er
erscheint als ein sozusagen elementares Gefühl, begründet ans Überlieferung,
Familie und Heimat. Erst der nationale Gedanke bringt in den Einzelnen alle
Tugenden und in der Gemeinsamkeit alle Kräfte zur Entwicklung. Diesen Ge¬
danken zu Pflegen, wird in allen Beziehungen die oberste Aufgabe der modernen
Staatsmänner sein, auch gegenüber den sozialen Fragen."


Volkswvhlschriften, herausgegeben von Dr. Viktor Böhmert und Dr. Wilhelm
Bode. Heft S. Die Reform der Geselligkeit und der Wirtshäuser. Bon Dr.
Viktor Böhmert. Preis 40 Pf. Leipzig, Duncker u. Humblot, 1890

Zur Heilung der viel beklagten Gebrechen unsrer deutschen Geselligkeit:
Schwerfälligkeit, Kostspieligkeit, UnHäuslichkeit und Alkoholismus, werden in dem
Schriftchen beachtenswerte Vorschläge gemacht. Namentlich empfiehlt der Verfasser
die Nachahmung der englischen Vvlkspaläste, nach deren Vorbilde ja auch schon die
Vereine sür Volkswohl zu Leipzig, Halle und Dresden, sowie einige deutsche Gro߬
industrielle ähnliche Anstalten gegründet haben; von einer Reform der Volksgesellig¬
keit auf diesem Wege erwartet er eine günstige Rückwirkung auf die Geselligkeit der
Mittelklassen.




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0056] Litteratur working der Frage handelt, ob diese Bezeichnung schon sei oder nicht. Einen, der einen Vortrag hält, wird kein Mensch einen „Bortrnger" nennen, ebenso wenig einen, der einen Antrag stellt, einen „Anträger." Warum nicht? Ja, warum nicht — das ist leicht gefragt. Grammatisch ist nichts dagegen einzuwenden, aber es ist eben nicht üblich. Man spricht wohl von Briefträgern, Kofferträgern, Wasserträgern, aber nicht von Borträgern, Anträgern und Beiträgern. Möchte doch diese Geschmack¬ losigkeit, die so wenig Sprachgefühl verrät, bald wieder verschwinden! Litteratur Nationale und internationale Fabrikgesetzgebung. Von Paul Dehn in Wien. Herausgegeben von dein Berein Concordia in Mainz. Druck von Carl Wallan in Mainz Paul Dehn berichtet, mit dem Schweizer Projekt beginnend, über die An¬ läufe zu einer internationalen Arbeitsschutzgesetzgebung, um sie zu bekämpfen. Er hält eine internationale Regelung des Arbeiterschutzes für praktisch unausführbar, und die darauf gerichteten Unternehmungen für bedauerlich aus nationalen Rück¬ sichten. Das Gefühl der internationalen Solidarität der Arbeiter sei dadurch merklich gestärkt worden. „Aufgabe künftiger nationaler Sozialpolitik wird eS sein, die sozialdemokratische Bewegung gerade an ihrer internationalen Seite zu bekämpfen. . . . Mächtiger als je ist in der Gegenwart der nationale Gedanke. Er erscheint als ein sozusagen elementares Gefühl, begründet ans Überlieferung, Familie und Heimat. Erst der nationale Gedanke bringt in den Einzelnen alle Tugenden und in der Gemeinsamkeit alle Kräfte zur Entwicklung. Diesen Ge¬ danken zu Pflegen, wird in allen Beziehungen die oberste Aufgabe der modernen Staatsmänner sein, auch gegenüber den sozialen Fragen." Volkswvhlschriften, herausgegeben von Dr. Viktor Böhmert und Dr. Wilhelm Bode. Heft S. Die Reform der Geselligkeit und der Wirtshäuser. Bon Dr. Viktor Böhmert. Preis 40 Pf. Leipzig, Duncker u. Humblot, 1890 Zur Heilung der viel beklagten Gebrechen unsrer deutschen Geselligkeit: Schwerfälligkeit, Kostspieligkeit, UnHäuslichkeit und Alkoholismus, werden in dem Schriftchen beachtenswerte Vorschläge gemacht. Namentlich empfiehlt der Verfasser die Nachahmung der englischen Vvlkspaläste, nach deren Vorbilde ja auch schon die Vereine sür Volkswohl zu Leipzig, Halle und Dresden, sowie einige deutsche Gro߬ industrielle ähnliche Anstalten gegründet haben; von einer Reform der Volksgesellig¬ keit auf diesem Wege erwartet er eine günstige Rückwirkung auf die Geselligkeit der Mittelklassen. Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 49, 1890, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341851_208578/56>, abgerufen am 28.04.2024.