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Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Viertes Vierteljahr.

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Der Rhein-(Llbekanal und die Gmshäfen

is im Jahre 1886 die Anlage des Dortmund-Emskcmals von
dem Abgeordnetenhause und dem Herrenhause nach jahrelangen
Kämpfen genehmigt wurde, wirkte dabei ein nationaler Gedanke
sehr mit. Man wünschte die deutsche Ausfuhr zunächst aus dem
Nuhrgebiet mit seiner Eisenindustrie und seinem Kohlenbergbau
aus der Abhängigkeit vom Auslande zu befreien. Denn die Ausfuhr ging von
dort fast ausschließlich über die holländischen Rheinhafen, und noch heute wird
deutsches Holz (Grubenholz und Eisenbahnschwellen) von dem Osten Preußens
über Holland nach dem Rhein- und Ruhrgebiet eingeführt. Man hoffte, durch
einen Kanal nach den deutschen Nordseehäfen, der in großen Dimensionen ge¬
halten wäre und nur mit niedrigen Kanalgebühre" belastet würde, den Handel
des Nuhrgebiets auf deutschen Wegen bis zur See zu lenken; durch die Ver¬
bindung dieses Kanals mit dem Rhein gedachte man sogar einen Teil, vielleicht
einen großen, des Rhcinhcmdels von den holländischen Häfen auf deutsche über¬
zuleiten. So erschien der Plan des Dortmund-Emskanals nach dieser Richtung
als ein Teil des Kampfes gegen die holländischen Rheinhafen, der von der
Preußischen Negierung damals mit den Eisenbahntarifen nach den Nordseehüfen.
mit den Levantetarifen, dem Petroleumausnahmetarif u. a. geführt wurde.
Diese Bestrebungen der Eisenbahnpolitik sollte ein großer Kanal krönen, der
den Rhein mit den Nordseehüfen, vor allen mit den alten großen Plätzen
Bremen und Hamburg verbände.

Diesem Gedanken wirkte aber ein andrer entgegen, der bei den Verhand¬
lungen mit den beteiligten Provinzen und den dort gebildeten Kanalkommissionen
mehr und mehr Gestalt gewann und schon 1882 in Hannover in einer be¬
sondern Denkschrift verfochten wurde. Man schlug vor, das Kanalsystem im
Osten Preußens, das die Elbe, die Oder und die Weichsel vielfältig verknüpft,


Grenzboten IV 1899 22


Der Rhein-(Llbekanal und die Gmshäfen

is im Jahre 1886 die Anlage des Dortmund-Emskcmals von
dem Abgeordnetenhause und dem Herrenhause nach jahrelangen
Kämpfen genehmigt wurde, wirkte dabei ein nationaler Gedanke
sehr mit. Man wünschte die deutsche Ausfuhr zunächst aus dem
Nuhrgebiet mit seiner Eisenindustrie und seinem Kohlenbergbau
aus der Abhängigkeit vom Auslande zu befreien. Denn die Ausfuhr ging von
dort fast ausschließlich über die holländischen Rheinhafen, und noch heute wird
deutsches Holz (Grubenholz und Eisenbahnschwellen) von dem Osten Preußens
über Holland nach dem Rhein- und Ruhrgebiet eingeführt. Man hoffte, durch
einen Kanal nach den deutschen Nordseehäfen, der in großen Dimensionen ge¬
halten wäre und nur mit niedrigen Kanalgebühre» belastet würde, den Handel
des Nuhrgebiets auf deutschen Wegen bis zur See zu lenken; durch die Ver¬
bindung dieses Kanals mit dem Rhein gedachte man sogar einen Teil, vielleicht
einen großen, des Rhcinhcmdels von den holländischen Häfen auf deutsche über¬
zuleiten. So erschien der Plan des Dortmund-Emskanals nach dieser Richtung
als ein Teil des Kampfes gegen die holländischen Rheinhafen, der von der
Preußischen Negierung damals mit den Eisenbahntarifen nach den Nordseehüfen.
mit den Levantetarifen, dem Petroleumausnahmetarif u. a. geführt wurde.
Diese Bestrebungen der Eisenbahnpolitik sollte ein großer Kanal krönen, der
den Rhein mit den Nordseehüfen, vor allen mit den alten großen Plätzen
Bremen und Hamburg verbände.

Diesem Gedanken wirkte aber ein andrer entgegen, der bei den Verhand¬
lungen mit den beteiligten Provinzen und den dort gebildeten Kanalkommissionen
mehr und mehr Gestalt gewann und schon 1882 in Hannover in einer be¬
sondern Denkschrift verfochten wurde. Man schlug vor, das Kanalsystem im
Osten Preußens, das die Elbe, die Oder und die Weichsel vielfältig verknüpft,


Grenzboten IV 1899 22
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[0181] [Abbildung] Der Rhein-(Llbekanal und die Gmshäfen is im Jahre 1886 die Anlage des Dortmund-Emskcmals von dem Abgeordnetenhause und dem Herrenhause nach jahrelangen Kämpfen genehmigt wurde, wirkte dabei ein nationaler Gedanke sehr mit. Man wünschte die deutsche Ausfuhr zunächst aus dem Nuhrgebiet mit seiner Eisenindustrie und seinem Kohlenbergbau aus der Abhängigkeit vom Auslande zu befreien. Denn die Ausfuhr ging von dort fast ausschließlich über die holländischen Rheinhafen, und noch heute wird deutsches Holz (Grubenholz und Eisenbahnschwellen) von dem Osten Preußens über Holland nach dem Rhein- und Ruhrgebiet eingeführt. Man hoffte, durch einen Kanal nach den deutschen Nordseehäfen, der in großen Dimensionen ge¬ halten wäre und nur mit niedrigen Kanalgebühre» belastet würde, den Handel des Nuhrgebiets auf deutschen Wegen bis zur See zu lenken; durch die Ver¬ bindung dieses Kanals mit dem Rhein gedachte man sogar einen Teil, vielleicht einen großen, des Rhcinhcmdels von den holländischen Häfen auf deutsche über¬ zuleiten. So erschien der Plan des Dortmund-Emskanals nach dieser Richtung als ein Teil des Kampfes gegen die holländischen Rheinhafen, der von der Preußischen Negierung damals mit den Eisenbahntarifen nach den Nordseehüfen. mit den Levantetarifen, dem Petroleumausnahmetarif u. a. geführt wurde. Diese Bestrebungen der Eisenbahnpolitik sollte ein großer Kanal krönen, der den Rhein mit den Nordseehüfen, vor allen mit den alten großen Plätzen Bremen und Hamburg verbände. Diesem Gedanken wirkte aber ein andrer entgegen, der bei den Verhand¬ lungen mit den beteiligten Provinzen und den dort gebildeten Kanalkommissionen mehr und mehr Gestalt gewann und schon 1882 in Hannover in einer be¬ sondern Denkschrift verfochten wurde. Man schlug vor, das Kanalsystem im Osten Preußens, das die Elbe, die Oder und die Weichsel vielfältig verknüpft, Grenzboten IV 1899 22

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231811/181>, abgerufen am 07.05.2024.