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Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr.

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Nochmals die (Lhre und der Zweikampf

er von mir im 33. Hefte der Grenzboten von 1895 veröffent¬
lichte Aufsatz über diesen Gegenstand hat einen Leser veranlaßt,
im 7 Hefte des laufenden Jahrgangs über dieselbe Frage eine
Ansicht auszusprechen, die von der meinigen mehrfach abweicht.
Leider scheint der Herr Verfasser des zweiten Aussatzes den meinigen
nicht mit der Aufmerksamkeit gelesen zu haben, die erforderlich gewesen wäre,
um eine Entgegnung zu veröffentlichen. Denn von seinen beiden Behauptungen
eines Irrtums beruht die. daß ich deu Zweikampf unmittelbar auf die mittel¬
alterlichen Gottesurteile zurückgeführt hätte, auf einem Irrtume des Ver¬
fassers selbst, da ich diese Annahme über den Ursprung des Zweckampfs aus¬
drücklich nur als eine weitverbreitete bezeichnet, hieran aber den Nachweis
geschlossen hatte, daß der Zweikampf thatsächlich in dem sogenannten Rechte
des Stärkern wurzele womit die Ansicht meines Gegners insoweit überein¬
stimmt, als er in dem heutigen Zweikampfe einen Nest des alten Fehderechts
erblickt, über das er allerdings irrige Anschauungen hegt.*) Ferner scheint
seiner Aufmerksamkeit der wichtige und. soviel bekannt, von mir zum ersten¬
mal unternommene Nachweis entgangen zu sein, daß die Beleidigung als solche



Nach einer inzwischen erschienenen, sehr interessanten und lese.".
Below: ..Das Duell und e germanische Ehrbegriff" ist die geMchtl'es-W'.^d^ .not^ n
Duells weder die Gewaltthätigkeit des unzivilisirten Mensche., das sogenannte ^ehe ^ S ^im allgemeinen, noch das Fehderecht im besondern, sondern die Grausam! ü und der Äutdurst
die deu romanischen BMkern ^namentlich soweit sie keltischer Absta.nmung send. v°n ^ " '
gewesen sind und noch in den spanischen Stierkämpfen zu Tage treten; :in ^ lande des
Don Quinte taucht denn in der That, wie Below ausführt, und zwar in d" weck pa se°
des fünfzehnten Jahrhunderts das. Duell zum erstenmal auf. es hat sich un Laufe du s d
des folgenden Jahrhunderts kraft jener Züge des Volkscharat.ers ^ " w d
Frankreich ausgebreitet, uuter der den. Müßiggange ergebner, fwgwurd.gen Rue Seba t
Länder seine Giftblüte entfaltet und erst mit dem dreißigjährigen Kriege aw e> -
bilde welscher Kultur in Deutschland seinen Einzug gehalten. Es '^ demnach nM ^der blonden Bestie Nietzsches, sondern von der schwarzbraunen verschulde . ^ ° ^gebnis geschichtlicher Forschung, wenn eS richtig ist, was ^hingestellt^vom philosophischen Standpunkt aus unternommnen Beurteilung des ^neu^ z
entzieht, diese aber durch eine stärkere ersetzt, braucht wohl kaum gesagt zu weroen


Nochmals die (Lhre und der Zweikampf

er von mir im 33. Hefte der Grenzboten von 1895 veröffent¬
lichte Aufsatz über diesen Gegenstand hat einen Leser veranlaßt,
im 7 Hefte des laufenden Jahrgangs über dieselbe Frage eine
Ansicht auszusprechen, die von der meinigen mehrfach abweicht.
Leider scheint der Herr Verfasser des zweiten Aussatzes den meinigen
nicht mit der Aufmerksamkeit gelesen zu haben, die erforderlich gewesen wäre,
um eine Entgegnung zu veröffentlichen. Denn von seinen beiden Behauptungen
eines Irrtums beruht die. daß ich deu Zweikampf unmittelbar auf die mittel¬
alterlichen Gottesurteile zurückgeführt hätte, auf einem Irrtume des Ver¬
fassers selbst, da ich diese Annahme über den Ursprung des Zweckampfs aus¬
drücklich nur als eine weitverbreitete bezeichnet, hieran aber den Nachweis
geschlossen hatte, daß der Zweikampf thatsächlich in dem sogenannten Rechte
des Stärkern wurzele womit die Ansicht meines Gegners insoweit überein¬
stimmt, als er in dem heutigen Zweikampfe einen Nest des alten Fehderechts
erblickt, über das er allerdings irrige Anschauungen hegt.*) Ferner scheint
seiner Aufmerksamkeit der wichtige und. soviel bekannt, von mir zum ersten¬
mal unternommene Nachweis entgangen zu sein, daß die Beleidigung als solche



Nach einer inzwischen erschienenen, sehr interessanten und lese.«.
Below: ..Das Duell und e germanische Ehrbegriff" ist die geMchtl'es-W'.^d^ .not^ n
Duells weder die Gewaltthätigkeit des unzivilisirten Mensche., das sogenannte ^ehe ^ S ^im allgemeinen, noch das Fehderecht im besondern, sondern die Grausam! ü und der Äutdurst
die deu romanischen BMkern ^namentlich soweit sie keltischer Absta.nmung send. v°n ^ » '
gewesen sind und noch in den spanischen Stierkämpfen zu Tage treten; :in ^ lande des
Don Quinte taucht denn in der That, wie Below ausführt, und zwar in d« weck pa se°
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Frankreich ausgebreitet, uuter der den. Müßiggange ergebner, fwgwurd.gen Rue Seba t
Länder seine Giftblüte entfaltet und erst mit dem dreißigjährigen Kriege aw e> -
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[0085] [Abbildung] Nochmals die (Lhre und der Zweikampf er von mir im 33. Hefte der Grenzboten von 1895 veröffent¬ lichte Aufsatz über diesen Gegenstand hat einen Leser veranlaßt, im 7 Hefte des laufenden Jahrgangs über dieselbe Frage eine Ansicht auszusprechen, die von der meinigen mehrfach abweicht. Leider scheint der Herr Verfasser des zweiten Aussatzes den meinigen nicht mit der Aufmerksamkeit gelesen zu haben, die erforderlich gewesen wäre, um eine Entgegnung zu veröffentlichen. Denn von seinen beiden Behauptungen eines Irrtums beruht die. daß ich deu Zweikampf unmittelbar auf die mittel¬ alterlichen Gottesurteile zurückgeführt hätte, auf einem Irrtume des Ver¬ fassers selbst, da ich diese Annahme über den Ursprung des Zweckampfs aus¬ drücklich nur als eine weitverbreitete bezeichnet, hieran aber den Nachweis geschlossen hatte, daß der Zweikampf thatsächlich in dem sogenannten Rechte des Stärkern wurzele womit die Ansicht meines Gegners insoweit überein¬ stimmt, als er in dem heutigen Zweikampfe einen Nest des alten Fehderechts erblickt, über das er allerdings irrige Anschauungen hegt.*) Ferner scheint seiner Aufmerksamkeit der wichtige und. soviel bekannt, von mir zum ersten¬ mal unternommene Nachweis entgangen zu sein, daß die Beleidigung als solche Nach einer inzwischen erschienenen, sehr interessanten und lese.«. Below: ..Das Duell und e germanische Ehrbegriff" ist die geMchtl'es-W'.^d^ .not^ n Duells weder die Gewaltthätigkeit des unzivilisirten Mensche., das sogenannte ^ehe ^ S ^im allgemeinen, noch das Fehderecht im besondern, sondern die Grausam! ü und der Äutdurst die deu romanischen BMkern ^namentlich soweit sie keltischer Absta.nmung send. v°n ^ » ' gewesen sind und noch in den spanischen Stierkämpfen zu Tage treten; :in ^ lande des Don Quinte taucht denn in der That, wie Below ausführt, und zwar in d« weck pa se° des fünfzehnten Jahrhunderts das. Duell zum erstenmal auf. es hat sich un Laufe du s d des folgenden Jahrhunderts kraft jener Züge des Volkscharat.ers ^ » w d Frankreich ausgebreitet, uuter der den. Müßiggange ergebner, fwgwurd.gen Rue Seba t Länder seine Giftblüte entfaltet und erst mit dem dreißigjährigen Kriege aw e> - bilde welscher Kultur in Deutschland seinen Einzug gehalten. Es '^ demnach nM ^der blonden Bestie Nietzsches, sondern von der schwarzbraunen verschulde . ^ ° ^gebnis geschichtlicher Forschung, wenn eS richtig ist, was ^hingestellt^vom philosophischen Standpunkt aus unternommnen Beurteilung des ^neu^ z entzieht, diese aber durch eine stärkere ersetzt, braucht wohl kaum gesagt zu weroen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 55, 1896, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341863_222303/85>, abgerufen am 28.04.2024.