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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr.

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Augenleiden, das ihn fast ganz der Sehkraft beraubte, nötigte ihn, im Jahre
1866 sein Amt aufzugeben. Am 21. März 1876 starb er zu Köln.

Seine Gedichte geben Zeugnis von der großen Begabung für das Lyrische
sowohl als für die kleinen epischen Formen, die Ballade, die Romanze und
ganz besonders für die Idylle. Noch entschiedner tritt sein Talent in den
Dichtungen hervor, in denen er sich selbständiger bewegt, und die nicht weniger
durch die poetische Durchdringung des Stoffes, als ihre reiche Sprache be¬
merkenswert sind.

Im Verein mit Simrock und Freiligrath gab er das "Rheinische Jahr¬
buch für Kunst und Poesie" in zwei Jahrgängen (Köln. 1840 bis 1841)
heraus. Außerdem Gedichte 1838 und Nachgelassene Gedichte 1877. In dem
Jahrbuch finden wir n. a. die schönsten Gedichte von Wolfgang Müller von
Königswinter, der sich hier noch C. W. Müller nennt (Wilhelm von Holland,
Nächtliche Erscheinung zu Speyer, Deutschlands Wächter u. a.), Gedichte von
Karl Immermann, Karl Simrock, Gustav Pfarrius, Ferdinand Freiligrath,
Nikolaus Delius, Adolf von Markes, Levin Schücking, Nikolaus Becker,' Wil¬
helm Smets, Gottfried Kinkel und Wilhelm Junkmann, I. M. Hutterus und
Louise von Bornstedt. Matzerath singt in seinem Liede: Rheinlandschaft:

Außerdem finden wir zum erstenmal hier Karl Simrocks: "Warnung vor dem
Rhein."

(Schluß folgt)




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Telephonstatistik.

Die neue Fernsprechgebührenordnung berührt die Inter¬
essen weiter Kreise im Neichspostgebiet (d. h. Deutschland ohne Bayern und Württem¬
berg). Es bestehn hier zur Zeit (1899) rund 740 -- ja vielleicht schon 1000 --
Stadtfernsprecheinrichtnngcn, und die Zahl der Teilnehmer um diesen betrug schon
1897: 123091, die der Sprechstellen 149064. Gegenwärtig ist die Zahl der
Sprechstellen schon auf 172 000 angewachsen. Eine bedeutende Zunahme der Fern¬
sprechteilnehmer aber ist auch in Zukunft noch zu erwarten, wenn man bedenkt, daß
in Schweden schon auf 100 Einwohner, in Dentschlnnd dagegen erst ans etwa
340 Einwohner je ein Telephon kommt. In Stockholm ist heute sogar schon jeder
vierzehnte Mensch Inhaber eines Fernsprechers, in Berlin und Hamburg ungefähr
erst jeder fünfundvierzigste. Und doch sind die deutschen Fernsprecheinrichtungen


Augenleiden, das ihn fast ganz der Sehkraft beraubte, nötigte ihn, im Jahre
1866 sein Amt aufzugeben. Am 21. März 1876 starb er zu Köln.

Seine Gedichte geben Zeugnis von der großen Begabung für das Lyrische
sowohl als für die kleinen epischen Formen, die Ballade, die Romanze und
ganz besonders für die Idylle. Noch entschiedner tritt sein Talent in den
Dichtungen hervor, in denen er sich selbständiger bewegt, und die nicht weniger
durch die poetische Durchdringung des Stoffes, als ihre reiche Sprache be¬
merkenswert sind.

Im Verein mit Simrock und Freiligrath gab er das „Rheinische Jahr¬
buch für Kunst und Poesie" in zwei Jahrgängen (Köln. 1840 bis 1841)
heraus. Außerdem Gedichte 1838 und Nachgelassene Gedichte 1877. In dem
Jahrbuch finden wir n. a. die schönsten Gedichte von Wolfgang Müller von
Königswinter, der sich hier noch C. W. Müller nennt (Wilhelm von Holland,
Nächtliche Erscheinung zu Speyer, Deutschlands Wächter u. a.), Gedichte von
Karl Immermann, Karl Simrock, Gustav Pfarrius, Ferdinand Freiligrath,
Nikolaus Delius, Adolf von Markes, Levin Schücking, Nikolaus Becker,' Wil¬
helm Smets, Gottfried Kinkel und Wilhelm Junkmann, I. M. Hutterus und
Louise von Bornstedt. Matzerath singt in seinem Liede: Rheinlandschaft:

Außerdem finden wir zum erstenmal hier Karl Simrocks: „Warnung vor dem
Rhein."

(Schluß folgt)




Maßgebliches und Unmaßgebliches
Telephonstatistik.

Die neue Fernsprechgebührenordnung berührt die Inter¬
essen weiter Kreise im Neichspostgebiet (d. h. Deutschland ohne Bayern und Württem¬
berg). Es bestehn hier zur Zeit (1899) rund 740 — ja vielleicht schon 1000 —
Stadtfernsprecheinrichtnngcn, und die Zahl der Teilnehmer um diesen betrug schon
1897: 123091, die der Sprechstellen 149064. Gegenwärtig ist die Zahl der
Sprechstellen schon auf 172 000 angewachsen. Eine bedeutende Zunahme der Fern¬
sprechteilnehmer aber ist auch in Zukunft noch zu erwarten, wenn man bedenkt, daß
in Schweden schon auf 100 Einwohner, in Dentschlnnd dagegen erst ans etwa
340 Einwohner je ein Telephon kommt. In Stockholm ist heute sogar schon jeder
vierzehnte Mensch Inhaber eines Fernsprechers, in Berlin und Hamburg ungefähr
erst jeder fünfundvierzigste. Und doch sind die deutschen Fernsprecheinrichtungen


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_230431/221>, abgerufen am 30.04.2024.