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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr.

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England in Ägypten

eshalb werden wir -- schrieb kürzlich die Times --, wenn dieser
Urteilsspruch in Kraft tritt, in der Lage.sein, ein gutes Stück
afrikanischen Gebietes erworben zu haben auf unsre eignen Kosten
und auf unsre Rechnung. England beabsichtigte das uicht, als
der Sudanzug begonnen wurde; wenn aber der Spruch des
Appellgerichtshoses rechtskräftig wird, so können wir uns nicht helfen(!). In
diesem Falle und besonders bis die ägyptische Staatsschuldenkasse zu einer
einmütiger Entscheidung gelangt, uns auszuzahlen, wird die Räumung Ägyptens
unmöglicher werden als je.

Armer John Bull! Wir können uns nicht helfen! Wie könnte er sich
auch der Gelegenheit entziehen, dem verurteilten ägyptischen Staate die halbe
Million Pfund Sterling zu leihen, damit er nachher einen Grund habe zu
sagen: erst das Geld wieder, und dann gehe ich. Und dafür, daß das Geld
nicht wieder gezahlt werden kann, dafür laßt nur John Bull sorgen, so etwas
besorgt,er fein. Aber davon, daß die 520000 Pfund Sterling, die der Feldzug
in Dongola verschlungen hat, von einem englischen General ausgegeben wurden,
daß sie vor allem den Bedürfnissen englischer Soldaten geopfert wurden, Leuten,
die keine Spur von Recht haben, in Ägypten Feldzüge zu unternehmen, sei
es gegen, sei es mit dem erzwungnen Willen des Khedifs, davou sagt die
Times nichts. Und daß der ganze Sudan, soweit er Ägypten angeht, nur
durch die Schuld, durch die Machenschaften der englischen Diplomatie Ägypten
und damit der Kultur verloren gegangen ist, davon weiß die Times auch
nichts. Wenn also das Blatt und mit ihm der ganze Troß der englischen
Rufer im Streit von Erwerbung auf "eigne Kosten" redet, nachdem die


Grenzboten I 1897 14


England in Ägypten

eshalb werden wir — schrieb kürzlich die Times —, wenn dieser
Urteilsspruch in Kraft tritt, in der Lage.sein, ein gutes Stück
afrikanischen Gebietes erworben zu haben auf unsre eignen Kosten
und auf unsre Rechnung. England beabsichtigte das uicht, als
der Sudanzug begonnen wurde; wenn aber der Spruch des
Appellgerichtshoses rechtskräftig wird, so können wir uns nicht helfen(!). In
diesem Falle und besonders bis die ägyptische Staatsschuldenkasse zu einer
einmütiger Entscheidung gelangt, uns auszuzahlen, wird die Räumung Ägyptens
unmöglicher werden als je.

Armer John Bull! Wir können uns nicht helfen! Wie könnte er sich
auch der Gelegenheit entziehen, dem verurteilten ägyptischen Staate die halbe
Million Pfund Sterling zu leihen, damit er nachher einen Grund habe zu
sagen: erst das Geld wieder, und dann gehe ich. Und dafür, daß das Geld
nicht wieder gezahlt werden kann, dafür laßt nur John Bull sorgen, so etwas
besorgt,er fein. Aber davon, daß die 520000 Pfund Sterling, die der Feldzug
in Dongola verschlungen hat, von einem englischen General ausgegeben wurden,
daß sie vor allem den Bedürfnissen englischer Soldaten geopfert wurden, Leuten,
die keine Spur von Recht haben, in Ägypten Feldzüge zu unternehmen, sei
es gegen, sei es mit dem erzwungnen Willen des Khedifs, davou sagt die
Times nichts. Und daß der ganze Sudan, soweit er Ägypten angeht, nur
durch die Schuld, durch die Machenschaften der englischen Diplomatie Ägypten
und damit der Kultur verloren gegangen ist, davon weiß die Times auch
nichts. Wenn also das Blatt und mit ihm der ganze Troß der englischen
Rufer im Streit von Erwerbung auf „eigne Kosten" redet, nachdem die


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_224245/113>, abgerufen am 01.05.2024.