Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.Biographische Litteratur der Zeit der Reichsgründung neben Karl Mathy gehabt hat, zuerst in der Dentschen 12. Aus dem Nachlaß von Karl Mathy. Briefe aus den Jahren 1846 bis 1848 mit Erläuterungen herausgegeben von Ludwig Mathy. Leipzig, S. Hirzel, 1898. VIII und 524 Seiten. Die Abzeichnungen, Briefe u. a. in., die aus Mathys Nachlaß (1807 bis 13. Gustav Freytag und Heinrich von Treitschke im Briefwechsel. Leipzig, S. Hirzel, 1900. XXII und 208 Seiten. Zu dem Kreise, worin Mathy verkehrte, gehörten schon in Leipzig Freytag Biographische Litteratur der Zeit der Reichsgründung neben Karl Mathy gehabt hat, zuerst in der Dentschen 12. Aus dem Nachlaß von Karl Mathy. Briefe aus den Jahren 1846 bis 1848 mit Erläuterungen herausgegeben von Ludwig Mathy. Leipzig, S. Hirzel, 1898. VIII und 524 Seiten. Die Abzeichnungen, Briefe u. a. in., die aus Mathys Nachlaß (1807 bis 13. Gustav Freytag und Heinrich von Treitschke im Briefwechsel. Leipzig, S. Hirzel, 1900. XXII und 208 Seiten. Zu dem Kreise, worin Mathy verkehrte, gehörten schon in Leipzig Freytag <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0209" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/291286"/> <fw type="header" place="top"> Biographische Litteratur</fw><lb/> <p xml:id="ID_751" prev="#ID_750"> der Zeit der Reichsgründung neben Karl Mathy gehabt hat, zuerst in der Dentschen<lb/> Rundschau 1898 im Anschluß an die Besprechung der Biographie von H. Baum¬<lb/> garten und L. Jolly, dünn in erweiterter Gestalt in diesem Bändchen zusammen¬<lb/> gefaßt. Auch viele Briefe Jollys sind mit aufgenommen, vor allem die aus Frank¬<lb/> reich 1870/71, die ein so lebendiges Bild Bismarcks und der damaligen Verhand¬<lb/> lungen geben, nach Hausraths Versicherung freilich immer nur ein schwaches Abbild<lb/> dessen, das Jollys mündliche Erzählungen bei seinen Zuhörern hervorriefen. Ein<lb/> scharfes Licht fällt nebenher auf badische Persönlichkeiten wie Bluntschli, der dadurch<lb/> gar nicht gewinnt, und Mathy, dessen charaktervolle, eckige und kantige Gestalt hier<lb/> besser zur Geltung kommt als in der etwas zu sehr abgeschliffnen Form in<lb/> G. Freytags Biographie. „Diese meernmschlnngnen ungedeckten Schmerzenskinder,<lb/> äußerte er einmal scharf über die Schleswig-Holstciner, sind die größten Chikcmeure<lb/> der Welt. Da sitzen sie ans ihren alten Urkunden und lassen es auf einen Krieg<lb/> zwischen Preußen und Österreich ankommen. Lieber mögen in Deutschland die Wölfe<lb/> Hansen, als daß sie etwas von ihren alten Scharteken nachließen," und den öster¬<lb/> reichisch gesinnten Minister des Auswärtigen von Edelsheim, dem man 1866 die<lb/> Besetzung von Hohenzollern übertragen wollte, fuhr er im Staatsministerium grimmig<lb/> um: „Da lassen Sie die Finger davon, das könnte dem Lande eine schöne Kriegs¬<lb/> kostenentschädigung eintragen." Denn an dem endlichen Siege Preußens zweifelte<lb/> in diesem kleinen Kreise, der „preußischen Clique," wie die Karlsruher sagten, von<lb/> Anfang an niemand. Daß sie trotzdem Baden von dem Eintritt in den Krieg für<lb/> die so oft verhöhnte Bundesverfassung nicht abhalten konnte, erklärt sich nicht nur<lb/> ans der preußenfeindlichcn Strömung im Lande, sondern vor allem ans der sehr<lb/> begründeten Furcht, sonst würden im Falle des Sieges, den in Süddeutschland ja<lb/> sonst jedermann bestimmt erwartete, Österreich und Bayern einfach Baden unter<lb/> sich teilen. Für diesen Sieg freilich wurde in den protestantischen Kirchen Badens<lb/> nicht gebetet, sondern uach Hausraths Entwurf auf Anordnung des Oberkirchenrath<lb/> nur „für Wiederherstellung des Friedens und ein baldiges Ende des traurigen<lb/> Bruderkriegs," und dieses Gebet wurde erhört.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 12. Aus dem Nachlaß von Karl Mathy. 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Den Briefen Mathys sind Briefe und tage¬<lb/> buchartige Aufzeichnungen andrer, sowie Berichte über wichtige Sitzungen des Par¬<lb/> laments und bedeutungsvolle Zeitungsartikel zur Ergänzung beigefügt, außerdem<lb/> erklärende Anmerkungen und sehr sorgfältige Register. Das Buch ist also eine sehr<lb/> wertvolle Quelleupublikatiou zur Geschichte dieser bewegten Jahre, und wir können<lb/> »ur wünschen, daß es bald eine Fortsetzung finde. Für diesen Fall aber bitten wir<lb/> dringend um die Beigabe eines guten Bildnisses von Mathy.</p><lb/> </div> <div n="2"> <head> 13. Gustav Freytag und Heinrich von Treitschke im Briefwechsel.<lb/> Leipzig, S. Hirzel, 1900. XXII und 208 Seiten.</head><lb/> <p xml:id="ID_753" next="#ID_754"> Zu dem Kreise, worin Mathy verkehrte, gehörten schon in Leipzig Freytag</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0209]
Biographische Litteratur
der Zeit der Reichsgründung neben Karl Mathy gehabt hat, zuerst in der Dentschen
Rundschau 1898 im Anschluß an die Besprechung der Biographie von H. Baum¬
garten und L. Jolly, dünn in erweiterter Gestalt in diesem Bändchen zusammen¬
gefaßt. Auch viele Briefe Jollys sind mit aufgenommen, vor allem die aus Frank¬
reich 1870/71, die ein so lebendiges Bild Bismarcks und der damaligen Verhand¬
lungen geben, nach Hausraths Versicherung freilich immer nur ein schwaches Abbild
dessen, das Jollys mündliche Erzählungen bei seinen Zuhörern hervorriefen. Ein
scharfes Licht fällt nebenher auf badische Persönlichkeiten wie Bluntschli, der dadurch
gar nicht gewinnt, und Mathy, dessen charaktervolle, eckige und kantige Gestalt hier
besser zur Geltung kommt als in der etwas zu sehr abgeschliffnen Form in
G. Freytags Biographie. „Diese meernmschlnngnen ungedeckten Schmerzenskinder,
äußerte er einmal scharf über die Schleswig-Holstciner, sind die größten Chikcmeure
der Welt. Da sitzen sie ans ihren alten Urkunden und lassen es auf einen Krieg
zwischen Preußen und Österreich ankommen. Lieber mögen in Deutschland die Wölfe
Hansen, als daß sie etwas von ihren alten Scharteken nachließen," und den öster¬
reichisch gesinnten Minister des Auswärtigen von Edelsheim, dem man 1866 die
Besetzung von Hohenzollern übertragen wollte, fuhr er im Staatsministerium grimmig
um: „Da lassen Sie die Finger davon, das könnte dem Lande eine schöne Kriegs¬
kostenentschädigung eintragen." Denn an dem endlichen Siege Preußens zweifelte
in diesem kleinen Kreise, der „preußischen Clique," wie die Karlsruher sagten, von
Anfang an niemand. Daß sie trotzdem Baden von dem Eintritt in den Krieg für
die so oft verhöhnte Bundesverfassung nicht abhalten konnte, erklärt sich nicht nur
ans der preußenfeindlichcn Strömung im Lande, sondern vor allem ans der sehr
begründeten Furcht, sonst würden im Falle des Sieges, den in Süddeutschland ja
sonst jedermann bestimmt erwartete, Österreich und Bayern einfach Baden unter
sich teilen. Für diesen Sieg freilich wurde in den protestantischen Kirchen Badens
nicht gebetet, sondern uach Hausraths Entwurf auf Anordnung des Oberkirchenrath
nur „für Wiederherstellung des Friedens und ein baldiges Ende des traurigen
Bruderkriegs," und dieses Gebet wurde erhört.
12. Aus dem Nachlaß von Karl Mathy. Briefe aus den Jahren 1846
bis 1848 mit Erläuterungen herausgegeben von Ludwig Mathy. Leipzig,
S. Hirzel, 1898. VIII und 524 Seiten.
Die Abzeichnungen, Briefe u. a. in., die aus Mathys Nachlaß (1807 bis
1868) an die Kinder seines schon 1855 verstorbnen Bruders Heinrich in Mann¬
heim übergingen, reichen von 1819 bis 1868. Aus ihnen hat ein Neffe, Ludwig
Mnthy, die Schriftstücke ans den Jahren 1846 bis 1848 zusammengestellt, also
von dem Zeitpunkte an, wo sich Karl Mathy an der Begründung der „Dentschen
Zeitung," des gemeinsamen Organs der süddeutschen und der norddeutschen national-
gesinnten Liberalen, beteiligte, bis zu dem Augenblick, wo im Frankfurter Parlament
die Entscheidung darüber gefallen war, daß Österreich in den dentschen Bundesstaat
nicht eintreten, sondern mir durch einen weitern, völkerrechtlichen Bund mit ihm in
Verbindung gebracht werde» könne. Den Briefen Mathys sind Briefe und tage¬
buchartige Aufzeichnungen andrer, sowie Berichte über wichtige Sitzungen des Par¬
laments und bedeutungsvolle Zeitungsartikel zur Ergänzung beigefügt, außerdem
erklärende Anmerkungen und sehr sorgfältige Register. Das Buch ist also eine sehr
wertvolle Quelleupublikatiou zur Geschichte dieser bewegten Jahre, und wir können
»ur wünschen, daß es bald eine Fortsetzung finde. Für diesen Fall aber bitten wir
dringend um die Beigabe eines guten Bildnisses von Mathy.
13. Gustav Freytag und Heinrich von Treitschke im Briefwechsel.
Leipzig, S. Hirzel, 1900. XXII und 208 Seiten.
Zu dem Kreise, worin Mathy verkehrte, gehörten schon in Leipzig Freytag
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