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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr.

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Das Doppclgeschwader, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte

Alles zusammengenommen kann die Braysche äöxositivn als ein Beleg
mehr dafür angesehen werden, daß keiner der nähern oder entferntem Zeugen
der Mordnacht vom 23. April 1799 an etwas andres, als eine von den
Szekler Husaren ausgeführte Blutthat gedacht hat, und daß die damals fest¬
gestellten Thatsachen für keine der in der Folge aufgetauchten mehr oder
minder gewagten Hypothesen Anhaltepunkte geliefert daheim Wäre die Mit¬
wirkung vou Emigranten von den Überlebenden auch nur als Möglichkeit an¬
gesehen worden, so müßten irgend welche Spuren davon in den ausführlichen
Berichten über die Aussager und über die mit diesen geführten Gespräche
Rosenstiels, Brays, der Frau Roberjot und den Debryschen Damen zurück-
geblieben sein. Unbegreiflich würde in solchem Falle anch sein, daß die einzige
sich auf französische Reden der Mörder beziehende Andeutung nur beiläufig
erwähnt wird, und daß Bray, der als Freund der Ermordeten, wie als Fran¬
zose an einem gegen seine Landsleute gerichteten Verdacht besondres Interesse
hätte nehmen müssen, für die bezügliche Aussage nicht mehr als ein bloßes sito
xretsuclait übrig gehabt hat. Daß von einer bestimmten Tendenz dieses nnter dem
ersten, überwältigenden Eindruck des schrecklichen Ereignisses niedergeschrieenen
Berichts anch nicht die entfernteste Spur zu entdecken ist, wird jeder leidlich
unbefangne Leser ohne weiteres einräumen. Abgesehen von dem durchaus
wahrheitsgetreuer Eindruck, den diese -- wie wir wissen völlig unbenutzt ge-
bliebne -- Aufzeichnung macht, kommt in Betracht, daß der Verfasser schlechter¬
dings kein Interesse daran haben konnte, Thatumstünde zu verschweigen, die
auf eine emigrantische Beteiligung Hütten hinweisen können. Im Begriff, in
den bayrischen Staatsdienst zu treten und der kurfürstlichen Regierung als
Mittelsmann mit dem Pariser Direktorium zu dienen, stand er dem Emi-
grantentum damals wie später ebenso fern wie den Parteinmtrieben, die im
Innern seines ehemaligen Vaterlands ihr Wesen trieben.




Das Doppelgeschwader, die Gefechtseinheit
der deutschen Schlachtflotte

l
e Begründung des Entwurfs einer Novelle zum Gesetz, betreffend
die deutsche Flotte vom 10. April 1898, enthält unter III den
folgenden Satz: "Die verbündeten Regierungen sind der Ansicht,
daß eine Verstärkung der Marine nnr dann den beabsichtigten
Zweck: Sicherung des Friedens auch gegen den seemüchtigsten
Gegner, erfüllen kann, wenn sie in dem Umfange durchgeführt wird, in welchem
sie in Aussicht genommen ist. Bruchteile eines Geschwaders bilden keine For"


Das Doppclgeschwader, die Gefechtseinheit der deutschen Schlachtflotte

Alles zusammengenommen kann die Braysche äöxositivn als ein Beleg
mehr dafür angesehen werden, daß keiner der nähern oder entferntem Zeugen
der Mordnacht vom 23. April 1799 an etwas andres, als eine von den
Szekler Husaren ausgeführte Blutthat gedacht hat, und daß die damals fest¬
gestellten Thatsachen für keine der in der Folge aufgetauchten mehr oder
minder gewagten Hypothesen Anhaltepunkte geliefert daheim Wäre die Mit¬
wirkung vou Emigranten von den Überlebenden auch nur als Möglichkeit an¬
gesehen worden, so müßten irgend welche Spuren davon in den ausführlichen
Berichten über die Aussager und über die mit diesen geführten Gespräche
Rosenstiels, Brays, der Frau Roberjot und den Debryschen Damen zurück-
geblieben sein. Unbegreiflich würde in solchem Falle anch sein, daß die einzige
sich auf französische Reden der Mörder beziehende Andeutung nur beiläufig
erwähnt wird, und daß Bray, der als Freund der Ermordeten, wie als Fran¬
zose an einem gegen seine Landsleute gerichteten Verdacht besondres Interesse
hätte nehmen müssen, für die bezügliche Aussage nicht mehr als ein bloßes sito
xretsuclait übrig gehabt hat. Daß von einer bestimmten Tendenz dieses nnter dem
ersten, überwältigenden Eindruck des schrecklichen Ereignisses niedergeschrieenen
Berichts anch nicht die entfernteste Spur zu entdecken ist, wird jeder leidlich
unbefangne Leser ohne weiteres einräumen. Abgesehen von dem durchaus
wahrheitsgetreuer Eindruck, den diese — wie wir wissen völlig unbenutzt ge-
bliebne — Aufzeichnung macht, kommt in Betracht, daß der Verfasser schlechter¬
dings kein Interesse daran haben konnte, Thatumstünde zu verschweigen, die
auf eine emigrantische Beteiligung Hütten hinweisen können. Im Begriff, in
den bayrischen Staatsdienst zu treten und der kurfürstlichen Regierung als
Mittelsmann mit dem Pariser Direktorium zu dienen, stand er dem Emi-
grantentum damals wie später ebenso fern wie den Parteinmtrieben, die im
Innern seines ehemaligen Vaterlands ihr Wesen trieben.




Das Doppelgeschwader, die Gefechtseinheit
der deutschen Schlachtflotte

l
e Begründung des Entwurfs einer Novelle zum Gesetz, betreffend
die deutsche Flotte vom 10. April 1898, enthält unter III den
folgenden Satz: „Die verbündeten Regierungen sind der Ansicht,
daß eine Verstärkung der Marine nnr dann den beabsichtigten
Zweck: Sicherung des Friedens auch gegen den seemüchtigsten
Gegner, erfüllen kann, wenn sie in dem Umfange durchgeführt wird, in welchem
sie in Aussicht genommen ist. Bruchteile eines Geschwaders bilden keine For»


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_232551/590>, abgerufen am 04.05.2024.