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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Verlag von Fr. tons. Grunow in Leipzig
Geschichten aus Holstein. NSe/^ ^"^
Auch diese neue Sammlung der schnell beliebt gewordenen Erzählerin wird viele herzen erfreuen, Charlotte Nieses liebens¬
würdig-behagliches zabulirtalenl, ihr geniütvoll-r hunior. ihr- "ab-, ortgin-U- Charaktere, für die sie neben einer besondern
Vorliebe auch besondern Spürsinn hin, uns anschaulich zu schildern, ihre lustige Art, das Aleinstadtleben mi, seiner beschränk,-"
Lüge darznüellen, das alles bewährt sich wieder in diesen sechs dübschcn Studien, die sich übrigens auch zum vorlesen in der
Familie trefflich eignen. All- tragen ces, holst-insches Lokalkolorit. In den eriien beiden und in der vierten Geschichte
wendet ti- Erzählerin mit Geschick die Lorm der Rahmenerzählung an. Am besten scheinen uns die vierte und fünfte Skizze
gelungen, namentlich jene mit ihrem feinen nud diskrete" Humor, die uns die Geschichte von Einem erzählt, "der nichts durste,"
in ein wahres kleines Aabineltstückchen. ... Die Ausstattung ist ganz allerliebst. (Nordd. Allg. Ztz.>
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^>er !)el^e. Roman von Charlotte Diese. Fein gebunden 6 Mark.
. . . Der Roman Ch. Nieses trägt überall den Stempel des tnneilich Erlebten an sich, es sind die Empfindungen ihrer
Eltern, die Erzählungen der alten Generation, die Wurzel geschlagen haben und in dichterischer Ausdrucksweise vor uns treten. . . ,
Mit vollendeter Meisterschaft, mit prägnanter Wahrheit sind sie alle geschildert, die dem Buch Leben und Inhalt geben; wie viel
Psychologie liegt in der Zeichnung der hoheiisvolle" Gräfin und ihrer Beziehung zu Hans Christian I wie ist da so vieles, was
sich nur empfinden läßt. "och keine feste Gestalt gewonnen hat, mit feinen Strichen angedentetl wie chevaleresk weiß die Dichterin
den charakterlosen, liebenswürdigen Grasen, wie grausig den Hauslehrer Bagge zu poinlieienl Grosz zeigt sie sich überhaupt in
der Kleinmalerei- die markante Gestall des Knechts Riß, die junge Magd, die schließlich zur Brandstifterin wird, der Pfarrer und
die Pastorin mi, den, t-eidenszug im Gesicht, die ihre ganze Jugend vergraben und abgetötet hat, die prächtige Krüger!" willatzen
mit ihrem Theepunsch, der weichherzige Grafensohn und die beiden Komtessen, sie alle sind Kabinettsstück- in ihrer weise. Manche
Szene ist so drastisch, daß man sie mit zu erleben glaub, . . . wir rechnen "Auf der Heide" zu dem Gehallvollsten, was uns die
ausgezeichnet- Schrifistellerin in reicher Schaffensfreude geboten hat, (vünci-Zeitung in Riga)
und andere Geschichten von Charlotte Niese. Gin Band
^l-^UIle ^IlNlellZ ^in gebunden ^ Mark 50 Pfennige.
Neigung der Verfasserin zur Armeleuimalerei tritt in diesen Geschichten wieder sehr stark hervor, Letztere liegt mit
sein", 0 ,^n ^ °" "ut ganzen Farben auch dem eigentümlichen Humor- der Niese am besten, einem humo?. der in allen
Dan Reh ihre °"5S°'"hö°"°r Heiterkeit bis zum erschütternden Ernste immer °in Produkt streng realistischer Auffassung ist.
admin ewe^dau^ d- An^.,^/" niedern Volksleben völlig fr-, erhalten von einer pessimistisch dunkeln Farbengebung, sichern
eines Grw-gram^ >^!" ^'^'M.'' °°- '"""er lieber in das Gesicht eines Schalks als aus die strenge lMene
Mnren? er.äw od" - " 5k' ^i- an sich eigentlich rend, ernste Geschichte von der braunen
.hin 'doch voll -'?ra"e.. Wie-V.n°7'w.?k7^nstS -u '1^^^^^-
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^I^)t An^ ^'"e Kambnrger Geschichre von Charlotte Miese. Zweite
". ^^^^^lU Auflage. Ein Band. Fein gebunden 5 Mark.
n,w" ->^'-.'. ^° Erzählung, mit der mir es hier zu thun haben, nimmt ihren Ausgang vom Hafen, führt uns in das herz des
mien, engen und ungesunoen Hamburg, greif, über in jene Teile der Stadt. wo. gefördert von äußern, Wohlstand, noch
die alte, vornehm hamburgische Gesinnung gewahr" wird, lädt uns abwechselnd vor die Thore Attonas. an die Eid.
chaussre, wo hamburgischer Reichtum mit vorlieb-seine Sommersttze erbaute, und geleitet uns, nachdem die Cholera ihren ve>.
leerenden Wandergang angetreten, nach dem Brennpunkte des damaligen Elends, den Cholerabaracken und öffentlichen Kranken-
l'-entern, Die Schlichtheit und sachgetreu- Art der Darstellung, mit der die Erzählerin hierbei verfährt, greift denen, die die
trauervoll- Zeit mit durchleb,, an alle Wunden und führt ihnen das Unvergessene in den eindruckvollen Farben des Selbsterleb-
Mstes vor Augen. Die Sprache, deren sich die Erzählerin bedient, ist abwechselnd hochdeutsch und der patois der Hasenbewohner,
o-n sie meisterhaft beherrsch,, von künstlerischer Vollreife sind die einzelnen Typen. . . . Man kann weiter geh-" in der
dichterischen B-Handlung ti-s-s gewaltigen Stoffes und ihm erhöht-re Gesichtspunk,- abgewinnen. Dem Gemüte näher ver¬
wandle aber kaum, hi-r spricht Charlotte ni-s- in Tönen, die -- wenn diesmal auch erlösend und befreiend - dieselben
Thränen ins Fließen bringen, die wir alle einmal schon geweint. (h -, mburg- r NachrichIenl
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Bilder und Skizzen von Charlotte M-se. Dritte, der GeftmU-
<4As <?(M!l")er (Zeu. aufgäbe zweite Auflage. Lin Band. Fein gebunden 5 Mark
5V Pfennige.
"in bezwingender Humor umspiel, all- diese Gestal.en. denen man lebhaf. jede ?"-°""-g^
kann, weil sie alle so wahr q-Schilder, sind. ... Wo, wie in diesen Erzählungen, die Sprache gleich °w-in tri ep-n ,
über alle Unebenheiten 7ut S.°was-n rauh-. Charaktere n.i. leichtem heitern Wellen^ ?,f'd ? 1,°'u.ig°n S're'"
einfachsten Leb-uso-es-l.riss-n -in wahres, klares Antlitz verleiht. d° ist dem keser die En.scheiß "".
wohl nicht schwer, in dem Streit über die Daseinsberechtigung farbenfroher Malweis- des echten """stier- NachVich'en)
wickelte- pholograxhischer Blitzlichtaufnahmen des marslschr-ierischen Dilettanten. ^ -I,,^.....,. ^i"..^.
. Ihr betreffendes Kolorit der a,wä.°r.sah°n Je., in 'hr°rg--et->chen B°'es'aut.he... in ihr°^
ohne da- unruhig- hasten unsrer Tage, die Luli- von scharf, zum meist-rhas. ge-hehre.en ^"7' S'^ ° , ^
einen überaus fesselnden Reiz. Es ist ein Such, das man nicht nur einmal liest, s°''d"" A"'^ Nordd "tsche Zeitung,
zur Hand nimmt, und dessen Lektüre stets erneuten Genuß bereitet. <jIen - l>" rg ° r ^ ° ro >,

Uerlag "on Fr. Mills. Mrunow in Keipzig
Tagebuchblätter
von
Moritz Busch
3 Bände
preis: Broschiert 2^ Mark; in Leinwand gebunden
25 Mark; in Halbfranzbänden 28 Mark
Land I: Graf Bismarck und seine Leute während
des Krieges mit Frankreich i^8?l) --7^ bis
zur Beschießung von Paris.
Band II: Graf Bismarck und seine Leute während
des Urieges mit Frankreich ^870--?^
bis zur Rückkehr nach Berlin wilhelm-
straße 76 -- Denkwürdigkeiten ans den
Jahren ^87^-^880 -- varzin, Schön-
hausen, Friedrichsruh
Band llI: Denkwürdigkeiten ans den Jahren ^830
bis ^895 -- Aus Buchers Aufzeich¬
nungen -- Anhang: Iugendideale --
In den Kreisen der Gothaner -- Im
Schleswig-holsteinischen Krieg und unter
den Augustenburgischen -- Die Uriegs-
wochen von 1^366 in Leipzig
>PVffWUHWMffWVVWV.. ^.it'SWKIk'? M ..
807.!^UI88LIi8eiI^?'I'
Herausxexebeli voll
Dr. Julius Woll.
^us <ihm InliAlte 6es Leptemder-Helles:
I. ^uflLti". IZIocK. JoKann von. WirlclicKi-r
II. SoillllpolltIK. 8 6i6 et"s KllrgerlicKen vssetubucnes.
IV. Su"IldS8I"^>v>IUNgSN! iz W-rlce.
Il0it",t!ioIl ^' ^
sin llstt. ^^^W ^' ^'
KeorZ Ksimsr Lsrlm ^V. 35
VeilÄA I^ütxo^pfer. 107/8
Uerlag von Fr. Will). Grmww in Keipzig
Vor kurzem ist erschienen:
Drei Spaziergänge
eines Laien
Die ätherische Volksmoral im Drama
Die Sklaverei bei den antiken Dichtern
Der Römerstaat
von
(Lari Ientsch
preis: Broschiert H.50 Mark,
in Leinen gebunden 5.50 MarkR"xisr"nxs - Xommissar." 8.".
or IckasoKinvnda", IZIoKtrotsvIoiilc u.
vdsiuio. -- I.v>"'"ol'K"titU".-- ?rogr. erst.
""^KKKKKKKKKKKK"es^chHH^HGH^<:<"!"
Uerlag "on Fr. Will/. Ormrow in Leipzig
Italienische (Lindrücke
von
Otto Aaemmel
Broschiert 2 Mark HO Pfennige
">S"KKKKKKKKKKKK"HSHHHSHSHHH^""
preis der Grenzboten: vierteljährlich 9 Mark -- Wöchentlich ein Heft -- Preis des Heftes einzeln: l Mark
Expedition: Teipzig, Inselstrafze 20

Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger
persönlich richten (I. Grnnow, Firma: Fr. Wilh. Grnuow, Jnselstrafze 20).
Die Manuskripte werde" deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers
geschrieben mit breitem Rande erbeten.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig
SOrt^Urin. Erzählung von K. G. Kröndstrd. Gin Band. Fein gebunden 7 Mark
. . . Den größten Vorzug des Werks bildet die höchst originelle und mit oller Psychologischen Feinheit ausgeführte
Charakterisierung des jugendlichen Helden, der, im Knabenalter von den romantischen Vorstellungen und dem Stolz seines Vaters
stark beeinflusst, bald in der Arbeit dos einzige Mittel sieht, frei zu werden und das Erb- sowie da" Ansehen der Familie sich
Wieder zu erobern. Mit großer Willensenergie und Kraft begabt, Überwindet er die vom Vater geschaffnen trostlosen Verhältnisse
und ringt sich vom Handarbeiter ans zu einer behaglichen Lebensstellung an der Seite seiner vormaligen Jugendgespielin. Der im
Mittelpunkt des Schauplatzes der Begebenheiten stehende Vorrctnrm hat eine sinnbildliche Bedeutung für den Helden, in dessen
Geschick eine Fülle gut gezeichneter Personen eingreifen In seinem breiten und durch schalkhaften Humor ausgezeichneten Vortrng,
sowie in der erzieherischen Tendenz erinnert dies Werk etwas an Stindcs "Martiushageu," Die Hauptfigur muß anregend Und be¬
feuernd auf die reifere Jugend wirken. Im Uebrigen wird der Borretnrm Alt und Jung, Miwueru und Frauen Freude bereiten.
(Volkszeitung-Verum)
Der Lattenhofer Sepp. ?An''z'mark ^
Der Verfasser schildert in dieser Erzählung, der er getrost den swlzcrn Titel Roman hätte beilegen könne", die Schicksale
der seelischen Kämpfe und den endlichen Sieg eines Helden über sich selbst und andre. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein
katholischer Priester, ein Preuße, der als Koopcrator einem altersschwache" Pfarrer in einem bayrischen Gebirgsdorf an die Seite
gestellt wird. Wie der brave HtlariuS, "der Preis!," schon durch seine Nationalität mit dem Vorurteil, ja mit der Böswilligkeit der
Bauern zu kämpfen hat, wie seiue beste" Absichten verkannt und verleumdet werden, wie es seiner Pflichttreue, seiner warmen
Menschenliebe gelingt, diese Vorurteile zu besiegen und selbst ans dem schwarzen Schaf der Gemeinde, aus dem verbitterten, Gott
und Menschen hassenden alten Latteuscpp wieder einen zufriedner, frohen Menschen zu machen, das bildet den Inhalt des Buchs.
Der Verfasser kennt das menschliche Herz und versteht, dessen geheimste Regungen zum Ausdruck zu bringen. Am besten gelingen
ihm die welchen, rührsamcn Züge, wie sie sich in den Gestalten des Hilarius, des alten guten Pfarrers, der armen halbvcrlornen
Therese und ganz besonder" in der ergreifenden Gestalt der kleinen Vnrgel offenbaren. (Vossische Zeitung)
Weihnachten auf tvildegg. NS"de7?^
Es ist ti-S ein prächtiges Blech, da" die Bezeichnung "herzerqnickend" in vollstem Maße, verdient. In erster Linie durch
die lustige, keck übermütige Stimmung, von der es beherrscht wird; die urkomischen Einfälle des Verfassers müssen überall stürmische
Heiterkeit erregen. Dann weckt die Erzählung aber noch einen so ungewöhnlich behaglichen Eindruck durch die markant hervor¬
tretende hochherzige Lebensanschauung des Autors. Er steht die Menschen offenbar dnrch die rosenfarbne Brille der Liebe und
Nachsicht, was weis! er alles Gutes von ihnen zu erzählen, wie ans der bunten Fülle der Lebenserscheinungen solche herauszufinden,
die es einem zum Bewußtsein bringen, daß es doch etwas Schönes ist uns Leben und uns Mcnschsciu, Mit Allgewalt zieht der
Verfasser den Leser in seine Kreise. ... Die köstliche, drollige und lebendige Art seiner Schilderung gestaltet alles interessant, und
man wird uicht müde, ihm zuzuhören. . , . (Leipziger Tageblatt!
I^eONle. Roman von Adolf SchmtttlMNer. Lin Band. Lein gebunden 5 Mark
. . . (Der) Kern des Buchs (270 selten) handelt von zwei jungen Eheleuten, die wissen, daß die Fron nimmermehr eines
KtuochcnS genesen kann, sondern daran sterben muß, und dennoch in Liebe und Sehnsucht allem Bedenken trotzen. E" ist also ein
Buch nur für Verheiratete. Nicht als ob Unverheiratete Schaden ueymeu würden, wenn sie es auch lesen. ES sind heute ganz
andre Bücher in den Händen von Söhnen und Töchtern, die vielleicht unschuldiger aussehen, aber es viel weniger sind. Nein, ich
kann nur wiederholen, unsre Geschichte ist wunderbar rein, trotzdem das Problem stark angefaßt und mit größter Wahrhaftigkeit
durchgeführt wird. Für Unverheiratete ist die Geschichte nur darum uicht, weil sie sie in ihrer ganzen Tiefe nicht so verstehn, nicht
so von ihr erschüttert werden können. Es ist ein Buch für Mann und Fron, die sich lieb haben und denen eigne Kinder Glück und
Sehnsucht sind; sie sollen es miteinander lesen. Mit ganzer dichterischer Kraft setzt der Erzähler in jener leidenschaftlichen Szene
ein, die den Anfang der tragischen Entwicklung bildet. Und unbeschreiblich sei" ist der Sonntag Vormittag geschildert, an dem
Leonic ihrer Hoffnung inne wird. Eine Secleumaleröt, neue Verwendung der Natur, der Dinge und Menschen ringsum, die
Charakteristik der Hauptpersonen, ihrer Stimmn"" und Entwicklung zu vollenden, die meisterhaft ist. Wir werden diese Kapitel uicht
vergessen. . , - (Pfarrer M. Rade in der "Ehrtstl. Welt") ^

Der Kanzlerwechsel

MA!ürst Chlodwig von Hohenlohe ist vom Reichskanzleramt
zurückgetreten. Als er vor sechs Jahren in einem Alter, wo nur
wenig Auserwählte noch die Verantwortlichkeit hoher Staats-
jämter zu tragen vermögen, des Kaisers Ruf aus den verant-
I wortlichsten Posten im ganzen Reiche folgte, er, den kein Ehrgeiz
nach Macht und Ansehen, nach Titel und Orden leitete, und dein materielle
Beweggründe ferner lagen als irgend einem, da sagte sich jedermann, der die
Verhältnisse kannte, daß er ein schweres Opfer bringe dem jungen Kaiser und
dem noch jüngern Reich, die einen Kanzler brauchten und nur ihn brauchen
konnten. Es war eine unendlich schwere Entscheidung, die der Kaiser damals
treffen mußte, und wie er sie traf, gereicht ihm zu hohem Ruhme, Der junge
Kaiser berief den ältesten, vornehmsten Staatsmann deutschen Stammes zu
seinem ersten Berater, nicht eiuen Streber ohne Grundsätze und Würde, der
einer Willkürherrschaft mir bequemsten gewesen wäre, und wie sie zu Dutzenden
bereitwilligst zur Verfügung standen. Und der greise fürstliche Staatsmann
hat dem Vertrauen seines Kaisers weit über menschliches Erwarten bis zur
äußersten Anspannung seiner Kräfte entsprochen. Er scheidet von seinem Posten
in einem Alter, wo auch ein Riese wie Fürst Bismarck schon ein Greis war,
der der Ruhe bedürfte, und er scheidet erst, nachdem der Kaiser und er selbst
den neuen Kanzler unter den Staatsmännern gefunden hatten, mit so reicher
Lebens- und Arbeitskraft, wie sie das Amt und die Zeit immer dringender
forderte. Nur wenn er sich das vor Augen hält, wird der Geschichtschreiber
der Wirksamkeit des Fürsten Hohenlohe gerecht werden können. Um so lauter
sei schon heute sein Verdienst von uus Deutschen anerkannt, dieses leuchtende
Beispiel deutscher Treue gegen den Kaiser und das Vaterland, und wahrhaft
vornehmer und taktvoller Aufopferung den endlosen Widerwärtigkeiten gegen¬
über, die seine eigentümliche Stellung im Amt mit sich brachte.

Seine Reichskanzlerzeit bedeutet für den Fürsten Hohenlohe nur eine kurze
Episode in einer langen verdienstvollen Laufbahn als Staatsmann. Erinnert
'


(Srenzboten IV 1900 20


Verlag von Fr. tons. Grunow in Leipzig
Geschichten aus Holstein. NSe/^ ^"^
Auch diese neue Sammlung der schnell beliebt gewordenen Erzählerin wird viele herzen erfreuen, Charlotte Nieses liebens¬
würdig-behagliches zabulirtalenl, ihr geniütvoll-r hunior. ihr- «ab-, ortgin-U- Charaktere, für die sie neben einer besondern
Vorliebe auch besondern Spürsinn hin, uns anschaulich zu schildern, ihre lustige Art, das Aleinstadtleben mi, seiner beschränk,-»
Lüge darznüellen, das alles bewährt sich wieder in diesen sechs dübschcn Studien, die sich übrigens auch zum vorlesen in der
Familie trefflich eignen. All- tragen ces, holst-insches Lokalkolorit. In den eriien beiden und in der vierten Geschichte
wendet ti- Erzählerin mit Geschick die Lorm der Rahmenerzählung an. Am besten scheinen uns die vierte und fünfte Skizze
gelungen, namentlich jene mit ihrem feinen nud diskrete» Humor, die uns die Geschichte von Einem erzählt, „der nichts durste,"
in ein wahres kleines Aabineltstückchen. ... Die Ausstattung ist ganz allerliebst. (Nordd. Allg. Ztz.>
q^v
^>er !)el^e. Roman von Charlotte Diese. Fein gebunden 6 Mark.
. . . Der Roman Ch. Nieses trägt überall den Stempel des tnneilich Erlebten an sich, es sind die Empfindungen ihrer
Eltern, die Erzählungen der alten Generation, die Wurzel geschlagen haben und in dichterischer Ausdrucksweise vor uns treten. . . ,
Mit vollendeter Meisterschaft, mit prägnanter Wahrheit sind sie alle geschildert, die dem Buch Leben und Inhalt geben; wie viel
Psychologie liegt in der Zeichnung der hoheiisvolle» Gräfin und ihrer Beziehung zu Hans Christian I wie ist da so vieles, was
sich nur empfinden läßt. »och keine feste Gestalt gewonnen hat, mit feinen Strichen angedentetl wie chevaleresk weiß die Dichterin
den charakterlosen, liebenswürdigen Grasen, wie grausig den Hauslehrer Bagge zu poinlieienl Grosz zeigt sie sich überhaupt in
der Kleinmalerei- die markante Gestall des Knechts Riß, die junge Magd, die schließlich zur Brandstifterin wird, der Pfarrer und
die Pastorin mi, den, t-eidenszug im Gesicht, die ihre ganze Jugend vergraben und abgetötet hat, die prächtige Krüger!» willatzen
mit ihrem Theepunsch, der weichherzige Grafensohn und die beiden Komtessen, sie alle sind Kabinettsstück- in ihrer weise. Manche
Szene ist so drastisch, daß man sie mit zu erleben glaub, . . . wir rechnen „Auf der Heide" zu dem Gehallvollsten, was uns die
ausgezeichnet- Schrifistellerin in reicher Schaffensfreude geboten hat, (vünci-Zeitung in Riga)
und andere Geschichten von Charlotte Niese. Gin Band
^l-^UIle ^IlNlellZ ^in gebunden ^ Mark 50 Pfennige.
Neigung der Verfasserin zur Armeleuimalerei tritt in diesen Geschichten wieder sehr stark hervor, Letztere liegt mit
sein», 0 ,^n ^ °" »ut ganzen Farben auch dem eigentümlichen Humor- der Niese am besten, einem humo?. der in allen
Dan Reh ihre °"5S°'"hö°"°r Heiterkeit bis zum erschütternden Ernste immer °in Produkt streng realistischer Auffassung ist.
admin ewe^dau^ d- An^.,^/" niedern Volksleben völlig fr-, erhalten von einer pessimistisch dunkeln Farbengebung, sichern
eines Grw-gram^ >^!" ^'^'M.'' °°- '"""er lieber in das Gesicht eines Schalks als aus die strenge lMene
Mnren? er.äw od» - « 5k' ^i- an sich eigentlich rend, ernste Geschichte von der braunen
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^I^)t An^ ^'"e Kambnrger Geschichre von Charlotte Miese. Zweite
«. ^^^^^lU Auflage. Ein Band. Fein gebunden 5 Mark.
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mien, engen und ungesunoen Hamburg, greif, über in jene Teile der Stadt. wo. gefördert von äußern, Wohlstand, noch
die alte, vornehm hamburgische Gesinnung gewahr« wird, lädt uns abwechselnd vor die Thore Attonas. an die Eid.
chaussre, wo hamburgischer Reichtum mit vorlieb-seine Sommersttze erbaute, und geleitet uns, nachdem die Cholera ihren ve>.
leerenden Wandergang angetreten, nach dem Brennpunkte des damaligen Elends, den Cholerabaracken und öffentlichen Kranken-
l'-entern, Die Schlichtheit und sachgetreu- Art der Darstellung, mit der die Erzählerin hierbei verfährt, greift denen, die die
trauervoll- Zeit mit durchleb,, an alle Wunden und führt ihnen das Unvergessene in den eindruckvollen Farben des Selbsterleb-
Mstes vor Augen. Die Sprache, deren sich die Erzählerin bedient, ist abwechselnd hochdeutsch und der patois der Hasenbewohner,
o-n sie meisterhaft beherrsch,, von künstlerischer Vollreife sind die einzelnen Typen. . . . Man kann weiter geh-» in der
dichterischen B-Handlung ti-s-s gewaltigen Stoffes und ihm erhöht-re Gesichtspunk,- abgewinnen. Dem Gemüte näher ver¬
wandle aber kaum, hi-r spricht Charlotte ni-s- in Tönen, die — wenn diesmal auch erlösend und befreiend - dieselben
Thränen ins Fließen bringen, die wir alle einmal schon geweint. (h -, mburg- r NachrichIenl
->SKü>
Bilder und Skizzen von Charlotte M-se. Dritte, der GeftmU-
<4As <?(M!l«)er (Zeu. aufgäbe zweite Auflage. Lin Band. Fein gebunden 5 Mark
5V Pfennige.
«in bezwingender Humor umspiel, all- diese Gestal.en. denen man lebhaf. jede ?"-°""-g^
kann, weil sie alle so wahr q-Schilder, sind. ... Wo, wie in diesen Erzählungen, die Sprache gleich °w-in tri ep-n ,
über alle Unebenheiten 7ut S.°was-n rauh-. Charaktere n.i. leichtem heitern Wellen^ ?,f'd ? 1,°'u.ig°n S're'"
einfachsten Leb-uso-es-l.riss-n -in wahres, klares Antlitz verleiht. d° ist dem keser die En.scheiß „„.
wohl nicht schwer, in dem Streit über die Daseinsberechtigung farbenfroher Malweis- des echten «""stier- NachVich'en)
wickelte- pholograxhischer Blitzlichtaufnahmen des marslschr-ierischen Dilettanten. ^ -I,,^.....,. ^i„..^.
. Ihr betreffendes Kolorit der a,wä.°r.sah°n Je., in 'hr°rg--et->chen B°'es'aut.he... in ihr°^
ohne da- unruhig- hasten unsrer Tage, die Luli- von scharf, zum meist-rhas. ge-hehre.en ^"7' S'^ ° , ^
einen überaus fesselnden Reiz. Es ist ein Such, das man nicht nur einmal liest, s°''d"" A"'^ Nordd »tsche Zeitung,
zur Hand nimmt, und dessen Lektüre stets erneuten Genuß bereitet. <jIen - l>» rg ° r ^ ° ro >,

Uerlag »on Fr. Mills. Mrunow in Keipzig
Tagebuchblätter
von
Moritz Busch
3 Bände
preis: Broschiert 2^ Mark; in Leinwand gebunden
25 Mark; in Halbfranzbänden 28 Mark
Land I: Graf Bismarck und seine Leute während
des Krieges mit Frankreich i^8?l) —7^ bis
zur Beschießung von Paris.
Band II: Graf Bismarck und seine Leute während
des Urieges mit Frankreich ^870—?^
bis zur Rückkehr nach Berlin wilhelm-
straße 76 — Denkwürdigkeiten ans den
Jahren ^87^-^880 — varzin, Schön-
hausen, Friedrichsruh
Band llI: Denkwürdigkeiten ans den Jahren ^830
bis ^895 — Aus Buchers Aufzeich¬
nungen — Anhang: Iugendideale —
In den Kreisen der Gothaner — Im
Schleswig-holsteinischen Krieg und unter
den Augustenburgischen — Die Uriegs-
wochen von 1^366 in Leipzig
>PVffWUHWMffWVVWV.. ^.it'SWKIk'? M ..
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Herausxexebeli voll
Dr. Julius Woll.
^us <ihm InliAlte 6es Leptemder-Helles:
I. ^uflLti«. IZIocK. JoKann von. WirlclicKi-r
II. SoillllpolltIK. 8 6i6 et«s KllrgerlicKen vssetubucnes.
IV. Su»IldS8I»^>v>IUNgSN! iz W-rlce.
Il0it»,t!ioIl ^' ^
sin llstt. ^^^W ^' ^'
KeorZ Ksimsr Lsrlm ^V. 35
VeilÄA I^ütxo^pfer. 107/8
Uerlag von Fr. Will). Grmww in Keipzig
Vor kurzem ist erschienen:
Drei Spaziergänge
eines Laien
Die ätherische Volksmoral im Drama
Die Sklaverei bei den antiken Dichtern
Der Römerstaat
von
(Lari Ientsch
preis: Broschiert H.50 Mark,
in Leinen gebunden 5.50 MarkR«xisr»nxs - Xommissar." 8.«.
or IckasoKinvnda», IZIoKtrotsvIoiilc u.
vdsiuio. — I.v>»'«ol'K»titU».— ?rogr. erst.
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Uerlag »on Fr. Will/. Ormrow in Leipzig
Italienische (Lindrücke
von
Otto Aaemmel
Broschiert 2 Mark HO Pfennige
»>S"KKKKKKKKKKKK»HSHHHSHSHHH^««
preis der Grenzboten: vierteljährlich 9 Mark — Wöchentlich ein Heft — Preis des Heftes einzeln: l Mark
Expedition: Teipzig, Inselstrafze 20

Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger
persönlich richten (I. Grnnow, Firma: Fr. Wilh. Grnuow, Jnselstrafze 20).
Die Manuskripte werde« deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers
geschrieben mit breitem Rande erbeten.
Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig
SOrt^Urin. Erzählung von K. G. Kröndstrd. Gin Band. Fein gebunden 7 Mark
. . . Den größten Vorzug des Werks bildet die höchst originelle und mit oller Psychologischen Feinheit ausgeführte
Charakterisierung des jugendlichen Helden, der, im Knabenalter von den romantischen Vorstellungen und dem Stolz seines Vaters
stark beeinflusst, bald in der Arbeit dos einzige Mittel sieht, frei zu werden und das Erb- sowie da« Ansehen der Familie sich
Wieder zu erobern. Mit großer Willensenergie und Kraft begabt, Überwindet er die vom Vater geschaffnen trostlosen Verhältnisse
und ringt sich vom Handarbeiter ans zu einer behaglichen Lebensstellung an der Seite seiner vormaligen Jugendgespielin. Der im
Mittelpunkt des Schauplatzes der Begebenheiten stehende Vorrctnrm hat eine sinnbildliche Bedeutung für den Helden, in dessen
Geschick eine Fülle gut gezeichneter Personen eingreifen In seinem breiten und durch schalkhaften Humor ausgezeichneten Vortrng,
sowie in der erzieherischen Tendenz erinnert dies Werk etwas an Stindcs „Martiushageu," Die Hauptfigur muß anregend Und be¬
feuernd auf die reifere Jugend wirken. Im Uebrigen wird der Borretnrm Alt und Jung, Miwueru und Frauen Freude bereiten.
(Volkszeitung-Verum)
Der Lattenhofer Sepp. ?An''z'mark ^
Der Verfasser schildert in dieser Erzählung, der er getrost den swlzcrn Titel Roman hätte beilegen könne», die Schicksale
der seelischen Kämpfe und den endlichen Sieg eines Helden über sich selbst und andre. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein
katholischer Priester, ein Preuße, der als Koopcrator einem altersschwache» Pfarrer in einem bayrischen Gebirgsdorf an die Seite
gestellt wird. Wie der brave HtlariuS, „der Preis!," schon durch seine Nationalität mit dem Vorurteil, ja mit der Böswilligkeit der
Bauern zu kämpfen hat, wie seiue beste» Absichten verkannt und verleumdet werden, wie es seiner Pflichttreue, seiner warmen
Menschenliebe gelingt, diese Vorurteile zu besiegen und selbst ans dem schwarzen Schaf der Gemeinde, aus dem verbitterten, Gott
und Menschen hassenden alten Latteuscpp wieder einen zufriedner, frohen Menschen zu machen, das bildet den Inhalt des Buchs.
Der Verfasser kennt das menschliche Herz und versteht, dessen geheimste Regungen zum Ausdruck zu bringen. Am besten gelingen
ihm die welchen, rührsamcn Züge, wie sie sich in den Gestalten des Hilarius, des alten guten Pfarrers, der armen halbvcrlornen
Therese und ganz besonder« in der ergreifenden Gestalt der kleinen Vnrgel offenbaren. (Vossische Zeitung)
Weihnachten auf tvildegg. NS„de7?^
Es ist ti-S ein prächtiges Blech, da» die Bezeichnung „herzerqnickend" in vollstem Maße, verdient. In erster Linie durch
die lustige, keck übermütige Stimmung, von der es beherrscht wird; die urkomischen Einfälle des Verfassers müssen überall stürmische
Heiterkeit erregen. Dann weckt die Erzählung aber noch einen so ungewöhnlich behaglichen Eindruck durch die markant hervor¬
tretende hochherzige Lebensanschauung des Autors. Er steht die Menschen offenbar dnrch die rosenfarbne Brille der Liebe und
Nachsicht, was weis! er alles Gutes von ihnen zu erzählen, wie ans der bunten Fülle der Lebenserscheinungen solche herauszufinden,
die es einem zum Bewußtsein bringen, daß es doch etwas Schönes ist uns Leben und uns Mcnschsciu, Mit Allgewalt zieht der
Verfasser den Leser in seine Kreise. ... Die köstliche, drollige und lebendige Art seiner Schilderung gestaltet alles interessant, und
man wird uicht müde, ihm zuzuhören. . , . (Leipziger Tageblatt!
I^eONle. Roman von Adolf SchmtttlMNer. Lin Band. Lein gebunden 5 Mark
. . . (Der) Kern des Buchs (270 selten) handelt von zwei jungen Eheleuten, die wissen, daß die Fron nimmermehr eines
KtuochcnS genesen kann, sondern daran sterben muß, und dennoch in Liebe und Sehnsucht allem Bedenken trotzen. E« ist also ein
Buch nur für Verheiratete. Nicht als ob Unverheiratete Schaden ueymeu würden, wenn sie es auch lesen. ES sind heute ganz
andre Bücher in den Händen von Söhnen und Töchtern, die vielleicht unschuldiger aussehen, aber es viel weniger sind. Nein, ich
kann nur wiederholen, unsre Geschichte ist wunderbar rein, trotzdem das Problem stark angefaßt und mit größter Wahrhaftigkeit
durchgeführt wird. Für Unverheiratete ist die Geschichte nur darum uicht, weil sie sie in ihrer ganzen Tiefe nicht so verstehn, nicht
so von ihr erschüttert werden können. Es ist ein Buch für Mann und Fron, die sich lieb haben und denen eigne Kinder Glück und
Sehnsucht sind; sie sollen es miteinander lesen. Mit ganzer dichterischer Kraft setzt der Erzähler in jener leidenschaftlichen Szene
ein, die den Anfang der tragischen Entwicklung bildet. Und unbeschreiblich sei» ist der Sonntag Vormittag geschildert, an dem
Leonic ihrer Hoffnung inne wird. Eine Secleumaleröt, neue Verwendung der Natur, der Dinge und Menschen ringsum, die
Charakteristik der Hauptpersonen, ihrer Stimmn»» und Entwicklung zu vollenden, die meisterhaft ist. Wir werden diese Kapitel uicht
vergessen. . , - (Pfarrer M. Rade in der „Ehrtstl. Welt") ^

Der Kanzlerwechsel

MA!ürst Chlodwig von Hohenlohe ist vom Reichskanzleramt
zurückgetreten. Als er vor sechs Jahren in einem Alter, wo nur
wenig Auserwählte noch die Verantwortlichkeit hoher Staats-
jämter zu tragen vermögen, des Kaisers Ruf aus den verant-
I wortlichsten Posten im ganzen Reiche folgte, er, den kein Ehrgeiz
nach Macht und Ansehen, nach Titel und Orden leitete, und dein materielle
Beweggründe ferner lagen als irgend einem, da sagte sich jedermann, der die
Verhältnisse kannte, daß er ein schweres Opfer bringe dem jungen Kaiser und
dem noch jüngern Reich, die einen Kanzler brauchten und nur ihn brauchen
konnten. Es war eine unendlich schwere Entscheidung, die der Kaiser damals
treffen mußte, und wie er sie traf, gereicht ihm zu hohem Ruhme, Der junge
Kaiser berief den ältesten, vornehmsten Staatsmann deutschen Stammes zu
seinem ersten Berater, nicht eiuen Streber ohne Grundsätze und Würde, der
einer Willkürherrschaft mir bequemsten gewesen wäre, und wie sie zu Dutzenden
bereitwilligst zur Verfügung standen. Und der greise fürstliche Staatsmann
hat dem Vertrauen seines Kaisers weit über menschliches Erwarten bis zur
äußersten Anspannung seiner Kräfte entsprochen. Er scheidet von seinem Posten
in einem Alter, wo auch ein Riese wie Fürst Bismarck schon ein Greis war,
der der Ruhe bedürfte, und er scheidet erst, nachdem der Kaiser und er selbst
den neuen Kanzler unter den Staatsmännern gefunden hatten, mit so reicher
Lebens- und Arbeitskraft, wie sie das Amt und die Zeit immer dringender
forderte. Nur wenn er sich das vor Augen hält, wird der Geschichtschreiber
der Wirksamkeit des Fürsten Hohenlohe gerecht werden können. Um so lauter
sei schon heute sein Verdienst von uus Deutschen anerkannt, dieses leuchtende
Beispiel deutscher Treue gegen den Kaiser und das Vaterland, und wahrhaft
vornehmer und taktvoller Aufopferung den endlosen Widerwärtigkeiten gegen¬
über, die seine eigentümliche Stellung im Amt mit sich brachte.

Seine Reichskanzlerzeit bedeutet für den Fürsten Hohenlohe nur eine kurze
Episode in einer langen verdienstvollen Laufbahn als Staatsmann. Erinnert
'


(Srenzboten IV 1900 20
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[0175] [Abbildung] Verlag von Fr. tons. Grunow in Leipzig Geschichten aus Holstein. NSe/^ ^"^ Auch diese neue Sammlung der schnell beliebt gewordenen Erzählerin wird viele herzen erfreuen, Charlotte Nieses liebens¬ würdig-behagliches zabulirtalenl, ihr geniütvoll-r hunior. ihr- «ab-, ortgin-U- Charaktere, für die sie neben einer besondern Vorliebe auch besondern Spürsinn hin, uns anschaulich zu schildern, ihre lustige Art, das Aleinstadtleben mi, seiner beschränk,-» Lüge darznüellen, das alles bewährt sich wieder in diesen sechs dübschcn Studien, die sich übrigens auch zum vorlesen in der Familie trefflich eignen. All- tragen ces, holst-insches Lokalkolorit. In den eriien beiden und in der vierten Geschichte wendet ti- Erzählerin mit Geschick die Lorm der Rahmenerzählung an. 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Nieses trägt überall den Stempel des tnneilich Erlebten an sich, es sind die Empfindungen ihrer Eltern, die Erzählungen der alten Generation, die Wurzel geschlagen haben und in dichterischer Ausdrucksweise vor uns treten. . . , Mit vollendeter Meisterschaft, mit prägnanter Wahrheit sind sie alle geschildert, die dem Buch Leben und Inhalt geben; wie viel Psychologie liegt in der Zeichnung der hoheiisvolle» Gräfin und ihrer Beziehung zu Hans Christian I wie ist da so vieles, was sich nur empfinden läßt. »och keine feste Gestalt gewonnen hat, mit feinen Strichen angedentetl wie chevaleresk weiß die Dichterin den charakterlosen, liebenswürdigen Grasen, wie grausig den Hauslehrer Bagge zu poinlieienl Grosz zeigt sie sich überhaupt in der Kleinmalerei- die markante Gestall des Knechts Riß, die junge Magd, die schließlich zur Brandstifterin wird, der Pfarrer und die Pastorin mi, den, t-eidenszug im Gesicht, die ihre ganze Jugend vergraben und abgetötet hat, die prächtige Krüger!» willatzen mit ihrem Theepunsch, der weichherzige Grafensohn und die beiden Komtessen, sie alle sind Kabinettsstück- in ihrer weise. Manche Szene ist so drastisch, daß man sie mit zu erleben glaub, . . . wir rechnen „Auf der Heide" zu dem Gehallvollsten, was uns die ausgezeichnet- Schrifistellerin in reicher Schaffensfreude geboten hat, (vünci-Zeitung in Riga) und andere Geschichten von Charlotte Niese. Gin Band ^l-^UIle ^IlNlellZ ^in gebunden ^ Mark 50 Pfennige. Neigung der Verfasserin zur Armeleuimalerei tritt in diesen Geschichten wieder sehr stark hervor, Letztere liegt mit sein», 0 ,^n ^ °" »ut ganzen Farben auch dem eigentümlichen Humor- der Niese am besten, einem humo?. der in allen Dan Reh ihre °"5S°'"hö°"°r Heiterkeit bis zum erschütternden Ernste immer °in Produkt streng realistischer Auffassung ist. admin ewe^dau^ d- An^.,^/" niedern Volksleben völlig fr-, erhalten von einer pessimistisch dunkeln Farbengebung, sichern eines Grw-gram^ >^!" ^'^'M.'' °°- '"""er lieber in das Gesicht eines Schalks als aus die strenge lMene Mnren? er.äw od» - « 5k' ^i- an sich eigentlich rend, ernste Geschichte von der braunen .hin 'doch voll -'?ra»e.. Wie-V.n°7'w.?k7^nstS -u '1^^^^^- ^ ^I^)t An^ ^'"e Kambnrger Geschichre von Charlotte Miese. Zweite «. ^^^^^lU Auflage. Ein Band. Fein gebunden 5 Mark. n,w„ ->^'-.'. ^° Erzählung, mit der mir es hier zu thun haben, nimmt ihren Ausgang vom Hafen, führt uns in das herz des mien, engen und ungesunoen Hamburg, greif, über in jene Teile der Stadt. wo. gefördert von äußern, Wohlstand, noch die alte, vornehm hamburgische Gesinnung gewahr« wird, lädt uns abwechselnd vor die Thore Attonas. an die Eid. chaussre, wo hamburgischer Reichtum mit vorlieb-seine Sommersttze erbaute, und geleitet uns, nachdem die Cholera ihren ve>. leerenden Wandergang angetreten, nach dem Brennpunkte des damaligen Elends, den Cholerabaracken und öffentlichen Kranken- l'-entern, Die Schlichtheit und sachgetreu- Art der Darstellung, mit der die Erzählerin hierbei verfährt, greift denen, die die trauervoll- Zeit mit durchleb,, an alle Wunden und führt ihnen das Unvergessene in den eindruckvollen Farben des Selbsterleb- Mstes vor Augen. Die Sprache, deren sich die Erzählerin bedient, ist abwechselnd hochdeutsch und der patois der Hasenbewohner, o-n sie meisterhaft beherrsch,, von künstlerischer Vollreife sind die einzelnen Typen. . . . Man kann weiter geh-» in der dichterischen B-Handlung ti-s-s gewaltigen Stoffes und ihm erhöht-re Gesichtspunk,- abgewinnen. Dem Gemüte näher ver¬ wandle aber kaum, hi-r spricht Charlotte ni-s- in Tönen, die — wenn diesmal auch erlösend und befreiend - dieselben Thränen ins Fließen bringen, die wir alle einmal schon geweint. (h -, mburg- r NachrichIenl ->SKü> Bilder und Skizzen von Charlotte M-se. Dritte, der GeftmU- <4As <?(M!l«)er (Zeu. aufgäbe zweite Auflage. Lin Band. Fein gebunden 5 Mark 5V Pfennige. «in bezwingender Humor umspiel, all- diese Gestal.en. denen man lebhaf. jede ?"-°""-g^ kann, weil sie alle so wahr q-Schilder, sind. ... Wo, wie in diesen Erzählungen, die Sprache gleich °w-in tri ep-n , über alle Unebenheiten 7ut S.°was-n rauh-. Charaktere n.i. leichtem heitern Wellen^ ?,f'd ? 1,°'u.ig°n S're'" einfachsten Leb-uso-es-l.riss-n -in wahres, klares Antlitz verleiht. d° ist dem keser die En.scheiß „„. wohl nicht schwer, in dem Streit über die Daseinsberechtigung farbenfroher Malweis- des echten «""stier- NachVich'en) wickelte- pholograxhischer Blitzlichtaufnahmen des marslschr-ierischen Dilettanten. ^ -I,,^.....,. ^i„..^. . Ihr betreffendes Kolorit der a,wä.°r.sah°n Je., in 'hr°rg--et->chen B°'es'aut.he... in ihr°^ ohne da- unruhig- hasten unsrer Tage, die Luli- von scharf, zum meist-rhas. ge-hehre.en ^"7' S'^ ° , ^ einen überaus fesselnden Reiz. Es ist ein Such, das man nicht nur einmal liest, s°''d"" A"'^ Nordd »tsche Zeitung, zur Hand nimmt, und dessen Lektüre stets erneuten Genuß bereitet. <jIen - l>» rg ° r ^ ° ro >, Uerlag »on Fr. Mills. Mrunow in Keipzig Tagebuchblätter von Moritz Busch 3 Bände preis: Broschiert 2^ Mark; in Leinwand gebunden 25 Mark; in Halbfranzbänden 28 Mark Land I: Graf Bismarck und seine Leute während des Krieges mit Frankreich i^8?l) —7^ bis zur Beschießung von Paris. Band II: Graf Bismarck und seine Leute während des Urieges mit Frankreich ^870—?^ bis zur Rückkehr nach Berlin wilhelm- straße 76 — Denkwürdigkeiten ans den Jahren ^87^-^880 — varzin, Schön- hausen, Friedrichsruh Band llI: Denkwürdigkeiten ans den Jahren ^830 bis ^895 — Aus Buchers Aufzeich¬ nungen — Anhang: Iugendideale — In den Kreisen der Gothaner — Im Schleswig-holsteinischen Krieg und unter den Augustenburgischen — Die Uriegs- wochen von 1^366 in Leipzig >PVffWUHWMffWVVWV.. ^.it'SWKIk'? M .. 807.!^UI88LIi8eiI^?'I' Herausxexebeli voll Dr. Julius Woll. ^us <ihm InliAlte 6es Leptemder-Helles: I. ^uflLti«. IZIocK. JoKann von. WirlclicKi-r II. SoillllpolltIK. 8 6i6 et«s KllrgerlicKen vssetubucnes. IV. Su»IldS8I»^>v>IUNgSN! iz W-rlce. Il0it»,t!ioIl ^' ^ sin llstt. ^^^W ^' ^' KeorZ Ksimsr Lsrlm ^V. 35 VeilÄA I^ütxo^pfer. 107/8 Uerlag von Fr. Will). Grmww in Keipzig Vor kurzem ist erschienen: Drei Spaziergänge eines Laien Die ätherische Volksmoral im Drama Die Sklaverei bei den antiken Dichtern Der Römerstaat von (Lari Ientsch preis: Broschiert H.50 Mark, in Leinen gebunden 5.50 MarkR«xisr»nxs - Xommissar." 8.«. or IckasoKinvnda», IZIoKtrotsvIoiilc u. vdsiuio. — I.v>»'«ol'K»titU».— ?rogr. erst. »»^KKKKKKKKKKKK«es^chHH^HGH^<:<«!« Uerlag »on Fr. Will/. Ormrow in Leipzig Italienische (Lindrücke von Otto Aaemmel Broschiert 2 Mark HO Pfennige »>S"KKKKKKKKKKKK»HSHHHSHSHHH^«« preis der Grenzboten: vierteljährlich 9 Mark — Wöchentlich ein Heft — Preis des Heftes einzeln: l Mark Expedition: Teipzig, Inselstrafze 20 Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger persönlich richten (I. Grnnow, Firma: Fr. Wilh. Grnuow, Jnselstrafze 20). Die Manuskripte werde« deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers geschrieben mit breitem Rande erbeten. Verlag von Fr. Wilh. Grunow in Leipzig SOrt^Urin. Erzählung von K. G. Kröndstrd. Gin Band. Fein gebunden 7 Mark . . . Den größten Vorzug des Werks bildet die höchst originelle und mit oller Psychologischen Feinheit ausgeführte Charakterisierung des jugendlichen Helden, der, im Knabenalter von den romantischen Vorstellungen und dem Stolz seines Vaters stark beeinflusst, bald in der Arbeit dos einzige Mittel sieht, frei zu werden und das Erb- sowie da« Ansehen der Familie sich Wieder zu erobern. Mit großer Willensenergie und Kraft begabt, Überwindet er die vom Vater geschaffnen trostlosen Verhältnisse und ringt sich vom Handarbeiter ans zu einer behaglichen Lebensstellung an der Seite seiner vormaligen Jugendgespielin. Der im Mittelpunkt des Schauplatzes der Begebenheiten stehende Vorrctnrm hat eine sinnbildliche Bedeutung für den Helden, in dessen Geschick eine Fülle gut gezeichneter Personen eingreifen In seinem breiten und durch schalkhaften Humor ausgezeichneten Vortrng, sowie in der erzieherischen Tendenz erinnert dies Werk etwas an Stindcs „Martiushageu," Die Hauptfigur muß anregend Und be¬ feuernd auf die reifere Jugend wirken. Im Uebrigen wird der Borretnrm Alt und Jung, Miwueru und Frauen Freude bereiten. (Volkszeitung-Verum) Der Lattenhofer Sepp. ?An''z'mark ^ Der Verfasser schildert in dieser Erzählung, der er getrost den swlzcrn Titel Roman hätte beilegen könne», die Schicksale der seelischen Kämpfe und den endlichen Sieg eines Helden über sich selbst und andre. Im Mittelpunkt der Handlung steht ein katholischer Priester, ein Preuße, der als Koopcrator einem altersschwache» Pfarrer in einem bayrischen Gebirgsdorf an die Seite gestellt wird. Wie der brave HtlariuS, „der Preis!," schon durch seine Nationalität mit dem Vorurteil, ja mit der Böswilligkeit der Bauern zu kämpfen hat, wie seiue beste» Absichten verkannt und verleumdet werden, wie es seiner Pflichttreue, seiner warmen Menschenliebe gelingt, diese Vorurteile zu besiegen und selbst ans dem schwarzen Schaf der Gemeinde, aus dem verbitterten, Gott und Menschen hassenden alten Latteuscpp wieder einen zufriedner, frohen Menschen zu machen, das bildet den Inhalt des Buchs. Der Verfasser kennt das menschliche Herz und versteht, dessen geheimste Regungen zum Ausdruck zu bringen. Am besten gelingen ihm die welchen, rührsamcn Züge, wie sie sich in den Gestalten des Hilarius, des alten guten Pfarrers, der armen halbvcrlornen Therese und ganz besonder« in der ergreifenden Gestalt der kleinen Vnrgel offenbaren. (Vossische Zeitung) Weihnachten auf tvildegg. NS„de7?^ Es ist ti-S ein prächtiges Blech, da» die Bezeichnung „herzerqnickend" in vollstem Maße, verdient. In erster Linie durch die lustige, keck übermütige Stimmung, von der es beherrscht wird; die urkomischen Einfälle des Verfassers müssen überall stürmische Heiterkeit erregen. Dann weckt die Erzählung aber noch einen so ungewöhnlich behaglichen Eindruck durch die markant hervor¬ tretende hochherzige Lebensanschauung des Autors. Er steht die Menschen offenbar dnrch die rosenfarbne Brille der Liebe und Nachsicht, was weis! er alles Gutes von ihnen zu erzählen, wie ans der bunten Fülle der Lebenserscheinungen solche herauszufinden, die es einem zum Bewußtsein bringen, daß es doch etwas Schönes ist uns Leben und uns Mcnschsciu, Mit Allgewalt zieht der Verfasser den Leser in seine Kreise. ... Die köstliche, drollige und lebendige Art seiner Schilderung gestaltet alles interessant, und man wird uicht müde, ihm zuzuhören. . , . (Leipziger Tageblatt! I^eONle. Roman von Adolf SchmtttlMNer. Lin Band. Lein gebunden 5 Mark . . . (Der) Kern des Buchs (270 selten) handelt von zwei jungen Eheleuten, die wissen, daß die Fron nimmermehr eines KtuochcnS genesen kann, sondern daran sterben muß, und dennoch in Liebe und Sehnsucht allem Bedenken trotzen. E« ist also ein Buch nur für Verheiratete. Nicht als ob Unverheiratete Schaden ueymeu würden, wenn sie es auch lesen. ES sind heute ganz andre Bücher in den Händen von Söhnen und Töchtern, die vielleicht unschuldiger aussehen, aber es viel weniger sind. Nein, ich kann nur wiederholen, unsre Geschichte ist wunderbar rein, trotzdem das Problem stark angefaßt und mit größter Wahrhaftigkeit durchgeführt wird. Für Unverheiratete ist die Geschichte nur darum uicht, weil sie sie in ihrer ganzen Tiefe nicht so verstehn, nicht so von ihr erschüttert werden können. Es ist ein Buch für Mann und Fron, die sich lieb haben und denen eigne Kinder Glück und Sehnsucht sind; sie sollen es miteinander lesen. Mit ganzer dichterischer Kraft setzt der Erzähler in jener leidenschaftlichen Szene ein, die den Anfang der tragischen Entwicklung bildet. Und unbeschreiblich sei» ist der Sonntag Vormittag geschildert, an dem Leonic ihrer Hoffnung inne wird. Eine Secleumaleröt, neue Verwendung der Natur, der Dinge und Menschen ringsum, die Charakteristik der Hauptpersonen, ihrer Stimmn»» und Entwicklung zu vollenden, die meisterhaft ist. Wir werden diese Kapitel uicht vergessen. . , - (Pfarrer M. Rade in der „Ehrtstl. Welt") ^ Der Kanzlerwechsel MA!ürst Chlodwig von Hohenlohe ist vom Reichskanzleramt zurückgetreten. Als er vor sechs Jahren in einem Alter, wo nur wenig Auserwählte noch die Verantwortlichkeit hoher Staats- jämter zu tragen vermögen, des Kaisers Ruf aus den verant- I wortlichsten Posten im ganzen Reiche folgte, er, den kein Ehrgeiz nach Macht und Ansehen, nach Titel und Orden leitete, und dein materielle Beweggründe ferner lagen als irgend einem, da sagte sich jedermann, der die Verhältnisse kannte, daß er ein schweres Opfer bringe dem jungen Kaiser und dem noch jüngern Reich, die einen Kanzler brauchten und nur ihn brauchen konnten. Es war eine unendlich schwere Entscheidung, die der Kaiser damals treffen mußte, und wie er sie traf, gereicht ihm zu hohem Ruhme, Der junge Kaiser berief den ältesten, vornehmsten Staatsmann deutschen Stammes zu seinem ersten Berater, nicht eiuen Streber ohne Grundsätze und Würde, der einer Willkürherrschaft mir bequemsten gewesen wäre, und wie sie zu Dutzenden bereitwilligst zur Verfügung standen. Und der greise fürstliche Staatsmann hat dem Vertrauen seines Kaisers weit über menschliches Erwarten bis zur äußersten Anspannung seiner Kräfte entsprochen. Er scheidet von seinem Posten in einem Alter, wo auch ein Riese wie Fürst Bismarck schon ein Greis war, der der Ruhe bedürfte, und er scheidet erst, nachdem der Kaiser und er selbst den neuen Kanzler unter den Staatsmännern gefunden hatten, mit so reicher Lebens- und Arbeitskraft, wie sie das Amt und die Zeit immer dringender forderte. Nur wenn er sich das vor Augen hält, wird der Geschichtschreiber der Wirksamkeit des Fürsten Hohenlohe gerecht werden können. Um so lauter sei schon heute sein Verdienst von uus Deutschen anerkannt, dieses leuchtende Beispiel deutscher Treue gegen den Kaiser und das Vaterland, und wahrhaft vornehmer und taktvoller Aufopferung den endlosen Widerwärtigkeiten gegen¬ über, die seine eigentümliche Stellung im Amt mit sich brachte. Seine Reichskanzlerzeit bedeutet für den Fürsten Hohenlohe nur eine kurze Episode in einer langen verdienstvollen Laufbahn als Staatsmann. Erinnert ' (Srenzboten IV 1900 20

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/175>, abgerufen am 24.05.2024.