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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr.

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Der Friede mit England war geschlossen, und um und Frankreich dauerte
der Krieg fort. Deshalb war die Not nicht mehr so groß, man konnte sich
mit Recht mehr Ruhe gönnen. De Ruyter erholte sich im Jahre 1675 von
den Strapazen des letzten Feldzugs im Kreise der Seinigen mit der stillen
Freude an häuslichem Glück, die ihm ebenso eigentümlich war wie der erhabne
Mut im Graus und Schrecken der Seeschlacht; da bekam er von den General-
staaten den Auftrag, im Mittelmeere den Spaniern Hilfe gegen die Franzosen
zu bringen. Als ihm die Liste der Schiffe, die er führen sollte, vorgelegt
worden war, machte er der Admiralität in Amsterdam dringende Vorstellungen.
Den Franzosen gegenüber, die unter dein Befehl du Quesnes stünden, sei
weder die Anzahl noch die Größe und Schwere der Schiffe ausreichend. Darauf
begab sich ein Mitglied der genannten Behörde zu ihm und sagte wörtlich:
"Ich denke nicht, mein Herr, daß Sie in Ihren alten Tagen anfangen, sich
zu fürchten und den Mut sinken zu lassen." Ohne den Unmut Herr über sich
gewinnen zu lassen, erwiderte de Ruyter ruhig: "Nein, ich lasse den Mut nicht
sinken. Für den Staat schlage ich mein Leben in die Schanze. Aber ich
wundre mich, und es thut mir leid, daß die Herren die Flagge des Landes
so wohlfeil aufs Spiel setzen."- Infolge dessen ging ein freundlich gehaltues
Gesuch an ihn ab, trotz seiner Bedenken das Kommando zu übernehmen, worauf
die stolze Antwort gegeben wurde: "Die Herren haben mich nicht zu ersuchen,
sondern mir zu befehlen, und würde mir der Befehl gegeben, die Flagge des
Landes nur auf einem Schiffe zu führen, so ginge ich damit in See; wo die
Herren Staaten ihre Flagge sicher glauben, da werde ich mem Leben wagen."

De Ruyter ging in See und kehrte nicht wieder. Wie die Tromps,
Wassercur, der ganze Stamm der Evertzens und so viele andre das Leben
fürs Baterland gelassen hatten, so ließ auch er es. Den Holländern kann
der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie ihr bestes Blut umsonst haben ins
Meer fließen lassen, daß ihnen ihr Geld da, wo es darauf ankam, schwerer
gewogen hat, als die Ehre und die Sicherheit ihres Landes.




Wie entstehn psandbriesverbände?
5olidarhaft -- Amortisation? -- TNündelsicherheit

ind Pfandbriefverbände, wie in den frühern Aufsätzen sin Ur. 27,
34 und 35) dargethan worden ist, die beste und gesündeste Form
für den Nealkredit, so fragt es sich weiter, wie solche in das
Leben gerufen werden können.

Wie schon mitgeteilt worden ist, ist der erste Pfandbrief-
Verband unter dein Namen "Landschaft" in Schlesien von Friedrich dem Großen
ins Leben gerufen worden. Es geschah dies im Jahre 1770, und zwar wurde


Der Friede mit England war geschlossen, und um und Frankreich dauerte
der Krieg fort. Deshalb war die Not nicht mehr so groß, man konnte sich
mit Recht mehr Ruhe gönnen. De Ruyter erholte sich im Jahre 1675 von
den Strapazen des letzten Feldzugs im Kreise der Seinigen mit der stillen
Freude an häuslichem Glück, die ihm ebenso eigentümlich war wie der erhabne
Mut im Graus und Schrecken der Seeschlacht; da bekam er von den General-
staaten den Auftrag, im Mittelmeere den Spaniern Hilfe gegen die Franzosen
zu bringen. Als ihm die Liste der Schiffe, die er führen sollte, vorgelegt
worden war, machte er der Admiralität in Amsterdam dringende Vorstellungen.
Den Franzosen gegenüber, die unter dein Befehl du Quesnes stünden, sei
weder die Anzahl noch die Größe und Schwere der Schiffe ausreichend. Darauf
begab sich ein Mitglied der genannten Behörde zu ihm und sagte wörtlich:
„Ich denke nicht, mein Herr, daß Sie in Ihren alten Tagen anfangen, sich
zu fürchten und den Mut sinken zu lassen." Ohne den Unmut Herr über sich
gewinnen zu lassen, erwiderte de Ruyter ruhig: „Nein, ich lasse den Mut nicht
sinken. Für den Staat schlage ich mein Leben in die Schanze. Aber ich
wundre mich, und es thut mir leid, daß die Herren die Flagge des Landes
so wohlfeil aufs Spiel setzen."- Infolge dessen ging ein freundlich gehaltues
Gesuch an ihn ab, trotz seiner Bedenken das Kommando zu übernehmen, worauf
die stolze Antwort gegeben wurde: „Die Herren haben mich nicht zu ersuchen,
sondern mir zu befehlen, und würde mir der Befehl gegeben, die Flagge des
Landes nur auf einem Schiffe zu führen, so ginge ich damit in See; wo die
Herren Staaten ihre Flagge sicher glauben, da werde ich mem Leben wagen."

De Ruyter ging in See und kehrte nicht wieder. Wie die Tromps,
Wassercur, der ganze Stamm der Evertzens und so viele andre das Leben
fürs Baterland gelassen hatten, so ließ auch er es. Den Holländern kann
der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie ihr bestes Blut umsonst haben ins
Meer fließen lassen, daß ihnen ihr Geld da, wo es darauf ankam, schwerer
gewogen hat, als die Ehre und die Sicherheit ihres Landes.




Wie entstehn psandbriesverbände?
5olidarhaft — Amortisation? — TNündelsicherheit

ind Pfandbriefverbände, wie in den frühern Aufsätzen sin Ur. 27,
34 und 35) dargethan worden ist, die beste und gesündeste Form
für den Nealkredit, so fragt es sich weiter, wie solche in das
Leben gerufen werden können.

Wie schon mitgeteilt worden ist, ist der erste Pfandbrief-
Verband unter dein Namen „Landschaft" in Schlesien von Friedrich dem Großen
ins Leben gerufen worden. Es geschah dies im Jahre 1770, und zwar wurde


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[0600] Der Friede mit England war geschlossen, und um und Frankreich dauerte der Krieg fort. Deshalb war die Not nicht mehr so groß, man konnte sich mit Recht mehr Ruhe gönnen. De Ruyter erholte sich im Jahre 1675 von den Strapazen des letzten Feldzugs im Kreise der Seinigen mit der stillen Freude an häuslichem Glück, die ihm ebenso eigentümlich war wie der erhabne Mut im Graus und Schrecken der Seeschlacht; da bekam er von den General- staaten den Auftrag, im Mittelmeere den Spaniern Hilfe gegen die Franzosen zu bringen. Als ihm die Liste der Schiffe, die er führen sollte, vorgelegt worden war, machte er der Admiralität in Amsterdam dringende Vorstellungen. Den Franzosen gegenüber, die unter dein Befehl du Quesnes stünden, sei weder die Anzahl noch die Größe und Schwere der Schiffe ausreichend. Darauf begab sich ein Mitglied der genannten Behörde zu ihm und sagte wörtlich: „Ich denke nicht, mein Herr, daß Sie in Ihren alten Tagen anfangen, sich zu fürchten und den Mut sinken zu lassen." Ohne den Unmut Herr über sich gewinnen zu lassen, erwiderte de Ruyter ruhig: „Nein, ich lasse den Mut nicht sinken. Für den Staat schlage ich mein Leben in die Schanze. Aber ich wundre mich, und es thut mir leid, daß die Herren die Flagge des Landes so wohlfeil aufs Spiel setzen."- Infolge dessen ging ein freundlich gehaltues Gesuch an ihn ab, trotz seiner Bedenken das Kommando zu übernehmen, worauf die stolze Antwort gegeben wurde: „Die Herren haben mich nicht zu ersuchen, sondern mir zu befehlen, und würde mir der Befehl gegeben, die Flagge des Landes nur auf einem Schiffe zu führen, so ginge ich damit in See; wo die Herren Staaten ihre Flagge sicher glauben, da werde ich mem Leben wagen." De Ruyter ging in See und kehrte nicht wieder. Wie die Tromps, Wassercur, der ganze Stamm der Evertzens und so viele andre das Leben fürs Baterland gelassen hatten, so ließ auch er es. Den Holländern kann der Vorwurf nicht erspart bleiben, daß sie ihr bestes Blut umsonst haben ins Meer fließen lassen, daß ihnen ihr Geld da, wo es darauf ankam, schwerer gewogen hat, als die Ehre und die Sicherheit ihres Landes. Wie entstehn psandbriesverbände? 5olidarhaft — Amortisation? — TNündelsicherheit ind Pfandbriefverbände, wie in den frühern Aufsätzen sin Ur. 27, 34 und 35) dargethan worden ist, die beste und gesündeste Form für den Nealkredit, so fragt es sich weiter, wie solche in das Leben gerufen werden können. Wie schon mitgeteilt worden ist, ist der erste Pfandbrief- Verband unter dein Namen „Landschaft" in Schlesien von Friedrich dem Großen ins Leben gerufen worden. Es geschah dies im Jahre 1770, und zwar wurde

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Drittes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235171/600>, abgerufen am 28.04.2024.