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Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr.

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lichen Heften und verdient ihrer rein nationalen, Deutschland zur Ehre gereichenden
Tendenz wegen die allgemeinste Beachtung. Wie betrübend, daß eine so wichtige
Zeitschrift in Deutschland äußere Hemmungen finden konnte! Sie erobert den
deutschen Interessen ein neues Terrain und wird aus diesem Gesichtspunkt sogar
von der hiesigen Bank, die in materieller Hinsicht einen Anschluß Belgiens an
Deutschland wünscht, unterstützt.

Kurcmda besitzt zugleich gesellige Formen genug, um hier in jeder Weise die
deutsche Litteratur würdig zu vertreten."

Bald darauf sind die Grenzboten nach Leipzig übergesiedelt, und von hier
ans haben sie dann den nationalen Interessen in allem Wandel der Zeiten gedient
bis zum heutigen Tage.


Atheistische Ethik.

Zwei dickleibige Bücher, die eine solche zu begründen
versuchen, haben sich auf unserm Büchertische zusammengefunden. Das eine davon,
Adalbert Swobodas "Ideale Lebensziele, Kritisches, Geschichtliches, Philo¬
sophisches" (Leipzig, C. G Naumann, 1901) erwähnen wir nur als Kuriosum. Es
ist ein zwei Bände von zusammen 897 Seiten füllendes ungeordnetes Sammel¬
surium von Lesefrüchten, zu dem Zwecke zusammengestellt, die Philosophie und alle
Religion, besonders die christliche, verächtlich und lächerlich zu machen. Die eigne
Denkthätigkeit des Verfassers beschränkt sich ans Glossen, und die Skandalgeschichten
werden uicht einmal in einer Weise mitgeteilt, die eine Nachprüfung ermöglichte.
Und so etwas findet einen Verleger in Deutschland! Keine Spur eines Versuchs,
die "idealen Lebensziele" ans dein reinen Naturalismus, der als Dogma hingestellt
wird, abzuleiten! Sie sind eben da! Sehr naiv leitet der Verfasser den zweiten
Band mit dein Satze ein: "Das Wesen ethischer Vorzüge ergründet man leicht in
der Geschichte der Unsittlichkeit." Er nennt einfach unsittlich, was die meisten
Zivilisierten Menschen unsittlich nennen, und nimmt das Gegenteil davon, da hat er
denn das Sittliche. "Das menschlich Perverse bei Natur- und Kulturvölkern"
überschreibt er seiue Geschichte der Unsittlichkeit, als ob von Perversem die Rede
sein könnte, wo alles streng natnrgeseillich verläuft! Seite 364 des zweiten Bandes
lesen wir unter der Überschrift: "Ausblicke in deu Vernunftstant" so kindliche
Sachen, daß einem der Verfasser leid thut. "Wie anders wird es in den Rechts¬
staaten der Zukunft aussehen! Für alle Rechtsbedürfnisse der Volker wird gesorgt,
alle Vorrechte, auch das der Erbthröne, ^werden! verwelkt, die Klagen über des
Lebens sozialen Jammer verstummt sein.... Werden den Staatsgenossen alle
Mittel zur bequemen Lebensführung und edle Genüsse aller Art dargeboten, so
verzichten sie gern ans den Verkehr mit Jenseitspcrsoueu, nach deren Hand sie vor¬
mals bei moralischen Beklemmungen und phhsischen Bedrängnissen gegriffen hatten.
Man wird sich uach einem besser" Nachdaseiu nicht mehr sehnen, wenn der Ideal-
staat das Leben erträglich, ja genußreich macht." Der Verfasser ist dreiundsiebzig
Jahre alt, aber seine Seele ist eine achtundvierziger Sekundanerseele geblieben,
was ihr ja in gewisser Beziehung zum Lobe gereicht. In den letzten Abschmtten
mustert er die edlern "Geuußwerle," die selbstverständlich keine andern als die
altbekannten sind: Wissen, nützliche Thätigkeit, Liebe. Pflege des Schönen und der
Kunst, und da die Ästhetik sein eigentliches Fach ist. so bietet er in deu ^.mst-
betrachtuugeu. in die sein planlos her.unirre.ides Denkerschifflei.i als in eine,, leidlich
sichern Hafen zuletzt einläuft, einige ganz hübsche und sogar gesunde Geoanken; er
ist nämlich, wie das zu seinem achtundvierziger Jiu.gliugswesen geHort, kein Freund
der "Moderne." , _

Ein Werk ganz andrer Art haben wir vor uns ni: "Entstehn und Ver¬
geh" der Welt als kosmischer Kreisprozeß. Ans Grund des pyknotischen Sub¬
stanzbegriffs. Zweite, umgearbeitete und erweiterte Auflage. Von I. G. Vogt.
Mit erläuternden Illustrationen." (1005 S. Großoktav. Leipzig, Ernst Wiese


Grenzboten t 1902 ^

begründete« Wochenschrift Die Grenzboten. Diese Revue erscheint in wöchent¬
lichen Heften und verdient ihrer rein nationalen, Deutschland zur Ehre gereichenden
Tendenz wegen die allgemeinste Beachtung. Wie betrübend, daß eine so wichtige
Zeitschrift in Deutschland äußere Hemmungen finden konnte! Sie erobert den
deutschen Interessen ein neues Terrain und wird aus diesem Gesichtspunkt sogar
von der hiesigen Bank, die in materieller Hinsicht einen Anschluß Belgiens an
Deutschland wünscht, unterstützt.

Kurcmda besitzt zugleich gesellige Formen genug, um hier in jeder Weise die
deutsche Litteratur würdig zu vertreten."

Bald darauf sind die Grenzboten nach Leipzig übergesiedelt, und von hier
ans haben sie dann den nationalen Interessen in allem Wandel der Zeiten gedient
bis zum heutigen Tage.


Atheistische Ethik.

Zwei dickleibige Bücher, die eine solche zu begründen
versuchen, haben sich auf unserm Büchertische zusammengefunden. Das eine davon,
Adalbert Swobodas „Ideale Lebensziele, Kritisches, Geschichtliches, Philo¬
sophisches" (Leipzig, C. G Naumann, 1901) erwähnen wir nur als Kuriosum. Es
ist ein zwei Bände von zusammen 897 Seiten füllendes ungeordnetes Sammel¬
surium von Lesefrüchten, zu dem Zwecke zusammengestellt, die Philosophie und alle
Religion, besonders die christliche, verächtlich und lächerlich zu machen. Die eigne
Denkthätigkeit des Verfassers beschränkt sich ans Glossen, und die Skandalgeschichten
werden uicht einmal in einer Weise mitgeteilt, die eine Nachprüfung ermöglichte.
Und so etwas findet einen Verleger in Deutschland! Keine Spur eines Versuchs,
die „idealen Lebensziele" ans dein reinen Naturalismus, der als Dogma hingestellt
wird, abzuleiten! Sie sind eben da! Sehr naiv leitet der Verfasser den zweiten
Band mit dein Satze ein: „Das Wesen ethischer Vorzüge ergründet man leicht in
der Geschichte der Unsittlichkeit." Er nennt einfach unsittlich, was die meisten
Zivilisierten Menschen unsittlich nennen, und nimmt das Gegenteil davon, da hat er
denn das Sittliche. „Das menschlich Perverse bei Natur- und Kulturvölkern"
überschreibt er seiue Geschichte der Unsittlichkeit, als ob von Perversem die Rede
sein könnte, wo alles streng natnrgeseillich verläuft! Seite 364 des zweiten Bandes
lesen wir unter der Überschrift: „Ausblicke in deu Vernunftstant" so kindliche
Sachen, daß einem der Verfasser leid thut. „Wie anders wird es in den Rechts¬
staaten der Zukunft aussehen! Für alle Rechtsbedürfnisse der Volker wird gesorgt,
alle Vorrechte, auch das der Erbthröne, ^werden! verwelkt, die Klagen über des
Lebens sozialen Jammer verstummt sein.... Werden den Staatsgenossen alle
Mittel zur bequemen Lebensführung und edle Genüsse aller Art dargeboten, so
verzichten sie gern ans den Verkehr mit Jenseitspcrsoueu, nach deren Hand sie vor¬
mals bei moralischen Beklemmungen und phhsischen Bedrängnissen gegriffen hatten.
Man wird sich uach einem besser» Nachdaseiu nicht mehr sehnen, wenn der Ideal-
staat das Leben erträglich, ja genußreich macht." Der Verfasser ist dreiundsiebzig
Jahre alt, aber seine Seele ist eine achtundvierziger Sekundanerseele geblieben,
was ihr ja in gewisser Beziehung zum Lobe gereicht. In den letzten Abschmtten
mustert er die edlern „Geuußwerle," die selbstverständlich keine andern als die
altbekannten sind: Wissen, nützliche Thätigkeit, Liebe. Pflege des Schönen und der
Kunst, und da die Ästhetik sein eigentliches Fach ist. so bietet er in deu ^.mst-
betrachtuugeu. in die sein planlos her.unirre.ides Denkerschifflei.i als in eine,, leidlich
sichern Hafen zuletzt einläuft, einige ganz hübsche und sogar gesunde Geoanken; er
ist nämlich, wie das zu seinem achtundvierziger Jiu.gliugswesen geHort, kein Freund
der „Moderne." , _

Ein Werk ganz andrer Art haben wir vor uns ni: „Entstehn und Ver¬
geh« der Welt als kosmischer Kreisprozeß. Ans Grund des pyknotischen Sub¬
stanzbegriffs. Zweite, umgearbeitete und erweiterte Auflage. Von I. G. Vogt.
Mit erläuternden Illustrationen." (1005 S. Großoktav. Leipzig, Ernst Wiese


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[0169] begründete« Wochenschrift Die Grenzboten. Diese Revue erscheint in wöchent¬ lichen Heften und verdient ihrer rein nationalen, Deutschland zur Ehre gereichenden Tendenz wegen die allgemeinste Beachtung. Wie betrübend, daß eine so wichtige Zeitschrift in Deutschland äußere Hemmungen finden konnte! Sie erobert den deutschen Interessen ein neues Terrain und wird aus diesem Gesichtspunkt sogar von der hiesigen Bank, die in materieller Hinsicht einen Anschluß Belgiens an Deutschland wünscht, unterstützt. Kurcmda besitzt zugleich gesellige Formen genug, um hier in jeder Weise die deutsche Litteratur würdig zu vertreten." Bald darauf sind die Grenzboten nach Leipzig übergesiedelt, und von hier ans haben sie dann den nationalen Interessen in allem Wandel der Zeiten gedient bis zum heutigen Tage. Atheistische Ethik. Zwei dickleibige Bücher, die eine solche zu begründen versuchen, haben sich auf unserm Büchertische zusammengefunden. Das eine davon, Adalbert Swobodas „Ideale Lebensziele, Kritisches, Geschichtliches, Philo¬ sophisches" (Leipzig, C. G Naumann, 1901) erwähnen wir nur als Kuriosum. Es ist ein zwei Bände von zusammen 897 Seiten füllendes ungeordnetes Sammel¬ surium von Lesefrüchten, zu dem Zwecke zusammengestellt, die Philosophie und alle Religion, besonders die christliche, verächtlich und lächerlich zu machen. Die eigne Denkthätigkeit des Verfassers beschränkt sich ans Glossen, und die Skandalgeschichten werden uicht einmal in einer Weise mitgeteilt, die eine Nachprüfung ermöglichte. Und so etwas findet einen Verleger in Deutschland! Keine Spur eines Versuchs, die „idealen Lebensziele" ans dein reinen Naturalismus, der als Dogma hingestellt wird, abzuleiten! Sie sind eben da! Sehr naiv leitet der Verfasser den zweiten Band mit dein Satze ein: „Das Wesen ethischer Vorzüge ergründet man leicht in der Geschichte der Unsittlichkeit." Er nennt einfach unsittlich, was die meisten Zivilisierten Menschen unsittlich nennen, und nimmt das Gegenteil davon, da hat er denn das Sittliche. „Das menschlich Perverse bei Natur- und Kulturvölkern" überschreibt er seiue Geschichte der Unsittlichkeit, als ob von Perversem die Rede sein könnte, wo alles streng natnrgeseillich verläuft! Seite 364 des zweiten Bandes lesen wir unter der Überschrift: „Ausblicke in deu Vernunftstant" so kindliche Sachen, daß einem der Verfasser leid thut. „Wie anders wird es in den Rechts¬ staaten der Zukunft aussehen! Für alle Rechtsbedürfnisse der Volker wird gesorgt, alle Vorrechte, auch das der Erbthröne, ^werden! verwelkt, die Klagen über des Lebens sozialen Jammer verstummt sein.... Werden den Staatsgenossen alle Mittel zur bequemen Lebensführung und edle Genüsse aller Art dargeboten, so verzichten sie gern ans den Verkehr mit Jenseitspcrsoueu, nach deren Hand sie vor¬ mals bei moralischen Beklemmungen und phhsischen Bedrängnissen gegriffen hatten. Man wird sich uach einem besser» Nachdaseiu nicht mehr sehnen, wenn der Ideal- staat das Leben erträglich, ja genußreich macht." Der Verfasser ist dreiundsiebzig Jahre alt, aber seine Seele ist eine achtundvierziger Sekundanerseele geblieben, was ihr ja in gewisser Beziehung zum Lobe gereicht. In den letzten Abschmtten mustert er die edlern „Geuußwerle," die selbstverständlich keine andern als die altbekannten sind: Wissen, nützliche Thätigkeit, Liebe. Pflege des Schönen und der Kunst, und da die Ästhetik sein eigentliches Fach ist. so bietet er in deu ^.mst- betrachtuugeu. in die sein planlos her.unirre.ides Denkerschifflei.i als in eine,, leidlich sichern Hafen zuletzt einläuft, einige ganz hübsche und sogar gesunde Geoanken; er ist nämlich, wie das zu seinem achtundvierziger Jiu.gliugswesen geHort, kein Freund der „Moderne." , _ Ein Werk ganz andrer Art haben wir vor uns ni: „Entstehn und Ver¬ geh« der Welt als kosmischer Kreisprozeß. Ans Grund des pyknotischen Sub¬ stanzbegriffs. Zweite, umgearbeitete und erweiterte Auflage. Von I. G. Vogt. Mit erläuternden Illustrationen." (1005 S. Großoktav. Leipzig, Ernst Wiese Grenzboten t 1902 ^

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 61, 1902, Erstes Vierteljahr, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341875_236523/169>, abgerufen am 28.04.2024.