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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

Nußland und Tibet.

Die englischen Zeitungen haben sich jüngst und nicht
ohne Grund darüber aufgeregt, daß der Dalai Lama von Tibet, das Oberhaupt
des geistlichen Mongolenstnats. eine Gesandtschaft und Geschenke zum Zaren von
Rußland geschickt hat, und daß somit dieser chinesische Tribntstaat in direkten Ver¬
kehr mit einer auswärtigen Macht getreten ist. Diese Gesandtschaft soll in Er¬
widerung einer geheimen russischen Mission erfolgt sein, die unter einem Herrn
Badmajew, Professor der chinesischen Sprache an der Universität Se. Petersburg,
vor anderthalb Jahren nach Tibet und der Mongolei ging. Aber die direkten und
indirekten Beziehungen Rußlands und Tibets sind älter; wer das jüngst erschienene
ausgezeichnete Buch Albert Grünwedels: "Mhthologie des Buddhismus in Tibet
und der Mongolei" aufmerksam liest, zu dem der in der tibetischen Angelegenheit
eine große Rolle spielende Fürst Uchtomskij die Einleitung geschrieben hat, derselbe,
der auch seinerzeit Zar Nikolaus ans seiner Weltreise begleitete, der wird erkennen,
wie geschickt es die Russen schon längst angefangen haben, ihre Große im Innersten
Asiens verkünden zu lassen, und wie trefflich Rußland heidnischen Boden zu präpa¬
rieren verstanden hat. Missionare, die den einzig wahren griechisch-katholischen
Glauben in Tibet verkünden sollten, hat das christliche Rußland nicht hingeschickt.
Hat man überhaupt auch in China von der Ermordung oder Schädigung griechisch-
katholischer Missionare gehört? Katholische und protestantische Verkündiger des
Christentums haben für die Propaganda des Glaubens leiden müssen und ihre Ur¬
sprungsländer dadurch in Ungelegenheiten gebracht. Aus diesem Grunde hat
Nußland keine Streitigkeiten mit China. Missionsthätigkeit, wenn man das reli¬
giöse Ukaswesen des heiligen spröd damit bezeichnen kann, spart sich die russische
Kirche auf, bis die Völker klein gemacht sind. Und dn sich die den Russen nuter-
worfnen Muhcunmedaner, Buddhisten und Götzendiener in religiös-geistiger Be¬
ziehung nicht klein machen lassen, so gelingen die Missionsnka.se nur bei zivilisierten
Völkern des großen russischen Reichs. Die katholischen Polen und die deutschen
Evangelischen der Ostseeprovinzen, denen sich als dritte im Bunde die Finnländer
bald anschließen werden, wissen davon zu erzählen. Auch bei den Juden Rußlands
hat die religiöse Propaganda noch nicht viel ausgeführt, da die orthodoxen russischen
Juden an Überzeugungstreue oder auch Starrköpfigkeit in Glaubeussncheu es mit
Muhammedanern und Buddhisten Wohl aufnehmen. Wie aus zahlreichen Stellen
bei Grüuwedel und Uchtomskij hervorgeht, macht aber Rußland nicht allein keine
Propaganda für sein Christentum; im Gegenteil, es protegiert den tibetischen
Buddhismus sowohl seiner Unterthanen wie in Tibet selbst auf jede mögliche Weise.
Uchtomskij schreibt: "Hunderte von Buräten (russische Unterthanen) gehn jährlich
auf die Wallfahrt durch die Mongolei nach den Zentren der tibetischen Gelehrsam¬
keit. Die Wegweiser und Pioniere des russischen Handels und des guten Rufs,
den wir genießen, die Vertreter des russischen Namens im Herze" der gelben Welt,
siud bescheidne Leute in kläglichen Langröcken, auf unansehnlichen Pferdchen oder
auf Kamelen. Diese unsre halbwilden Heiden gehn dorthin an den den europäischen
Forschungsreisenden mühsam zugänglichen Kuknnor, nach Auto und Zaitun, in das
geheimnisvolle Daschilhunbo und die an Indien anstoßenden Gebirgsländer mit
einer Beherztheit und Leichtigkeit, wie man ans großen Städten Ausflüge ins
Grüne unternimmt. Dieses Element trägt unbemerkt tief in die innersten Wild¬
nisse Asiens hinein, mitten in halbnnbekcmnte Einöden, lebensvolle Vorstellungen
vom weißen Zaren und vom "weißsteinigen Moskau," aus dein das riesenhafteste
Reich erwachsen ist, das Moskau, das die kleinern orientalischen Völker an sich zu
fesseln suchte, nicht durch Kampf allein, nicht durch Härte, sondern durch Wohl¬
wollen. In Nußland hat augenblicklich fast noch kein Mensch mich nur eine
Ahnung davon, was für eine für das Gesamtreich nutzbringende Arbeit die be¬
scheidnen russischen Lamaisten vollbringen, viele hundert Kilometer weit von der


Maßgebliches und Unmaßgebliches

Nußland und Tibet.

Die englischen Zeitungen haben sich jüngst und nicht
ohne Grund darüber aufgeregt, daß der Dalai Lama von Tibet, das Oberhaupt
des geistlichen Mongolenstnats. eine Gesandtschaft und Geschenke zum Zaren von
Rußland geschickt hat, und daß somit dieser chinesische Tribntstaat in direkten Ver¬
kehr mit einer auswärtigen Macht getreten ist. Diese Gesandtschaft soll in Er¬
widerung einer geheimen russischen Mission erfolgt sein, die unter einem Herrn
Badmajew, Professor der chinesischen Sprache an der Universität Se. Petersburg,
vor anderthalb Jahren nach Tibet und der Mongolei ging. Aber die direkten und
indirekten Beziehungen Rußlands und Tibets sind älter; wer das jüngst erschienene
ausgezeichnete Buch Albert Grünwedels: „Mhthologie des Buddhismus in Tibet
und der Mongolei" aufmerksam liest, zu dem der in der tibetischen Angelegenheit
eine große Rolle spielende Fürst Uchtomskij die Einleitung geschrieben hat, derselbe,
der auch seinerzeit Zar Nikolaus ans seiner Weltreise begleitete, der wird erkennen,
wie geschickt es die Russen schon längst angefangen haben, ihre Große im Innersten
Asiens verkünden zu lassen, und wie trefflich Rußland heidnischen Boden zu präpa¬
rieren verstanden hat. Missionare, die den einzig wahren griechisch-katholischen
Glauben in Tibet verkünden sollten, hat das christliche Rußland nicht hingeschickt.
Hat man überhaupt auch in China von der Ermordung oder Schädigung griechisch-
katholischer Missionare gehört? Katholische und protestantische Verkündiger des
Christentums haben für die Propaganda des Glaubens leiden müssen und ihre Ur¬
sprungsländer dadurch in Ungelegenheiten gebracht. Aus diesem Grunde hat
Nußland keine Streitigkeiten mit China. Missionsthätigkeit, wenn man das reli¬
giöse Ukaswesen des heiligen spröd damit bezeichnen kann, spart sich die russische
Kirche auf, bis die Völker klein gemacht sind. Und dn sich die den Russen nuter-
worfnen Muhcunmedaner, Buddhisten und Götzendiener in religiös-geistiger Be¬
ziehung nicht klein machen lassen, so gelingen die Missionsnka.se nur bei zivilisierten
Völkern des großen russischen Reichs. Die katholischen Polen und die deutschen
Evangelischen der Ostseeprovinzen, denen sich als dritte im Bunde die Finnländer
bald anschließen werden, wissen davon zu erzählen. Auch bei den Juden Rußlands
hat die religiöse Propaganda noch nicht viel ausgeführt, da die orthodoxen russischen
Juden an Überzeugungstreue oder auch Starrköpfigkeit in Glaubeussncheu es mit
Muhammedanern und Buddhisten Wohl aufnehmen. Wie aus zahlreichen Stellen
bei Grüuwedel und Uchtomskij hervorgeht, macht aber Rußland nicht allein keine
Propaganda für sein Christentum; im Gegenteil, es protegiert den tibetischen
Buddhismus sowohl seiner Unterthanen wie in Tibet selbst auf jede mögliche Weise.
Uchtomskij schreibt: „Hunderte von Buräten (russische Unterthanen) gehn jährlich
auf die Wallfahrt durch die Mongolei nach den Zentren der tibetischen Gelehrsam¬
keit. Die Wegweiser und Pioniere des russischen Handels und des guten Rufs,
den wir genießen, die Vertreter des russischen Namens im Herze» der gelben Welt,
siud bescheidne Leute in kläglichen Langröcken, auf unansehnlichen Pferdchen oder
auf Kamelen. Diese unsre halbwilden Heiden gehn dorthin an den den europäischen
Forschungsreisenden mühsam zugänglichen Kuknnor, nach Auto und Zaitun, in das
geheimnisvolle Daschilhunbo und die an Indien anstoßenden Gebirgsländer mit
einer Beherztheit und Leichtigkeit, wie man ans großen Städten Ausflüge ins
Grüne unternimmt. Dieses Element trägt unbemerkt tief in die innersten Wild¬
nisse Asiens hinein, mitten in halbnnbekcmnte Einöden, lebensvolle Vorstellungen
vom weißen Zaren und vom „weißsteinigen Moskau," aus dein das riesenhafteste
Reich erwachsen ist, das Moskau, das die kleinern orientalischen Völker an sich zu
fesseln suchte, nicht durch Kampf allein, nicht durch Härte, sondern durch Wohl¬
wollen. In Nußland hat augenblicklich fast noch kein Mensch mich nur eine
Ahnung davon, was für eine für das Gesamtreich nutzbringende Arbeit die be¬
scheidnen russischen Lamaisten vollbringen, viele hundert Kilometer weit von der


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[0268] Maßgebliches und Unmaßgebliches Nußland und Tibet. Die englischen Zeitungen haben sich jüngst und nicht ohne Grund darüber aufgeregt, daß der Dalai Lama von Tibet, das Oberhaupt des geistlichen Mongolenstnats. eine Gesandtschaft und Geschenke zum Zaren von Rußland geschickt hat, und daß somit dieser chinesische Tribntstaat in direkten Ver¬ kehr mit einer auswärtigen Macht getreten ist. Diese Gesandtschaft soll in Er¬ widerung einer geheimen russischen Mission erfolgt sein, die unter einem Herrn Badmajew, Professor der chinesischen Sprache an der Universität Se. Petersburg, vor anderthalb Jahren nach Tibet und der Mongolei ging. Aber die direkten und indirekten Beziehungen Rußlands und Tibets sind älter; wer das jüngst erschienene ausgezeichnete Buch Albert Grünwedels: „Mhthologie des Buddhismus in Tibet und der Mongolei" aufmerksam liest, zu dem der in der tibetischen Angelegenheit eine große Rolle spielende Fürst Uchtomskij die Einleitung geschrieben hat, derselbe, der auch seinerzeit Zar Nikolaus ans seiner Weltreise begleitete, der wird erkennen, wie geschickt es die Russen schon längst angefangen haben, ihre Große im Innersten Asiens verkünden zu lassen, und wie trefflich Rußland heidnischen Boden zu präpa¬ rieren verstanden hat. Missionare, die den einzig wahren griechisch-katholischen Glauben in Tibet verkünden sollten, hat das christliche Rußland nicht hingeschickt. Hat man überhaupt auch in China von der Ermordung oder Schädigung griechisch- katholischer Missionare gehört? Katholische und protestantische Verkündiger des Christentums haben für die Propaganda des Glaubens leiden müssen und ihre Ur¬ sprungsländer dadurch in Ungelegenheiten gebracht. Aus diesem Grunde hat Nußland keine Streitigkeiten mit China. Missionsthätigkeit, wenn man das reli¬ giöse Ukaswesen des heiligen spröd damit bezeichnen kann, spart sich die russische Kirche auf, bis die Völker klein gemacht sind. Und dn sich die den Russen nuter- worfnen Muhcunmedaner, Buddhisten und Götzendiener in religiös-geistiger Be¬ ziehung nicht klein machen lassen, so gelingen die Missionsnka.se nur bei zivilisierten Völkern des großen russischen Reichs. Die katholischen Polen und die deutschen Evangelischen der Ostseeprovinzen, denen sich als dritte im Bunde die Finnländer bald anschließen werden, wissen davon zu erzählen. Auch bei den Juden Rußlands hat die religiöse Propaganda noch nicht viel ausgeführt, da die orthodoxen russischen Juden an Überzeugungstreue oder auch Starrköpfigkeit in Glaubeussncheu es mit Muhammedanern und Buddhisten Wohl aufnehmen. Wie aus zahlreichen Stellen bei Grüuwedel und Uchtomskij hervorgeht, macht aber Rußland nicht allein keine Propaganda für sein Christentum; im Gegenteil, es protegiert den tibetischen Buddhismus sowohl seiner Unterthanen wie in Tibet selbst auf jede mögliche Weise. Uchtomskij schreibt: „Hunderte von Buräten (russische Unterthanen) gehn jährlich auf die Wallfahrt durch die Mongolei nach den Zentren der tibetischen Gelehrsam¬ keit. Die Wegweiser und Pioniere des russischen Handels und des guten Rufs, den wir genießen, die Vertreter des russischen Namens im Herze» der gelben Welt, siud bescheidne Leute in kläglichen Langröcken, auf unansehnlichen Pferdchen oder auf Kamelen. Diese unsre halbwilden Heiden gehn dorthin an den den europäischen Forschungsreisenden mühsam zugänglichen Kuknnor, nach Auto und Zaitun, in das geheimnisvolle Daschilhunbo und die an Indien anstoßenden Gebirgsländer mit einer Beherztheit und Leichtigkeit, wie man ans großen Städten Ausflüge ins Grüne unternimmt. Dieses Element trägt unbemerkt tief in die innersten Wild¬ nisse Asiens hinein, mitten in halbnnbekcmnte Einöden, lebensvolle Vorstellungen vom weißen Zaren und vom „weißsteinigen Moskau," aus dein das riesenhafteste Reich erwachsen ist, das Moskau, das die kleinern orientalischen Völker an sich zu fesseln suchte, nicht durch Kampf allein, nicht durch Härte, sondern durch Wohl¬ wollen. In Nußland hat augenblicklich fast noch kein Mensch mich nur eine Ahnung davon, was für eine für das Gesamtreich nutzbringende Arbeit die be¬ scheidnen russischen Lamaisten vollbringen, viele hundert Kilometer weit von der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/268>, abgerufen am 24.05.2024.