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Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr.

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Litteratur

dem linken Arm, mit dem Bügel und der Biegung reich hinten. Niemand kümmerte
sich um ihn, denn er fiel in seiner unscheinbaren russischen Uniform nicht auf, und
vis ich einige Leute auf ihn aufmerksam machte, nahmen sie auch kaum Notiz von
dem Russen. Aber mich interessirte der Mann. Man sagt ihm nach, er sähe
lieber Nothosen als die Baiern vor sich, aber er war da auf Einladung unsers
und auf Befehl seines Kaisers. Und so ist er auch in diesen Tagen in Todis
gewesen. Den Mann, wie er mir in Erinnerung bleiben wird, hätte ich als
Illustration für die Gegenwart in meine Arbeit aufnehmen mögen, als Zeichen
der Zeit. Aber wie gesagt: es kümmerte sich kein Mensch um ihn, auch der
französische Militärattachee nicht. Er hatte auch keinen Adjutanten in der Nähe,
aber mir gefiel der Mann ausnehmend an dieser Stelle.




Litteratur

Die berühmte Gemäldesammlung, die als Belvederegalerie mehr als ein
Jahrhundert lang in dem Schlosse des Prinzen Eugen in Wien unvorteilhaft ein¬
geengt untergebracht war, ist uun in das neuerbaute, prächtige "Hofmuseum für
die kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses" gebracht worden,
wo sie eine ihrer Bedeutung würdige Aufstellung erhalten hat. Wie zur Feier
dieses wichtigen Vorganges erscheinen ihre Schätze in einer neuen Veröffentlichung
von solcher Vollkommenheit, daß man die Nachbildungen mit einem ähnlich ge¬
steigerten Genuß in der Ferne betrachten kann, wie jetzt die Originale selbst in
den schönen und zweckmäßigen Räumen. Diesen Genuß verdanken die Freunde
bildender Kunst der weltbekannten Firma Ad. Braun u. Komp. in Dornnch.
Ihre Publikation, von der soeben die erste Lieferung erschienen ist, wird nicht
weniger als 339 Blätter enthalten, die in dem zuerst von ihr angewandten und
mit unermüdlichem Eifer vervollkommneten "unveränderlichen Kvhledruck" angefertigt
sind. Bisher hatte man an Nachbildungen der Belvederegalerie nnr die kleinen
Löwhschen Photographien, die billig und gut sind und ihren bescheidneren Zweck
ausreichend erfüllen; dazu die seit 1895 erscheinende Publikation des Haufstdugelschen
Verlags, der sich uach dem Vorgange Brauns auch auf den "Kvhledruck" verlegt
hat. Aber deu Preis wird man unbedingt den neuen Braunschen Nachbildungen
zuerkennen müssen. Jede der großen Veröffentlichungen dieser Kunstanstalt hat bis
jetzt die frühern übertroffen, soviel Bewunderung sie auch bei ihrem Erscheinen
erregten. Angesichts dieses neuesten Werks aber möchte man in der That sagen,
daß die Vollkommenheit technischer Nachbildung nicht weiter getrieben werden könne.
Es fehlt nnr noch, daß man nicht mehr nur die Farbeuwerte, soudern die Farben
selbst photographisch darstellt. Wer weiß, ob nicht die so unermüdlich vorwärts¬
strebende Firma anch dieses Problem in Angriff nehmen und dereinst glücklich lösen
zz r. wird!




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. -- Druck von Carl Marquart in Leipzig
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dem linken Arm, mit dem Bügel und der Biegung reich hinten. Niemand kümmerte
sich um ihn, denn er fiel in seiner unscheinbaren russischen Uniform nicht auf, und
vis ich einige Leute auf ihn aufmerksam machte, nahmen sie auch kaum Notiz von
dem Russen. Aber mich interessirte der Mann. Man sagt ihm nach, er sähe
lieber Nothosen als die Baiern vor sich, aber er war da auf Einladung unsers
und auf Befehl seines Kaisers. Und so ist er auch in diesen Tagen in Todis
gewesen. Den Mann, wie er mir in Erinnerung bleiben wird, hätte ich als
Illustration für die Gegenwart in meine Arbeit aufnehmen mögen, als Zeichen
der Zeit. Aber wie gesagt: es kümmerte sich kein Mensch um ihn, auch der
französische Militärattachee nicht. Er hatte auch keinen Adjutanten in der Nähe,
aber mir gefiel der Mann ausnehmend an dieser Stelle.




Litteratur

Die berühmte Gemäldesammlung, die als Belvederegalerie mehr als ein
Jahrhundert lang in dem Schlosse des Prinzen Eugen in Wien unvorteilhaft ein¬
geengt untergebracht war, ist uun in das neuerbaute, prächtige „Hofmuseum für
die kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses" gebracht worden,
wo sie eine ihrer Bedeutung würdige Aufstellung erhalten hat. Wie zur Feier
dieses wichtigen Vorganges erscheinen ihre Schätze in einer neuen Veröffentlichung
von solcher Vollkommenheit, daß man die Nachbildungen mit einem ähnlich ge¬
steigerten Genuß in der Ferne betrachten kann, wie jetzt die Originale selbst in
den schönen und zweckmäßigen Räumen. Diesen Genuß verdanken die Freunde
bildender Kunst der weltbekannten Firma Ad. Braun u. Komp. in Dornnch.
Ihre Publikation, von der soeben die erste Lieferung erschienen ist, wird nicht
weniger als 339 Blätter enthalten, die in dem zuerst von ihr angewandten und
mit unermüdlichem Eifer vervollkommneten „unveränderlichen Kvhledruck" angefertigt
sind. Bisher hatte man an Nachbildungen der Belvederegalerie nnr die kleinen
Löwhschen Photographien, die billig und gut sind und ihren bescheidneren Zweck
ausreichend erfüllen; dazu die seit 1895 erscheinende Publikation des Haufstdugelschen
Verlags, der sich uach dem Vorgange Brauns auch auf den „Kvhledruck" verlegt
hat. Aber deu Preis wird man unbedingt den neuen Braunschen Nachbildungen
zuerkennen müssen. Jede der großen Veröffentlichungen dieser Kunstanstalt hat bis
jetzt die frühern übertroffen, soviel Bewunderung sie auch bei ihrem Erscheinen
erregten. Angesichts dieses neuesten Werks aber möchte man in der That sagen,
daß die Vollkommenheit technischer Nachbildung nicht weiter getrieben werden könne.
Es fehlt nnr noch, daß man nicht mehr nur die Farbeuwerte, soudern die Farben
selbst photographisch darstellt. Wer weiß, ob nicht die so unermüdlich vorwärts¬
strebende Firma anch dieses Problem in Angriff nehmen und dereinst glücklich lösen
zz r. wird!




Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig
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[0064] Litteratur dem linken Arm, mit dem Bügel und der Biegung reich hinten. Niemand kümmerte sich um ihn, denn er fiel in seiner unscheinbaren russischen Uniform nicht auf, und vis ich einige Leute auf ihn aufmerksam machte, nahmen sie auch kaum Notiz von dem Russen. Aber mich interessirte der Mann. Man sagt ihm nach, er sähe lieber Nothosen als die Baiern vor sich, aber er war da auf Einladung unsers und auf Befehl seines Kaisers. Und so ist er auch in diesen Tagen in Todis gewesen. Den Mann, wie er mir in Erinnerung bleiben wird, hätte ich als Illustration für die Gegenwart in meine Arbeit aufnehmen mögen, als Zeichen der Zeit. Aber wie gesagt: es kümmerte sich kein Mensch um ihn, auch der französische Militärattachee nicht. Er hatte auch keinen Adjutanten in der Nähe, aber mir gefiel der Mann ausnehmend an dieser Stelle. Litteratur Die berühmte Gemäldesammlung, die als Belvederegalerie mehr als ein Jahrhundert lang in dem Schlosse des Prinzen Eugen in Wien unvorteilhaft ein¬ geengt untergebracht war, ist uun in das neuerbaute, prächtige „Hofmuseum für die kunsthistorischen Sammlungen des allerhöchsten Kaiserhauses" gebracht worden, wo sie eine ihrer Bedeutung würdige Aufstellung erhalten hat. Wie zur Feier dieses wichtigen Vorganges erscheinen ihre Schätze in einer neuen Veröffentlichung von solcher Vollkommenheit, daß man die Nachbildungen mit einem ähnlich ge¬ steigerten Genuß in der Ferne betrachten kann, wie jetzt die Originale selbst in den schönen und zweckmäßigen Räumen. Diesen Genuß verdanken die Freunde bildender Kunst der weltbekannten Firma Ad. Braun u. Komp. in Dornnch. Ihre Publikation, von der soeben die erste Lieferung erschienen ist, wird nicht weniger als 339 Blätter enthalten, die in dem zuerst von ihr angewandten und mit unermüdlichem Eifer vervollkommneten „unveränderlichen Kvhledruck" angefertigt sind. Bisher hatte man an Nachbildungen der Belvederegalerie nnr die kleinen Löwhschen Photographien, die billig und gut sind und ihren bescheidneren Zweck ausreichend erfüllen; dazu die seit 1895 erscheinende Publikation des Haufstdugelschen Verlags, der sich uach dem Vorgange Brauns auch auf den „Kvhledruck" verlegt hat. Aber deu Preis wird man unbedingt den neuen Braunschen Nachbildungen zuerkennen müssen. Jede der großen Veröffentlichungen dieser Kunstanstalt hat bis jetzt die frühern übertroffen, soviel Bewunderung sie auch bei ihrem Erscheinen erregten. Angesichts dieses neuesten Werks aber möchte man in der That sagen, daß die Vollkommenheit technischer Nachbildung nicht weiter getrieben werden könne. Es fehlt nnr noch, daß man nicht mehr nur die Farbeuwerte, soudern die Farben selbst photographisch darstellt. Wer weiß, ob nicht die so unermüdlich vorwärts¬ strebende Firma anch dieses Problem in Angriff nehmen und dereinst glücklich lösen zz r. wird! Für die Redaktion verantwortlich: Johannes Grunow in Leipzig Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig. — Druck von Carl Marquart in Leipzig

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 56, 1897, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341865_226231/64>, abgerufen am 06.05.2024.