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Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr.

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Deutschland und England
Eine Abrechnung

line angesehene englische Zeitschrift, die Mticmg.1 Revisv, hat die
Freundlichkeit gehabt, uns den Abzug eines Artikels aus ihrem
Novemberheft zu übersenden mit dem Zusatz, daß er für uns
vielleicht von Interesse sein dürfte. Das ist er nun in hohem
! Grade, wir quittieren also dankend den Empfang und Molken
unsern Dank auch dadurch abstatten, daß wir genauer auf den Aufsatz eingehn
und ihn mit unsern freimütiger Bemerkungen begleiten. Es liegt uns nämlich
sehr viel daran, uns mit unsrer Kollegin an der Themse möglichst zu ver¬
ständigen, und dazu ist Offenheit das beste Mittel. Die UÄ,iorml Revier,
die offenbar die deutsche Presse aufmerksam verfolgt, weiß vermutlich, daß
die Grenzboten keineswegs "euglaudfeindlich" sind. Sie haben mit ihrem
Urteil über den unseligen südafrikanischen Krieg niemals zurückgehalten und
gedenken es auch jetzt nicht zu thun, aber in das alltägliche Geschrei eines
Teils der deutschen Presse, die jeden kleinen Erfolg der Buren mit Jubel,
jede englische Schlappe mit schadenfrohem Hohn begrüßt, haben sie niemals
eingestimmt, und sie haben unter anderm in einem Artikel, der den laufenden
Jahrgang einleitete, ausdrücklich darauf hingewiesen, wieviel Deutschland mit
England verbinde, und wie es ein Unglück ersten Ranges für beide sein würde,
wenn sie jemals mit den Waffen aufeinanderstoßen sollten. Aber die NMong,!
Rsvisv wird es, weil sie selbst englische Interessen nachdrücklich vertritt, den
Grenzboten nicht verargen, wenn sie deutsche Interessen wahren, so gut sie es
verstehn und können, aus eigner, wohlerwogner Überzeugung, uicht auf einen
"Wink" von oben.

Also zur Sache. Der mit einer für uns bedeutungslosen Chiffre ge¬
zeichnete, aber offenbar von kundiger, wohlunterrichteter Seite herrührende
Artikel führt die Überschrift Lritisb. ^orsiZn l'vllo/; er giebt zunächst eine
Kritik der bisherigen englischen Weltpolitik und entwickelt dann ein voll-


Grenzboten IV 1901 46


Deutschland und England
Eine Abrechnung

line angesehene englische Zeitschrift, die Mticmg.1 Revisv, hat die
Freundlichkeit gehabt, uns den Abzug eines Artikels aus ihrem
Novemberheft zu übersenden mit dem Zusatz, daß er für uns
vielleicht von Interesse sein dürfte. Das ist er nun in hohem
! Grade, wir quittieren also dankend den Empfang und Molken
unsern Dank auch dadurch abstatten, daß wir genauer auf den Aufsatz eingehn
und ihn mit unsern freimütiger Bemerkungen begleiten. Es liegt uns nämlich
sehr viel daran, uns mit unsrer Kollegin an der Themse möglichst zu ver¬
ständigen, und dazu ist Offenheit das beste Mittel. Die UÄ,iorml Revier,
die offenbar die deutsche Presse aufmerksam verfolgt, weiß vermutlich, daß
die Grenzboten keineswegs „euglaudfeindlich" sind. Sie haben mit ihrem
Urteil über den unseligen südafrikanischen Krieg niemals zurückgehalten und
gedenken es auch jetzt nicht zu thun, aber in das alltägliche Geschrei eines
Teils der deutschen Presse, die jeden kleinen Erfolg der Buren mit Jubel,
jede englische Schlappe mit schadenfrohem Hohn begrüßt, haben sie niemals
eingestimmt, und sie haben unter anderm in einem Artikel, der den laufenden
Jahrgang einleitete, ausdrücklich darauf hingewiesen, wieviel Deutschland mit
England verbinde, und wie es ein Unglück ersten Ranges für beide sein würde,
wenn sie jemals mit den Waffen aufeinanderstoßen sollten. Aber die NMong,!
Rsvisv wird es, weil sie selbst englische Interessen nachdrücklich vertritt, den
Grenzboten nicht verargen, wenn sie deutsche Interessen wahren, so gut sie es
verstehn und können, aus eigner, wohlerwogner Überzeugung, uicht auf einen
„Wink" von oben.

Also zur Sache. Der mit einer für uns bedeutungslosen Chiffre ge¬
zeichnete, aber offenbar von kundiger, wohlunterrichteter Seite herrührende
Artikel führt die Überschrift Lritisb. ^orsiZn l'vllo/; er giebt zunächst eine
Kritik der bisherigen englischen Weltpolitik und entwickelt dann ein voll-


Grenzboten IV 1901 46
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[0369] [Abbildung] Deutschland und England Eine Abrechnung line angesehene englische Zeitschrift, die Mticmg.1 Revisv, hat die Freundlichkeit gehabt, uns den Abzug eines Artikels aus ihrem Novemberheft zu übersenden mit dem Zusatz, daß er für uns vielleicht von Interesse sein dürfte. Das ist er nun in hohem ! Grade, wir quittieren also dankend den Empfang und Molken unsern Dank auch dadurch abstatten, daß wir genauer auf den Aufsatz eingehn und ihn mit unsern freimütiger Bemerkungen begleiten. Es liegt uns nämlich sehr viel daran, uns mit unsrer Kollegin an der Themse möglichst zu ver¬ ständigen, und dazu ist Offenheit das beste Mittel. Die UÄ,iorml Revier, die offenbar die deutsche Presse aufmerksam verfolgt, weiß vermutlich, daß die Grenzboten keineswegs „euglaudfeindlich" sind. Sie haben mit ihrem Urteil über den unseligen südafrikanischen Krieg niemals zurückgehalten und gedenken es auch jetzt nicht zu thun, aber in das alltägliche Geschrei eines Teils der deutschen Presse, die jeden kleinen Erfolg der Buren mit Jubel, jede englische Schlappe mit schadenfrohem Hohn begrüßt, haben sie niemals eingestimmt, und sie haben unter anderm in einem Artikel, der den laufenden Jahrgang einleitete, ausdrücklich darauf hingewiesen, wieviel Deutschland mit England verbinde, und wie es ein Unglück ersten Ranges für beide sein würde, wenn sie jemals mit den Waffen aufeinanderstoßen sollten. Aber die NMong,! Rsvisv wird es, weil sie selbst englische Interessen nachdrücklich vertritt, den Grenzboten nicht verargen, wenn sie deutsche Interessen wahren, so gut sie es verstehn und können, aus eigner, wohlerwogner Überzeugung, uicht auf einen „Wink" von oben. Also zur Sache. Der mit einer für uns bedeutungslosen Chiffre ge¬ zeichnete, aber offenbar von kundiger, wohlunterrichteter Seite herrührende Artikel führt die Überschrift Lritisb. ^orsiZn l'vllo/; er giebt zunächst eine Kritik der bisherigen englischen Weltpolitik und entwickelt dann ein voll- Grenzboten IV 1901 46

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 60, 1901, Viertes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341873_235821/369>, abgerufen am 03.05.2024.