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Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr.

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Verlag von Fr. IVilh. Grunow in Leipzig
Fortunatus Laatschy -- Dina. Z!7^n?^er'gImd^'NlZ^
. ' " N"ter der leichten Hülle des französisch klingenden Pseudonyms erkennt der Leser als Verfasser der kleinen Erzählungen
sofort einen Patriotisch cmpftndendcn hochgebildeten Mnuu von süddeutscher Gemütsart, der dem allcuiaunischeu Brudcrstnmm zwischen
Rhein mild ^vgesen ebenso warme als herzcuswahre Syuipatien me"",e"dr"nat. Eine für eigentliche Romanzivecke vielleicht etwas
zu bürgerlich-schlichte Li"des""es>es,e schlingt sich durch den Reigen lebensvoller Szenen ans dein Leben der ländlichen Bevölkerung des
"Mldgaus. in denen der Loknltoii vorzüglich getroffen ist. Besonders wohlthuend berührt die Objektivität und Unbefangenheit in
der Erfassung der verschiednen Elcuicutc, die durch die Neugestaltung der Dinge zum Teil sehr bunt durcheinander gemengt nud
znsammengeriittclt waren Wo die Aufgabe der Rcgcrmauisatiou erwähnt wird, geschieht es meist, um einem fröhlichen Humor das
Wort zu verstatten, der sich das "Leben nud leben lassen" zur Devise erwählt hat; jedenfalls wird nie die Siegerinienc herausgekehrt
oder in die freundliche Harmlosigkeit des Verkehrs durch unzeitiges Anschlagen der politischen Wcrbclrvmuicl eine Störung gebracht.
Wenn diese Art von Schilderung des clsiissischcn Volkslebens weitere Pflege findet, so kann die Wirkung nicht ausbleiben, daß die
Gemeinsamkeit des Volkstums rin eis- und trausrhcnauischcu ANemnunieu immer klarer und deutlicher zum Bewußtsein kommt.
Morddeutsche Allgenicinc Zeitung)
AOl^NL (^n^el in'd^ kleine ^Gefthichten von Kurse Maß. Lin Band. Fein ge-
Fast zlvei Drittel deS Buches nimmt die Tilelcrzählttng ein. Mau könnte sie, anch um ihres Inhalts willen, füglich schon
^ioman nennen. In wohlverbundncu Zügen führt sie uus eine Fniniliengeschichle vor. Ihr Stoff ist sehr aktuell. "Der goldne
Engel ist das Modell eines lenkbarem Luftschiffs, an dessen Konstruktion der Vater nud nach ihm der Sohn ihre Kraft, ihr Ver¬
mögen, die Existenz ihrer Familtcu Jeder. Die Tochter und Schwester der beiden hat das Unding von jeher gebuhlt, aber dnuebeu
>>>r Möglichstes gethan, um durch Verzicht auf alle persönlichen Wünsche und dnrch ihre Arbeir die Familie wenigstens vor dem
völligen Ruin zu bewahren. Endlich wird das Luftschiff doch auch ihr zum Verhängnis. Bei einem Brand im Hanse will sie das
Modell- bergen und geht nnn mit diesem Feind ihres Lebens zugrunde. -- Luise Glas! ist eine nuSgezeichuelc Erzählerin. Knapp
treffsicher in jedem Wort, eine Psychologin nicht gewöhnlicher Art und vou einem stillen Humor, der höchst ersrenltch wirkt. Dnvou
geben auch die zehn kleinen Geschichten des Bandes, jede in ihrer Weise, Zeugnis. (scho-ib. Merkur, Stuttgarts
">
I^ber ti>n 5^t>^^ Lanerngeschichten von Mrnstjern- Kjörnson.
-^^^t. veil 2 Bände. Lein gebunden w Mark.
A"halt: Urne - Synnöve SolbnNen -- Ein fröhlicher Bursch -- Der BraUtmarsch -- Eisenbahn und Kirchhof. ^ Kleine Ge¬
schichten - Das Fischermiidcheu.
I°r"r",., Björnsons Bancrnnovellcn sind nnter dem Titel "Ueber den Hohen Bergen" überaus vornehm ausgestattet in einer neuen
die ° "usgcführtcli Ueberhebung erschiene". Diese einfachen, schlichten Erzählungen sind VjörnsonS Meisterwerke. Sie sind es,
reich^ N."°?ucgischeti Dichter einen bleibenden Platz nnter den Dichtern sichern, und werden anch kommenden Geschlechtern gcnnß-
Stnndcii bereiten, wenn schon so männlich seiner spätern Werke der Vergessenheit anheim gefallen ist. BlörnsviiS Bauern-
Ans Ä.r^innen aus einer Zeit, >vo er seine dichterische Begabung noch nicht in den Dienst der Modcschriftft-llcrci gestellt hatte,
s-enen ^""de werden sie die Mode überdauern, und ihren Wert behalten. In seinen Baucriigcschichtcn hat Blorilion aus
dem d>.',,"ideutschen nahe verwandten Volkstum geschöpft. Das Denken und Handeln der Menschen, die er schildert, entspricht
geräumtEmpfiiidcii. uiid darum wird diesen Erzählungen anch freudig ein Platz im Bücherschrank s
Die Aohlenbrenner. ^N^KS ^
^K^K""^^^
LK.7ÜÄ"e?eSr"
Seite Ä'^ d°r sich zu haben glaubt. Wir legte
Litt,"-!,., !°ehe bald wieder zur Hand zu nehmen!
""atnr kennen gelernt haben.ein ^".".""durchweht ein gesunder Humor, überall aber ein poesicvollcr Hauch das Werk. , ^ ,
"n Original vor sich "u habe" alaubt Wir eadr das Buch, nachdem wir es in c nein Zuge gelesen, Nile dem festen BorM "et
Seite, .."^°^.^..?u.W°°n^w^ es gehört zu den, Jiiteressaiitesten" was >vir von moderner skandinavischer
" Mene Preußische Mrcnz-Z Zeitung, Berlin)

Wertcrg von S. KirzeL in Leipzig
Soeben erschien:
Eduard von Simson
Erinnerungen ecus seinem Leben
zusammengestellt
von
K. n. Simson
Mit 1 Portrait in Heliogravüre und 4 Facsimiles
Preis geheftet M. 8 --, in Halbfranz gebunden M. I".
In beziehen durch alle WucHHerndlungon
Ein wichtiges geographisches Handbuch ist:
ULMW5eM^
22. Kearbeitung. CIn ltorker gr. 0Ktavbancl (b2" Zeiten) mit
Z27 Kbbilliungen u. 5KI^en, 5 bunten lioNen u. 8 karbenclrucktokeln.
vo Zu llelnenboncl MK. ö,S5. -> Zu ttalbkriin?dar6 MK. b.-- o o
?N^lllIk' l. Allgemeine CMuncie. III. lianöslzgeogroptiis. o c> o
-- II. llönllelkunlle. o ° vo IV. SelckicnteäerSeogroptile.
., riiitiOge KeckaKteure Kalten "las VerK IlSnilig auk 6er Nous 6ör leid. ..
,. Sesamtverdreitung llsr ZevilliKlcKen EeogrnpKie l>/- Million Exemplar". ..
Zum 5eMuöium^f.d.hau5bibliolhcku.o. Kondor. D
Urrlag van Fr. Will/. Grmww t" Leipzig
Die drei Kanoniere und andre Geschichten
von <Lrnst Johann Groth
Gin Band. Preis: elegant gebunden M. --
Inhalte Aanonicr Schimnnsky -- Ammonier Ahroham -- Amionier Raocgast -- Die Kuhhaut -- Die Rovistonsrcise -- Es wird schon
kommen -- Leopold Aiimmerlich -- Der Goetheforscher
Mit großem Vergnügen und Behagen haben wir die Ernst Joh. Groth'schen Geschichten gelesen. Er
ist ein Erzähler, an dein man seine Freude hat. Die einzelnen Abschnitte, zum Teil in einem gewissen losen Zu¬
sammenhang stehend, sind sehr geschickt in Komposition und Form. Durch alle zieht sich ein gemütvoller,
sinniger Humor, eine reine, noble Denkungsart, der zwar nichts Menschliches fremd ist, die aber mit bewußtem
Nachdruck bei dem Versöhnenden verweilt und den Dichter als einen Optimisten erkennen laßt, dem doch die
reale Basis nicht mangelt. Gerade diese Grundstimmung ruft in dem Leser eine freudige Zustimmung hervor
und stellt jenen seelischen Konnex her, ohne den die Lektüre eines Buches Verlorne Liebesmühe ist. - - -
lDüna-Zeitung, N,ga)
preis der Grenzboten: vierteljährlich y Mark -- wöchentlich ein Heft -- preis des Heftes einzeln: I Mark
Expedition: Leipzig, Inselstraße 20

Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger
persönlich richten (I. Grunow, Firma: Fr. Wilh. Grunow, Jnselstraße 20).
Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers
geschrieben mit breitem Rande erbeten.
Verlag von Lr. Wilh. Grunow in Leipzig
-Alund der l^ente. Erzählung von Klüse Owsx. Fein gebunden 6 Mark.
Line hübsche, schlichte Erzählung bringt eine Neuigkeit von Luise Gloß. Es ist weniger die trogische Seite der Geschichte
großen Welt in das Getriebe einer Aleinstadt hineinfallen, sonder" die anheimelnde Schilderung eben dieser Verhältnisse an sich.
genauen Renner der einschlägigen Zustände nach dem Leben selbst geschaffen werden kann. Die behagliche Breite und die gemllt-
stellung ihrer Fraueng/stauen gewidmet, die sie vor allem mit einer Fülle seiner, der Natur abgelauschter Züge auszustatten weiß.
(Schlestsche Zeitung>
von einem feinen poetischen bauch durchzogen und doch das Gepräge echten Realismus an sich tragend, führt die Er¬
zählung in das gesellschaftliche Leben einer deutschen Mittelstadt ein. Zu behaglicher Breite schildert sie frisch und ungekünstelt die
einzelnen tonangebenden Familien derselben und weiß vorzüglich für die darin auftretenden Frauengestalte" die vollste Teilnahme
zu erwecken. . . . Die einzelnen Personen mit ihren Eigentümlichkeiten und ihren oft spießbürgerlichen Anschauungen treten dem
Leser so lebenswahr entgegen, als ob er selbst unter ihnen stünde. Niemand wird daher das Buch unbefriedigt aus der Hand lege".
(Zllustrirte Zeitung, Leipzig)
Michel Angelo -- Aovf und Herz -- No" crss 8ca doäis u. s. w. von
Adolf SchmiUlMIier. Gin Band. Fein gebunden 6 Mark.
... Er ist ein Dichter, er schaut die Welt und die Menschen mit den Augen des Dichters an, der ein Sonntagskind ist und viel
weiter und viel mehr als die gewöhnlichen Menschen sieht, er steht den Menchen bis auf den Grund des Herzens u"d weiß dessen
geheimste Regungen zu deuten; mit einer wahren Meisterschaft, oft mit wenigen Strichen charakterisiert er und faßt er die fein¬
sten seelischen Vorgänge in Worte; sein Stil ist ausgereift, seine Schreibweise so schlicht, so einfach und so klassisch schön, an den,
Muster der alten Griechen, die ihm vertraut sind, und Goethes herangebildet. Mit Recht wird unsers Trachtens betont, daß die
ZW Seiten umfassende hauxtnovelle "Ein Michel Angelo" als ein Ereignis zu betrachten ist, daß hier ganz neue und eigne Töne
von einem wahren Dichter angeschlagen werden, daß der Verfasser sich hier zu einerMeisterschaft emporgeschwungen hat, die nur
wenige der modernen Novellisten erreicht haben. Ader auch die andern kleinen Erzählungen und Skizzen sind Meisterwerke in ihrer
Art; jede zeigt den Autor von einer andern Seite in jeder schlägt er andre Töne an, die alle zu herze" dringe" und auch die
kürzesten mächtig ergreisen, so namentlich die so kunstvoll komponierte Schlußnooelle Non er-r" s-et Koclio. Möchten recht viele das
Buch lesen und immer wieder lesen; wer es mit Genuß z" lesen vermag, dem ist das Gefühl für das Schöne in die Seele gelegt.
(Posen er Tageblatt)
-H"
(lit^t. Roman von O. Unoeck. Fein gebunden 7 Mark.
Ein Buch, das man gleich zweimal lesen kann, und das einem beim zweiten male noch besser gefällt als beim ersten, und
Was. Das Was ist äußerst einfach und^, wenn^man will, alltäglich ... -- aber die Darstellung macht lauterste Poesie und ein
volles, rundes Aunstwerk daraus. Das Werk ist wahr durch und durch, aus reifer lebenskenntnis und seinem Verständnis des
Seelenlebens geschrieben, dabei von wunderbarer Plastik der Gestalten und Situationen, und was es ganz besonders sympathisch
wacht, das ist das fein abwägende sittliche Urteil des versassers, die delikate Art, wie er die poetische Gerechtigkeit übt. Aurz
ein ausgezeichnetes Buch! (Bra unschw rigische La n d e szei t ung)
Der erste Beste, Die Neuenhofer Rlucke, Maria
^!ca^eder. Drei Erzählungen von O. Uerbeck. Ein Band. Fein gebunden 6 Mark.
. . . Man hatte es also mit einem Lrzöhlertalent zu thun, das wie Minerva vollgewappnet aus dem Haupte ihres Vaters
sprang sich mit seinen ersten Erzeugnissen in die vorderste Reihe der deutschen Erzähler stellte. Unter all den hohle" Scheingrößen,
die die "Moderne" ausstaffiert mit pariser kappen und norwegischen Flicken, dem geduldigen deutschen Publikum als unübertreffliche
Größe hinstellte und mit komischem Entzückungslallen anpries, ragte dieser ohne Sang und Utang in die Litteratur eintretende
Name um zehn Haupteslängen hervor, alle Vorzüge der neueren Schule, sowiit sie aus Beobachtungsgabe und Studium fließen,
mit den edelsten Vorzügen der Alten, einem einfachen, gediegnen Stil, kraftvoller Charakterzeichnung, unnachahmlich musterhaften
Dialog und herber sittlicher Denkart vereinigend. . . . Wenn wir mit dem Wunsche schließen, den von der Verlagshandlung
schön ausgestatteten Band in den Händen vieler Frauen zu sehen so muß daran die Verwahrung geknüpft werden, daß es nicht
etwa gewöhnliche "Frouenlektüre" ist- Verdecks Erzählungen sind vielmehr ganz darnach angethan, die Abneigung gebildeter Männer
"legen schöngeistige Litteratur zu beseitigen. (Münchner Neueste Nachrichten!
Daraus einzeln:
Der erste Beste. Erzählung von O. Ueroelll. Sonderaufgabe. Fein gebunden S Mark

Gebit und Politik

ogar in Kreisen, die es ernst meinen mit der Erhaltung des
humanistischen Bildungsgangs für unsre führenden Gesellschafts¬
schichten, scheint der Materialismus das Urteil zu beherrschen, sobald
die internationale Politik in Frage kommt. Man riskiert als
ein zu Thaten unfähiger Schwächling, wenn nicht gar als
schlechter Patriot und vaterlandsloser Geselle kurzer Hand abgethan zu werden,
wenn man es wagt, das Problem: Ethik und internationale Politik des Nach¬
denkens überhaupt für wert zu halten und den Krieg nicht schlechthin als etwas
Gutes, Gott Wohlgefälliges zu preisen, sofern nur Aussicht ist, dabei etwas
für die Nation, der man angehört, zu profitieren. Dieses Verhalten steht mit
der ethischen und idealer" Lebensauffassung, die wir Freunde der humanistischen
Bildung dem Volk erhalten wollen, doch in schroffem Widerspruch, worüber
wir uns auch dadurch uicht hinwegtäuschen lassen sollten, daß sich im protestan¬
tischen Deutschland, von dem ich hauptsächlich rede, seit Jahren eine äußerliche
Religiosität breit macht, die sich nach englischem Muster in gedankenloser, ganz
unprotestantischer Rechtgläubigkeit gefällt und sich mit der materialistischen
Moral in Politieis ganz vortrefflich verträgt. Auch mit dem deutschen Volks¬
charakter steht dieser Materialismus in der Politik im Widerspruch. Das deutsche
Volk "bedenkt" die Politik, und vollends die Weltpolitik, die es zu treiben
veranlaßt wird, und die von andern Völkern getrieben wird. Diese Bedenklich-
keit unsers Volks ist eine Tugend, ans die wir stolz sein müssen gegenüber
der Unbedenklichkeit, durch die sich andre Völker ausgezeichnet haben, wenn
wir auch deshalb scheinbar von den skrupelloser übers Ohr gehauen worden
sind. Man sollte sich hüten, den Nachwuchs der gebildeten Klassen auch in
dieser Beziehung zu anglisieren und ihn für das leuchtende Vorbild der Eng¬
länder in Trnusvnal zu begeistern, wie es Einzelne schon versuchen. Das
deutsche Volk wird so am wenigste" für die Weltpolitik, die wir brauchen und
der Kaiser will, erwärmt werden. Und das ist doch dringend nötig.


Grenzboten IV 1900 22


Verlag von Fr. IVilh. Grunow in Leipzig
Fortunatus Laatschy — Dina. Z!7^n?^er'gImd^'NlZ^
. ' " N"ter der leichten Hülle des französisch klingenden Pseudonyms erkennt der Leser als Verfasser der kleinen Erzählungen
sofort einen Patriotisch cmpftndendcn hochgebildeten Mnuu von süddeutscher Gemütsart, der dem allcuiaunischeu Brudcrstnmm zwischen
Rhein mild ^vgesen ebenso warme als herzcuswahre Syuipatien me««,e„dr«nat. Eine für eigentliche Romanzivecke vielleicht etwas
zu bürgerlich-schlichte Li«des««es>es,e schlingt sich durch den Reigen lebensvoller Szenen ans dein Leben der ländlichen Bevölkerung des
«Mldgaus. in denen der Loknltoii vorzüglich getroffen ist. Besonders wohlthuend berührt die Objektivität und Unbefangenheit in
der Erfassung der verschiednen Elcuicutc, die durch die Neugestaltung der Dinge zum Teil sehr bunt durcheinander gemengt nud
znsammengeriittclt waren Wo die Aufgabe der Rcgcrmauisatiou erwähnt wird, geschieht es meist, um einem fröhlichen Humor das
Wort zu verstatten, der sich das „Leben nud leben lassen" zur Devise erwählt hat; jedenfalls wird nie die Siegerinienc herausgekehrt
oder in die freundliche Harmlosigkeit des Verkehrs durch unzeitiges Anschlagen der politischen Wcrbclrvmuicl eine Störung gebracht.
Wenn diese Art von Schilderung des clsiissischcn Volkslebens weitere Pflege findet, so kann die Wirkung nicht ausbleiben, daß die
Gemeinsamkeit des Volkstums rin eis- und trausrhcnauischcu ANemnunieu immer klarer und deutlicher zum Bewußtsein kommt.
Morddeutsche Allgenicinc Zeitung)
AOl^NL (^n^el in'd^ kleine ^Gefthichten von Kurse Maß. Lin Band. Fein ge-
Fast zlvei Drittel deS Buches nimmt die Tilelcrzählttng ein. Mau könnte sie, anch um ihres Inhalts willen, füglich schon
^ioman nennen. In wohlverbundncu Zügen führt sie uus eine Fniniliengeschichle vor. Ihr Stoff ist sehr aktuell. „Der goldne
Engel ist das Modell eines lenkbarem Luftschiffs, an dessen Konstruktion der Vater nud nach ihm der Sohn ihre Kraft, ihr Ver¬
mögen, die Existenz ihrer Familtcu Jeder. Die Tochter und Schwester der beiden hat das Unding von jeher gebuhlt, aber dnuebeu
>>>r Möglichstes gethan, um durch Verzicht auf alle persönlichen Wünsche und dnrch ihre Arbeir die Familie wenigstens vor dem
völligen Ruin zu bewahren. Endlich wird das Luftschiff doch auch ihr zum Verhängnis. Bei einem Brand im Hanse will sie das
Modell- bergen und geht nnn mit diesem Feind ihres Lebens zugrunde. — Luise Glas! ist eine nuSgezeichuelc Erzählerin. Knapp
treffsicher in jedem Wort, eine Psychologin nicht gewöhnlicher Art und vou einem stillen Humor, der höchst ersrenltch wirkt. Dnvou
geben auch die zehn kleinen Geschichten des Bandes, jede in ihrer Weise, Zeugnis. (scho-ib. Merkur, Stuttgarts
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I^ber ti>n 5^t>^^ Lanerngeschichten von Mrnstjern- Kjörnson.
-^^^t. veil 2 Bände. Lein gebunden w Mark.
A»halt: Urne - Synnöve SolbnNen — Ein fröhlicher Bursch — Der BraUtmarsch — Eisenbahn und Kirchhof. ^ Kleine Ge¬
schichten - Das Fischermiidcheu.
I°r»r»,., Björnsons Bancrnnovellcn sind nnter dem Titel „Ueber den Hohen Bergen" überaus vornehm ausgestattet in einer neuen
die ° »usgcführtcli Ueberhebung erschiene». Diese einfachen, schlichten Erzählungen sind VjörnsonS Meisterwerke. Sie sind es,
reich^ N."°?ucgischeti Dichter einen bleibenden Platz nnter den Dichtern sichern, und werden anch kommenden Geschlechtern gcnnß-
Stnndcii bereiten, wenn schon so männlich seiner spätern Werke der Vergessenheit anheim gefallen ist. BlörnsviiS Bauern-
Ans Ä.r^innen aus einer Zeit, >vo er seine dichterische Begabung noch nicht in den Dienst der Modcschriftft-llcrci gestellt hatte,
s-enen ^""de werden sie die Mode überdauern, und ihren Wert behalten. In seinen Baucriigcschichtcn hat Blorilion aus
dem d>.',,»ideutschen nahe verwandten Volkstum geschöpft. Das Denken und Handeln der Menschen, die er schildert, entspricht
geräumtEmpfiiidcii. uiid darum wird diesen Erzählungen anch freudig ein Platz im Bücherschrank s
Die Aohlenbrenner. ^N^KS ^
^K^K«»^^^
LK.7ÜÄ„e?eSr»
Seite Ä'^ d°r sich zu haben glaubt. Wir legte
Litt,"-!,., !°ehe bald wieder zur Hand zu nehmen!
"«atnr kennen gelernt haben.ein ^".".""durchweht ein gesunder Humor, überall aber ein poesicvollcr Hauch das Werk. , ^ ,
"n Original vor sich »u habe» alaubt Wir eadr das Buch, nachdem wir es in c nein Zuge gelesen, Nile dem festen BorM »et
Seite, ..„^°^.^..?u.W°°n^w^ es gehört zu den, Jiiteressaiitesten" was >vir von moderner skandinavischer
" Mene Preußische Mrcnz-Z Zeitung, Berlin)

Wertcrg von S. KirzeL in Leipzig
Soeben erschien:
Eduard von Simson
Erinnerungen ecus seinem Leben
zusammengestellt
von
K. n. Simson
Mit 1 Portrait in Heliogravüre und 4 Facsimiles
Preis geheftet M. 8 —, in Halbfranz gebunden M. I«.
In beziehen durch alle WucHHerndlungon
Ein wichtiges geographisches Handbuch ist:
ULMW5eM^
22. Kearbeitung. CIn ltorker gr. 0Ktavbancl (b2» Zeiten) mit
Z27 Kbbilliungen u. 5KI^en, 5 bunten lioNen u. 8 karbenclrucktokeln.
vo Zu llelnenboncl MK. ö,S5. -> Zu ttalbkriin?dar6 MK. b.— o o
?N^lllIk' l. Allgemeine CMuncie. III. lianöslzgeogroptiis. o c> o
-- II. llönllelkunlle. o ° vo IV. SelckicnteäerSeogroptile.
., riiitiOge KeckaKteure Kalten «las VerK IlSnilig auk 6er Nous 6ör leid. ..
,. Sesamtverdreitung llsr ZevilliKlcKen EeogrnpKie l>/- Million Exemplar«. ..
Zum 5eMuöium^f.d.hau5bibliolhcku.o. Kondor. D
Urrlag van Fr. Will/. Grmww t» Leipzig
Die drei Kanoniere und andre Geschichten
von <Lrnst Johann Groth
Gin Band. Preis: elegant gebunden M. —
Inhalte Aanonicr Schimnnsky — Ammonier Ahroham — Amionier Raocgast — Die Kuhhaut — Die Rovistonsrcise — Es wird schon
kommen — Leopold Aiimmerlich — Der Goetheforscher
Mit großem Vergnügen und Behagen haben wir die Ernst Joh. Groth'schen Geschichten gelesen. Er
ist ein Erzähler, an dein man seine Freude hat. Die einzelnen Abschnitte, zum Teil in einem gewissen losen Zu¬
sammenhang stehend, sind sehr geschickt in Komposition und Form. Durch alle zieht sich ein gemütvoller,
sinniger Humor, eine reine, noble Denkungsart, der zwar nichts Menschliches fremd ist, die aber mit bewußtem
Nachdruck bei dem Versöhnenden verweilt und den Dichter als einen Optimisten erkennen laßt, dem doch die
reale Basis nicht mangelt. Gerade diese Grundstimmung ruft in dem Leser eine freudige Zustimmung hervor
und stellt jenen seelischen Konnex her, ohne den die Lektüre eines Buches Verlorne Liebesmühe ist. - - -
lDüna-Zeitung, N,ga)
preis der Grenzboten: vierteljährlich y Mark — wöchentlich ein Heft — preis des Heftes einzeln: I Mark
Expedition: Leipzig, Inselstraße 20

Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger
persönlich richten (I. Grunow, Firma: Fr. Wilh. Grunow, Jnselstraße 20).
Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers
geschrieben mit breitem Rande erbeten.
Verlag von Lr. Wilh. Grunow in Leipzig
-Alund der l^ente. Erzählung von Klüse Owsx. Fein gebunden 6 Mark.
Line hübsche, schlichte Erzählung bringt eine Neuigkeit von Luise Gloß. Es ist weniger die trogische Seite der Geschichte
großen Welt in das Getriebe einer Aleinstadt hineinfallen, sonder» die anheimelnde Schilderung eben dieser Verhältnisse an sich.
genauen Renner der einschlägigen Zustände nach dem Leben selbst geschaffen werden kann. Die behagliche Breite und die gemllt-
stellung ihrer Fraueng/stauen gewidmet, die sie vor allem mit einer Fülle seiner, der Natur abgelauschter Züge auszustatten weiß.
(Schlestsche Zeitung>
von einem feinen poetischen bauch durchzogen und doch das Gepräge echten Realismus an sich tragend, führt die Er¬
zählung in das gesellschaftliche Leben einer deutschen Mittelstadt ein. Zu behaglicher Breite schildert sie frisch und ungekünstelt die
einzelnen tonangebenden Familien derselben und weiß vorzüglich für die darin auftretenden Frauengestalte» die vollste Teilnahme
zu erwecken. . . . Die einzelnen Personen mit ihren Eigentümlichkeiten und ihren oft spießbürgerlichen Anschauungen treten dem
Leser so lebenswahr entgegen, als ob er selbst unter ihnen stünde. Niemand wird daher das Buch unbefriedigt aus der Hand lege».
(Zllustrirte Zeitung, Leipzig)
Michel Angelo — Aovf und Herz — No» crss 8ca doäis u. s. w. von
Adolf SchmiUlMIier. Gin Band. Fein gebunden 6 Mark.
... Er ist ein Dichter, er schaut die Welt und die Menschen mit den Augen des Dichters an, der ein Sonntagskind ist und viel
weiter und viel mehr als die gewöhnlichen Menschen sieht, er steht den Menchen bis auf den Grund des Herzens u»d weiß dessen
geheimste Regungen zu deuten; mit einer wahren Meisterschaft, oft mit wenigen Strichen charakterisiert er und faßt er die fein¬
sten seelischen Vorgänge in Worte; sein Stil ist ausgereift, seine Schreibweise so schlicht, so einfach und so klassisch schön, an den,
Muster der alten Griechen, die ihm vertraut sind, und Goethes herangebildet. Mit Recht wird unsers Trachtens betont, daß die
ZW Seiten umfassende hauxtnovelle „Ein Michel Angelo" als ein Ereignis zu betrachten ist, daß hier ganz neue und eigne Töne
von einem wahren Dichter angeschlagen werden, daß der Verfasser sich hier zu einerMeisterschaft emporgeschwungen hat, die nur
wenige der modernen Novellisten erreicht haben. Ader auch die andern kleinen Erzählungen und Skizzen sind Meisterwerke in ihrer
Art; jede zeigt den Autor von einer andern Seite in jeder schlägt er andre Töne an, die alle zu herze» dringe» und auch die
kürzesten mächtig ergreisen, so namentlich die so kunstvoll komponierte Schlußnooelle Non er-r» s-et Koclio. Möchten recht viele das
Buch lesen und immer wieder lesen; wer es mit Genuß z» lesen vermag, dem ist das Gefühl für das Schöne in die Seele gelegt.
(Posen er Tageblatt)
-H"
(lit^t. Roman von O. Unoeck. Fein gebunden 7 Mark.
Ein Buch, das man gleich zweimal lesen kann, und das einem beim zweiten male noch besser gefällt als beim ersten, und
Was. Das Was ist äußerst einfach und^, wenn^man will, alltäglich ... — aber die Darstellung macht lauterste Poesie und ein
volles, rundes Aunstwerk daraus. Das Werk ist wahr durch und durch, aus reifer lebenskenntnis und seinem Verständnis des
Seelenlebens geschrieben, dabei von wunderbarer Plastik der Gestalten und Situationen, und was es ganz besonders sympathisch
wacht, das ist das fein abwägende sittliche Urteil des versassers, die delikate Art, wie er die poetische Gerechtigkeit übt. Aurz
ein ausgezeichnetes Buch! (Bra unschw rigische La n d e szei t ung)
Der erste Beste, Die Neuenhofer Rlucke, Maria
^!ca^eder. Drei Erzählungen von O. Uerbeck. Ein Band. Fein gebunden 6 Mark.
. . . Man hatte es also mit einem Lrzöhlertalent zu thun, das wie Minerva vollgewappnet aus dem Haupte ihres Vaters
sprang sich mit seinen ersten Erzeugnissen in die vorderste Reihe der deutschen Erzähler stellte. Unter all den hohle» Scheingrößen,
die die „Moderne" ausstaffiert mit pariser kappen und norwegischen Flicken, dem geduldigen deutschen Publikum als unübertreffliche
Größe hinstellte und mit komischem Entzückungslallen anpries, ragte dieser ohne Sang und Utang in die Litteratur eintretende
Name um zehn Haupteslängen hervor, alle Vorzüge der neueren Schule, sowiit sie aus Beobachtungsgabe und Studium fließen,
mit den edelsten Vorzügen der Alten, einem einfachen, gediegnen Stil, kraftvoller Charakterzeichnung, unnachahmlich musterhaften
Dialog und herber sittlicher Denkart vereinigend. . . . Wenn wir mit dem Wunsche schließen, den von der Verlagshandlung
schön ausgestatteten Band in den Händen vieler Frauen zu sehen so muß daran die Verwahrung geknüpft werden, daß es nicht
etwa gewöhnliche „Frouenlektüre" ist- Verdecks Erzählungen sind vielmehr ganz darnach angethan, die Abneigung gebildeter Männer
«legen schöngeistige Litteratur zu beseitigen. (Münchner Neueste Nachrichten!
Daraus einzeln:
Der erste Beste. Erzählung von O. Ueroelll. Sonderaufgabe. Fein gebunden S Mark

Gebit und Politik

ogar in Kreisen, die es ernst meinen mit der Erhaltung des
humanistischen Bildungsgangs für unsre führenden Gesellschafts¬
schichten, scheint der Materialismus das Urteil zu beherrschen, sobald
die internationale Politik in Frage kommt. Man riskiert als
ein zu Thaten unfähiger Schwächling, wenn nicht gar als
schlechter Patriot und vaterlandsloser Geselle kurzer Hand abgethan zu werden,
wenn man es wagt, das Problem: Ethik und internationale Politik des Nach¬
denkens überhaupt für wert zu halten und den Krieg nicht schlechthin als etwas
Gutes, Gott Wohlgefälliges zu preisen, sofern nur Aussicht ist, dabei etwas
für die Nation, der man angehört, zu profitieren. Dieses Verhalten steht mit
der ethischen und idealer» Lebensauffassung, die wir Freunde der humanistischen
Bildung dem Volk erhalten wollen, doch in schroffem Widerspruch, worüber
wir uns auch dadurch uicht hinwegtäuschen lassen sollten, daß sich im protestan¬
tischen Deutschland, von dem ich hauptsächlich rede, seit Jahren eine äußerliche
Religiosität breit macht, die sich nach englischem Muster in gedankenloser, ganz
unprotestantischer Rechtgläubigkeit gefällt und sich mit der materialistischen
Moral in Politieis ganz vortrefflich verträgt. Auch mit dem deutschen Volks¬
charakter steht dieser Materialismus in der Politik im Widerspruch. Das deutsche
Volk „bedenkt" die Politik, und vollends die Weltpolitik, die es zu treiben
veranlaßt wird, und die von andern Völkern getrieben wird. Diese Bedenklich-
keit unsers Volks ist eine Tugend, ans die wir stolz sein müssen gegenüber
der Unbedenklichkeit, durch die sich andre Völker ausgezeichnet haben, wenn
wir auch deshalb scheinbar von den skrupelloser übers Ohr gehauen worden
sind. Man sollte sich hüten, den Nachwuchs der gebildeten Klassen auch in
dieser Beziehung zu anglisieren und ihn für das leuchtende Vorbild der Eng¬
länder in Trnusvnal zu begeistern, wie es Einzelne schon versuchen. Das
deutsche Volk wird so am wenigste» für die Weltpolitik, die wir brauchen und
der Kaiser will, erwärmt werden. Und das ist doch dringend nötig.


Grenzboten IV 1900 22
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                <p> Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger<lb/>
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Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers<lb/>
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[0279] [Abbildung] Verlag von Fr. IVilh. Grunow in Leipzig Fortunatus Laatschy — Dina. Z!7^n?^er'gImd^'NlZ^ . ' " N"ter der leichten Hülle des französisch klingenden Pseudonyms erkennt der Leser als Verfasser der kleinen Erzählungen sofort einen Patriotisch cmpftndendcn hochgebildeten Mnuu von süddeutscher Gemütsart, der dem allcuiaunischeu Brudcrstnmm zwischen Rhein mild ^vgesen ebenso warme als herzcuswahre Syuipatien me««,e„dr«nat. Eine für eigentliche Romanzivecke vielleicht etwas zu bürgerlich-schlichte Li«des««es>es,e schlingt sich durch den Reigen lebensvoller Szenen ans dein Leben der ländlichen Bevölkerung des «Mldgaus. in denen der Loknltoii vorzüglich getroffen ist. 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III. lianöslzgeogroptiis. o c> o -- II. llönllelkunlle. o ° vo IV. SelckicnteäerSeogroptile. ., riiitiOge KeckaKteure Kalten «las VerK IlSnilig auk 6er Nous 6ör leid. .. ,. Sesamtverdreitung llsr ZevilliKlcKen EeogrnpKie l>/- Million Exemplar«. .. Zum 5eMuöium^f.d.hau5bibliolhcku.o. Kondor. D Urrlag van Fr. Will/. Grmww t» Leipzig Die drei Kanoniere und andre Geschichten von <Lrnst Johann Groth Gin Band. Preis: elegant gebunden M. — Inhalte Aanonicr Schimnnsky — Ammonier Ahroham — Amionier Raocgast — Die Kuhhaut — Die Rovistonsrcise — Es wird schon kommen — Leopold Aiimmerlich — Der Goetheforscher Mit großem Vergnügen und Behagen haben wir die Ernst Joh. Groth'schen Geschichten gelesen. Er ist ein Erzähler, an dein man seine Freude hat. Die einzelnen Abschnitte, zum Teil in einem gewissen losen Zu¬ sammenhang stehend, sind sehr geschickt in Komposition und Form. Durch alle zieht sich ein gemütvoller, sinniger Humor, eine reine, noble Denkungsart, der zwar nichts Menschliches fremd ist, die aber mit bewußtem Nachdruck bei dem Versöhnenden verweilt und den Dichter als einen Optimisten erkennen laßt, dem doch die reale Basis nicht mangelt. Gerade diese Grundstimmung ruft in dem Leser eine freudige Zustimmung hervor und stellt jenen seelischen Konnex her, ohne den die Lektüre eines Buches Verlorne Liebesmühe ist. - - - lDüna-Zeitung, N,ga) preis der Grenzboten: vierteljährlich y Mark — wöchentlich ein Heft — preis des Heftes einzeln: I Mark Expedition: Leipzig, Inselstraße 20 Alle für die Grenzboten bestimmten Aufsätze und Zuschriften wolle man an den Verleger persönlich richten (I. Grunow, Firma: Fr. Wilh. Grunow, Jnselstraße 20). Die Manuskripte werden deutlich und sauber und nur auf die eine Seite des Papiers geschrieben mit breitem Rande erbeten. Verlag von Lr. Wilh. Grunow in Leipzig -Alund der l^ente. Erzählung von Klüse Owsx. Fein gebunden 6 Mark. Line hübsche, schlichte Erzählung bringt eine Neuigkeit von Luise Gloß. Es ist weniger die trogische Seite der Geschichte großen Welt in das Getriebe einer Aleinstadt hineinfallen, sonder» die anheimelnde Schilderung eben dieser Verhältnisse an sich. genauen Renner der einschlägigen Zustände nach dem Leben selbst geschaffen werden kann. Die behagliche Breite und die gemllt- stellung ihrer Fraueng/stauen gewidmet, die sie vor allem mit einer Fülle seiner, der Natur abgelauschter Züge auszustatten weiß. (Schlestsche Zeitung> von einem feinen poetischen bauch durchzogen und doch das Gepräge echten Realismus an sich tragend, führt die Er¬ zählung in das gesellschaftliche Leben einer deutschen Mittelstadt ein. Zu behaglicher Breite schildert sie frisch und ungekünstelt die einzelnen tonangebenden Familien derselben und weiß vorzüglich für die darin auftretenden Frauengestalte» die vollste Teilnahme zu erwecken. . . . Die einzelnen Personen mit ihren Eigentümlichkeiten und ihren oft spießbürgerlichen Anschauungen treten dem Leser so lebenswahr entgegen, als ob er selbst unter ihnen stünde. Niemand wird daher das Buch unbefriedigt aus der Hand lege». (Zllustrirte Zeitung, Leipzig) Michel Angelo — Aovf und Herz — No» crss 8ca doäis u. s. w. von Adolf SchmiUlMIier. Gin Band. Fein gebunden 6 Mark. ... Er ist ein Dichter, er schaut die Welt und die Menschen mit den Augen des Dichters an, der ein Sonntagskind ist und viel weiter und viel mehr als die gewöhnlichen Menschen sieht, er steht den Menchen bis auf den Grund des Herzens u»d weiß dessen geheimste Regungen zu deuten; mit einer wahren Meisterschaft, oft mit wenigen Strichen charakterisiert er und faßt er die fein¬ sten seelischen Vorgänge in Worte; sein Stil ist ausgereift, seine Schreibweise so schlicht, so einfach und so klassisch schön, an den, Muster der alten Griechen, die ihm vertraut sind, und Goethes herangebildet. Mit Recht wird unsers Trachtens betont, daß die ZW Seiten umfassende hauxtnovelle „Ein Michel Angelo" als ein Ereignis zu betrachten ist, daß hier ganz neue und eigne Töne von einem wahren Dichter angeschlagen werden, daß der Verfasser sich hier zu einerMeisterschaft emporgeschwungen hat, die nur wenige der modernen Novellisten erreicht haben. Ader auch die andern kleinen Erzählungen und Skizzen sind Meisterwerke in ihrer Art; jede zeigt den Autor von einer andern Seite in jeder schlägt er andre Töne an, die alle zu herze» dringe» und auch die kürzesten mächtig ergreisen, so namentlich die so kunstvoll komponierte Schlußnooelle Non er-r» s-et Koclio. Möchten recht viele das Buch lesen und immer wieder lesen; wer es mit Genuß z» lesen vermag, dem ist das Gefühl für das Schöne in die Seele gelegt. (Posen er Tageblatt) -H" (lit^t. Roman von O. Unoeck. Fein gebunden 7 Mark. Ein Buch, das man gleich zweimal lesen kann, und das einem beim zweiten male noch besser gefällt als beim ersten, und Was. Das Was ist äußerst einfach und^, wenn^man will, alltäglich ... — aber die Darstellung macht lauterste Poesie und ein volles, rundes Aunstwerk daraus. Das Werk ist wahr durch und durch, aus reifer lebenskenntnis und seinem Verständnis des Seelenlebens geschrieben, dabei von wunderbarer Plastik der Gestalten und Situationen, und was es ganz besonders sympathisch wacht, das ist das fein abwägende sittliche Urteil des versassers, die delikate Art, wie er die poetische Gerechtigkeit übt. Aurz ein ausgezeichnetes Buch! (Bra unschw rigische La n d e szei t ung) Der erste Beste, Die Neuenhofer Rlucke, Maria ^!ca^eder. Drei Erzählungen von O. Uerbeck. Ein Band. Fein gebunden 6 Mark. . . . Man hatte es also mit einem Lrzöhlertalent zu thun, das wie Minerva vollgewappnet aus dem Haupte ihres Vaters sprang sich mit seinen ersten Erzeugnissen in die vorderste Reihe der deutschen Erzähler stellte. Unter all den hohle» Scheingrößen, die die „Moderne" ausstaffiert mit pariser kappen und norwegischen Flicken, dem geduldigen deutschen Publikum als unübertreffliche Größe hinstellte und mit komischem Entzückungslallen anpries, ragte dieser ohne Sang und Utang in die Litteratur eintretende Name um zehn Haupteslängen hervor, alle Vorzüge der neueren Schule, sowiit sie aus Beobachtungsgabe und Studium fließen, mit den edelsten Vorzügen der Alten, einem einfachen, gediegnen Stil, kraftvoller Charakterzeichnung, unnachahmlich musterhaften Dialog und herber sittlicher Denkart vereinigend. . . . Wenn wir mit dem Wunsche schließen, den von der Verlagshandlung schön ausgestatteten Band in den Händen vieler Frauen zu sehen so muß daran die Verwahrung geknüpft werden, daß es nicht etwa gewöhnliche „Frouenlektüre" ist- Verdecks Erzählungen sind vielmehr ganz darnach angethan, die Abneigung gebildeter Männer «legen schöngeistige Litteratur zu beseitigen. (Münchner Neueste Nachrichten! Daraus einzeln: Der erste Beste. Erzählung von O. Ueroelll. Sonderaufgabe. Fein gebunden S Mark Gebit und Politik ogar in Kreisen, die es ernst meinen mit der Erhaltung des humanistischen Bildungsgangs für unsre führenden Gesellschafts¬ schichten, scheint der Materialismus das Urteil zu beherrschen, sobald die internationale Politik in Frage kommt. Man riskiert als ein zu Thaten unfähiger Schwächling, wenn nicht gar als schlechter Patriot und vaterlandsloser Geselle kurzer Hand abgethan zu werden, wenn man es wagt, das Problem: Ethik und internationale Politik des Nach¬ denkens überhaupt für wert zu halten und den Krieg nicht schlechthin als etwas Gutes, Gott Wohlgefälliges zu preisen, sofern nur Aussicht ist, dabei etwas für die Nation, der man angehört, zu profitieren. Dieses Verhalten steht mit der ethischen und idealer» Lebensauffassung, die wir Freunde der humanistischen Bildung dem Volk erhalten wollen, doch in schroffem Widerspruch, worüber wir uns auch dadurch uicht hinwegtäuschen lassen sollten, daß sich im protestan¬ tischen Deutschland, von dem ich hauptsächlich rede, seit Jahren eine äußerliche Religiosität breit macht, die sich nach englischem Muster in gedankenloser, ganz unprotestantischer Rechtgläubigkeit gefällt und sich mit der materialistischen Moral in Politieis ganz vortrefflich verträgt. Auch mit dem deutschen Volks¬ charakter steht dieser Materialismus in der Politik im Widerspruch. Das deutsche Volk „bedenkt" die Politik, und vollends die Weltpolitik, die es zu treiben veranlaßt wird, und die von andern Völkern getrieben wird. Diese Bedenklich- keit unsers Volks ist eine Tugend, ans die wir stolz sein müssen gegenüber der Unbedenklichkeit, durch die sich andre Völker ausgezeichnet haben, wenn wir auch deshalb scheinbar von den skrupelloser übers Ohr gehauen worden sind. Man sollte sich hüten, den Nachwuchs der gebildeten Klassen auch in dieser Beziehung zu anglisieren und ihn für das leuchtende Vorbild der Eng¬ länder in Trnusvnal zu begeistern, wie es Einzelne schon versuchen. Das deutsche Volk wird so am wenigste» für die Weltpolitik, die wir brauchen und der Kaiser will, erwärmt werden. Und das ist doch dringend nötig. Grenzboten IV 1900 22

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 59, 1900, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341871_291076/279>, abgerufen am 24.05.2024.