Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.Maßgebliches und Nnmaßgt'l'Iles" Gut gebrüllt, Herr Löwe, sagte kaltblütig der Friedensrichter, Da aber Töten wir deu Admiral, stimmte ich ein; die Flotte ist ohnehin stark be¬ Dagegen hatte mich Schicfrich nichts einzuwenden, Anregende Arbeit und froher Jugeudmnt machten, daß bei uns der Eindruck Wortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Kaiser und Bürgermeister, Ju das Leben des Stadtrats Knuffmanu zu Über die Gründe, die die Nichtbcstätigung Kanffmauns als Bürgermeister ver¬ Maßgebliches und Nnmaßgt'l'Iles« Gut gebrüllt, Herr Löwe, sagte kaltblütig der Friedensrichter, Da aber Töten wir deu Admiral, stimmte ich ein; die Flotte ist ohnehin stark be¬ Dagegen hatte mich Schicfrich nichts einzuwenden, Anregende Arbeit und froher Jugeudmnt machten, daß bei uns der Eindruck Wortsetzung folgt) Maßgebliches und Unmaßgebliches Kaiser und Bürgermeister, Ju das Leben des Stadtrats Knuffmanu zu Über die Gründe, die die Nichtbcstätigung Kanffmauns als Bürgermeister ver¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0531" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/235703"/> <fw type="header" place="top"> Maßgebliches und Nnmaßgt'l'Iles«</fw><lb/> <p xml:id="ID_2203"> Gut gebrüllt, Herr Löwe, sagte kaltblütig der Friedensrichter, Da aber<lb/> Fräulein Cecile immerhin mich im weiten Felde steht, werden wir darauf bedacht<lb/> sei» müssen, ob wir nicht die große Frage zu rascherer Erledigung führen können<lb/> durch Beseitigung des mit Recht für gefährlich angesehenen Admirals der deutscheu<lb/> Flotte.</p><lb/> <p xml:id="ID_2204"> Töten wir deu Admiral, stimmte ich ein; die Flotte ist ohnehin stark be¬<lb/> schädigt.</p><lb/> <p xml:id="ID_2205"> Dagegen hatte mich Schicfrich nichts einzuwenden,</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p xml:id="ID_2206"> Anregende Arbeit und froher Jugeudmnt machten, daß bei uns der Eindruck<lb/> dieser Ereignisse bald verwischt war. Nur Stürmer erging sich eine Zeit lang in<lb/> srhwarzsehcrischeu Redensarten, Er habe Ahnungen, sagte er, als müsse demnächst<lb/> noch irgend etwas recht arges vorkommen. Wenn wir ihn auslachten, verwies er<lb/> uns das: Nur sollten den Neid der Götter nicht allzu sehr herausfordern. Man<lb/> wußte bei ihm nie, wie weit er scherzte, und wie weit es ernst gemeint war. Aber<lb/> es war erklärlich, daß die Verzweiflung der unglücklichen Frau Becker ihm besonders<lb/> nahe gegangen war, und daß er dieses Bild auch nicht so leicht los wurde. Er<lb/> hatte sich, wie gesagt, mit dem Verlauf der Haushaltung belastet, und das machte<lb/> ihm viel Verdrießlichkeiten, denn er war nicht sehr geschickt in solche» Sachen, und<lb/> doch sehr gewissenhaft,</p><lb/> <p xml:id="ID_2207"> Wortsetzung folgt)</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Maßgebliches und Unmaßgebliches</head><lb/> <div n="2"> <head> Kaiser und Bürgermeister, </head> <p xml:id="ID_2208"> Ju das Leben des Stadtrats Knuffmanu zu<lb/> Berlin hat die Krone zweimal eingegriffen; das erstemal zu seinem Vorteil, indem<lb/> Kaiser Wilhelm I, ein ehrengerichtliches Urteil der militärischen Stnndcsgenossen<lb/> Knufsmnuns nicht anerkannte, das zweitemal zu seinem Schaden, indem Kaiser<lb/> Wilhelm II, die Wahlhandlung der Berliner Stadtverordneten, die sich Kauffmnnn<lb/> zum zweite» Bürgermeister erkoren hatten, nicht bestätigte. Für eine ganz dumme<lb/> Einrichtung oder für ganz schlecht verwaltet wird also vermutlich Herr Kauffmann<lb/> die königlichen Prärogativen nicht halten; andrerseits ist es menschlich, wenn er sich<lb/> zwar die für ihn günstigen Entscheidungen gern gefallen läßt, die Folgen der un-<lb/> günstigen dagegen von sich abzuwenden sucht.</p><lb/> <p xml:id="ID_2209" next="#ID_2210"> Über die Gründe, die die Nichtbcstätigung Kanffmauns als Bürgermeister ver¬<lb/> anlaßt habe», ist die Öffentlichkeit durch die Regierung nicht unterrichtet worden,<lb/> während im Falle Dnllv, der sich vor einiger Zeit abgespielt hat, einige Notizen<lb/> w ein Regierungsblatt gegeben wurden. Wenn seht Schweigen beobachtet wird,<lb/> so darf man daraus weder zu Gunsten noch zu Ungunsten des Abgelehnten schließen,<lb/> denn die Veröffentlichung aus ehrengerichtlichen Berlmudluugeu verbietet sich von<lb/> selbst. Dagegen sind in der Herrn Kauffmann politisch nahestehenden Presse mehrfach<lb/> Beiuerkuugen gemacht worden. Aus dieser Quelle stammen die allgemein als That¬<lb/> sachen hiugenvmmnen Nachrichten, daß die Nichtbcstätigung durch die militärischen<lb/> Schicksale Kauffmanns veranlaßt worden sei, und ferner, daß seiner Zeit Kaiser</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0531]
Maßgebliches und Nnmaßgt'l'Iles«
Gut gebrüllt, Herr Löwe, sagte kaltblütig der Friedensrichter, Da aber
Fräulein Cecile immerhin mich im weiten Felde steht, werden wir darauf bedacht
sei» müssen, ob wir nicht die große Frage zu rascherer Erledigung führen können
durch Beseitigung des mit Recht für gefährlich angesehenen Admirals der deutscheu
Flotte.
Töten wir deu Admiral, stimmte ich ein; die Flotte ist ohnehin stark be¬
schädigt.
Dagegen hatte mich Schicfrich nichts einzuwenden,
Anregende Arbeit und froher Jugeudmnt machten, daß bei uns der Eindruck
dieser Ereignisse bald verwischt war. Nur Stürmer erging sich eine Zeit lang in
srhwarzsehcrischeu Redensarten, Er habe Ahnungen, sagte er, als müsse demnächst
noch irgend etwas recht arges vorkommen. Wenn wir ihn auslachten, verwies er
uns das: Nur sollten den Neid der Götter nicht allzu sehr herausfordern. Man
wußte bei ihm nie, wie weit er scherzte, und wie weit es ernst gemeint war. Aber
es war erklärlich, daß die Verzweiflung der unglücklichen Frau Becker ihm besonders
nahe gegangen war, und daß er dieses Bild auch nicht so leicht los wurde. Er
hatte sich, wie gesagt, mit dem Verlauf der Haushaltung belastet, und das machte
ihm viel Verdrießlichkeiten, denn er war nicht sehr geschickt in solche» Sachen, und
doch sehr gewissenhaft,
Wortsetzung folgt)
Maßgebliches und Unmaßgebliches
Kaiser und Bürgermeister, Ju das Leben des Stadtrats Knuffmanu zu
Berlin hat die Krone zweimal eingegriffen; das erstemal zu seinem Vorteil, indem
Kaiser Wilhelm I, ein ehrengerichtliches Urteil der militärischen Stnndcsgenossen
Knufsmnuns nicht anerkannte, das zweitemal zu seinem Schaden, indem Kaiser
Wilhelm II, die Wahlhandlung der Berliner Stadtverordneten, die sich Kauffmnnn
zum zweite» Bürgermeister erkoren hatten, nicht bestätigte. Für eine ganz dumme
Einrichtung oder für ganz schlecht verwaltet wird also vermutlich Herr Kauffmann
die königlichen Prärogativen nicht halten; andrerseits ist es menschlich, wenn er sich
zwar die für ihn günstigen Entscheidungen gern gefallen läßt, die Folgen der un-
günstigen dagegen von sich abzuwenden sucht.
Über die Gründe, die die Nichtbcstätigung Kanffmauns als Bürgermeister ver¬
anlaßt habe», ist die Öffentlichkeit durch die Regierung nicht unterrichtet worden,
während im Falle Dnllv, der sich vor einiger Zeit abgespielt hat, einige Notizen
w ein Regierungsblatt gegeben wurden. Wenn seht Schweigen beobachtet wird,
so darf man daraus weder zu Gunsten noch zu Ungunsten des Abgelehnten schließen,
denn die Veröffentlichung aus ehrengerichtlichen Berlmudluugeu verbietet sich von
selbst. Dagegen sind in der Herrn Kauffmann politisch nahestehenden Presse mehrfach
Beiuerkuugen gemacht worden. Aus dieser Quelle stammen die allgemein als That¬
sachen hiugenvmmnen Nachrichten, daß die Nichtbcstätigung durch die militärischen
Schicksale Kauffmanns veranlaßt worden sei, und ferner, daß seiner Zeit Kaiser
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