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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Maßgebliches und Uiunaßgevliches

Zwang der Fronde zu höheren Miuimalzöllen im Generaltarif -- in dem Sinne,
wie wir es oben dargelegt haben - schwach, so werden sie es bald zur Wahr¬
heit machen, daß der Reichskanzler, der des Kaisers Politik zu vertreten hat, mit
den Konservativen nicht mehr regieren kann, obgleich Liberale, mit denen regiert
werden könnte, nicht vorhanden sind.

Es ist neuerdings in der Presse viel von einer neuen Erhöhung der Präsenz¬
starke der Armee geschrieben worden. Wir wissen nicht, was daran ist, aber das
Nüssen wir, daß trotz der sicher begründeten Hoffnung des Kaisers auf vorläufigen
Erfolg seines auf Erhaltung des Weltfriedens gerichteten Strebens die Zeiten nicht
dazu angethan sind, in der militärischen Ausbildung womöglich aller dazu tauglichen
jungen Leute deutscher Nation irgendwie lässig zu werden. Wenn jemals, so
haben wir jetzt Grund, unsern Reichtum an Menschen in dieser Beziehung aus¬
zunutzen. Der Imperialismus, der Nationalismus und der Neumerknutilismus,
der sich in der Welt breit macht, und den auch unsre deutschen Modeprofessoren
der Nationalökonomie und des Völkerrechts nrbi se orbi zu predigen unpraktisch
oder eitel genug sind, sie bedeuten leider Gottes gerade für das Deutsche Reich
eine so ungeheure Kriegsgefahr, daß die äußerste Anspannung aller Kräfte zur
Rüstung zu Wasser und zu Laude unsre dringendste Pflicht ist. Sollte die Rück¬
sicht darauf wirklich schon in der nächsten Zeit eine neue Militärvorlage erfordern,
so würde sie selbstverständlich den Vorrang auch vor der Zollvorlage haben, so
störend das für deren Abwicklung sein könnte. Ohne dringende Not, das ist sicher,
wird die Regierung nicht eine große Militärforderung stellen, und der Himmel
gebe, daß diese Not auch nicht vorliegt. Aber kläglich war es zu sehen, wie die
erwähnten Zeitungsgerüchte, sogar dn, wo ihre Glaubwürdigkeit angezweifelt wurde,
in der pnrteiliberalen Presse sofort wirkten wie ein rotes Tuch auf den Stier.
Lächerlich eilig hatten es die Herrschaften, den Irrtum, wo er etwa aufgekommen
wäre, wieder zu zerstöre", daß im Deutschen Reich mit einer aus deu liberalen
Parteien im Bunde mit den "gemauserten" Sozialdemokraten gebildeten parlamen¬
tarischen Mehrheit regiert werden könnte. Der Streit über die Regierungsfähigkeit
des gegcuwnrtigeu Parteiliberalismus, mit dem die Presse links und rechts und in
der Mitte, sogar die Delbrückscheu "Preußischen Jahrbücher" die Leser eine Weile
gelangweilt haben, würde damit wohl zu Ende sein, wenn die leidige Saure-
gnrkenzeit nicht käme. Wir siud dadurch nur aufs neue in unsrer alten Über¬
zeugung von der Unhaltbarkeit der bisherigen Parteiverhältnisse bestärkt worden:
die Rechte frontiere, weil sie die Linke regiernngsnnfnhig weiß, und die Linke
hält sich für regierungsfähig, nur weil die Rechte frontiere. Da heißt es wahr¬
haftig, sich nach rechts und nach links unabhängig halten, und Gott sei Dank ist
d /? as, wie es scheint, der Kurs, den Graf Bülow steuert.


Zum Taxwesen.

Ans Seite 200 ff. im 18. Heft der Grenzboten von diesem
Jahre ist das Taxwesen in Preußen erörtert worden, und dabei ist auf die Hand¬
habung der Taxen durch die Hypothekenbanken verwiesen worden. Eine neue Be¬
leuchtung erfährt der Aufsatz durch die seitdem erfolgte Veröffentlichung der Pom-
merschen Hypothekenbank. Es wird dieser inzwischen auch verkrachten Bank vor¬
geworfen, daß sie infolge unrichtiger Taxen zu hoch beliehen habe. Sie erwidert
darauf in ihrem Bericht folgendes:

In Ansehung der schwierigen Vorbedingungen, die bei einer Wertsermittlung von Im¬
mobilien zu erfüllen sind, haben die Staatsbehörden die Institution der gerichtlichen Sachver¬
ständigen ins Leben gerufen und dadurch ein Organ geschaffen, um sich über Grundstückswertc
zuverlässig zu informieren. Diese Einrichtung hat sich bislang nach jeder Richtung hin bewährt.
Wäre dieses nicht der Fall, so hätten, wie ohne weiteres anzunehmen ist, die Staatsbehörden
längst Bernnlassnng genommen und nehmen müssen, die Institution der gerichtlichen Sachver¬
ständigen abzuschaffen und etwas andres an deren Stelle zu setzen. Das ist bislang aber nicht


Maßgebliches und Uiunaßgevliches

Zwang der Fronde zu höheren Miuimalzöllen im Generaltarif — in dem Sinne,
wie wir es oben dargelegt haben - schwach, so werden sie es bald zur Wahr¬
heit machen, daß der Reichskanzler, der des Kaisers Politik zu vertreten hat, mit
den Konservativen nicht mehr regieren kann, obgleich Liberale, mit denen regiert
werden könnte, nicht vorhanden sind.

Es ist neuerdings in der Presse viel von einer neuen Erhöhung der Präsenz¬
starke der Armee geschrieben worden. Wir wissen nicht, was daran ist, aber das
Nüssen wir, daß trotz der sicher begründeten Hoffnung des Kaisers auf vorläufigen
Erfolg seines auf Erhaltung des Weltfriedens gerichteten Strebens die Zeiten nicht
dazu angethan sind, in der militärischen Ausbildung womöglich aller dazu tauglichen
jungen Leute deutscher Nation irgendwie lässig zu werden. Wenn jemals, so
haben wir jetzt Grund, unsern Reichtum an Menschen in dieser Beziehung aus¬
zunutzen. Der Imperialismus, der Nationalismus und der Neumerknutilismus,
der sich in der Welt breit macht, und den auch unsre deutschen Modeprofessoren
der Nationalökonomie und des Völkerrechts nrbi se orbi zu predigen unpraktisch
oder eitel genug sind, sie bedeuten leider Gottes gerade für das Deutsche Reich
eine so ungeheure Kriegsgefahr, daß die äußerste Anspannung aller Kräfte zur
Rüstung zu Wasser und zu Laude unsre dringendste Pflicht ist. Sollte die Rück¬
sicht darauf wirklich schon in der nächsten Zeit eine neue Militärvorlage erfordern,
so würde sie selbstverständlich den Vorrang auch vor der Zollvorlage haben, so
störend das für deren Abwicklung sein könnte. Ohne dringende Not, das ist sicher,
wird die Regierung nicht eine große Militärforderung stellen, und der Himmel
gebe, daß diese Not auch nicht vorliegt. Aber kläglich war es zu sehen, wie die
erwähnten Zeitungsgerüchte, sogar dn, wo ihre Glaubwürdigkeit angezweifelt wurde,
in der pnrteiliberalen Presse sofort wirkten wie ein rotes Tuch auf den Stier.
Lächerlich eilig hatten es die Herrschaften, den Irrtum, wo er etwa aufgekommen
wäre, wieder zu zerstöre», daß im Deutschen Reich mit einer aus deu liberalen
Parteien im Bunde mit den „gemauserten" Sozialdemokraten gebildeten parlamen¬
tarischen Mehrheit regiert werden könnte. Der Streit über die Regierungsfähigkeit
des gegcuwnrtigeu Parteiliberalismus, mit dem die Presse links und rechts und in
der Mitte, sogar die Delbrückscheu „Preußischen Jahrbücher" die Leser eine Weile
gelangweilt haben, würde damit wohl zu Ende sein, wenn die leidige Saure-
gnrkenzeit nicht käme. Wir siud dadurch nur aufs neue in unsrer alten Über¬
zeugung von der Unhaltbarkeit der bisherigen Parteiverhältnisse bestärkt worden:
die Rechte frontiere, weil sie die Linke regiernngsnnfnhig weiß, und die Linke
hält sich für regierungsfähig, nur weil die Rechte frontiere. Da heißt es wahr¬
haftig, sich nach rechts und nach links unabhängig halten, und Gott sei Dank ist
d /? as, wie es scheint, der Kurs, den Graf Bülow steuert.


Zum Taxwesen.

Ans Seite 200 ff. im 18. Heft der Grenzboten von diesem
Jahre ist das Taxwesen in Preußen erörtert worden, und dabei ist auf die Hand¬
habung der Taxen durch die Hypothekenbanken verwiesen worden. Eine neue Be¬
leuchtung erfährt der Aufsatz durch die seitdem erfolgte Veröffentlichung der Pom-
merschen Hypothekenbank. Es wird dieser inzwischen auch verkrachten Bank vor¬
geworfen, daß sie infolge unrichtiger Taxen zu hoch beliehen habe. Sie erwidert
darauf in ihrem Bericht folgendes:

In Ansehung der schwierigen Vorbedingungen, die bei einer Wertsermittlung von Im¬
mobilien zu erfüllen sind, haben die Staatsbehörden die Institution der gerichtlichen Sachver¬
ständigen ins Leben gerufen und dadurch ein Organ geschaffen, um sich über Grundstückswertc
zuverlässig zu informieren. Diese Einrichtung hat sich bislang nach jeder Richtung hin bewährt.
Wäre dieses nicht der Fall, so hätten, wie ohne weiteres anzunehmen ist, die Staatsbehörden
längst Bernnlassnng genommen und nehmen müssen, die Institution der gerichtlichen Sachver¬
ständigen abzuschaffen und etwas andres an deren Stelle zu setzen. Das ist bislang aber nicht


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[0052] Maßgebliches und Uiunaßgevliches Zwang der Fronde zu höheren Miuimalzöllen im Generaltarif — in dem Sinne, wie wir es oben dargelegt haben - schwach, so werden sie es bald zur Wahr¬ heit machen, daß der Reichskanzler, der des Kaisers Politik zu vertreten hat, mit den Konservativen nicht mehr regieren kann, obgleich Liberale, mit denen regiert werden könnte, nicht vorhanden sind. Es ist neuerdings in der Presse viel von einer neuen Erhöhung der Präsenz¬ starke der Armee geschrieben worden. Wir wissen nicht, was daran ist, aber das Nüssen wir, daß trotz der sicher begründeten Hoffnung des Kaisers auf vorläufigen Erfolg seines auf Erhaltung des Weltfriedens gerichteten Strebens die Zeiten nicht dazu angethan sind, in der militärischen Ausbildung womöglich aller dazu tauglichen jungen Leute deutscher Nation irgendwie lässig zu werden. Wenn jemals, so haben wir jetzt Grund, unsern Reichtum an Menschen in dieser Beziehung aus¬ zunutzen. Der Imperialismus, der Nationalismus und der Neumerknutilismus, der sich in der Welt breit macht, und den auch unsre deutschen Modeprofessoren der Nationalökonomie und des Völkerrechts nrbi se orbi zu predigen unpraktisch oder eitel genug sind, sie bedeuten leider Gottes gerade für das Deutsche Reich eine so ungeheure Kriegsgefahr, daß die äußerste Anspannung aller Kräfte zur Rüstung zu Wasser und zu Laude unsre dringendste Pflicht ist. Sollte die Rück¬ sicht darauf wirklich schon in der nächsten Zeit eine neue Militärvorlage erfordern, so würde sie selbstverständlich den Vorrang auch vor der Zollvorlage haben, so störend das für deren Abwicklung sein könnte. Ohne dringende Not, das ist sicher, wird die Regierung nicht eine große Militärforderung stellen, und der Himmel gebe, daß diese Not auch nicht vorliegt. Aber kläglich war es zu sehen, wie die erwähnten Zeitungsgerüchte, sogar dn, wo ihre Glaubwürdigkeit angezweifelt wurde, in der pnrteiliberalen Presse sofort wirkten wie ein rotes Tuch auf den Stier. Lächerlich eilig hatten es die Herrschaften, den Irrtum, wo er etwa aufgekommen wäre, wieder zu zerstöre», daß im Deutschen Reich mit einer aus deu liberalen Parteien im Bunde mit den „gemauserten" Sozialdemokraten gebildeten parlamen¬ tarischen Mehrheit regiert werden könnte. Der Streit über die Regierungsfähigkeit des gegcuwnrtigeu Parteiliberalismus, mit dem die Presse links und rechts und in der Mitte, sogar die Delbrückscheu „Preußischen Jahrbücher" die Leser eine Weile gelangweilt haben, würde damit wohl zu Ende sein, wenn die leidige Saure- gnrkenzeit nicht käme. Wir siud dadurch nur aufs neue in unsrer alten Über¬ zeugung von der Unhaltbarkeit der bisherigen Parteiverhältnisse bestärkt worden: die Rechte frontiere, weil sie die Linke regiernngsnnfnhig weiß, und die Linke hält sich für regierungsfähig, nur weil die Rechte frontiere. Da heißt es wahr¬ haftig, sich nach rechts und nach links unabhängig halten, und Gott sei Dank ist d /? as, wie es scheint, der Kurs, den Graf Bülow steuert. Zum Taxwesen. Ans Seite 200 ff. im 18. Heft der Grenzboten von diesem Jahre ist das Taxwesen in Preußen erörtert worden, und dabei ist auf die Hand¬ habung der Taxen durch die Hypothekenbanken verwiesen worden. Eine neue Be¬ leuchtung erfährt der Aufsatz durch die seitdem erfolgte Veröffentlichung der Pom- merschen Hypothekenbank. Es wird dieser inzwischen auch verkrachten Bank vor¬ geworfen, daß sie infolge unrichtiger Taxen zu hoch beliehen habe. Sie erwidert darauf in ihrem Bericht folgendes: In Ansehung der schwierigen Vorbedingungen, die bei einer Wertsermittlung von Im¬ mobilien zu erfüllen sind, haben die Staatsbehörden die Institution der gerichtlichen Sachver¬ ständigen ins Leben gerufen und dadurch ein Organ geschaffen, um sich über Grundstückswertc zuverlässig zu informieren. Diese Einrichtung hat sich bislang nach jeder Richtung hin bewährt. Wäre dieses nicht der Fall, so hätten, wie ohne weiteres anzunehmen ist, die Staatsbehörden längst Bernnlassnng genommen und nehmen müssen, die Institution der gerichtlichen Sachver¬ ständigen abzuschaffen und etwas andres an deren Stelle zu setzen. Das ist bislang aber nicht

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Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/52>, abgerufen am 28.04.2024.