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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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MaßgMichcs und UmnaßgeblicheL

hauptstädtischen Bürgerschaft bestehn könnten, und zwar zum Vorteil beider Teile,
Denn wenn der Kaiser keinen Einfluß auf die freiwilligen Entschließungen der
Vürgerschaftsvertretung hat, wie das die Wiederwahl Kanffmanns in peinlicher
Deutlichkeit beweisen würde, so kauu diese bei solchem Verhalten gewiß auch keinen
auf den Kaiser gewinnen. In die Kasernen und auf die Exerzierplätze geht der
Kaiser, auch in das Landesökonomiekollegium, in das Ständehaus, in die Kunst¬
ausstellungen usw,; wer aber vermittelt den Verkehr mit der städtischen Bürger¬
schaft und bringt dem Kaiser nahe, was das Herz des Bürgers bewegt? Das
sollte doch Wohl die Berliner Stadtvertrctung zu allererst thun. Möge doch nie¬
mand sagen, daß der Kaiser die Kreise aufsucht, wo byzantinischer Geist weht, und
die meidet, wo Männerstolz vor Königsthronen zu Hause ist. Wir wenigstens
haben bisher die Ratsherren der freien Städte, in deren Kreise der Monarch häufig
weilt, für größere Herren und selbstbewußtere Männer gehalten als die Berliner
Stadträte und Stadtverordneten, Wäre nur im Roten Hanse mehr echter Stolz!
Wir wollen seine Insassen wahrlich nicht zu der Weltanschauung des Höflings be¬
kehren oder zum Geschäftemacher! mit hohen Herren anregen, aber sie sind wirklich
zu bescheidein ihr Stolz ist befriedigt, wenn sie eine" Maun zum zweitenmal zum
Bürgermeister wählen können, von dem sie gar nicht erwarten, daß er es je¬
mals wird.

Die letzten Nachrichten lassen leider keinen Zweifel dornn, daß Kaufmann
wiedergewählt wird. Die Bürgermeisterstelle wird nicht wieder ausgeschrieben und
auch eine Ausschußberatuug nicht vorgenommen werden. Vermutlich ist die Wahl
schon vollzogen, wenn dieses Heft in deu Händen der Leser ist. Vielleicht wird
dann ein königlicher Kommissar ernannt, vielleicht auch wird den Stadtverordneten
nochmals die Möglichkeit gegeben werden, eine Wahl vorzunehmen, durch die ein
ersprießlicheres Verhältnis zur Krone angebahnt oder die Anbahnung wenigstens
nicht verhindert wird.

Nicht demonstrieren, wirken ist der Ehrgeiz der Tüchtigen.


Prinz Tschuu.

Der Empfang der Sühuegesandtschaft am 4, September hat
allenfalls den gerechten deutschen Anforderungen genügt, die Verhandlungen in Basel
waren für Deutschland eine tiefe Beschämung, eine Art von Olmütz, So lautet
das "einmütige" Urteil der "urteilsfähigen," "unabhängigen" deutschen Presse (also
selbstverständlich nicht der feilen oder dummen Offiziösen) über die jüngsten deutsch-
chiuesischeu Vorgänge, Man greift sich an deu Kopf, wenn man so etwas liest,
und fragt unwillkürlich: bin ich verrückt, mindestens stumpfsinnig, oder -- sind es
andre? Daß der ernste, fast herbe Empfang des "Sühneprinzen" durch deu Kaiser,
der in einer strengen Strnfrede Sr, Majestät gipfelte und jede nicht absolut un¬
vermeidliche Ehrung vermieden hat -- denn im Büßerhemde und barfuß konnte man
die mongolische Hoheit im Schloßhofe doch wohl nicht warten lassen --, daß dieser
Empfang das Nichtige traf, das gesteht jene Presse allenfalls gnädig zu, wozu sich Graf
Bülow sehr gratulieren kaun; aber in Basel, ominöse" Andenkens von 1795 her,
hat sich die deutsche Diplomatie eine schwere Schlappe geholt, denn dort hat sie zu
viel verlangt und ist abgeblitzt, unter dem berechtigten Hohnlächeln Europas, ja
Wohl much mit Hilfe getreuer Nachbarn, Wir haben schon oft genug gesagt, daß
auch wir uns das Recht der Kritik gegenüber den Handlungen der Regierung
jederzeit wahren, aber vernünftige Menschen wagen doch nur dann ein Urteil, wenn
sie die Dinge einigermaßen kennen; wer ohne solche Kenntnis urteilt, der gilt im
gewöhnlichen Leben für leichtfertig und wird uicht ernst genommen. In den
schwierigsten Fragen der auswärtigen Politik fleht es freilich anders und viel ein¬
facher; über solche hat jeder Bierphilister, geschweige jeder Journalist das Recht,


MaßgMichcs und UmnaßgeblicheL

hauptstädtischen Bürgerschaft bestehn könnten, und zwar zum Vorteil beider Teile,
Denn wenn der Kaiser keinen Einfluß auf die freiwilligen Entschließungen der
Vürgerschaftsvertretung hat, wie das die Wiederwahl Kanffmanns in peinlicher
Deutlichkeit beweisen würde, so kauu diese bei solchem Verhalten gewiß auch keinen
auf den Kaiser gewinnen. In die Kasernen und auf die Exerzierplätze geht der
Kaiser, auch in das Landesökonomiekollegium, in das Ständehaus, in die Kunst¬
ausstellungen usw,; wer aber vermittelt den Verkehr mit der städtischen Bürger¬
schaft und bringt dem Kaiser nahe, was das Herz des Bürgers bewegt? Das
sollte doch Wohl die Berliner Stadtvertrctung zu allererst thun. Möge doch nie¬
mand sagen, daß der Kaiser die Kreise aufsucht, wo byzantinischer Geist weht, und
die meidet, wo Männerstolz vor Königsthronen zu Hause ist. Wir wenigstens
haben bisher die Ratsherren der freien Städte, in deren Kreise der Monarch häufig
weilt, für größere Herren und selbstbewußtere Männer gehalten als die Berliner
Stadträte und Stadtverordneten, Wäre nur im Roten Hanse mehr echter Stolz!
Wir wollen seine Insassen wahrlich nicht zu der Weltanschauung des Höflings be¬
kehren oder zum Geschäftemacher! mit hohen Herren anregen, aber sie sind wirklich
zu bescheidein ihr Stolz ist befriedigt, wenn sie eine» Maun zum zweitenmal zum
Bürgermeister wählen können, von dem sie gar nicht erwarten, daß er es je¬
mals wird.

Die letzten Nachrichten lassen leider keinen Zweifel dornn, daß Kaufmann
wiedergewählt wird. Die Bürgermeisterstelle wird nicht wieder ausgeschrieben und
auch eine Ausschußberatuug nicht vorgenommen werden. Vermutlich ist die Wahl
schon vollzogen, wenn dieses Heft in deu Händen der Leser ist. Vielleicht wird
dann ein königlicher Kommissar ernannt, vielleicht auch wird den Stadtverordneten
nochmals die Möglichkeit gegeben werden, eine Wahl vorzunehmen, durch die ein
ersprießlicheres Verhältnis zur Krone angebahnt oder die Anbahnung wenigstens
nicht verhindert wird.

Nicht demonstrieren, wirken ist der Ehrgeiz der Tüchtigen.


Prinz Tschuu.

Der Empfang der Sühuegesandtschaft am 4, September hat
allenfalls den gerechten deutschen Anforderungen genügt, die Verhandlungen in Basel
waren für Deutschland eine tiefe Beschämung, eine Art von Olmütz, So lautet
das „einmütige" Urteil der „urteilsfähigen," „unabhängigen" deutschen Presse (also
selbstverständlich nicht der feilen oder dummen Offiziösen) über die jüngsten deutsch-
chiuesischeu Vorgänge, Man greift sich an deu Kopf, wenn man so etwas liest,
und fragt unwillkürlich: bin ich verrückt, mindestens stumpfsinnig, oder — sind es
andre? Daß der ernste, fast herbe Empfang des „Sühneprinzen" durch deu Kaiser,
der in einer strengen Strnfrede Sr, Majestät gipfelte und jede nicht absolut un¬
vermeidliche Ehrung vermieden hat — denn im Büßerhemde und barfuß konnte man
die mongolische Hoheit im Schloßhofe doch wohl nicht warten lassen —, daß dieser
Empfang das Nichtige traf, das gesteht jene Presse allenfalls gnädig zu, wozu sich Graf
Bülow sehr gratulieren kaun; aber in Basel, ominöse» Andenkens von 1795 her,
hat sich die deutsche Diplomatie eine schwere Schlappe geholt, denn dort hat sie zu
viel verlangt und ist abgeblitzt, unter dem berechtigten Hohnlächeln Europas, ja
Wohl much mit Hilfe getreuer Nachbarn, Wir haben schon oft genug gesagt, daß
auch wir uns das Recht der Kritik gegenüber den Handlungen der Regierung
jederzeit wahren, aber vernünftige Menschen wagen doch nur dann ein Urteil, wenn
sie die Dinge einigermaßen kennen; wer ohne solche Kenntnis urteilt, der gilt im
gewöhnlichen Leben für leichtfertig und wird uicht ernst genommen. In den
schwierigsten Fragen der auswärtigen Politik fleht es freilich anders und viel ein¬
facher; über solche hat jeder Bierphilister, geschweige jeder Journalist das Recht,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/534>, abgerufen am 28.04.2024.