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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

aber polnische Hetzereien sind auf der Tagesordnung, und abgebrochen, nicht bloß
abgeschwächt muß eine Entwicklung werden, in deren Verlauf wir es erlebt haben,
daß in einem deutschen Landtag behauptet wurde, in Preußen sei auch das Pol¬
nische Staatssprache, Wer nicht hören will, muß fühlen, und wer seine Rechte
mißbräuchlich überspannt, die entsprechenden Pflichten mit Füßen tritt, muß sich ge¬
fallen lassen, daß ihm der Herr im Lande die Wege weist, die Rechte schmälert.

Kein Land, das sich fühlt und seiner Einheit bewußt ist, weiß es anders, als
daß die Staatssprache herrscht, und daß andre Idiome, Sprachen und Mundarten,
nur als Verständigungsmittel und nur dann, wenn sie sich mit dieser untergeord¬
neten Stellung begnügen, geduldet werden dürfen. staatlich gepflegt darf nur die
Staatssprache werden. Die Polen selbst wissen es am besten: man schaue darauf,
welche Pflege sie dem Rnthenischen oder Kleinrussischen, der Sprache der meisten
Einwohner Galiziens, gönnen oder nur erlauben. Wenn England gegen Irland
keine andre Sünde begangen hätte, als daß das Keltische vom Englischen verdrängt
worden ist, so hätte es ein ruhiges Gewissen. Wenn von Frankreich in dieser Hin¬
sicht gesprochen wird, so vergißt man, daß es außer 1'/^ Millionen Bretonen,
i/z Million Italiener, 100000 Basken und 200000 Vlamen, auf zwei Fünfteln
seines Gebiets viele Millionen Einwohner hat. die Provenzalisch sprechen, eine selb¬
ständige Sprache von stolzer Vergangenheit und lebendiger Gegenwart. Französisch
müssen diese vielen Franzosen erst lernen, sie thuns auch in der Schule, aber keine
Schule unterrichtet sie in ihrer Sprache, und kein Stück des öffentlichen Lebens
weiß etwas davon. Kein Gericht kennt offiziell das Provenzalische, kein Gemeinde-
Protokoll und keine Zivilstandsurkunde ist darin abgefaßt oder übersetzt, und wenn
der französische Stenerzettel nicht bezahlt wird, so wird unweigerlich gepfändet; die
Bretonen sind die treusten Söhne der katholischen Kirche, aber eine bretonische
"Kirchensprache" würde ihren Geistlichen als ein Unding erscheinen. Und in Spanien
ist es mit dem Katalonischcu, in Italien mit den sehr selbständigen Dialekten nicht
anders. Was bekümmert sich das offizielle Nordamerika um unsre Sprache, trotz
der vielen Millionen Deutschamerikaner? Und in Nußland und Ungarn wird von
Staats wegen die höhere Kultursprache zu Gunsten der Überstehenden Staatssprache
mit brutaler Energie unterdrückt: die Brutalität und Unterdrückung wollen wir
ihnen lassen, die energische Bevorzugung der Staatssprache ist ihnen nicht zu ver¬
denken. Die Schweiz ist ein abnormes Stnatsgebilde, und der wärmste Freund
Österreichs wird die österreichische Sprachenpolitik nicht nachnhmungswürdig finden.
Sonst überall sehen wir als selbstverständliches Stantsgebot am Werke, was nur
in Deutschland mißachtet wird. Wir ernten in den polnisch gemischten Landesteilen
Preußens uur, was wir gesät haben. Nicht das ist der Fehler, daß wir die Masse
der Polen zu einer höhern Stufe erhoben, die Landbevölkerung mit menschen¬
würdigen Dasein erst bekannt gemacht haben, sondern anßer dem ewigen Wechsel
in der Art, Vorsehung zu spielen, das Übersehen der sich immer erneuernden Er¬
fahrung, daß Dankbarkeit keine Münze fürs praktische Leben ist, und daß Kraft,
die durch thatsächliche und rechtliche Begünstigung großgezogen wird, ihr eignes
Gesetz hat: wächst sie dem, der sie großgezogen hat, nicht zu, verschmilzt sie sich
uicht mit ihm, so kehrt sie sich gegen ihn. Es ist ja nur ein Teil dessen, was
versäumt wurde, wieder gut zu machen, aber der Sukkurs. deu polnische Kraft ans
der Pflege des. Polnischen in der Schule zieht, kann für die Zukunft abgeschnitten
werden. Und es kann dies zum Glück auf administrativen Wege geschehn, ohne
Parlamentsstcmb aufzurühren. Das; der Verfasser des Aussatzes über den Posener
Schulstreit mit einer solchen Lösung einverstanden ist, scheint mir nicht zweifelhaft,
politisch wirken und werben kann sie jedoch nur als fest formulierte Forderung.
D x eshalb ist hier eine solche aufgestellt worden.


Grenzboten IV 1S00 31
Maßgebliches und Unmaßgebliches

aber polnische Hetzereien sind auf der Tagesordnung, und abgebrochen, nicht bloß
abgeschwächt muß eine Entwicklung werden, in deren Verlauf wir es erlebt haben,
daß in einem deutschen Landtag behauptet wurde, in Preußen sei auch das Pol¬
nische Staatssprache, Wer nicht hören will, muß fühlen, und wer seine Rechte
mißbräuchlich überspannt, die entsprechenden Pflichten mit Füßen tritt, muß sich ge¬
fallen lassen, daß ihm der Herr im Lande die Wege weist, die Rechte schmälert.

Kein Land, das sich fühlt und seiner Einheit bewußt ist, weiß es anders, als
daß die Staatssprache herrscht, und daß andre Idiome, Sprachen und Mundarten,
nur als Verständigungsmittel und nur dann, wenn sie sich mit dieser untergeord¬
neten Stellung begnügen, geduldet werden dürfen. staatlich gepflegt darf nur die
Staatssprache werden. Die Polen selbst wissen es am besten: man schaue darauf,
welche Pflege sie dem Rnthenischen oder Kleinrussischen, der Sprache der meisten
Einwohner Galiziens, gönnen oder nur erlauben. Wenn England gegen Irland
keine andre Sünde begangen hätte, als daß das Keltische vom Englischen verdrängt
worden ist, so hätte es ein ruhiges Gewissen. Wenn von Frankreich in dieser Hin¬
sicht gesprochen wird, so vergißt man, daß es außer 1'/^ Millionen Bretonen,
i/z Million Italiener, 100000 Basken und 200000 Vlamen, auf zwei Fünfteln
seines Gebiets viele Millionen Einwohner hat. die Provenzalisch sprechen, eine selb¬
ständige Sprache von stolzer Vergangenheit und lebendiger Gegenwart. Französisch
müssen diese vielen Franzosen erst lernen, sie thuns auch in der Schule, aber keine
Schule unterrichtet sie in ihrer Sprache, und kein Stück des öffentlichen Lebens
weiß etwas davon. Kein Gericht kennt offiziell das Provenzalische, kein Gemeinde-
Protokoll und keine Zivilstandsurkunde ist darin abgefaßt oder übersetzt, und wenn
der französische Stenerzettel nicht bezahlt wird, so wird unweigerlich gepfändet; die
Bretonen sind die treusten Söhne der katholischen Kirche, aber eine bretonische
„Kirchensprache" würde ihren Geistlichen als ein Unding erscheinen. Und in Spanien
ist es mit dem Katalonischcu, in Italien mit den sehr selbständigen Dialekten nicht
anders. Was bekümmert sich das offizielle Nordamerika um unsre Sprache, trotz
der vielen Millionen Deutschamerikaner? Und in Nußland und Ungarn wird von
Staats wegen die höhere Kultursprache zu Gunsten der Überstehenden Staatssprache
mit brutaler Energie unterdrückt: die Brutalität und Unterdrückung wollen wir
ihnen lassen, die energische Bevorzugung der Staatssprache ist ihnen nicht zu ver¬
denken. Die Schweiz ist ein abnormes Stnatsgebilde, und der wärmste Freund
Österreichs wird die österreichische Sprachenpolitik nicht nachnhmungswürdig finden.
Sonst überall sehen wir als selbstverständliches Stantsgebot am Werke, was nur
in Deutschland mißachtet wird. Wir ernten in den polnisch gemischten Landesteilen
Preußens uur, was wir gesät haben. Nicht das ist der Fehler, daß wir die Masse
der Polen zu einer höhern Stufe erhoben, die Landbevölkerung mit menschen¬
würdigen Dasein erst bekannt gemacht haben, sondern anßer dem ewigen Wechsel
in der Art, Vorsehung zu spielen, das Übersehen der sich immer erneuernden Er¬
fahrung, daß Dankbarkeit keine Münze fürs praktische Leben ist, und daß Kraft,
die durch thatsächliche und rechtliche Begünstigung großgezogen wird, ihr eignes
Gesetz hat: wächst sie dem, der sie großgezogen hat, nicht zu, verschmilzt sie sich
uicht mit ihm, so kehrt sie sich gegen ihn. Es ist ja nur ein Teil dessen, was
versäumt wurde, wieder gut zu machen, aber der Sukkurs. deu polnische Kraft ans
der Pflege des. Polnischen in der Schule zieht, kann für die Zukunft abgeschnitten
werden. Und es kann dies zum Glück auf administrativen Wege geschehn, ohne
Parlamentsstcmb aufzurühren. Das; der Verfasser des Aussatzes über den Posener
Schulstreit mit einer solchen Lösung einverstanden ist, scheint mir nicht zweifelhaft,
politisch wirken und werben kann sie jedoch nur als fest formulierte Forderung.
D x eshalb ist hier eine solche aufgestellt worden.


Grenzboten IV 1S00 31
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[0267] Maßgebliches und Unmaßgebliches aber polnische Hetzereien sind auf der Tagesordnung, und abgebrochen, nicht bloß abgeschwächt muß eine Entwicklung werden, in deren Verlauf wir es erlebt haben, daß in einem deutschen Landtag behauptet wurde, in Preußen sei auch das Pol¬ nische Staatssprache, Wer nicht hören will, muß fühlen, und wer seine Rechte mißbräuchlich überspannt, die entsprechenden Pflichten mit Füßen tritt, muß sich ge¬ fallen lassen, daß ihm der Herr im Lande die Wege weist, die Rechte schmälert. Kein Land, das sich fühlt und seiner Einheit bewußt ist, weiß es anders, als daß die Staatssprache herrscht, und daß andre Idiome, Sprachen und Mundarten, nur als Verständigungsmittel und nur dann, wenn sie sich mit dieser untergeord¬ neten Stellung begnügen, geduldet werden dürfen. staatlich gepflegt darf nur die Staatssprache werden. Die Polen selbst wissen es am besten: man schaue darauf, welche Pflege sie dem Rnthenischen oder Kleinrussischen, der Sprache der meisten Einwohner Galiziens, gönnen oder nur erlauben. Wenn England gegen Irland keine andre Sünde begangen hätte, als daß das Keltische vom Englischen verdrängt worden ist, so hätte es ein ruhiges Gewissen. Wenn von Frankreich in dieser Hin¬ sicht gesprochen wird, so vergißt man, daß es außer 1'/^ Millionen Bretonen, i/z Million Italiener, 100000 Basken und 200000 Vlamen, auf zwei Fünfteln seines Gebiets viele Millionen Einwohner hat. die Provenzalisch sprechen, eine selb¬ ständige Sprache von stolzer Vergangenheit und lebendiger Gegenwart. Französisch müssen diese vielen Franzosen erst lernen, sie thuns auch in der Schule, aber keine Schule unterrichtet sie in ihrer Sprache, und kein Stück des öffentlichen Lebens weiß etwas davon. Kein Gericht kennt offiziell das Provenzalische, kein Gemeinde- Protokoll und keine Zivilstandsurkunde ist darin abgefaßt oder übersetzt, und wenn der französische Stenerzettel nicht bezahlt wird, so wird unweigerlich gepfändet; die Bretonen sind die treusten Söhne der katholischen Kirche, aber eine bretonische „Kirchensprache" würde ihren Geistlichen als ein Unding erscheinen. Und in Spanien ist es mit dem Katalonischcu, in Italien mit den sehr selbständigen Dialekten nicht anders. Was bekümmert sich das offizielle Nordamerika um unsre Sprache, trotz der vielen Millionen Deutschamerikaner? Und in Nußland und Ungarn wird von Staats wegen die höhere Kultursprache zu Gunsten der Überstehenden Staatssprache mit brutaler Energie unterdrückt: die Brutalität und Unterdrückung wollen wir ihnen lassen, die energische Bevorzugung der Staatssprache ist ihnen nicht zu ver¬ denken. Die Schweiz ist ein abnormes Stnatsgebilde, und der wärmste Freund Österreichs wird die österreichische Sprachenpolitik nicht nachnhmungswürdig finden. Sonst überall sehen wir als selbstverständliches Stantsgebot am Werke, was nur in Deutschland mißachtet wird. Wir ernten in den polnisch gemischten Landesteilen Preußens uur, was wir gesät haben. Nicht das ist der Fehler, daß wir die Masse der Polen zu einer höhern Stufe erhoben, die Landbevölkerung mit menschen¬ würdigen Dasein erst bekannt gemacht haben, sondern anßer dem ewigen Wechsel in der Art, Vorsehung zu spielen, das Übersehen der sich immer erneuernden Er¬ fahrung, daß Dankbarkeit keine Münze fürs praktische Leben ist, und daß Kraft, die durch thatsächliche und rechtliche Begünstigung großgezogen wird, ihr eignes Gesetz hat: wächst sie dem, der sie großgezogen hat, nicht zu, verschmilzt sie sich uicht mit ihm, so kehrt sie sich gegen ihn. Es ist ja nur ein Teil dessen, was versäumt wurde, wieder gut zu machen, aber der Sukkurs. deu polnische Kraft ans der Pflege des. Polnischen in der Schule zieht, kann für die Zukunft abgeschnitten werden. Und es kann dies zum Glück auf administrativen Wege geschehn, ohne Parlamentsstcmb aufzurühren. Das; der Verfasser des Aussatzes über den Posener Schulstreit mit einer solchen Lösung einverstanden ist, scheint mir nicht zweifelhaft, politisch wirken und werben kann sie jedoch nur als fest formulierte Forderung. D x eshalb ist hier eine solche aufgestellt worden. Grenzboten IV 1S00 31

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/267>, abgerufen am 16.06.2024.