Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

Bild:
<< vorherige Seite


Die englische Lokalverwaltung
^. Geschichte

er englische Staat ist der einige Großstaat, von dem wir
Dentschen mich anders als bloß dnrch abschreckende Beispiele
lernen können. Schon dadurch rechtfertigt sich das Interesse,
das man bei uns der englischen Geschichte und den englischen
Zuständen widmet, lind gerade setzt wird dieses Interesse dnrch
den Umstand erhöht, daß es sich in den mancherlei Krisen, die das Land zu
bestehn hat, zeigen "aß, ob die gewaltige" Umwandlungen, die es im vorigen
Jahrhundert erlitten hat, die Umbildung seiner sozialen Struktur und seiner
politischen Verfassung, seine Widerstandskraft und Leistungsfähigkeit gestärkt
oder geschwächt haben. Darm" darf ein Wert, das neue Einblicke in das
englische Staatswese" eröffnet, als ein nicht unwichtiges Ereignis angesehen
werden. Unsre Auffassung englischer Zustände ist bisher vorzugsweise durch
Gneist und Lothar Bucher bestimmt, dann von Brentano und den Sozialisten
verschiedner Schattierungen beeinflußt worden. Der Verfasser des unten ge¬
nannten, ans umfangreichen Quellenstudien und Nachforschungen an Ort "ud
Stelle beruhenden Werkes") um erklärt Greises Auffassung für der Haupt¬
sache nach falsch. Es wird darum zweifellos eine gelehrte Polemik hervor¬
rufen, die zu einer Entscheidung für Gneist oder für Redlich führen muß. Um
den Lesern eine Grundlage darzubieten, von der ans sie diese Polemik ver¬
folgen können, versuchen wir, ihnen den Hauptinhalt des Werkes i" eine",
kurzen Auszuge vorzulegen, und zwar im Anschluß nu die Einteilung des
^"ass in drei Aufsätze", die die Entwicklungsgeschichte des englischen Self-
M'ermmnts, seinen gegenwärtigen Zustand und die Auseinandersetzung mit
Gneist behandeln sollen. Zur Erklürnng des Titels schicken wir voraus, daß



*) Englische Lokalverwnltung. Darstellung der innern Verwaltung Englands in
'hrer geschichtliche, Entwicklung und in ihrer gegenwärtigen Gestalt, Po" Ur, Josef Redlich,
^''PZig, Duncker und Humblot, >!>0l, XXII und "35 Seite",
Gen>zi>öde" til 1901 55


Die englische Lokalverwaltung
^. Geschichte

er englische Staat ist der einige Großstaat, von dem wir
Dentschen mich anders als bloß dnrch abschreckende Beispiele
lernen können. Schon dadurch rechtfertigt sich das Interesse,
das man bei uns der englischen Geschichte und den englischen
Zuständen widmet, lind gerade setzt wird dieses Interesse dnrch
den Umstand erhöht, daß es sich in den mancherlei Krisen, die das Land zu
bestehn hat, zeigen »aß, ob die gewaltige» Umwandlungen, die es im vorigen
Jahrhundert erlitten hat, die Umbildung seiner sozialen Struktur und seiner
politischen Verfassung, seine Widerstandskraft und Leistungsfähigkeit gestärkt
oder geschwächt haben. Darm» darf ein Wert, das neue Einblicke in das
englische Staatswese» eröffnet, als ein nicht unwichtiges Ereignis angesehen
werden. Unsre Auffassung englischer Zustände ist bisher vorzugsweise durch
Gneist und Lothar Bucher bestimmt, dann von Brentano und den Sozialisten
verschiedner Schattierungen beeinflußt worden. Der Verfasser des unten ge¬
nannten, ans umfangreichen Quellenstudien und Nachforschungen an Ort »ud
Stelle beruhenden Werkes") um erklärt Greises Auffassung für der Haupt¬
sache nach falsch. Es wird darum zweifellos eine gelehrte Polemik hervor¬
rufen, die zu einer Entscheidung für Gneist oder für Redlich führen muß. Um
den Lesern eine Grundlage darzubieten, von der ans sie diese Polemik ver¬
folgen können, versuchen wir, ihnen den Hauptinhalt des Werkes i» eine»,
kurzen Auszuge vorzulegen, und zwar im Anschluß nu die Einteilung des
^»ass in drei Aufsätze», die die Entwicklungsgeschichte des englischen Self-
M'ermmnts, seinen gegenwärtigen Zustand und die Auseinandersetzung mit
Gneist behandeln sollen. Zur Erklürnng des Titels schicken wir voraus, daß



*) Englische Lokalverwnltung. Darstellung der innern Verwaltung Englands in
'hrer geschichtliche, Entwicklung und in ihrer gegenwärtigen Gestalt, Po» Ur, Josef Redlich,
^''PZig, Duncker und Humblot, >!>0l, XXII und »35 Seite»,
Gen>zi>öde» til 1901 55
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0441" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235613"/>
          <figure facs="http://media.dwds.de/dta/images/grenzboten_341873_235171/figures/grenzboten_341873_235171_235613_000.jpg"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Die englische Lokalverwaltung<lb/>
^. Geschichte </head><lb/>
          <p xml:id="ID_1901" next="#ID_1902"> er englische Staat ist der einige Großstaat, von dem wir<lb/>
Dentschen mich anders als bloß dnrch abschreckende Beispiele<lb/>
lernen können. Schon dadurch rechtfertigt sich das Interesse,<lb/>
das man bei uns der englischen Geschichte und den englischen<lb/>
Zuständen widmet, lind gerade setzt wird dieses Interesse dnrch<lb/>
den Umstand erhöht, daß es sich in den mancherlei Krisen, die das Land zu<lb/>
bestehn hat, zeigen »aß, ob die gewaltige» Umwandlungen, die es im vorigen<lb/>
Jahrhundert erlitten hat, die Umbildung seiner sozialen Struktur und seiner<lb/>
politischen Verfassung, seine Widerstandskraft und Leistungsfähigkeit gestärkt<lb/>
oder geschwächt haben. Darm» darf ein Wert, das neue Einblicke in das<lb/>
englische Staatswese» eröffnet, als ein nicht unwichtiges Ereignis angesehen<lb/>
werden. Unsre Auffassung englischer Zustände ist bisher vorzugsweise durch<lb/>
Gneist und Lothar Bucher bestimmt, dann von Brentano und den Sozialisten<lb/>
verschiedner Schattierungen beeinflußt worden. Der Verfasser des unten ge¬<lb/>
nannten, ans umfangreichen Quellenstudien und Nachforschungen an Ort »ud<lb/>
Stelle beruhenden Werkes") um erklärt Greises Auffassung für der Haupt¬<lb/>
sache nach falsch. Es wird darum zweifellos eine gelehrte Polemik hervor¬<lb/>
rufen, die zu einer Entscheidung für Gneist oder für Redlich führen muß. Um<lb/>
den Lesern eine Grundlage darzubieten, von der ans sie diese Polemik ver¬<lb/>
folgen können, versuchen wir, ihnen den Hauptinhalt des Werkes i» eine»,<lb/>
kurzen Auszuge vorzulegen, und zwar im Anschluß nu die Einteilung des<lb/>
^»ass in drei Aufsätze», die die Entwicklungsgeschichte des englischen Self-<lb/>
M'ermmnts, seinen gegenwärtigen Zustand und die Auseinandersetzung mit<lb/>
Gneist behandeln sollen. Zur Erklürnng des Titels schicken wir voraus, daß</p><lb/>
          <note xml:id="FID_35" place="foot"> *) Englische Lokalverwnltung.  Darstellung der innern Verwaltung Englands in<lb/>
'hrer geschichtliche, Entwicklung und in ihrer gegenwärtigen Gestalt, Po» Ur, Josef Redlich,<lb/>
^''PZig, Duncker und Humblot, &gt;!&gt;0l,  XXII und »35 Seite»,</note><lb/>
          <fw type="sig" place="bottom"> Gen&gt;zi&gt;öde» til 1901 55</fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0441] [Abbildung] Die englische Lokalverwaltung ^. Geschichte er englische Staat ist der einige Großstaat, von dem wir Dentschen mich anders als bloß dnrch abschreckende Beispiele lernen können. Schon dadurch rechtfertigt sich das Interesse, das man bei uns der englischen Geschichte und den englischen Zuständen widmet, lind gerade setzt wird dieses Interesse dnrch den Umstand erhöht, daß es sich in den mancherlei Krisen, die das Land zu bestehn hat, zeigen »aß, ob die gewaltige» Umwandlungen, die es im vorigen Jahrhundert erlitten hat, die Umbildung seiner sozialen Struktur und seiner politischen Verfassung, seine Widerstandskraft und Leistungsfähigkeit gestärkt oder geschwächt haben. Darm» darf ein Wert, das neue Einblicke in das englische Staatswese» eröffnet, als ein nicht unwichtiges Ereignis angesehen werden. Unsre Auffassung englischer Zustände ist bisher vorzugsweise durch Gneist und Lothar Bucher bestimmt, dann von Brentano und den Sozialisten verschiedner Schattierungen beeinflußt worden. Der Verfasser des unten ge¬ nannten, ans umfangreichen Quellenstudien und Nachforschungen an Ort »ud Stelle beruhenden Werkes") um erklärt Greises Auffassung für der Haupt¬ sache nach falsch. Es wird darum zweifellos eine gelehrte Polemik hervor¬ rufen, die zu einer Entscheidung für Gneist oder für Redlich führen muß. Um den Lesern eine Grundlage darzubieten, von der ans sie diese Polemik ver¬ folgen können, versuchen wir, ihnen den Hauptinhalt des Werkes i» eine», kurzen Auszuge vorzulegen, und zwar im Anschluß nu die Einteilung des ^»ass in drei Aufsätze», die die Entwicklungsgeschichte des englischen Self- M'ermmnts, seinen gegenwärtigen Zustand und die Auseinandersetzung mit Gneist behandeln sollen. Zur Erklürnng des Titels schicken wir voraus, daß *) Englische Lokalverwnltung. Darstellung der innern Verwaltung Englands in 'hrer geschichtliche, Entwicklung und in ihrer gegenwärtigen Gestalt, Po» Ur, Josef Redlich, ^''PZig, Duncker und Humblot, >!>0l, XXII und »35 Seite», Gen>zi>öde» til 1901 55

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/441
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/441>, abgerufen am 28.04.2024.