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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Maßgebliches und Unmaßgebliches

mir die Hand. Ich sagte: "Leben Sie recht wohl!", war aus dem Thor, durch
drei bis vier Straßen im Galopp, in die erste Droschke und in fünf Minuten vor
dem Thor im Thiergarten.

Im Thiergarten accordirte ich mit dem Kutscher. Derselbe brachte mich
glücklich durch Militair Nachts 1 Uhr auf die Würtenberger Grenze. Ju Pforz¬
heim wurden wir von den Preußen angerufen, es war Nachts 11 Uhr, mit "Halt,
wohin?" Der Kutscher sagte: "Nach Willbad ins Würteubergische einen Herrn
abholen." Ich lag unter dem Spritzeuleder, mit des Kutschers Mantel zugedeckt.
Um zwei Uhr saß ich im Omnibus und war um 6 Uhr bei meiner Frau und Freunden
zu Stuttgart, wo man mich rettungslos verloren gegeben. Edle Menschen hatten
meine Frau unterhalten, ihr mich, da sie bei ihrer Arretirung nichts als ein Reit-
kleid hatte, Kleider gegeben. Man gab uns gleich ein anständiges Reisegeld, eine
Empfehlung nach Lüttich, wo ich wahrscheinlich placirt werde. Ich "fand" einen
Paß. Wir sind nun über Heilbronn, Mergentheim, Würzburg, Harun, Butzbach,
Gießen, Wetzlar, Dillenburg und Hachenburg glücklich in Altenkirchcn angekommen
und beabsichtigen von dort über Bonn und Cöln nach Lüttich zu gehen. Alten¬
kirchen, den 28. July 1849. Julius Müller aus Düsseldorf.


Averner
Vou der Venus von Milo und vom Diskvbol.

Der geistvolle und
bissige französische Konsul Fauvel schrieb am 18. September 1822, wenig Jahre
nach dem Auffinden der Venus von Milo, ans Athen: Lonriuo estte ".ctiniiublo
Venus us tisnt xas sa. ovinus als-us su, wallt, e'ost sens "toute qu'vllo t'aum jetoo
Ä Lor tour ctems 1'a.rkne aieliLolvAi^ne pour ^ raniinor clisooräe. In der That
hat der Streit um die kunsthistorische Klassifizierung der Meuschen Göttin -- an
ihrer Schönheit hat noch niemand gezweifelt -- und um die Art ihrer Restau¬
rierung noch uicht geruht, und er ist jetzt lebhafter als je: die Franzosen (aber auch
zahlreiche deutsche Gelehrte) möchten in ihr ein Werk des Praxiteles oder seiner
Schule, die Vertreter der andern Ansicht, an deren Spitze der Münchner Archäo¬
log? Furtwängler steht, ein Werk der spnthellenistischeu Zeit, so um 100 v. Chr.
herum, sehen. Die dreihundert Jahre Differenz haben schon viel Papier und
Druckerschwärze erfordert. Mit der Venus vou Milo sind seiner Zeit zwei Hermen,
eine bärtige und eine jugendliche, und drei Inschriften gefunden und ius Louvre-
Museum gebracht worden. Die eine Inschrift trug den Namen des Künstlers,
Agesandros oder Alexandras ans Antivcheia am Maiandcr. Zeichnungen aus der
Zeit des Fundes geben die Sicherheit, daß die abgebrochne Juschriftplatte zu der
Plinthe der Venus paßte: die Juschriftplatte ist verloren. Eine zweite Inschrift
stand über der Nische (andre sagen, es sei ein Knlkofen gewesen), in der man die
Venus fand: es war eine Weihinschrift, womit ein gewisser Bakchivs, ein Unter-
gymnasiarch, dem Hermes und dem Herakles diese Exedra und noch etwas, vielleicht
gerade die Venus, stiftete: die Inschrift ist verloren. Endlich gab es noch eine
dritte Inschrift, wodurch Thcodoridas, der Sohn des Lnistrntos, dem Hermes etwas
weihte; da auch diese Inschrift verloren war, so muß mau es dem Pariser Archäo¬
logen Reinach gutschreiben, daß wir sie kennen gelernt haben. Die Inschrift war
zur Zeit des Fundes mit einer dazu gehörigen, der bärtigen Herme, gezeichnet
worden, und Reinach hat sie vor einigen Jahren enträtselt. Diese verloren ge-
gnngnen Inschriften haben Mißtrauen erregt, sodaß man sogar von absichtlicher
Entfernung sprach. Denn die Künstlerinschrift würde, da Antivcheia um Maiander
erst 250 gegründet worden ist, den Künstler -- nudros weit ius hellenistische Zeit¬
alter verweisen, was den Franzosen, die auf Praxiteles schwören, gar nicht paßte.
Aber es scheint doch, daß die Inschriften in den Ateliers der Restaurateure des Louvre
verstellt oder umgearbeitet worden sind. Denn die erwähnte Theodoridas-Inschrift hat


Maßgebliches und Unmaßgebliches

mir die Hand. Ich sagte: „Leben Sie recht wohl!", war aus dem Thor, durch
drei bis vier Straßen im Galopp, in die erste Droschke und in fünf Minuten vor
dem Thor im Thiergarten.

Im Thiergarten accordirte ich mit dem Kutscher. Derselbe brachte mich
glücklich durch Militair Nachts 1 Uhr auf die Würtenberger Grenze. Ju Pforz¬
heim wurden wir von den Preußen angerufen, es war Nachts 11 Uhr, mit „Halt,
wohin?" Der Kutscher sagte: „Nach Willbad ins Würteubergische einen Herrn
abholen." Ich lag unter dem Spritzeuleder, mit des Kutschers Mantel zugedeckt.
Um zwei Uhr saß ich im Omnibus und war um 6 Uhr bei meiner Frau und Freunden
zu Stuttgart, wo man mich rettungslos verloren gegeben. Edle Menschen hatten
meine Frau unterhalten, ihr mich, da sie bei ihrer Arretirung nichts als ein Reit-
kleid hatte, Kleider gegeben. Man gab uns gleich ein anständiges Reisegeld, eine
Empfehlung nach Lüttich, wo ich wahrscheinlich placirt werde. Ich „fand" einen
Paß. Wir sind nun über Heilbronn, Mergentheim, Würzburg, Harun, Butzbach,
Gießen, Wetzlar, Dillenburg und Hachenburg glücklich in Altenkirchcn angekommen
und beabsichtigen von dort über Bonn und Cöln nach Lüttich zu gehen. Alten¬
kirchen, den 28. July 1849. Julius Müller aus Düsseldorf.


Averner
Vou der Venus von Milo und vom Diskvbol.

Der geistvolle und
bissige französische Konsul Fauvel schrieb am 18. September 1822, wenig Jahre
nach dem Auffinden der Venus von Milo, ans Athen: Lonriuo estte «.ctiniiublo
Venus us tisnt xas sa. ovinus als-us su, wallt, e'ost sens «toute qu'vllo t'aum jetoo
Ä Lor tour ctems 1'a.rkne aieliLolvAi^ne pour ^ raniinor clisooräe. In der That
hat der Streit um die kunsthistorische Klassifizierung der Meuschen Göttin — an
ihrer Schönheit hat noch niemand gezweifelt — und um die Art ihrer Restau¬
rierung noch uicht geruht, und er ist jetzt lebhafter als je: die Franzosen (aber auch
zahlreiche deutsche Gelehrte) möchten in ihr ein Werk des Praxiteles oder seiner
Schule, die Vertreter der andern Ansicht, an deren Spitze der Münchner Archäo¬
log? Furtwängler steht, ein Werk der spnthellenistischeu Zeit, so um 100 v. Chr.
herum, sehen. Die dreihundert Jahre Differenz haben schon viel Papier und
Druckerschwärze erfordert. Mit der Venus vou Milo sind seiner Zeit zwei Hermen,
eine bärtige und eine jugendliche, und drei Inschriften gefunden und ius Louvre-
Museum gebracht worden. Die eine Inschrift trug den Namen des Künstlers,
Agesandros oder Alexandras ans Antivcheia am Maiandcr. Zeichnungen aus der
Zeit des Fundes geben die Sicherheit, daß die abgebrochne Juschriftplatte zu der
Plinthe der Venus paßte: die Juschriftplatte ist verloren. Eine zweite Inschrift
stand über der Nische (andre sagen, es sei ein Knlkofen gewesen), in der man die
Venus fand: es war eine Weihinschrift, womit ein gewisser Bakchivs, ein Unter-
gymnasiarch, dem Hermes und dem Herakles diese Exedra und noch etwas, vielleicht
gerade die Venus, stiftete: die Inschrift ist verloren. Endlich gab es noch eine
dritte Inschrift, wodurch Thcodoridas, der Sohn des Lnistrntos, dem Hermes etwas
weihte; da auch diese Inschrift verloren war, so muß mau es dem Pariser Archäo¬
logen Reinach gutschreiben, daß wir sie kennen gelernt haben. Die Inschrift war
zur Zeit des Fundes mit einer dazu gehörigen, der bärtigen Herme, gezeichnet
worden, und Reinach hat sie vor einigen Jahren enträtselt. Diese verloren ge-
gnngnen Inschriften haben Mißtrauen erregt, sodaß man sogar von absichtlicher
Entfernung sprach. Denn die Künstlerinschrift würde, da Antivcheia um Maiander
erst 250 gegründet worden ist, den Künstler — nudros weit ius hellenistische Zeit¬
alter verweisen, was den Franzosen, die auf Praxiteles schwören, gar nicht paßte.
Aber es scheint doch, daß die Inschriften in den Ateliers der Restaurateure des Louvre
verstellt oder umgearbeitet worden sind. Denn die erwähnte Theodoridas-Inschrift hat


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[0482] Maßgebliches und Unmaßgebliches mir die Hand. Ich sagte: „Leben Sie recht wohl!", war aus dem Thor, durch drei bis vier Straßen im Galopp, in die erste Droschke und in fünf Minuten vor dem Thor im Thiergarten. Im Thiergarten accordirte ich mit dem Kutscher. Derselbe brachte mich glücklich durch Militair Nachts 1 Uhr auf die Würtenberger Grenze. Ju Pforz¬ heim wurden wir von den Preußen angerufen, es war Nachts 11 Uhr, mit „Halt, wohin?" Der Kutscher sagte: „Nach Willbad ins Würteubergische einen Herrn abholen." Ich lag unter dem Spritzeuleder, mit des Kutschers Mantel zugedeckt. Um zwei Uhr saß ich im Omnibus und war um 6 Uhr bei meiner Frau und Freunden zu Stuttgart, wo man mich rettungslos verloren gegeben. Edle Menschen hatten meine Frau unterhalten, ihr mich, da sie bei ihrer Arretirung nichts als ein Reit- kleid hatte, Kleider gegeben. Man gab uns gleich ein anständiges Reisegeld, eine Empfehlung nach Lüttich, wo ich wahrscheinlich placirt werde. Ich „fand" einen Paß. Wir sind nun über Heilbronn, Mergentheim, Würzburg, Harun, Butzbach, Gießen, Wetzlar, Dillenburg und Hachenburg glücklich in Altenkirchcn angekommen und beabsichtigen von dort über Bonn und Cöln nach Lüttich zu gehen. Alten¬ kirchen, den 28. July 1849. Julius Müller aus Düsseldorf. Averner Vou der Venus von Milo und vom Diskvbol. Der geistvolle und bissige französische Konsul Fauvel schrieb am 18. September 1822, wenig Jahre nach dem Auffinden der Venus von Milo, ans Athen: Lonriuo estte «.ctiniiublo Venus us tisnt xas sa. ovinus als-us su, wallt, e'ost sens «toute qu'vllo t'aum jetoo Ä Lor tour ctems 1'a.rkne aieliLolvAi^ne pour ^ raniinor clisooräe. In der That hat der Streit um die kunsthistorische Klassifizierung der Meuschen Göttin — an ihrer Schönheit hat noch niemand gezweifelt — und um die Art ihrer Restau¬ rierung noch uicht geruht, und er ist jetzt lebhafter als je: die Franzosen (aber auch zahlreiche deutsche Gelehrte) möchten in ihr ein Werk des Praxiteles oder seiner Schule, die Vertreter der andern Ansicht, an deren Spitze der Münchner Archäo¬ log? Furtwängler steht, ein Werk der spnthellenistischeu Zeit, so um 100 v. Chr. herum, sehen. Die dreihundert Jahre Differenz haben schon viel Papier und Druckerschwärze erfordert. Mit der Venus vou Milo sind seiner Zeit zwei Hermen, eine bärtige und eine jugendliche, und drei Inschriften gefunden und ius Louvre- Museum gebracht worden. Die eine Inschrift trug den Namen des Künstlers, Agesandros oder Alexandras ans Antivcheia am Maiandcr. Zeichnungen aus der Zeit des Fundes geben die Sicherheit, daß die abgebrochne Juschriftplatte zu der Plinthe der Venus paßte: die Juschriftplatte ist verloren. Eine zweite Inschrift stand über der Nische (andre sagen, es sei ein Knlkofen gewesen), in der man die Venus fand: es war eine Weihinschrift, womit ein gewisser Bakchivs, ein Unter- gymnasiarch, dem Hermes und dem Herakles diese Exedra und noch etwas, vielleicht gerade die Venus, stiftete: die Inschrift ist verloren. Endlich gab es noch eine dritte Inschrift, wodurch Thcodoridas, der Sohn des Lnistrntos, dem Hermes etwas weihte; da auch diese Inschrift verloren war, so muß mau es dem Pariser Archäo¬ logen Reinach gutschreiben, daß wir sie kennen gelernt haben. Die Inschrift war zur Zeit des Fundes mit einer dazu gehörigen, der bärtigen Herme, gezeichnet worden, und Reinach hat sie vor einigen Jahren enträtselt. Diese verloren ge- gnngnen Inschriften haben Mißtrauen erregt, sodaß man sogar von absichtlicher Entfernung sprach. Denn die Künstlerinschrift würde, da Antivcheia um Maiander erst 250 gegründet worden ist, den Künstler — nudros weit ius hellenistische Zeit¬ alter verweisen, was den Franzosen, die auf Praxiteles schwören, gar nicht paßte. Aber es scheint doch, daß die Inschriften in den Ateliers der Restaurateure des Louvre verstellt oder umgearbeitet worden sind. Denn die erwähnte Theodoridas-Inschrift hat

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/482>, abgerufen am 05.05.2024.