Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

leben, wie wohl niemals, und da könnte ich Ihnen denn oft Neues bringen,
das Sie erfreuen sollte.

Empfehlen Sie mich Hrn. Mozart; ich schreibe dies nicht ohne Bewegung,
wie Sie Sich wohl denken können. Sagen Sie ihm, daß ich seiner so oft
und so gern gedacht hätte.

Ihrem Andenken, Ihrem Wohlwollen empfehle ich mich auf's Neue.
Könnte ich bald wieder von Ihnen hören!


Ihrergebenster
Robert Schumann.
6
An C. F. Becker

Lieber Freund,

Ihr letzter Aufsatz*) ist vortrefflich und von großem Interesse. Daß ich
Ihre Anzeige des "wohltemperirten Claviers" nicht aufnahm, nehmen Sie mir
nicht übel; er war wahrhaftig zu unfreundlich. Peters haben sich schon über
meinen beklagt, der doch um Vieles milder.**)

Haben Sie das "Schloß am Aetna"***) noch nicht angefangen, so wäre
mir lieber, Sie ließen es Hrn. Lorenz, der noch zwei Opern dazu nimmt.
Dagegen geben Sie mir wo möglich eine bejahende Antwort auf meine Bitte,
daß Sie mir vielleicht bis Donnerstag Mittag einige kritische Anzeigen der
Kirchensachen 7c. schicken möchten. Im Gutenbergs) finde ich übrigens viel
Mattes -- sehen Sie ihm nicht alles nach.


Adieu! Mit Bitte um AntwortIhr Schumann.

12/2 1838.


7
An H. Hirschbach in Berlin

Leipzig, den 17^ August 1838.
Schon längst sah ich nach einer Nachricht von Ihnen auf; meinen besten
Dank für die letzte.

Den Aufsatz über Möser rathe ich Ihnen nicht drucken zu lassen. Sie
machen Sich unnöthige Feinde, erfahren Widerrede, müssen dann antworten,
und das kostet alles Zeit und geändert wird am Ende wenig genug. Auch
sind Ihre Worte zu heftig. Lieber schicken Sie mir Ihre "Betrachtungen,"






") Über Tonmalerei.
Schumanns Anzeige der Czernuschen Ausgabe des wohltemperirten Klaviers war drei
Wochen vorher erschienen.
Oper von Marschner,
1') Oratorium von Loewc.
Grenzboten III 1398 U
Ungedruckte Briefe von Robert Schumann

leben, wie wohl niemals, und da könnte ich Ihnen denn oft Neues bringen,
das Sie erfreuen sollte.

Empfehlen Sie mich Hrn. Mozart; ich schreibe dies nicht ohne Bewegung,
wie Sie Sich wohl denken können. Sagen Sie ihm, daß ich seiner so oft
und so gern gedacht hätte.

Ihrem Andenken, Ihrem Wohlwollen empfehle ich mich auf's Neue.
Könnte ich bald wieder von Ihnen hören!


Ihrergebenster
Robert Schumann.
6
An C. F. Becker

Lieber Freund,

Ihr letzter Aufsatz*) ist vortrefflich und von großem Interesse. Daß ich
Ihre Anzeige des „wohltemperirten Claviers" nicht aufnahm, nehmen Sie mir
nicht übel; er war wahrhaftig zu unfreundlich. Peters haben sich schon über
meinen beklagt, der doch um Vieles milder.**)

Haben Sie das „Schloß am Aetna"***) noch nicht angefangen, so wäre
mir lieber, Sie ließen es Hrn. Lorenz, der noch zwei Opern dazu nimmt.
Dagegen geben Sie mir wo möglich eine bejahende Antwort auf meine Bitte,
daß Sie mir vielleicht bis Donnerstag Mittag einige kritische Anzeigen der
Kirchensachen 7c. schicken möchten. Im Gutenbergs) finde ich übrigens viel
Mattes — sehen Sie ihm nicht alles nach.


Adieu! Mit Bitte um AntwortIhr Schumann.

12/2 1838.


7
An H. Hirschbach in Berlin

Leipzig, den 17^ August 1838.
Schon längst sah ich nach einer Nachricht von Ihnen auf; meinen besten
Dank für die letzte.

Den Aufsatz über Möser rathe ich Ihnen nicht drucken zu lassen. Sie
machen Sich unnöthige Feinde, erfahren Widerrede, müssen dann antworten,
und das kostet alles Zeit und geändert wird am Ende wenig genug. Auch
sind Ihre Worte zu heftig. Lieber schicken Sie mir Ihre „Betrachtungen,"






") Über Tonmalerei.
Schumanns Anzeige der Czernuschen Ausgabe des wohltemperirten Klaviers war drei
Wochen vorher erschienen.
Oper von Marschner,
1') Oratorium von Loewc.
Grenzboten III 1398 U
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0089" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/228391"/>
            <fw type="header" place="top"> Ungedruckte Briefe von Robert Schumann</fw><lb/>
            <p xml:id="ID_264" prev="#ID_263"> leben, wie wohl niemals, und da könnte ich Ihnen denn oft Neues bringen,<lb/>
das Sie erfreuen sollte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_265"> Empfehlen Sie mich Hrn. Mozart; ich schreibe dies nicht ohne Bewegung,<lb/>
wie Sie Sich wohl denken können. Sagen Sie ihm, daß ich seiner so oft<lb/>
und so gern gedacht hätte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_266"> Ihrem Andenken, Ihrem Wohlwollen empfehle ich mich auf's Neue.<lb/>
Könnte ich bald wieder von Ihnen hören!</p><lb/>
            <note type="closer"> Ihrergebenster<lb/><note type="bibl"> Robert Schumann.</note></note><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> 6<lb/>
An C. F. Becker</head><lb/>
            <note type="salute"> Lieber Freund,</note><lb/>
            <p xml:id="ID_267"> Ihr letzter Aufsatz*) ist vortrefflich und von großem Interesse. Daß ich<lb/>
Ihre Anzeige des &#x201E;wohltemperirten Claviers" nicht aufnahm, nehmen Sie mir<lb/>
nicht übel; er war wahrhaftig zu unfreundlich. Peters haben sich schon über<lb/>
meinen beklagt, der doch um Vieles milder.**)</p><lb/>
            <p xml:id="ID_268"> Haben Sie das &#x201E;Schloß am Aetna"***) noch nicht angefangen, so wäre<lb/>
mir lieber, Sie ließen es Hrn. Lorenz, der noch zwei Opern dazu nimmt.<lb/>
Dagegen geben Sie mir wo möglich eine bejahende Antwort auf meine Bitte,<lb/>
daß Sie mir vielleicht bis Donnerstag Mittag einige kritische Anzeigen der<lb/>
Kirchensachen 7c. schicken möchten. Im Gutenbergs) finde ich übrigens viel<lb/>
Mattes &#x2014; sehen Sie ihm nicht alles nach.</p><lb/>
            <note type="closer"> Adieu! Mit Bitte um AntwortIhr<note type="bibl"> Schumann.</note></note><lb/>
            <p xml:id="ID_269"> 12/2 1838.</p><lb/>
          </div>
          <div n="2">
            <head> 7<lb/>
An H. Hirschbach in Berlin</head><lb/>
            <p xml:id="ID_270"> Leipzig, den 17^ August 1838.<lb/>
Schon längst sah ich nach einer Nachricht von Ihnen auf; meinen besten<lb/>
Dank für die letzte.</p><lb/>
            <p xml:id="ID_271" next="#ID_272"> Den Aufsatz über Möser rathe ich Ihnen nicht drucken zu lassen. Sie<lb/>
machen Sich unnöthige Feinde, erfahren Widerrede, müssen dann antworten,<lb/>
und das kostet alles Zeit und geändert wird am Ende wenig genug. Auch<lb/>
sind Ihre Worte zu heftig.  Lieber schicken Sie mir Ihre &#x201E;Betrachtungen,"</p><lb/>
            <note xml:id="FID_18" place="foot"> ") Über Tonmalerei.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_19" place="foot"> Schumanns Anzeige der Czernuschen Ausgabe des wohltemperirten Klaviers war drei<lb/>
Wochen vorher erschienen.</note><lb/>
            <note xml:id="FID_20" place="foot"> Oper von Marschner,</note><lb/>
            <note xml:id="FID_21" place="foot"> 1') Oratorium von Loewc.</note><lb/>
            <fw type="sig" place="bottom"> Grenzboten III 1398 U</fw><lb/>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0089] Ungedruckte Briefe von Robert Schumann leben, wie wohl niemals, und da könnte ich Ihnen denn oft Neues bringen, das Sie erfreuen sollte. Empfehlen Sie mich Hrn. Mozart; ich schreibe dies nicht ohne Bewegung, wie Sie Sich wohl denken können. Sagen Sie ihm, daß ich seiner so oft und so gern gedacht hätte. Ihrem Andenken, Ihrem Wohlwollen empfehle ich mich auf's Neue. Könnte ich bald wieder von Ihnen hören! Ihrergebenster Robert Schumann. 6 An C. F. Becker Lieber Freund, Ihr letzter Aufsatz*) ist vortrefflich und von großem Interesse. Daß ich Ihre Anzeige des „wohltemperirten Claviers" nicht aufnahm, nehmen Sie mir nicht übel; er war wahrhaftig zu unfreundlich. Peters haben sich schon über meinen beklagt, der doch um Vieles milder.**) Haben Sie das „Schloß am Aetna"***) noch nicht angefangen, so wäre mir lieber, Sie ließen es Hrn. Lorenz, der noch zwei Opern dazu nimmt. Dagegen geben Sie mir wo möglich eine bejahende Antwort auf meine Bitte, daß Sie mir vielleicht bis Donnerstag Mittag einige kritische Anzeigen der Kirchensachen 7c. schicken möchten. Im Gutenbergs) finde ich übrigens viel Mattes — sehen Sie ihm nicht alles nach. Adieu! Mit Bitte um AntwortIhr Schumann. 12/2 1838. 7 An H. Hirschbach in Berlin Leipzig, den 17^ August 1838. Schon längst sah ich nach einer Nachricht von Ihnen auf; meinen besten Dank für die letzte. Den Aufsatz über Möser rathe ich Ihnen nicht drucken zu lassen. Sie machen Sich unnöthige Feinde, erfahren Widerrede, müssen dann antworten, und das kostet alles Zeit und geändert wird am Ende wenig genug. Auch sind Ihre Worte zu heftig. Lieber schicken Sie mir Ihre „Betrachtungen," ") Über Tonmalerei. Schumanns Anzeige der Czernuschen Ausgabe des wohltemperirten Klaviers war drei Wochen vorher erschienen. Oper von Marschner, 1') Oratorium von Loewc. Grenzboten III 1398 U

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/89
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228301/89>, abgerufen am 29.04.2024.