Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Viertes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite
Hendrik Witboi und sein Stamm

Sodann bei den Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane. Hier ist der
Unterschied noch größer. Für die Erwerbsfähigkeit der Männer sind diese
Krankheiten fast bedeutungslos, selbst im höchsten Alter finden sich unter 1000
männlichen Invaliden nur 11 dieser Art, bei dem weiblichen Geschlechte da¬
gegen gehören aus den mittlern Lebensaltern 6 bis 7 Prozent der Renten¬
berechtigten zu dieser Gruppe, in den jüngern Jahren und in dem höhern
Alter etwas weniger. Bei den landwirtschaftlichen Invaliden treten diese
Leiden häufiger auf als bei den übrigen.

Wenn wir hier auch darauf verzichten, eine Begleichung der Häufigkeit
der einzelnen Ursachen bei den verschiednen Versicherungsanstalten durchzu¬
führen, so können wir es doch nicht unterlassen, wenigstens einen Punkt zu
erwähnen, der beim Anblick der Tabellen sofort ins Auge springt. Während
im Durchschnitt für das ganze Reichsgebiet von 1000 Jnvaliditätsfällen bei
den Männern 52 und bei den Weibern 83 auf die Krankheiten des Herzens
und der großen Blutgefäße zurückzuführen sind, lauten diese Zahlen für Ober¬
bayern 182 und 196, für Niederbayern 132 und 199, für die Pfalz 56 und
115, für Oberpfalz 79 und 95, für Oberfranken 40 und 113, für Schwaben
104 und 115. Die meisten bayrischen Versicherungsanstalten zeigen also eine
auffallend große Häufigkeit der .Krankheiten des Herzens und der großen Blut¬
gefäße.




Hendrik Witboi und sein Stamm

"ter den licht alten Hottentottenstämmen und den siehe" Orlam-
stämmen des südwestafrikanischen Schutzgebietes hat sich in diesem
Jahrhundert keiner so hervorgethan wie der erst 1888 zersprengte
Afrilanderstamm und der an seine Stelle getretne Stamm der Kv-
wisin unter Hendrik Witboi.

Anfang dieses Jahrhunderts wohnte der 1200 Seelen starke
Kowisinstamm in der Gegend von Pellci*) südlich vom Oranje. Etwa um 1840
drang der Stamm unter Kibo Witboi in Groß-Namaqualcmd ein und hielt sich
dort nacheinander in Berseba, am Fischflnß, bei Goamus und in Gideon auf,
indem er seine Gnstfreunde redlich bei ihren Fehden gegen die benachbarten
Hottentotten und in ihren Kriegen gegen die Herero unterstützte. Im Jahre 1860
schloß der Stamm ein Bündnis mit den Amen in Bethanien und den Khauas-
Hottentotten in Berseba zum Schutze ihrer Seßhaftigkeit gegen die fortwährend
herumziehenden Orlamstämme. Dadurch verdiente er sich als festen Besitz die



*) Der KolonialatlnS orientiert über die Lage der Orte n"d Mes sonstige geographische
ÄltlUerial in ausreichender Weise,
Hendrik Witboi und sein Stamm

Sodann bei den Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane. Hier ist der
Unterschied noch größer. Für die Erwerbsfähigkeit der Männer sind diese
Krankheiten fast bedeutungslos, selbst im höchsten Alter finden sich unter 1000
männlichen Invaliden nur 11 dieser Art, bei dem weiblichen Geschlechte da¬
gegen gehören aus den mittlern Lebensaltern 6 bis 7 Prozent der Renten¬
berechtigten zu dieser Gruppe, in den jüngern Jahren und in dem höhern
Alter etwas weniger. Bei den landwirtschaftlichen Invaliden treten diese
Leiden häufiger auf als bei den übrigen.

Wenn wir hier auch darauf verzichten, eine Begleichung der Häufigkeit
der einzelnen Ursachen bei den verschiednen Versicherungsanstalten durchzu¬
führen, so können wir es doch nicht unterlassen, wenigstens einen Punkt zu
erwähnen, der beim Anblick der Tabellen sofort ins Auge springt. Während
im Durchschnitt für das ganze Reichsgebiet von 1000 Jnvaliditätsfällen bei
den Männern 52 und bei den Weibern 83 auf die Krankheiten des Herzens
und der großen Blutgefäße zurückzuführen sind, lauten diese Zahlen für Ober¬
bayern 182 und 196, für Niederbayern 132 und 199, für die Pfalz 56 und
115, für Oberpfalz 79 und 95, für Oberfranken 40 und 113, für Schwaben
104 und 115. Die meisten bayrischen Versicherungsanstalten zeigen also eine
auffallend große Häufigkeit der .Krankheiten des Herzens und der großen Blut¬
gefäße.




Hendrik Witboi und sein Stamm

»ter den licht alten Hottentottenstämmen und den siehe» Orlam-
stämmen des südwestafrikanischen Schutzgebietes hat sich in diesem
Jahrhundert keiner so hervorgethan wie der erst 1888 zersprengte
Afrilanderstamm und der an seine Stelle getretne Stamm der Kv-
wisin unter Hendrik Witboi.

Anfang dieses Jahrhunderts wohnte der 1200 Seelen starke
Kowisinstamm in der Gegend von Pellci*) südlich vom Oranje. Etwa um 1840
drang der Stamm unter Kibo Witboi in Groß-Namaqualcmd ein und hielt sich
dort nacheinander in Berseba, am Fischflnß, bei Goamus und in Gideon auf,
indem er seine Gnstfreunde redlich bei ihren Fehden gegen die benachbarten
Hottentotten und in ihren Kriegen gegen die Herero unterstützte. Im Jahre 1860
schloß der Stamm ein Bündnis mit den Amen in Bethanien und den Khauas-
Hottentotten in Berseba zum Schutze ihrer Seßhaftigkeit gegen die fortwährend
herumziehenden Orlamstämme. Dadurch verdiente er sich als festen Besitz die



*) Der KolonialatlnS orientiert über die Lage der Orte n»d Mes sonstige geographische
ÄltlUerial in ausreichender Weise,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0648" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/232460"/>
          <fw type="header" place="top"> Hendrik Witboi und sein Stamm</fw><lb/>
          <p xml:id="ID_2273" prev="#ID_2272"> Sodann bei den Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane. Hier ist der<lb/>
Unterschied noch größer. Für die Erwerbsfähigkeit der Männer sind diese<lb/>
Krankheiten fast bedeutungslos, selbst im höchsten Alter finden sich unter 1000<lb/>
männlichen Invaliden nur 11 dieser Art, bei dem weiblichen Geschlechte da¬<lb/>
gegen gehören aus den mittlern Lebensaltern 6 bis 7 Prozent der Renten¬<lb/>
berechtigten zu dieser Gruppe, in den jüngern Jahren und in dem höhern<lb/>
Alter etwas weniger. Bei den landwirtschaftlichen Invaliden treten diese<lb/>
Leiden häufiger auf als bei den übrigen.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2274"> Wenn wir hier auch darauf verzichten, eine Begleichung der Häufigkeit<lb/>
der einzelnen Ursachen bei den verschiednen Versicherungsanstalten durchzu¬<lb/>
führen, so können wir es doch nicht unterlassen, wenigstens einen Punkt zu<lb/>
erwähnen, der beim Anblick der Tabellen sofort ins Auge springt. Während<lb/>
im Durchschnitt für das ganze Reichsgebiet von 1000 Jnvaliditätsfällen bei<lb/>
den Männern 52 und bei den Weibern 83 auf die Krankheiten des Herzens<lb/>
und der großen Blutgefäße zurückzuführen sind, lauten diese Zahlen für Ober¬<lb/>
bayern 182 und 196, für Niederbayern 132 und 199, für die Pfalz 56 und<lb/>
115, für Oberpfalz 79 und 95, für Oberfranken 40 und 113, für Schwaben<lb/>
104 und 115. Die meisten bayrischen Versicherungsanstalten zeigen also eine<lb/>
auffallend große Häufigkeit der .Krankheiten des Herzens und der großen Blut¬<lb/>
gefäße.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Hendrik Witboi und sein Stamm</head><lb/>
          <p xml:id="ID_2275"> »ter den licht alten Hottentottenstämmen und den siehe» Orlam-<lb/>
stämmen des südwestafrikanischen Schutzgebietes hat sich in diesem<lb/>
Jahrhundert keiner so hervorgethan wie der erst 1888 zersprengte<lb/>
Afrilanderstamm und der an seine Stelle getretne Stamm der Kv-<lb/>
wisin unter Hendrik Witboi.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_2276" next="#ID_2277"> Anfang dieses Jahrhunderts wohnte der 1200 Seelen starke<lb/>
Kowisinstamm in der Gegend von Pellci*) südlich vom Oranje. Etwa um 1840<lb/>
drang der Stamm unter Kibo Witboi in Groß-Namaqualcmd ein und hielt sich<lb/>
dort nacheinander in Berseba, am Fischflnß, bei Goamus und in Gideon auf,<lb/>
indem er seine Gnstfreunde redlich bei ihren Fehden gegen die benachbarten<lb/>
Hottentotten und in ihren Kriegen gegen die Herero unterstützte. Im Jahre 1860<lb/>
schloß der Stamm ein Bündnis mit den Amen in Bethanien und den Khauas-<lb/>
Hottentotten in Berseba zum Schutze ihrer Seßhaftigkeit gegen die fortwährend<lb/>
herumziehenden  Orlamstämme.  Dadurch verdiente er sich als festen Besitz die</p><lb/>
          <note xml:id="FID_150" place="foot"> *) Der KolonialatlnS orientiert über die Lage der Orte n»d Mes sonstige geographische<lb/>
ÄltlUerial in ausreichender Weise,</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0648] Hendrik Witboi und sein Stamm Sodann bei den Krankheiten der Harn- und Geschlechtsorgane. Hier ist der Unterschied noch größer. Für die Erwerbsfähigkeit der Männer sind diese Krankheiten fast bedeutungslos, selbst im höchsten Alter finden sich unter 1000 männlichen Invaliden nur 11 dieser Art, bei dem weiblichen Geschlechte da¬ gegen gehören aus den mittlern Lebensaltern 6 bis 7 Prozent der Renten¬ berechtigten zu dieser Gruppe, in den jüngern Jahren und in dem höhern Alter etwas weniger. Bei den landwirtschaftlichen Invaliden treten diese Leiden häufiger auf als bei den übrigen. Wenn wir hier auch darauf verzichten, eine Begleichung der Häufigkeit der einzelnen Ursachen bei den verschiednen Versicherungsanstalten durchzu¬ führen, so können wir es doch nicht unterlassen, wenigstens einen Punkt zu erwähnen, der beim Anblick der Tabellen sofort ins Auge springt. Während im Durchschnitt für das ganze Reichsgebiet von 1000 Jnvaliditätsfällen bei den Männern 52 und bei den Weibern 83 auf die Krankheiten des Herzens und der großen Blutgefäße zurückzuführen sind, lauten diese Zahlen für Ober¬ bayern 182 und 196, für Niederbayern 132 und 199, für die Pfalz 56 und 115, für Oberpfalz 79 und 95, für Oberfranken 40 und 113, für Schwaben 104 und 115. Die meisten bayrischen Versicherungsanstalten zeigen also eine auffallend große Häufigkeit der .Krankheiten des Herzens und der großen Blut¬ gefäße. Hendrik Witboi und sein Stamm »ter den licht alten Hottentottenstämmen und den siehe» Orlam- stämmen des südwestafrikanischen Schutzgebietes hat sich in diesem Jahrhundert keiner so hervorgethan wie der erst 1888 zersprengte Afrilanderstamm und der an seine Stelle getretne Stamm der Kv- wisin unter Hendrik Witboi. Anfang dieses Jahrhunderts wohnte der 1200 Seelen starke Kowisinstamm in der Gegend von Pellci*) südlich vom Oranje. Etwa um 1840 drang der Stamm unter Kibo Witboi in Groß-Namaqualcmd ein und hielt sich dort nacheinander in Berseba, am Fischflnß, bei Goamus und in Gideon auf, indem er seine Gnstfreunde redlich bei ihren Fehden gegen die benachbarten Hottentotten und in ihren Kriegen gegen die Herero unterstützte. Im Jahre 1860 schloß der Stamm ein Bündnis mit den Amen in Bethanien und den Khauas- Hottentotten in Berseba zum Schutze ihrer Seßhaftigkeit gegen die fortwährend herumziehenden Orlamstämme. Dadurch verdiente er sich als festen Besitz die *) Der KolonialatlnS orientiert über die Lage der Orte n»d Mes sonstige geographische ÄltlUerial in ausreichender Weise,

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231811
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231811/648
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 58, 1899, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341869_231811/648>, abgerufen am 07.05.2024.