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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

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Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

Fehlst Du dabei, so fehlt der Matador. Gieb mir mit einer Zeile Nach¬
richt, ob Du verreist und auf wie lange. Lieb wäre es mir auch zu erfahren,
was jetzt am Theater studirt wird.

Morgen haben wir eine zweite Aufführung der Perl -- ohne Probe
nach achttägiger Pause -- da werden wohl Dinge Passiren. Bei der ersten
haben wir uns all der schönen Zeiten in Leipzig erinnert.

Heute giebt es viel zu thun. Entschuldige mich also. Laß mich bald
wissen, wie es Dir und den Deinigen geht.


Dein ergebener
R. Schumann.

Freitag.


18
An Dr. Töpler

Eine Bitte, eine Frage -- und vor Allem ein Gruß! Ist Reinecke wieder
in Bremen? Ich habe ihm etwas zu schicken und mitzutheilen.^) Ist er nicht
zurück und Sie wissen seine Adresse, so bitte ich Sie, sie mir zu melden.

Sodann wollte ich Sie um die Gefälligkeit bitten, mir einige (2--3)
Cigarrenproben im Preis von 25--35 Thlr. Gold zu schicken, wonach ich mir
dann bei dem Händler, den Sie mir nennen, eine größere Parthie direct be¬
stellen würde. Je eher Sie mir dies thun, je lieber es mir sein wird.

Endlich, lieber Töpler, möchte ich Ihnen viel schreiben über unsre hiesigen
Verhältnisse, die die angenehmsten sind, über das hiesige musikalische Leben,
das in großem Flor steht, und über so manches andre. Leider leide ich aber
seit einigen Tagen an einer Augenschwäche, die mir viel zu schreiben verbietet
und mich besorgt macht. Darum verzeihen Sie dies Wenige.

Vergessen Sie nicht, die Finkesche Familie von uns zu grüßen, und vor
allem Reinecke, wenn er zurück ist -- und seien Sie es selbst auf das Freund¬
lichste von


Ihrem

Düsseldorf,



guten Jahresschluß. Wie freute ich mich, Ihre Handschrift zu erkennen; denn
oft habe ich immer Ihrer, der vielen mit Ihnen verlebten schönen Stunden
gedacht. Wir haben die größte Lust, nach England zu gehen, und vielleicht



^) Die ihm gewidmeten Fugen Op, 72.
Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

Fehlst Du dabei, so fehlt der Matador. Gieb mir mit einer Zeile Nach¬
richt, ob Du verreist und auf wie lange. Lieb wäre es mir auch zu erfahren,
was jetzt am Theater studirt wird.

Morgen haben wir eine zweite Aufführung der Perl — ohne Probe
nach achttägiger Pause — da werden wohl Dinge Passiren. Bei der ersten
haben wir uns all der schönen Zeiten in Leipzig erinnert.

Heute giebt es viel zu thun. Entschuldige mich also. Laß mich bald
wissen, wie es Dir und den Deinigen geht.


Dein ergebener
R. Schumann.

Freitag.


18
An Dr. Töpler

Eine Bitte, eine Frage — und vor Allem ein Gruß! Ist Reinecke wieder
in Bremen? Ich habe ihm etwas zu schicken und mitzutheilen.^) Ist er nicht
zurück und Sie wissen seine Adresse, so bitte ich Sie, sie mir zu melden.

Sodann wollte ich Sie um die Gefälligkeit bitten, mir einige (2—3)
Cigarrenproben im Preis von 25—35 Thlr. Gold zu schicken, wonach ich mir
dann bei dem Händler, den Sie mir nennen, eine größere Parthie direct be¬
stellen würde. Je eher Sie mir dies thun, je lieber es mir sein wird.

Endlich, lieber Töpler, möchte ich Ihnen viel schreiben über unsre hiesigen
Verhältnisse, die die angenehmsten sind, über das hiesige musikalische Leben,
das in großem Flor steht, und über so manches andre. Leider leide ich aber
seit einigen Tagen an einer Augenschwäche, die mir viel zu schreiben verbietet
und mich besorgt macht. Darum verzeihen Sie dies Wenige.

Vergessen Sie nicht, die Finkesche Familie von uns zu grüßen, und vor
allem Reinecke, wenn er zurück ist — und seien Sie es selbst auf das Freund¬
lichste von


Ihrem

Düsseldorf,



guten Jahresschluß. Wie freute ich mich, Ihre Handschrift zu erkennen; denn
oft habe ich immer Ihrer, der vielen mit Ihnen verlebten schönen Stunden
gedacht. Wir haben die größte Lust, nach England zu gehen, und vielleicht



^) Die ihm gewidmeten Fugen Op, 72.
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[0287] Ungedruckte Briefe von Robert Schumann Fehlst Du dabei, so fehlt der Matador. Gieb mir mit einer Zeile Nach¬ richt, ob Du verreist und auf wie lange. Lieb wäre es mir auch zu erfahren, was jetzt am Theater studirt wird. Morgen haben wir eine zweite Aufführung der Perl — ohne Probe nach achttägiger Pause — da werden wohl Dinge Passiren. Bei der ersten haben wir uns all der schönen Zeiten in Leipzig erinnert. Heute giebt es viel zu thun. Entschuldige mich also. Laß mich bald wissen, wie es Dir und den Deinigen geht. Dein ergebener R. Schumann. Freitag. 18 An Dr. Töpler Eine Bitte, eine Frage — und vor Allem ein Gruß! Ist Reinecke wieder in Bremen? Ich habe ihm etwas zu schicken und mitzutheilen.^) Ist er nicht zurück und Sie wissen seine Adresse, so bitte ich Sie, sie mir zu melden. Sodann wollte ich Sie um die Gefälligkeit bitten, mir einige (2—3) Cigarrenproben im Preis von 25—35 Thlr. Gold zu schicken, wonach ich mir dann bei dem Händler, den Sie mir nennen, eine größere Parthie direct be¬ stellen würde. Je eher Sie mir dies thun, je lieber es mir sein wird. Endlich, lieber Töpler, möchte ich Ihnen viel schreiben über unsre hiesigen Verhältnisse, die die angenehmsten sind, über das hiesige musikalische Leben, das in großem Flor steht, und über so manches andre. Leider leide ich aber seit einigen Tagen an einer Augenschwäche, die mir viel zu schreiben verbietet und mich besorgt macht. Darum verzeihen Sie dies Wenige. Vergessen Sie nicht, die Finkesche Familie von uns zu grüßen, und vor allem Reinecke, wenn er zurück ist — und seien Sie es selbst auf das Freund¬ lichste von Ihrem Düsseldorf, guten Jahresschluß. Wie freute ich mich, Ihre Handschrift zu erkennen; denn oft habe ich immer Ihrer, der vielen mit Ihnen verlebten schönen Stunden gedacht. Wir haben die größte Lust, nach England zu gehen, und vielleicht ^) Die ihm gewidmeten Fugen Op, 72.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/287>, abgerufen am 29.04.2024.