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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr.

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Jedoch die Vorsehung hatte es anders beschlossen: In Eppingen wurde ich
arretirt und mit vier Gensdarmen nach dein Hauptquartier der Preußen zu Carls-
ruhe eskortirt. Dort habe ich achtzehn qualvolle Tage zugebracht. Als ich vor
den Auditeur kam, hörte ich den Oberst von Frankenstein sagen: "Verwahren Sie
mir nur den Kinkel gut; die Kerls gehören in Ketten und Banden!"

Was wir im Gefängniß zu Carlsruhe gelitten, ist keine Feder im Stande zu
beschreiben. Die deutsche Sprache hat kein Wort dafür, diese infame Behandlung
zu bezeichnen, die uns zu Theil wurde. Das Essen bestand ans einem Pfund
schwarz Brod; Mittags dünne Hülsenfrüchte und Abends Wassersuppe. Ju einem
Zimmer von 7 Fuß Breite und 12 Fuß Länge saßen 5 bis 0, auch 7 Personen
nuf einem halbfaulem, vou Ungeziefer wimmelnden Strvhsnck; das Meublement be¬
stand aus 0 Schüsseln und 2 Löffeln und dem Nachtstuhl, der auch als Tisch
diente. Die Luft war verpestet, und nun die infame Behandlung! Kam so ein
preußischer Offizier, so hieß es: "Aufstehen! Ihr Hunde gehört in Eisen und
Ketten!" "Jetzt kannst Du studiren, Pfaff!" sagten sie zum Pfarrer Schlatter, welcher
Mitglied der constituirenden Versammlung gewesen. Kurz, alles wurde uns ver¬
sagt. Kein Handtuch, kein Waschwasser! Keine Wäsche konnten wir wechseln.
Hundertmal wünschten Nur uns den Tod!

Am 16. dös. Mes. wurde ich Morgens 9 Uhr mit einen, polnischen Offizier
von 2 Gensdarmen und 4 Soldaten nach dem Stnndehnus eskortirt. Hier
war das Untersnchuugsgericht. Man hatte nach Düsseldorf geschrieben. Von dort
War ich stark gravirt. Es hieß, ich sei Landwehrmann, Hanptbctheiligter beim
Aufstand gewesen, würde deshalb steckbrieflich verfolgt. Denn lag eine Quittung
vor, die man in meinem Portefeuille gefunden, über 70000 Zündhütchen, die ich
dem Bürgerdietator Gögg geschrieben und vergessen abzugeben, dann mein Abschied
von Schleswig-Holstein und mein Attest aus dem Central-März-Verein, wo ich
4 Monat als Gehülfe gearbeitet, von Raveaux, Simon und Schüler unterzeichnet,
dünn die Büchsen ans dem Museum, dann eine Zeitung, wo wir beschrieben, als
Willich, meine Fran und ich in Carlsruhe einrückten und von Brentano abgeholt
wurden. Kurz, am Schluß sagte der Auditeur: "Sie werden wahrscheinlich stand¬
rechtlich erschossen; diesen Nachmittag wird Ihnen das Urtheil publicirt." Ich er¬
widerte: "Ich werde als Manu zu sterben wissen und Sie, meine Herrn, werden
über kurz oder lang an Laterncnpfähle gehangen."

Um 3 Uhr Nachmittags wurde ich und drei Bndenser von einem Gensdarm
und vier Soldaten nach dem Ständehans gebracht, wo mir das Urtheil publicirt
werden sollte. Unter dem Ständehaus geht es links die Treppe hinauf; dort ist
gleich das Untersuchungszimmer für die Badenser. Der Gensdarm blieb mit den
drei Badeuseru dort und bedeutete mir, in den Gang zu gehen, wo ich MorgenL
gewesen. Der Gang stand voller Preußen. Der Gensdarm glaubte, ich könnte
aus dem Gange nicht fort, blieb also ruhig um Anfang des Ganges, ohne mich
den Preußen zu übergeben. Der Obrist von Frankenstein kam mir gleich nach; er
war Präses der Vernrtheilnngskommissiou. Als derselbe ins Zimmer trat, sah ich
drei Offiziere und deu Auditeur in Galauniform. Ich sagte zu einem Posten:
"Darf ich eintrete"? Ich bin Zeuge." Derselbe erwiderte: "Nein, gleich kommt
ein Preuße; der wird standrechtlich verurtheilt; deu sollen wir abholen." Da dachte
ich "entweder oder." Ich ging ruhig durch die Preußen bis an das Ende des
Ganges, schloß die Thür auf, hinter mir ab und ging über den Hof. Die Preuße"
lagen im Fenster, vermuthete" in mir, da der Gensdarm mich ihnen nicht über¬
geben und ich anständig gekleidet, keinen Arrestanten. Unter dein Thor begegnete
mir der Gensdarm, der mich Morgens transportirt. Der frug, wohin. Ich er¬
widerte: "El, wissen Sie denn noch nicht, daß ich frei bin?" Der Geusdarm gab


Grenzboten >! 1901 (!s)

Jedoch die Vorsehung hatte es anders beschlossen: In Eppingen wurde ich
arretirt und mit vier Gensdarmen nach dein Hauptquartier der Preußen zu Carls-
ruhe eskortirt. Dort habe ich achtzehn qualvolle Tage zugebracht. Als ich vor
den Auditeur kam, hörte ich den Oberst von Frankenstein sagen: „Verwahren Sie
mir nur den Kinkel gut; die Kerls gehören in Ketten und Banden!"

Was wir im Gefängniß zu Carlsruhe gelitten, ist keine Feder im Stande zu
beschreiben. Die deutsche Sprache hat kein Wort dafür, diese infame Behandlung
zu bezeichnen, die uns zu Theil wurde. Das Essen bestand ans einem Pfund
schwarz Brod; Mittags dünne Hülsenfrüchte und Abends Wassersuppe. Ju einem
Zimmer von 7 Fuß Breite und 12 Fuß Länge saßen 5 bis 0, auch 7 Personen
nuf einem halbfaulem, vou Ungeziefer wimmelnden Strvhsnck; das Meublement be¬
stand aus 0 Schüsseln und 2 Löffeln und dem Nachtstuhl, der auch als Tisch
diente. Die Luft war verpestet, und nun die infame Behandlung! Kam so ein
preußischer Offizier, so hieß es: „Aufstehen! Ihr Hunde gehört in Eisen und
Ketten!" „Jetzt kannst Du studiren, Pfaff!" sagten sie zum Pfarrer Schlatter, welcher
Mitglied der constituirenden Versammlung gewesen. Kurz, alles wurde uns ver¬
sagt. Kein Handtuch, kein Waschwasser! Keine Wäsche konnten wir wechseln.
Hundertmal wünschten Nur uns den Tod!

Am 16. dös. Mes. wurde ich Morgens 9 Uhr mit einen, polnischen Offizier
von 2 Gensdarmen und 4 Soldaten nach dem Stnndehnus eskortirt. Hier
war das Untersnchuugsgericht. Man hatte nach Düsseldorf geschrieben. Von dort
War ich stark gravirt. Es hieß, ich sei Landwehrmann, Hanptbctheiligter beim
Aufstand gewesen, würde deshalb steckbrieflich verfolgt. Denn lag eine Quittung
vor, die man in meinem Portefeuille gefunden, über 70000 Zündhütchen, die ich
dem Bürgerdietator Gögg geschrieben und vergessen abzugeben, dann mein Abschied
von Schleswig-Holstein und mein Attest aus dem Central-März-Verein, wo ich
4 Monat als Gehülfe gearbeitet, von Raveaux, Simon und Schüler unterzeichnet,
dünn die Büchsen ans dem Museum, dann eine Zeitung, wo wir beschrieben, als
Willich, meine Fran und ich in Carlsruhe einrückten und von Brentano abgeholt
wurden. Kurz, am Schluß sagte der Auditeur: „Sie werden wahrscheinlich stand¬
rechtlich erschossen; diesen Nachmittag wird Ihnen das Urtheil publicirt." Ich er¬
widerte: „Ich werde als Manu zu sterben wissen und Sie, meine Herrn, werden
über kurz oder lang an Laterncnpfähle gehangen."

Um 3 Uhr Nachmittags wurde ich und drei Bndenser von einem Gensdarm
und vier Soldaten nach dem Ständehans gebracht, wo mir das Urtheil publicirt
werden sollte. Unter dem Ständehaus geht es links die Treppe hinauf; dort ist
gleich das Untersuchungszimmer für die Badenser. Der Gensdarm blieb mit den
drei Badeuseru dort und bedeutete mir, in den Gang zu gehen, wo ich MorgenL
gewesen. Der Gang stand voller Preußen. Der Gensdarm glaubte, ich könnte
aus dem Gange nicht fort, blieb also ruhig um Anfang des Ganges, ohne mich
den Preußen zu übergeben. Der Obrist von Frankenstein kam mir gleich nach; er
war Präses der Vernrtheilnngskommissiou. Als derselbe ins Zimmer trat, sah ich
drei Offiziere und deu Auditeur in Galauniform. Ich sagte zu einem Posten:
„Darf ich eintrete»? Ich bin Zeuge." Derselbe erwiderte: „Nein, gleich kommt
ein Preuße; der wird standrechtlich verurtheilt; deu sollen wir abholen." Da dachte
ich „entweder oder." Ich ging ruhig durch die Preußen bis an das Ende des
Ganges, schloß die Thür auf, hinter mir ab und ging über den Hof. Die Preuße»
lagen im Fenster, vermuthete» in mir, da der Gensdarm mich ihnen nicht über¬
geben und ich anständig gekleidet, keinen Arrestanten. Unter dein Thor begegnete
mir der Gensdarm, der mich Morgens transportirt. Der frug, wohin. Ich er¬
widerte: „El, wissen Sie denn noch nicht, daß ich frei bin?" Der Geusdarm gab


Grenzboten >! 1901 (!s)
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[0481] Jedoch die Vorsehung hatte es anders beschlossen: In Eppingen wurde ich arretirt und mit vier Gensdarmen nach dein Hauptquartier der Preußen zu Carls- ruhe eskortirt. Dort habe ich achtzehn qualvolle Tage zugebracht. Als ich vor den Auditeur kam, hörte ich den Oberst von Frankenstein sagen: „Verwahren Sie mir nur den Kinkel gut; die Kerls gehören in Ketten und Banden!" Was wir im Gefängniß zu Carlsruhe gelitten, ist keine Feder im Stande zu beschreiben. Die deutsche Sprache hat kein Wort dafür, diese infame Behandlung zu bezeichnen, die uns zu Theil wurde. Das Essen bestand ans einem Pfund schwarz Brod; Mittags dünne Hülsenfrüchte und Abends Wassersuppe. Ju einem Zimmer von 7 Fuß Breite und 12 Fuß Länge saßen 5 bis 0, auch 7 Personen nuf einem halbfaulem, vou Ungeziefer wimmelnden Strvhsnck; das Meublement be¬ stand aus 0 Schüsseln und 2 Löffeln und dem Nachtstuhl, der auch als Tisch diente. Die Luft war verpestet, und nun die infame Behandlung! Kam so ein preußischer Offizier, so hieß es: „Aufstehen! Ihr Hunde gehört in Eisen und Ketten!" „Jetzt kannst Du studiren, Pfaff!" sagten sie zum Pfarrer Schlatter, welcher Mitglied der constituirenden Versammlung gewesen. Kurz, alles wurde uns ver¬ sagt. Kein Handtuch, kein Waschwasser! Keine Wäsche konnten wir wechseln. Hundertmal wünschten Nur uns den Tod! Am 16. dös. Mes. wurde ich Morgens 9 Uhr mit einen, polnischen Offizier von 2 Gensdarmen und 4 Soldaten nach dem Stnndehnus eskortirt. Hier war das Untersnchuugsgericht. Man hatte nach Düsseldorf geschrieben. Von dort War ich stark gravirt. Es hieß, ich sei Landwehrmann, Hanptbctheiligter beim Aufstand gewesen, würde deshalb steckbrieflich verfolgt. Denn lag eine Quittung vor, die man in meinem Portefeuille gefunden, über 70000 Zündhütchen, die ich dem Bürgerdietator Gögg geschrieben und vergessen abzugeben, dann mein Abschied von Schleswig-Holstein und mein Attest aus dem Central-März-Verein, wo ich 4 Monat als Gehülfe gearbeitet, von Raveaux, Simon und Schüler unterzeichnet, dünn die Büchsen ans dem Museum, dann eine Zeitung, wo wir beschrieben, als Willich, meine Fran und ich in Carlsruhe einrückten und von Brentano abgeholt wurden. Kurz, am Schluß sagte der Auditeur: „Sie werden wahrscheinlich stand¬ rechtlich erschossen; diesen Nachmittag wird Ihnen das Urtheil publicirt." Ich er¬ widerte: „Ich werde als Manu zu sterben wissen und Sie, meine Herrn, werden über kurz oder lang an Laterncnpfähle gehangen." Um 3 Uhr Nachmittags wurde ich und drei Bndenser von einem Gensdarm und vier Soldaten nach dem Ständehans gebracht, wo mir das Urtheil publicirt werden sollte. Unter dem Ständehaus geht es links die Treppe hinauf; dort ist gleich das Untersuchungszimmer für die Badenser. Der Gensdarm blieb mit den drei Badeuseru dort und bedeutete mir, in den Gang zu gehen, wo ich MorgenL gewesen. Der Gang stand voller Preußen. Der Gensdarm glaubte, ich könnte aus dem Gange nicht fort, blieb also ruhig um Anfang des Ganges, ohne mich den Preußen zu übergeben. Der Obrist von Frankenstein kam mir gleich nach; er war Präses der Vernrtheilnngskommissiou. Als derselbe ins Zimmer trat, sah ich drei Offiziere und deu Auditeur in Galauniform. Ich sagte zu einem Posten: „Darf ich eintrete»? Ich bin Zeuge." Derselbe erwiderte: „Nein, gleich kommt ein Preuße; der wird standrechtlich verurtheilt; deu sollen wir abholen." Da dachte ich „entweder oder." Ich ging ruhig durch die Preußen bis an das Ende des Ganges, schloß die Thür auf, hinter mir ab und ging über den Hof. Die Preuße» lagen im Fenster, vermuthete» in mir, da der Gensdarm mich ihnen nicht über¬ geben und ich anständig gekleidet, keinen Arrestanten. Unter dein Thor begegnete mir der Gensdarm, der mich Morgens transportirt. Der frug, wohin. Ich er¬ widerte: „El, wissen Sie denn noch nicht, daß ich frei bin?" Der Geusdarm gab Grenzboten >! 1901 (!s)

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Zweites Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_234529/481>, abgerufen am 26.05.2024.