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Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr.

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Die Epoche der südafrikanischen Völkerwanderung
Hans Wagner von

er Feldwebel Merckl von der Schutztruppe in Deutschostafrika ist
eine historische Persönlichkeit geworden. Er war zufällig dabei,
als eine große Völkerbewegung ihren Abschluß fand: die der süd¬
afrikanischen Völkerwanderungen. Als sich nämlich beim Nahen
der unter Merckls Führung stehenden Schutztruppenabteilung der
einst allmächtige Sultan Quawa von Asche das Leben nahm, um sich der
deutschen Gefangenschaft zu entziehen, da hatte der Wahehecmfstcind sein Ende
erreicht. Nun ist aber der Waheheansturm der letzte Stoß in der langen
Reihe der Völkerschiebungen, die die Geschichte des schwarzen Kontinents seit
dem Beginn des sechzehnten Jahrhunderts erfüllen.

Die Türkenflut, vor der Europa schon im vierzehnten Jahrhundert zu^
zittern begann, brandete gegen das nordöstliche Afrika erst zu Beginn des
sechzehnten Jahrhunderts. Im Jahre 1517 eroberten die Türken Ägypten.
Der Druck, den sie auf die Nilländer ausübten, störte die Galla und Massai
auf, von denen jene in das Osthorn Afrikas, diese nach Süden in das jetzt
deutsche Gebiet, dem Verlaufe des sogenannten ostafrikanischen Grabens folgend,
vordrangen. Dadurch gerieten nun wieder die Bauen in Bewegung. Diese
Stumme bewohnten das äquatoriale Ostafrika, ihr Schwerpunkt lag wahr-,
scheinlich in dem Zwischenseegebiet, das jetzt deutsch ist.

Ein Teil der bedrängten Bauen, die Suaheli, blieb im Lande, er wurde
von dem Massaikeil nach Osten an die Küste gedrängt und verfiel arabischem
Einfluß. Ein andrer Bantustamm, die Dschappa, wurde vom Meere ab¬
geschnitten, wandte sich westwärts und gelaugte auf seiner Wanderung nach
und nach bis an die Westküste Afrikas nach Loanda.


Grenzboten IV 18W 42


Die Epoche der südafrikanischen Völkerwanderung
Hans Wagner von

er Feldwebel Merckl von der Schutztruppe in Deutschostafrika ist
eine historische Persönlichkeit geworden. Er war zufällig dabei,
als eine große Völkerbewegung ihren Abschluß fand: die der süd¬
afrikanischen Völkerwanderungen. Als sich nämlich beim Nahen
der unter Merckls Führung stehenden Schutztruppenabteilung der
einst allmächtige Sultan Quawa von Asche das Leben nahm, um sich der
deutschen Gefangenschaft zu entziehen, da hatte der Wahehecmfstcind sein Ende
erreicht. Nun ist aber der Waheheansturm der letzte Stoß in der langen
Reihe der Völkerschiebungen, die die Geschichte des schwarzen Kontinents seit
dem Beginn des sechzehnten Jahrhunderts erfüllen.

Die Türkenflut, vor der Europa schon im vierzehnten Jahrhundert zu^
zittern begann, brandete gegen das nordöstliche Afrika erst zu Beginn des
sechzehnten Jahrhunderts. Im Jahre 1517 eroberten die Türken Ägypten.
Der Druck, den sie auf die Nilländer ausübten, störte die Galla und Massai
auf, von denen jene in das Osthorn Afrikas, diese nach Süden in das jetzt
deutsche Gebiet, dem Verlaufe des sogenannten ostafrikanischen Grabens folgend,
vordrangen. Dadurch gerieten nun wieder die Bauen in Bewegung. Diese
Stumme bewohnten das äquatoriale Ostafrika, ihr Schwerpunkt lag wahr-,
scheinlich in dem Zwischenseegebiet, das jetzt deutsch ist.

Ein Teil der bedrängten Bauen, die Suaheli, blieb im Lande, er wurde
von dem Massaikeil nach Osten an die Küste gedrängt und verfiel arabischem
Einfluß. Ein andrer Bantustamm, die Dschappa, wurde vom Meere ab¬
geschnitten, wandte sich westwärts und gelaugte auf seiner Wanderung nach
und nach bis an die Westküste Afrikas nach Loanda.


Grenzboten IV 18W 42
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[0340] [Abbildung] Die Epoche der südafrikanischen Völkerwanderung Hans Wagner von er Feldwebel Merckl von der Schutztruppe in Deutschostafrika ist eine historische Persönlichkeit geworden. Er war zufällig dabei, als eine große Völkerbewegung ihren Abschluß fand: die der süd¬ afrikanischen Völkerwanderungen. Als sich nämlich beim Nahen der unter Merckls Führung stehenden Schutztruppenabteilung der einst allmächtige Sultan Quawa von Asche das Leben nahm, um sich der deutschen Gefangenschaft zu entziehen, da hatte der Wahehecmfstcind sein Ende erreicht. Nun ist aber der Waheheansturm der letzte Stoß in der langen Reihe der Völkerschiebungen, die die Geschichte des schwarzen Kontinents seit dem Beginn des sechzehnten Jahrhunderts erfüllen. Die Türkenflut, vor der Europa schon im vierzehnten Jahrhundert zu^ zittern begann, brandete gegen das nordöstliche Afrika erst zu Beginn des sechzehnten Jahrhunderts. Im Jahre 1517 eroberten die Türken Ägypten. Der Druck, den sie auf die Nilländer ausübten, störte die Galla und Massai auf, von denen jene in das Osthorn Afrikas, diese nach Süden in das jetzt deutsche Gebiet, dem Verlaufe des sogenannten ostafrikanischen Grabens folgend, vordrangen. Dadurch gerieten nun wieder die Bauen in Bewegung. Diese Stumme bewohnten das äquatoriale Ostafrika, ihr Schwerpunkt lag wahr-, scheinlich in dem Zwischenseegebiet, das jetzt deutsch ist. Ein Teil der bedrängten Bauen, die Suaheli, blieb im Lande, er wurde von dem Massaikeil nach Osten an die Küste gedrängt und verfiel arabischem Einfluß. Ein andrer Bantustamm, die Dschappa, wurde vom Meere ab¬ geschnitten, wandte sich westwärts und gelaugte auf seiner Wanderung nach und nach bis an die Westküste Afrikas nach Loanda. Grenzboten IV 18W 42

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 57, 1898, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341867_228947/340>, abgerufen am 01.05.2024.