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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Holland und Deutschland

nrch einige Zeitungen ist vor längerer Zeit die Nachricht gegangen,
daß Emden am Dvllart zum Kriegshafen gemacht werden solle.
Nicht die eigentliche Stadt selbst, weil man hier mit denselben
Schwierigkeiten zu kämpfen haben würde, wie bei den Anlagen
von WilhelmShaveu, sondern ein etwas mehr als eine Stunde
westlich davon liegender Punkt, die Krot genannt. Dies ist die Stelle, die
auf der preußischen Seite des Meerbusens allein vor Verschickung gewahrt ist,
die deshalb jahraus jahrein denselben Wasserstnud zeigt und anch zur Zeit
der tiefsten Ebbe Tiefe genug haben soll, auch den schwersten Kriegsschiffen
die Einfahrt zu erlauben. Doch uicht darüber soll hier die Rede sein, welche
Vorteile unsrer Marine eine kriegerische Anlage an diesem Pnnkte bieten würde.
Schon aus dem Gründe nicht, weil nach dem Urteile vieler Sachverständigen
ihre Verwirklichung, dem Gang der Entwicklung entsprechend, den unsre Kriegs¬
flotte infolge des Gesetzes vom 14. Juni nehmen muß, nur eine Frage der
Zeit sein könne.

Dagegen ist die ausgeworfne Frage auch sonst wichtig und bedeutsam
genug, an sie eine Erörterung zu knüpfen, die wirtschaftlich und politisch voll
des aktuellsten Interesses ist. Schon am Ende der fünfziger Jahre war die
Absicht der preußischen Regierung auf eine Lnnderwerbnng zum Zweck einer
Hafennnlage in der bezeichneten Gegend gerichtet, doch sie scheiterte an dem
Widerstände Hannovers. Aber auch wenn die Pläne für die erste Grundlegung
einer dentschen Seemacht einer bundesfreuudlicheru und nationaler" Auffassung
des Welfenstaats begegnet wären, so Hütte sich doch jenseits der Bereitwilligkeit
"er befreundeten Macht ein andres Hindernis erhoben, das deshalb schwieriger
zu überwinden war, weil es von einem fremden Staate ausging. Noch vor
mien Jahrzehnt und gewiß erst recht zu einer Zeit, wo sich die ersten Ge¬
danken an Seegeltnng in Deutschland zu regen begannen, würde die Absicht,
unen Kriegshafen der niederländischen Küste gegenüber zu bauen, in Holland


Grenzboten 111 1901 19


Holland und Deutschland

nrch einige Zeitungen ist vor längerer Zeit die Nachricht gegangen,
daß Emden am Dvllart zum Kriegshafen gemacht werden solle.
Nicht die eigentliche Stadt selbst, weil man hier mit denselben
Schwierigkeiten zu kämpfen haben würde, wie bei den Anlagen
von WilhelmShaveu, sondern ein etwas mehr als eine Stunde
westlich davon liegender Punkt, die Krot genannt. Dies ist die Stelle, die
auf der preußischen Seite des Meerbusens allein vor Verschickung gewahrt ist,
die deshalb jahraus jahrein denselben Wasserstnud zeigt und anch zur Zeit
der tiefsten Ebbe Tiefe genug haben soll, auch den schwersten Kriegsschiffen
die Einfahrt zu erlauben. Doch uicht darüber soll hier die Rede sein, welche
Vorteile unsrer Marine eine kriegerische Anlage an diesem Pnnkte bieten würde.
Schon aus dem Gründe nicht, weil nach dem Urteile vieler Sachverständigen
ihre Verwirklichung, dem Gang der Entwicklung entsprechend, den unsre Kriegs¬
flotte infolge des Gesetzes vom 14. Juni nehmen muß, nur eine Frage der
Zeit sein könne.

Dagegen ist die ausgeworfne Frage auch sonst wichtig und bedeutsam
genug, an sie eine Erörterung zu knüpfen, die wirtschaftlich und politisch voll
des aktuellsten Interesses ist. Schon am Ende der fünfziger Jahre war die
Absicht der preußischen Regierung auf eine Lnnderwerbnng zum Zweck einer
Hafennnlage in der bezeichneten Gegend gerichtet, doch sie scheiterte an dem
Widerstände Hannovers. Aber auch wenn die Pläne für die erste Grundlegung
einer dentschen Seemacht einer bundesfreuudlicheru und nationaler» Auffassung
des Welfenstaats begegnet wären, so Hütte sich doch jenseits der Bereitwilligkeit
"er befreundeten Macht ein andres Hindernis erhoben, das deshalb schwieriger
zu überwinden war, weil es von einem fremden Staate ausging. Noch vor
mien Jahrzehnt und gewiß erst recht zu einer Zeit, wo sich die ersten Ge¬
danken an Seegeltnng in Deutschland zu regen begannen, würde die Absicht,
unen Kriegshafen der niederländischen Küste gegenüber zu bauen, in Holland


Grenzboten 111 1901 19
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[0153] [Abbildung] Holland und Deutschland nrch einige Zeitungen ist vor längerer Zeit die Nachricht gegangen, daß Emden am Dvllart zum Kriegshafen gemacht werden solle. Nicht die eigentliche Stadt selbst, weil man hier mit denselben Schwierigkeiten zu kämpfen haben würde, wie bei den Anlagen von WilhelmShaveu, sondern ein etwas mehr als eine Stunde westlich davon liegender Punkt, die Krot genannt. Dies ist die Stelle, die auf der preußischen Seite des Meerbusens allein vor Verschickung gewahrt ist, die deshalb jahraus jahrein denselben Wasserstnud zeigt und anch zur Zeit der tiefsten Ebbe Tiefe genug haben soll, auch den schwersten Kriegsschiffen die Einfahrt zu erlauben. Doch uicht darüber soll hier die Rede sein, welche Vorteile unsrer Marine eine kriegerische Anlage an diesem Pnnkte bieten würde. Schon aus dem Gründe nicht, weil nach dem Urteile vieler Sachverständigen ihre Verwirklichung, dem Gang der Entwicklung entsprechend, den unsre Kriegs¬ flotte infolge des Gesetzes vom 14. Juni nehmen muß, nur eine Frage der Zeit sein könne. Dagegen ist die ausgeworfne Frage auch sonst wichtig und bedeutsam genug, an sie eine Erörterung zu knüpfen, die wirtschaftlich und politisch voll des aktuellsten Interesses ist. Schon am Ende der fünfziger Jahre war die Absicht der preußischen Regierung auf eine Lnnderwerbnng zum Zweck einer Hafennnlage in der bezeichneten Gegend gerichtet, doch sie scheiterte an dem Widerstände Hannovers. Aber auch wenn die Pläne für die erste Grundlegung einer dentschen Seemacht einer bundesfreuudlicheru und nationaler» Auffassung des Welfenstaats begegnet wären, so Hütte sich doch jenseits der Bereitwilligkeit "er befreundeten Macht ein andres Hindernis erhoben, das deshalb schwieriger zu überwinden war, weil es von einem fremden Staate ausging. Noch vor mien Jahrzehnt und gewiß erst recht zu einer Zeit, wo sich die ersten Ge¬ danken an Seegeltnng in Deutschland zu regen begannen, würde die Absicht, unen Kriegshafen der niederländischen Küste gegenüber zu bauen, in Holland Grenzboten 111 1901 19

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/153>, abgerufen am 28.04.2024.